Michael Klaus
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Will unerkannt bleiben hat geschrieben:liebe verwaltung:
diese sätze an die trauernden sind von thomas schöps, die hat er in seiner ansprache gestern gesagt. er war sehr gut, meiner meinung nach. nix schwülstiges, nix betuliches - einfach normal. eher selten für theologen... und sehr "angemessen" für micha, fand ich."man kann keinen menschen ersetzen. das soll man gar nicht erst probieren."
"sucht die spuren dieses menschen in eurem leben."
"niemand erzählt seine eigene geschichte zu ende. das müssen immer die anderen tun."
die musik ging unter die haut. meine ist zur zeit sehr dünn, was solche sachen betrifft.
greta granderath hat zwei eigene texte und einen von michael gelesen. ihren ersten hat sie hastig verlesen, musste erst warm werden, glaub ich.
so´ne trauerhalle ist ja auch kein lyriker-treffen.
der zweite text war von micha: "schutzengel", wenn ihr ihn kennt, dann wisst ihr, warum manchen die tränen durch ein grinsen weich gefallen sind. wenn ihr ihn nicht kennt: ich schick ihn gerne mal. aber ihr habt ja nie zeit zum lesen...
der dritte text war ein "lieber micha...-brief", der mich sehr gerührt hat, weil er micha genau so beschrieb, wie ich ihn auch gerade in der letzten zeit erlebt habe.
vor und nach der trauerfeier fielen bemerkungen wie "das war so gut, dass ihr (GG) das noch gemacht habt" (gemeint ist das video) - z.b. von herrn rose oder ulli langenbrinck, seine freundin und lektorin.
eine große menge menschen, eine große stille, obwohl so viele trauernde da waren. in den seitenwegen leute, die angesichts der menge menschen staunend dreinschauten - "wer da wohl beerdigt wird???"
ich war fast zwei stunden auf diesem friedhof, auf dem ich nie zuvor gewesen war. mit rabe und andi und Babapapa und Fuchs.
ein kondolenzbuch gab´s auch: Fuchs hat was reingeschrieben, ich auch.
wenn ich mich umdrehe und in mein bücherregal schaue, könnte ich heulen...
gruß
PS: "offizielle" aus der politik habe ich keine gesehen ...
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Viele Freunde begleiteten ihn zum Grab
WAZ hat geschrieben:Viele Freunde begleiteten ihn zum Grab
Große Anteilnahme:
Beerdigung von M. Klaus
Unter großer Anteilnahme der NRW-Literatur und der Gelsenkirchener Kulturszene wurde am Samstag auf dem Zentralfriedhof in Buer der Schriftsteller Michael Klaus (1952 - 2008 ) zur letzten Ruhestätte geleitet. Bei der Andacht in der Trauerhalle waren u.a. die Jazzmusiker Eckard Koltermann und Theo Jörgensmann vertreten. In seiner Ansprache erinnerte Pfarrer Thomas Schöps an das Leben "für die und mit der Literatur" , wie es für Klaus typisch gewesen sei. Die "Kraft der Kreativität" habe ihn bis zuletzt hoffen lassen, die schwere krankheitsbedingte Krise zu durchstehen. Dieser "kompromisslose, aufgeklärte Geist", von denen es in Gelsenkirchen zu wenige Vertreter gebe", hinterlasse viele Spuren - nicht nur durch seine literarischen texte, sondern auch durch seine biografischen Wurzeln, seine Freundschaften, sein berufliches und persönliches Engegemant. Dafür sollten wir alle dankbar sein.
Greta Granderath, eines der von Klaus stark geförderten und hoch geschätzten Literaturtalente der Region, las in der Halle Beiträge, die sich mit Klaus, dessen Tod und dessen menschlicher Würdigung befassten. HJL
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Klaras Geschichte
- Klappentext:
Seit die Mutter sich irgendwann verabschiedet hat, schmeisst Klara den maroden Haushalt allein, kümmert sich um ihre beiden kleinen Brüder und den in jeder Hinsicht bankrotten Vater. Ihre Vergnügungen sind eher bescheiden: Klara schreibt Briefe an Männer, die sie gar nicht kennt, fälscht Briefmarken und verliebt sich in einen Gangster. Bei all dem hat sie schliesslich nur noch ein grosses Durcheinander im Kopf und manchmal nicht mal mehr die Kraft zum Grinsen ... aber irgendwann vielleicht doch auch Glück?
