KPD und das Volkshaus in Schalke

Gelsenkirchener Parteien gestern und heute

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Antworten
Benutzeravatar
Verwaltung
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 10651
Registriert: 02.12.2006, 05:43
Wohnort: Gelsenkirchen

KPD und das Volkshaus in Schalke

Beitrag von Verwaltung »

STÄTTE DES ANTIFASCHISTISCHEN WIDERSTANDES 1933 IN GELSENKIRCHEN
Bild

Bild ungefähr 1979 aufgenommen

Das Volkshaus, Ecke Grenz- und Liebfrauenstraße, wurde in den Jahren 1927 - 1928 von der Kommunistischen Partei Deutschlands erbaut.
Es war ein Gebäude, welches 5 Stockwerke hoch war. Im Erdgeschoß befand sich ein großer Saal, zwei kleine Säle sowie eine Gaststätte.
Das Volkshaus war nicht nur Treffpunkt, sondern auch mit dem Vereinslokal der KPD Versammlungsort der Massenorganisationen der Partei, wie u.a. der KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands), Jung-Spartakusbund, Rote Hilfe, Kampfbund gegen den Faschismus, Arbeiter-Sportorganisationen und andere mehr.
Die Wohnungen im Volkshaus waren für die damalige Zeit fortschrittlich, sehr modern und unwahrscheinlich preiswert.
Bereits Anfang 1933 wurden Veranstaltungen der Partei oder ihrer Massenorganisationen im Volkshaus von der SA und auch der Polizei gestört.
Ein Beispiel: Zum Karneval 1933 wollte die SA einen Überfall auf das Volkshaus ausführen, der durch die Besonnenheit der anwesenden Gäste vereitelt wurde.
Nach dem Reichstagsbrand (28.2.1933) wurden mehrere Mitglieder der KPD verhaftet. Das Lokal wurde geschlossen und Fahnen, Bücher und anderes Material verbrannt. Von der NSDAP wurde das Volkshaus in National-Eck umbenannt.
1945 wurde das Volkshaus der Kommunistischen Partei Deutschlands wieder Eigentum der Partei.
Einiges Erwähnenswertes zum Thema Volkshaus:
Unter den 1933 Verhafteten befand sich ein Ehepaar, welches drei Kinder hatte. Die Mutter wurde 8 Wochen festgehalten; der Vater kam im Dezember aus der Haft. Bei beiden kam es zu keiner Verurteilung.
1944 wurden zwei Männer zum Tode verurteilt und mit weiteren durch das Fallbeil hingerichtet.
Rahkop und Bukowski, die zur Zielasko-Gruppe gehörten, hatten vorher im Volkshaus gewohnt.


aus: Gelsenkirchen 1933-45 Angeklagt wegen Hochverrat - Beispiele der Verfolgung und des Widerstandes (Arbeitsergebnisse einen VHS-Kurses)

Karlheinz Rabas
Beiträge: 1557
Registriert: 26.11.2006, 12:45
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Karlheinz Rabas »

Nicht "Rahkop", sondern Fritz Rahkob! Seine Urne wurde übrigens auf dem Friedhof an der Hilgenboomstraße in Rotthausen beigesetzt.

Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

Gast
Abgemeldet

Beitrag von Gast »

Fritz Rahkob-Platz

Benutzeravatar
Verwaltung
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 10651
Registriert: 02.12.2006, 05:43
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Verwaltung »

Clau hat geschrieben:Hallo,

hier ein paar Bilder aus dem Jahre 1953.

Sie sind in der Liebfrauenstrasse / Grenzstrasse aufgenommen worden und zeigen u. a. das "Grenzeck" und das alte Kino.

