Das Café Schlechtrimen unweit der (Köln-)Kalker Kapelle erweist sich als Kleinod der Siebziger mit einer Schrankwand „Modell Gelsenkirchener Barock“ und einem Lampen-Ensemble, für die jeder Siebziger-Fan seine letzte Pril-Blume hergeben würde.
Schreibt der Kölner Stadtanzeiger vom 30.07.04
(Zeche Hugo)
Mit Gelsenkirchener Barock bezeichnet man eine Form der Wohnkultur der 1950er und 1960er Jahre in Deutschland.
Damals und Heute gab und gibt es edle Sammlervitrinen und Glasvitrinen aus Holz oder Glas mit vergoldetem Rahmen zur aufbewahrung und zurschaustellung von Gegenständen.
Nach den Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre sorgte das aufkeimende deutsche Wirtschaftswunder in vielen Familien für einen bescheidenen Wohlstand.
Dieser Wohlstand und der Wunsch nach Geborgenheit in den eigenen vier Wänden drückte sich vor allem in den von Krieg und Zerstörung betroffenen Gebieten an Rhein und Ruhr in einem altbackenen Möbelstil aus, mit Plüsch und Rüschen, mit gerundeten Möbel-Konturen und aufgesetzten Zierprofilen.
In Anlehnung an den ausladenden Formenreichtum des Barock und die eher gesichtslose, von Kohle und Stahlindustrie geprägte Ruhrgebiets-Großstadt Gelsenkirchen wurde dieser verspielte Nachkriegs-Wohnstil ironisch als "Gelsenkirchener Barock" bezeichnet.
Als Steigerung des Gelsenkirchener Barocks spricht man vom Bottroper Rokoko, nicht zu vergleichen mit dem Schwetzinger Rokoko.
Das heimische Stadion, die "Schlummwalder Schanze" brennt, wenn die Vereinsfunktionäre mit den "Blauen Bibern" um den Aufstieg ihres Traditionsclubs "Germania 08" kämpfen.
Scholle, Jupp und Ebbi sind die Hauptfiguren dieser Comedy, die des Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung und die allgemeine Vereinsmeierei gründlich auf die Schippe nimmt.
"Germania 08" ist auf dem Weg durch den deutschen Fußball-Sumpf zwischen Herrengedeck und Blutgrätsche im "POKALFIEBER".
Im Vereinsheim, geschmacklich komponiert aus Gelsenkirchener Barock und Bottroper Rokoko, fabuliert die Führungsriege von den guten alten Zeiten. Und vom lang ersehnten Aufstieg in die zweite Liga. Wird man den Fünftplatzierten aus der ersten Liga im DFB-Pokalspiel besiegen?
Im Stadion ist vor der Kulisse des tosenden Fanblocks alles möglich, besonders wenn die Blauen Biber mal wieder an der Gesundheit der gegnerischen Spieler nagen. Ein Fußball jedoch ist in diesem wahnsinnigen Film niemals zu sehen!
(Pokalfieber - Der Film)
Sollte jemand "Gelsenkirchener Barock" mit ironischem Unterton gebrauchen, so entgegne man, er vertue sich mit dem "Bottroper Rokoko"!
Da gab es doch mal im Museum diese GE Barock Ausstellung von Bussmann .. feld und oder Linde?
Muss ich mal suchen was ich da noch finde... ich meine die haben sogar die Kreisler Platte damals neu aufgelegt und zur Ausstellung präsentiert.
Es gab ein - wie ich finde - sehr schönes Plakat zu dieser Veranstaltung, Heinz: Gelsenkirchener Barock - Barock in Gelsenkirchen. Soweit ich mich erinnere, wurden nicht nur Ausstellungen, sondern auch Konzerte mit Barockmusik durchgeführt. Das Plakat hing damals in risiegen Dimensionen überall in der Stadt...
J.
Zuletzt geändert von Josel am 06.08.2007, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
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1991/92 in der ära bartlewski/bussfeld.
initiator war die abm-kraft bat 3, dr. peter hardetert.
es gab einen dicken katalog.
außerdem hatte das musiktheater gleichzeitig einen schwerpunkt mit barock-opern.
Geschichte.NRW.de hat geschrieben:Gesellschaft
Gelsenkirchener Barock
"Gelsenkirchener Barock ist nicht mehr gefragt", verkündet die Kölnische Rundschau vom 27.2.1954 anlässlich der Kölner Möbelmesse. Obwohl sich 60% der deutschen Frauen zum selben Zeitpunkt laut Allensbach -Umfrage mit den furnierten "Bauch- und Glanzmöbeln" ausgesprochen wohlfühlen.
"Gelsenkirchener Barock" ist "so eine Art Jugendstil der Bergarbeiter im Ruhrgebiet, der nicht unbedingt in Gelsenkirchen produzierte wurde", weiß man aus unterrichteten Fachkreisen. Aber so richtig beliebt sind diese hochglänzenden, gerundeten und edelholzfurnierten Möbel bei Möbelbauern und Designern nicht.
Auch in Gelsenkirchen selbst will man bald nichts mehr von den "repräsentativen Wohnzimmermöbeln für die kleine Wohnung" wissen. Da ist eine tiefsitzende Abwehr - und die glänzenden bulletMöbel wurden bislang auch für kein Remake entdeckt.
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Josel hat geschrieben:Es gab ein - wie ich finde - sehr schönes Plakat zu dieser Veranstaltung, Heinz: Gelsenkirchener Barock - Barock in Gelsenkirchen. Soweit ich mich erinnere, wurden nicht nur Ausstellungen, sondern auch Konzerte mit Barockmusik durchgeführt. Das Plakat hing damals in risiegen Dimensionen überall in der Stadt...