Elisabeth Käsemann

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Quiqueg
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"Unsere letzte Hoffnung"

Beitrag von Quiqueg »

„Ich bitte Sie, por favór Sie sind unsere letzte Hoffnung“ – bis in die Nacht hinein lassen sich Youtube videos anschauen, auch zur Fußball-WM 78, darunter ein politischer. Man sieht in einer kurzen Szene die Mütter, wie auf der Plaza de Mayo in Buenos Aires ihre Runden drehen (Stehenbleiben wäre verbotene Versammlung gewesen), um die Welt auf das Schicksal ihrer verschwundenen Kinder aufmerksam zu machen, und eine dieser weinenden Mütter stürzt sich mit diesen Worten förmlich auf einen ausländischen Reporter (anscheinend ohne nennenswerten Erfolg). Ich finde den (sehr guten) Film im Augenblick nicht wieder, das müsste über www.espaciomemoria.ar funktionieren, ich probier’s noch mal bei Tag und mit mehr Ruhe.
„ Als Mensch, der seinen Verstand gebrauchen kann, weiß ich, was man mit meiner Tochter gemacht hat. Als Vater ist das für mich mein Golgatha“, so Ernst Käsemann.
Uns, ich meine vor allem mitdenkende GelsenkirchenerInnen, ziemt es, sich vielen, auch zentralen Aspekten des Falles Elisabeth Käsemann zurückhaltend zu nähern. Die „Sie war-eine- von- uns“ Rhetorik der Courage-Frauen wäre meine Sache nicht. Ebenso wenig freilich der Versuch, Elisabeth Käsemann zu einer Mutter Teresa zu stilisieren.
Was sie erlitten hat, ist an Furchtbarkeit nicht zu überbieten. Was sie im Kampf gegen staatlichen Terror getan hat, dazu darf im Laufe der Zeit auf weitere Erkenntnis gehofft werden. Ihr Freund Sergio Bufano berichtet mehr als in einer Schublade mit der Aufschrift „leidenschaftliche Liebe“ unterzubringen wäre.

Troy
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Beitrag von Troy »

Eine bemerkenswerte Doku in der Mediathek des WDR:
Das Mädchen - was geschah mit Elisabeth K.?

20.01.2016 | 75:46 Min. | Verfügbar bis 27.01.2016 | Quelle: WDR
http://www.ardmediathek.de/tv/WDR-DOK/D ... d=12877260

Quiqueg
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Elisabeth Käsemanns menschenrechliches Vermächtnis

Beitrag von Quiqueg »

Heute, am 24-3-16 auf www.pagina12.com.ar

Heute Morgen kann niemand eine Überraschung ausschließen, was eine wirkliche Übereinstimmung Obamas mit den Menschenrechten betrifft, wenn dieser im Parque de la Memoria den Opfern der Diktatur die Ehre erweist. Gibt es diese denkbare Überraschung nicht, dann zeigen bis gestern Abend seine Worte und Taten einen Präsidenten, der unfähig ist, kritisch oder selbstkritisch mit der Rolle der Diktatur in den bleiernen Jahren umzugehen. Das kontrastiert bemerkenswert mit seinen Reden auf Kuba. Dort sagte er, dass die offene Feindschaft und Blockade unnütz waren und keine Ergebnisse gebracht haben. Und er sprach den historischen Satz: "Kuba ist souverän". Gestern fragte ihn der Journalist Martin Dinatale, ob es von ihm irgendeine Selbstkritik geben werde "wegen der Rolle, welche die USA während der Diktaturen spielten, unter denen die Region gelitten hat. Obamas Antwort hinterließ keinerlei Klarheit. Man muss nicht House of Cards gesehen haben, um zu begreifen, dass nordamerikanische Präsidenten sich an Themen und antworten zunächst probeweise versuchen und erst danach konkret und zusammenhängend (sinteticos) reden. Obamas Antwort ist nachzulesen auf http://1.usa.gov/1q2PsBr. Eine mögliche Interpretation ist diese:
- Es stimmt, dass die nordamerikanische Außenpolitik kritikwürdige Aspekte hat, aber das gilt nicht für diese Politik insgesamt
- Die Vereinigten Staaten haben sich oftmals nicht für die Menschenrechte entschieden ("für diese optiert")
- Was sie als Kampf gegen den Kommunismus im Kalten Krieg verstanden, haben sie vielmehr vorgezogen (privilegiado) gegenüber dem Erhalt der Demokratie auf dem (lateinamerikanischen) Kontinent.