Besprechung von Hans-Jörg Loskill in der WAZ, vom 27.10.2001:
- Der Autor Michael Klaus erzählt Klaras Geschichte
Überleben - in einer Welt aus Briefen
Eine Auszeichnung hat dieses Buch schon. Klaras Geschichte wurde in die Schönsten Bücher des Jahres aufgenommen. Doch Michael Klaus Roman hat auch andere Vorzüge. Der Gelsenkirchener Autor wählt einen lyrischen Text von Durs Grünbein als Einstieg für seine Erzählung. Ein Dreijähriger erschießt seinen neunjährigen Bruder in Philadelphia. . . Klaus holt diesen Vorfall nach Deutschland. Klara ist seine Heldin, die den familiären Haushalt schmeißt, nachdem sich die Mutter vom Acker gemacht hat. Vater ist bankrott, ein Verlierertyp. Klara verknallt sich in einen Gauner, bemüht sich um einen Job im Filmpark. Und plötzlich brennt das Haus ab, in dem sie wohnt. Alle werden gerettet. Klara hat Glück gehabt. Wie lange wird es dauern? Klaus lässt vieles offen. Ist alles Fiktion? Verschwimmen Realität und Traum bei dem Mädchen, das sich in Briefen eine Welt schafft? Die 15-jährige Klara mitten aus dem Revier fasziniert - weil sie anders ist, weil sie sich nicht geschlagen gibt, weil sie Groteskes gegen Erdrückendes ausspielt.
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heute vor zwei monaten um die uhrzeit war das video-material lange im kasten! im forum wurden schon die ersten bilder, eindrücke, gedanken ausgetauscht.
vor einem monat hast du am telefon gesagt: "mir tut die haut so weh!"
jetzt haben wir fast den ersten monat ohne dich hinter uns.
im bochumer stadtspiegel steht kurz vor dem EM-start ein hinweis auf einen comedy-auftritt mit der fetten überschrift "Nichts ist scheißer als Platz zwei!" - da hatten wir dich eben auf dem friedhof gelassen.
irgendwann die tage druckte die WAZ einen ausschnitt aus deinem fußballoratorium ab, als tagesgedicht.
als ich im buchladen meines vertrauens war in der letzten woche, lag ein "michael klaus" abholbereit auf der ladentheke.
hat mich alles gefreut. bist ja doch da.
und dann: ich träumte von deiner wohnung. konnte man nur durch die tür sehen: eine zimmerecke, die rot ausgeschlagen war - stoff und material so wie das vom roten sofa. ein über eck stehender sekretär aus dunklem, edlem holz. mit bildern, büchern, figuren, nicht überladen. und dann kam plötzlich von rechts eine hand und stellte etwas neues hinein, rückte es gerade... ende vom traum, und ich denke lange drüber nach.
vor einem monat hast du am telefon gesagt: "mir tut die haut so weh!"
jetzt haben wir fast den ersten monat ohne dich hinter uns.
im bochumer stadtspiegel steht kurz vor dem EM-start ein hinweis auf einen comedy-auftritt mit der fetten überschrift "Nichts ist scheißer als Platz zwei!" - da hatten wir dich eben auf dem friedhof gelassen.
irgendwann die tage druckte die WAZ einen ausschnitt aus deinem fußballoratorium ab, als tagesgedicht.
als ich im buchladen meines vertrauens war in der letzten woche, lag ein "michael klaus" abholbereit auf der ladentheke.
hat mich alles gefreut. bist ja doch da.
und dann: ich träumte von deiner wohnung. konnte man nur durch die tür sehen: eine zimmerecke, die rot ausgeschlagen war - stoff und material so wie das vom roten sofa. ein über eck stehender sekretär aus dunklem, edlem holz. mit bildern, büchern, figuren, nicht überladen. und dann kam plötzlich von rechts eine hand und stellte etwas neues hinein, rückte es gerade... ende vom traum, und ich denke lange drüber nach.
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Heute in der Goldbergstraße, quasi vor Michaels Haustür:
Eine Gruppe flotter Fünfzig-Plusser mit Käppis und Fahrrädern. Sie stehen an der Ecke und diskutieren über die einzuschlagende Richtung, gucken in eine Radwege-Karte. Eine Frau, die schon mal um die nächste Ecke gefahren war, kommt zurück und ruft laut: "Horst, da geht's nach Marl! Da geht's nach Marl!" Dabei betont sie das Wort Marl noch einmal extra.
Die einen müssen früh gehen, die anderen fahren Fahrrad an einem sonnigen Montag.