Viele Grüsse
Clau

Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild

Benutzeravatar
Verwaltung
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 10651
Registriert: 02.12.2006, 05:43
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Verwaltung »

  • KPD-Volkshaus
    erbaut 1929
    Bauherr: Volkshaus Gelsenkirchen GmbH
    Architekt: W. Budde

    Infolge der Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Novemberrevolution und Kapp-Putsch im Ruhrgebiet hatte die sozialdemokratische Partei einen großen Teil ihres Anhanges in der Arbeiterschaft an die kommunistische Partei verloren. Diese stieg Anfang der 20er in Gelsenkirchen zur stärksten Partei der Linken auf. Mit durchschnittlich 20-30 % der Wählerstimmen rangierte sie gemeinsam mit dem etwa gleichstarken katholischen Zentrum bei Wahlen weit vor der Sozialdemokratie. Aufgrund ihrer organisatorischen Stärke erschien es der KPD erforderlich, einen Gebäudekomplex mit ausreichener Infrastruktur für die Partei und ihre zahllosen Nebenorganisationen zu bauen. Die eigens zu diesem Zweck gegründete und im Besitz der KPD befindliche "Volkshaus Gelsenkirchen GmbH" stellte am 28. März 1929 den Antrag auf Errichtung von 2 Wohnhäusern und zwei Wohn- und Geschäftshäusern mit Salonanbau, die zusammen einen ganzen U-förmigen Straßenblock bildeten.

    Der 3-4geschossige, mit nüchterner Klinkerfassade errichtete Komplex umfaßte Büros der KPD-Kreisleitung und der kommunistischen Zeitung "Ruhr-Echo", einen Gesellschaftsraum sowie 2 Säle für Veranstaltungen und Versammlungen der KPD, der Kommunistischen Jugend und des Jugendspartakusbundes sowie zahlreicher der KPD nahestehender Kultur- und Sportverbände, Schalmeienkapelle, Trommlerkorps, Theatergruppe, Radfahrerbund etc., eine Gaststätte sowie Wohnungen für 32 Familien. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurden erste Haussuchungen und Verhaftungen vorgenommen, die endgültige Schließung des Hauses durch die SA erfolgte Anfang März 1933. Die Mehrzahl der Mieter war, da als Anhänger der KPD bekannt, politische Verfolgung ausgesetzt. Doch konnten die Familien auch während der NS-Zeit die Wohnungen weiter bewohnen. In den Büros wurde ein SA-Sturmlokal eingerichtet, die Gaststätte nunmehr als "National-Eck" bezeichnet. Während des zweiten Weltkrieges beherbergte das Volkshaus kollaborationswillige Fremdarbeiter. Bei Luftangriffen im November 1944 und März 1945 wurde der gesamte Gebäudekomplex stark zerstört. Aufgrund guter Beziehungen zu Betriebsräten der Gelsenkirchener Zechen, die über Tauschgeschäfte Baumaterial organisierten, konnten die Wiederaufbauarbeiten bereits 1946 beginnen und das Gebäude bald teilweise wieder genutzt werden.

    Die "Volkshaus Gelsenkirchen GmbH", die 1936 im Handelsregister gelöscht worden war, wurde 1947 neugegründet und gelangte 1951 aufgrund eines Beschlusses des wiedergutmachungsgerichts wieder in den Besitz des zwischenzeitlich von der Stadt Gelsenkirchen verwalteten Grundstücks. Infolge des KPD-Verbots durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 17.8.1956 wurde ihr der Grund- und Gebäudebesitz jedoch abermals als Teil des Vermögens der aufgelösten KPD entzogen, diesmal zugunsten der Bundesrepublik Deutschland. Die Volkshaus GmbH wurde aufgelöst. Seither werden der große Saal des Gebäudes, als Kino bzw. Großraumladen, die ehemaligen Büros als Ladenlokale genutzt.
    BildGelsenkirchener Allgemeine Zeitung, 8.3.1933
Quelle:
Reformführer NRW,
Klaus Novy, Arne Mersmann, Bodo Hombach, HRSG.,
Böhlau Verlag, 1991

pito
Abgemeldet

Beitrag von pito »

BildBulmker Straße

Heinz
Abgemeldet

Beitrag von Heinz »

pito hat geschrieben:BildBulmker Straße
Das ist aber ein anderer Verein 8) KPD ML AU OHG ... oder so :wink:

Antworten