Keinerlei Kritik an Henry Kissinger, der mit seinen 92 Jahren bestimmte Orte nicht mehr aufsuchen kann, weil er Gefahr läuft, dort verhaftet zu werden. Keinerlei Bekenntnis zu Jimmy Carter, der dazu ermunterte, dass ein Flügel seiner Regierung, im Außenministerium verkörpert durch Patricia Derian und in der (US) Botschaft (in Buenos Aires) durch Tex Harris, genug Luft bekam, um öffentlich die Diktatur zu kritisieren, im Gegensatz zu Terence Todman, der davon besessen war, mitten im Krieg gegen Moskau nicht die Sympathien der Militärs zu verlieren.

Ps1: Ich bitte um Nachsicht für die Übersetzung, spanisch radebrechen habe ich zwar nicht am Ballermann gelernt, aber nicht weit davon entfernt.
Ps 2 : In der heutigen Pagina12 schreiben auch: die Großmütter der Plaza de Mayo - Ana Mary de Careaga (ich nehme an, eine Angehörige der am 10-12 , dem Tag der Menschenrechte, 1977 verschwundenen Ester Ballestrino de Careaga - Arturo Blatetzky - die Ständige Versammlung der Menschenrechte Adolfo Peres de Esquivels, Träger des Friedensnobelpreises 1981 - Hebe de Bonafini (eines der ältesten Schlachtrösser der Madres) - das CELS (wichtige Internetquelle) und andere.
Ps 3: Was hat das mit Gelsenkirchen zu tun? Zunächst ein Gruß an die Mitarbeiterinnen der Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte. Mein Vorschlag, die Pastoratstraße nach Elisabeth Käsemann zu benennen, hat dort noch keinen Anklang gefunden. Sie suchen nach einem schöneren Ort. Ich meine dagegen: Wenn die Anschrift Elisabeth Käsemannstraße auf den Briefköpfen erscheint, der Kirchenkreis sich also damit vorstellt, das wäre ein starkes Zeichen. Besser als ein stilles Wäldchen, wo die Vöglein singen, wenn ich einmal zynisch reden darf. Ich hielte, evangeilsch zu reden, die Benennung "Elisabeth-Käsemann-Straße" für "bekennend". In Tübingen gibt es schon eine solche Straße, vielleicht auch anderswo, das weiß ich nicht. Gelsenkirchen würde, das wage ich zu behaupten, mit meinem Vorschlag Ehre einlegen. Und wie immer man Elisabeth Käsemann zwischen Mutter Teresa, Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof einordnen will (und wie wichtig oder unwichtig einem/einer diese Frage erscheint : Auch Idylle mag zu ihrer Person gehört haben, aber prägend war dies kaum.

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

zur Zeit auf Tagesschau24

Das Mädchen
Was geschah mit Elisabeth K.?

http://programm.tagesschau24.de/tv/Das- ... 7051841039
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Quiqueg
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Elisabeths menschenrechtliches Veemächtnis

Beitrag von Quiqueg »

"Von Organen der Militärdiktatur in Buenos Aires ermordet, gab sie ihr Leben für Freiheit und mehr Gerechtigkeit in einem von ihr geliebten Lande. Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unseren Schmerz aus der Kraft Christi". So haben am 17. Juni 1977 die Eheleute Margrit und Ernst Käsemann die Bestattung ihrer Tochter Elisabeth öffentlich angezeigt.