Eine Gruppe flotter Fünfzig-Plusser mit Käppis und Fahrrädern. Sie stehen an der Ecke und diskutieren über die einzuschlagende Richtung, gucken in eine Radwege-Karte. Eine Frau, die schon mal um die nächste Ecke gefahren war, kommt zurück und ruft laut: "Horst, da geht's nach Marl! Da geht's nach Marl!" Dabei betont sie das Wort Marl noch einmal extra.
Die einen müssen früh gehen, die anderen fahren Fahrrad an einem sonnigen Montag.
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Ja, ich erinnere mich, denn immerhin ist er erst drei Monate nach meiner Geburt gestorben.bulmkerparkwächter hat geschrieben:kannst du dich noch an John Lennon erinnern?

Naja, was heißt kennen. Ich weiß viel über ihn, kenne die Musik und was er gemacht hat und wofür er stand. Aber das Feeling der Zeit habe ich natürlich nicht erlebt. Also, was weiß ich wirklich?
Wird einer wie Michael Klaus in der Zukunft noch ein Begriff sein? Wird er vergessen sein? Oder wird nach Jahrzehnten einer kommen und ihn wiederentdecken? Wird er in der Schule gelesen werden?
Und wie werden zukünftige Generationen unsere Zeit sehen? Wissen wir selber überhaupt, was heute los ist? Wenn man heute in Gelsenkirchen auf eine weiße Leiter steigt, was steht da an der Decke?
- Heinz O.
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wir von den GGs können hier einiges dazu beitragen das Menschen wie Michael Klaus nicht vergessen werden.pito hat geschrieben: Wird einer wie Michael Klaus in der Zukunft noch ein Begriff sein? Wird er vergessen sein? Oder wird nach Jahrzehnten einer kommen und ihn wiederentdecken? Wird er in der Schule gelesen werden?
Und wie werden zukünftige Generationen unsere Zeit sehen? Wissen wir selber überhaupt, was heute los ist? Wenn man heute in Gelsenkirchen auf eine weiße Leiter steigt, was steht da an der Decke?
Ich weiß zwar auch nicht wie das mit dem Internet in einigen Jahren aussieht, aber solange die Möglich besteht etwas hier niederzuschreiben, Fotos einzustellen, Interviews zu machen etc., sollten wir es machen

Auch und erst recht wenn es einigen nicht gefällt, denn wie wir hier tagtäglich feststellen, gibt es sehr viele Menschen, die sich für auch für die Vergangenheit und das Vergessene interessieren und es damit wieder aus der "Versenkung" hervorholen.
#stopthewar
Micha
Irgendwie machen GEschichten süchtig .......
Micha
Irgendwie machen GEschichten süchtig .......
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Der Literaturprof Erhard Schütz schrieb über Michael Klaus' Texte:
"Sie sind – sarkastisch, witzig und humorvoll – zugleich Urlaubsgrüße aus dem Alltag. Nur daß Michael Klaus auf seine Ansichtskarten keine Floskeln schreibt, sondern Geschichten kaum länger als diese. (...) Solche Texte hat im Deutschen Robert Walser geschrieben. Und Peter Altenberg, ein anderer Meister von Text-Essenzen, hat gesagt, er schreibe zwar kurze, aber keine kleinen Texte. Das ist Michael Klaus: ein Autor von keinen kleinen Texten."
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Michael Klaus:
Am Fenster
Am Fenster
- "1973 machte ich ernst. Ich ging in die Stadtbücherei, durch die Glastür, am Tresen vorbei, geradeaus bis zu den Fenstern, dann etwas nach rechts und setzte mich an einen kleinen grauen Tisch und wollte Schriftsteller werden. Mit dem Rücken saß ich zur Gelsenkirchener Lyrik, vor mir alphabetisch die Romane der Weltliteratur. Also Josef Büscher im Nacken und vor der Brust Balzac. Ich packte Papier und Kugelschreiber aus und schaute aus dem Fenster.
Es war eine merkwürdige Zeit. Die Lehramtsstudenten wollten Arbeiterdichter werden. Die Arbeiterdichter wollten natürlich die Arbeiterklasse befreien. Aber viel lieber wollten sie ins Große Deutsche Gedichtbuch von Karl Otto Conrady. Und die Frauenbefreiungslyrikerinnen gingen erst dann in ihrem Polarfuchsjäckchen auf die Straße, wenn sie Zuhause ihrem Mann die Häschenpantoffeln angewärmt hatten.
Ich stand noch mal auf und trank einen Kaffee und ging dann wieder an meinen Tisch und schaute durchs Fenster. Nach einiger Zeit stand ich wieder auf, trank Kaffee und kam zitternd zurück. Dann trank ich noch einen Kaffee und setzte mich mit flatternden Nerven wieder ans Fenster."
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