Am Dienstag, dem 24.Mai, dem 39. Jahrestag des Mordes möchte ich wie stets auf dem Ernst-Käsemann-Platz in Rotthausen, dieses Mal um 18 Uhr, Blumen niederlegen und einige Worte sprechen. Gestützt auf Erfahrungen und Begegnungen anlässlich einer Reise nach Buenos Aires im vergangenen Jahr möchte ich dabei auch für nachhaltige Menschenrechtsarbeit bei uns in GE werben. Mein Traum ist ein "Amnesty GE im Werden", eine von der Generation "unruhige Jugend" bis hin zur Generation "altes Schlachtross" getragene Arbeitsgruppe. "Heute kann niemand diesen ehrwürdigen Artikel in den Mund nehmen (nämlich den Satz.' 'Niemand darf der Folter oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden') ohne das Echo zu hören, das darin nachhallt: der Aufschrei unzähliger gepeinigter und hingemordeter menschlicher Kreaturen. Die Berufung auf Menschenrechte zehrt von der Empörung der Beleidigten über die Verletzung ihrer menschlichen Würde." (Jürgen Habermas zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte)

So weit meine Pressemitteilung an die WAZ. Ich habe sie gerade herausgegeben.

Ich meine: Menschenrechtsarbeit muss verstanden werden als Einsatz für die "Schaffung von Verhältnissen, in denen jede(r) seine ... wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte genießen kann" - "frei von Furcht und Not". (Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte vom 16-12-1966). Das bedeutet gemeinsames Nachdenken über strukturelle Ursachen dafür. dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Wer Donald Trump über Waterboarding reden hört, den packt das Grauen. Dass Senatorin Clinton das Thema ausspart, macht nichts besser, hier hat das amerikanische Volk die Wahl zwischen Pest und Cholera, allerdings mit der Alternative Bernie Sanders. Der globale Kapitalismus und das Agieren des imperialen Hegemons USA , das sind Themen, die nachhaltige politische Arbeit unerlässlich machen.

Vergessen wir nie, dass es vor dem (Zweiten) 11. September (2001) auch einen Ersten (1973 in Chile) gegeben hat. Salvador Allende: "Ich werde nicht zurücktreten. In eine Periode historischen Übergangs gestellt werde ich die Treue des Volkes mit meinem Leben entgelten. Ich habe die Gewissheit, dass die Saat, die wir in das würdige Bewusstsein Tausender und Abertausender Chilenen gepflanzt haben, nicht herausgerissen werden kann. Sie haben die Gewalt, sie können uns unterjochen, aber die sozialen Prozesse kann man weder durch Verbrechen noch durch Gewalt aufhalten. Die Geschichte ist unser, sie wird von den Völkern geschrieben. Andere nach mir werden diese bitteren und dunklen Augenblicke überwinden. Sie sollen wissen, dass eher früher als später wahre Menschen auf breiten Straßen marschieren werden, um eine bessere Gesellschaft aufzubauen."

Empfehlen möchte ich noch: www.elisabeth-kaesemann-stiftung.de. sowie "Kampf gegen Straflosigkeit. Argentiniens Militärs vor Gericht" von Wolfgang Kaleck. Nicht zuletzt aber auch: "Von Berlin nach Buenos Aires - Ellen Marx Deutsch-jüdische Emigrantin und Mutter der Plaza de Mayo"". Ellen Marx gehörte als Achtzehnjähtige zu einer Gruppe, die im letzten Moment (Anfang 1939) den Nazis nach Argentinien entkommen konnte, ihr Vater starb, verarmt, verfolgt und vereinsamt 1942 in Berlin, ihre Mutter 1943 in Auschwitz, ihre Tochter Nora, geboren 1948, fiel dem "Argentinischen Tod" - Verschwindenlassen, Folter, Ermordung zum Opfer. Zwei Exemplare des Buches habe ich der Stadtbücherei geschenkt, eins für die Zentrale am Leopold-Neuwald-Platz, das andre für die Zweigstelle Cranger Straße.

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knut
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Re: Elisabeth Käsemann

Beitrag von knut »

iwi hat geschrieben:Heute, am 24.05.2014, auf dem Ernst-Käsemann-Platz, dem Marktplatz
in Gelsenkirchen-Rotthausen um 11.00 Uhr
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Finde ich gut! Vor zwei Jahren fanden sich ja auch einige Interessenten ein, wie man auf den Fotos oben sehen kann!

Quiqueg
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Elisabeth, der Prager Frühling, der GRÜNE Dutschke

Beitrag von Quiqueg »

Aus:
http://www.deutschlandradiokultur.de/au ... _id=144892
Interview mit Stefan Aust

edit Verwaltung: Link repariert.

"Im Frühjahr 1968, beim Prager Frühling, fuhr Rudi Dutschke nach Prag, mit seiner Frau Gretchen, mit Clemens Kuby und Elisabeth Käsemann. Ich stieß von Hamburg aus dazu, und so haben wir ungefähr eine Woche ich Prag zugebracht, sind mit auf den Straßen gewesen, als demonstriert wurde für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Rudi hat da, glaube ich, viel gelernt. Man merkte, dass zwischen der sozialistischen Heilserwartung, die in der Studentenbewegung eine große Rolle spielte, und der Realität eines sozialistisch-kommunistischen Landes Welten lagen.
Als Redner war er außerordentlich eindrucksvoll. Dieser heisere Sound, das war sozusagen politische Musik. Er war ein außerordentlich bescheidener Mann. Und er war kein bisschen eitel, übrigens auch immer ziemlich verschlampt.
Wir fuhren zurück und sollten gemeinsam eine Geschichte für "Konkret" machen. Es war kurz vor Redaktionsschluss, er kam mit seiner Geschichte nicht über. Ich flog nach Berlin, wir gingen zum Italiener essen und sprachen über diesen Text, den wir noch ins Blatt hieven wollten. Rudi sagt jaja, er würde sich jetzt beeilen, und er müsse noch Materialien aus dem SDS-Zentrum in Berlin holen am nächsten Vormittag. Das war der Gründonnerstag. Ich fuhr morgens zum Flughafen Tempelhof, wollte gerade ins Flugzeug steigen, da wurde ich ausgerufen. Am Telefon war Clemens Kuby. Der sagte, es ist etwas Schreckliches passiert, Rudi ist niedergeschossen worden. Ich bin in ein Taxi gesprungen, zum Kurfürstendamm gefahren, da lag das Fahrrad noch auf der Straße, und die Schuhe lagen noch auf der Straße.
Es ist nach vielen Jahren herausgekommen aufgrund von Stasiakten dass der Täter zwar ein Einzeltäter war, aber durchaus vernetzt in der rechtsradikalen Szene.

Rudi hat wahnsinniges Glück gehabt, dass er überlebt hat. Er hat unglaublich hart daran gearbeitet, die Sprache wieder zu erlernen, wieder Bücher zu lesen. Er hat aber immer noch so eine Art Gehirnstörung gehabt. Er ist in England, später in Dänemark gewesen.

Bei der Beerdigung von Holger Meins ist er am Grab mit erhobener Faust gefilmt worden, mit dem Satz 'Holger, der Kampf geht weiter'. Er hat endlose Versuche unternommen, z.B. in einem langen Leserbrief an den 'Spiegel' zu erklären, wie er das gemeint hätte, dass das seine Solidarität mit dem revolutionären Kampf auf der ganzen Welt sei, aber nicht die Sympathie für diese Art von bewaffneten Kampf, wie ihn die RAF in der Bundesrepublik durchgeführt hat.

Er ist dann zu den Grünen gegangen und hat sich in einem umfangreichen Buch mit Lenin und der russischen Revolution auseinandergesetzt. (D-Radio Kutur am 23-12-2009).

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Mittwoch, 24. Mai 18Uhr: Erinnerung an ihre Ermordung

Beitrag von Quiqueg »

"Am Mittwoch, dem 24. Mai, 18 Uhr, möchte ich auf dem nach Ernst Käsemann benannten Platz in Rotthausen der Ermordung seiner Tochter Elisabeth öffentlich gedenken. Sie war eine der 16 Personen, die am späten Abend des 23. Mai 1977 vom argentinischen Folterzentrum „El Vesubio“ bei Buenos Aires in ein nahe gelegenes Landhaus verfrachtet und in der Nacht von Militärs hinterrücks erschossen wurden. Eine Zeugin, Elena Alfaro, entging diesem Massaker, weil sie schwanger war und die nach Adoptionsmöglichkeiten suchenden Militärs es auf ihr Kind abgesehen hatten. Sie berichtet:
„Am 23. Mai des Nachts begannen sie, uns herauszurufen. Wir waren gefesselt. Von einem Augenblick auf den anderen sagten sie uns, dass sie uns verlegen. Wir waren 17. Es war Nacht. In einem bestimmten Moment öffnet sich die Tür und jemand schreit: ‚08 zurück in die Zelle!‘ 08 war ich. Und ich fing an zu weinen und zu schreien, mir war schon alles egal. Eine Mitgefangene schaffte es, sich aus ihrer Handfessel zu befreien. Und unter einem enormen Risiko kommt sie in meine Zelle, schüttelt mich und sagt: ‚Elena, sei dir darüber klar, dass du die einzige bist, die davon erzählen kann‘. Und diese Worte behielt ich, um zu widerstehen, um zu überleben.“
Elisabeths Schwester, Dr. Eva Teufel: „Von verantwortlichen Stellen fühlte mein Vater sich im Stich gelassen. Elisabeth war ihrem Vater nicht unähnlich. Ihre Überzeugungen wollte sie nicht preisgeben. Mein Vater hat überlebt. Elisabeth bezahlte für das Festhalten an ihren Überzeugungen mit dem Leben.“
Ernst Käsemann: „Und so definiere ich heute die Kirche Jesu Christi als die Widerstandsbewegung des erhöhten Herrn auf dieser Erde gegen seine Gegner. Dazu gehören für mich nicht nur Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher, sondern gehören auch die argentinischen Politiker. Sie sind für mich die Repräsentanten der Gegner Jesu Christi auf Erden, denen wir auf Erden zu widerstehen haben.“

Dies habe ich als Presseerklärung an die hiesige Lokalpresse gegeben. Zu lang für eine Veröffentlichung. Aber ich wollte nach besten Kräften an Elisabeth Käsemanns Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, ihr menschenrechtliches Vermächtnis, erinnert haben.
Ich freue mich über jede/n die/der kommt.
"Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unseren Schmerz aus der Kraft Jesu Christi." (Margrit und Ernst Käsemann im Juni 1977).

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knut
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Re: Mittwoch, 24. Mai 18Uhr: Erinnerung an ihre Ermordung

Beitrag von knut »

Quiqueg hat geschrieben: (...)
Dies habe ich als Presseerklärung an die hiesige Lokalpresse gegeben. Zu lang für eine Veröffentlichung. Aber ich wollte nach besten Kräften an Elisabeth Käsemanns Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, ihr menschenrechtliches Vermächtnis, erinnert haben.
Ich freue mich über jede/n die/der kommt.
"Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unseren Schmerz aus der Kraft Jesu Christi." (Margrit und Ernst Käsemann im Juni 1977).
Probier es halt bei anderen Medien als der WITZ ;-)

https://antifaschistischesgelsenkirchen ... kaesemann/

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Stand gestern drin.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
(Shakespeare, König Lear)

Quiqueg
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Sie war eine Revolutionärin

Beitrag von Quiqueg »

Das hat ihr Freund und Verlobter Sergio Bufano über sie gesagt. Aus der Geschichte der argentinischen Diktatur gibt es deutlich mehr zu erzählen, als ich in den fünf bis sieben Minuten unterbringen kann, die ich mir für den morgigen Mittwoch 18 Uhr auf dem Ernst Käsemann-Platz vorgenommen habe.
„Wendepunkt der Ermittlungen“ (gegen die Staatschefs Videla und Massera, den Befehlshaber der Zone Buenos Aires - General Suarez Mason - und den Kommandanten des „Geheimen Haftzentrums“ El Vesubio – Juan Bautista Sasiain) waren die sich am 18. Januar 2001 über mehrere Stunden erstreckenden Vernehmungen der Zeuginnen Diana Houston und Elena Alfaro. Oberstaatsanwalt Grandpair (Nürnberg) war persönlich tief beeindruckt und sichtlich bewegt.
Vor allem die Anwälte Roland Beckert und Wolfgang Kaleck hatten das Material in sorgfältiger Kleinarbeit zusammengetragen. So kam es nicht nur zum „juristischen Durchbruch“, es kam auch dazu, dass ein Staatsanwalt seine innere Bewegung nicht mehr verbergen konnte.

(Aus www.gelsenzentrum.de Abschrift eines Video-Interviews mit Fred Diament aus GE: „Anmerkung der Übersetzer: Hier und im Folgenden ist einiges unverständlich, weil Herr Diament so aufgewühlt ist.“ Die Übersetzerin war Marie-Cecile, außerdem übersetzte Harald Gerunde. Ich erwähne das hier im Bemühen, gegen das anzuarbeiten, was ich nicht selten in den Institutionen von Gelsenkirchens sogenannter „Erinnerungskultur“ wahrnehme: dem Institut für Stadtgeschichte, der Bergbausammlung, dem Stadtteilarchiv, dem Bürgerverein, dem Heimatbund. Viel tüchtige Arbeit, kein Zweifel. Aber auch viel Ignoranz und kalte Gleichgültigkeit, wo die eigene Bewegung nicht mehr unterdrückt werden kann. Und vor Allem: Wo das klare Wort am Platze wäre. )

Zurück zur argentinischen Diktatur: Oft sind es die Nebenbemerkungen, die spüren lassen, wie es in dieser Hölle aussah. “ Die XY: Ich kümmerte mich um ihre Kinder, während sie nebenan gefoltert wurde“.
Oder: „Diese beiden Hebammen wurden umgebracht, weil sie die Familie einer Gefangenen von einer Entbindung verständigt hatten“.
Oder: „Diesen Gefangenen mussten sie umbringen. Seine Frau war im sechsten Monat schwanger. Sie verlor das Kind durch die Folter. Sie wussten, der Vater würde derart toben, dass sie ihn nicht am Leben lassen konnten“.
Oder: „Er war schon 43, wir nannten ihn „den alten Luis“ (normalerweise waren die Gefangenen höchstens 30). Sie hatten ihm den Arm verletzt, wahrscheinlich gebrochen. Er jammerte und gab keine Ruhe. Ich glaube, in einem bestimmten Moment begann er zu delirieren. Besonders einer der Wächter, der Unteroffizier „Pancho“ (Ramón Antonio Erlán, wie wir heute wissen), kam zusammen mit „Pepe“ in seine Zelle und diese beiden Hurensöhne knüppelten unaufhörlich auf ihn ein. Man hörte das Geräusch brechender Knochen, man hörte das Jammern, und schließlich: “Das war’s, binden wir ihn jetzt los“. Wir (in unseren Zellen angekettet, Kapuzen über dem Kopf, dürr wie Gespenster) erstickten vor Zorn. Und dann begannen wir, ihm zu Ehren die Nationalhymne zu singen: “Hört, ihr Sterblichen, den heiligen Ruf: Freiheit! Freiheit! Freiheit“.
Von solchen Geschichten gibt es Tausende.

Von allen Bloggern lies am meisten die, die so viel wie Jordan leisten.


Quiqueg
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Hebe de Bonafini erzählt von den Madres

Beitrag von Quiqueg »

Viele Leute fragen sich, warum wir auf die Plaza gegangen sind, wo es doch auch andere Stellen gab. Aber da war immer ein Schreibtisch dazwischen, immer etwas Büromäßiges. Und auf der Plaza waren wir alle gleich, fühlten uns nah beieinander, allen hatten sie uns die Kinder genommen, allen war uns dasselbe passiert. Dieses „Wie ist es dir ergangen? Wie war’s?“ Und es gab kein bisschen Unterschied zwischen uns, kein bisschen Distanz. Sie wissen ja, zu dieser Zeit waren wir Verfemte, unsere Familien „Terroristenfamilien“, man schlug uns die Tür vor der Nase zu. Wir beschlossen , dass einige zum Polizeipräsidium gehen, andere zum Innenministerium, wieder andere von Haus zu Haus. Es war sehr schwer, zum Präsidium zu gehen und sich da hinzusetzen, wenn eine sah, wie eine Mutter weinte oder es ihr sehr schlecht ging, und sie dann auf die Plaza einzuladen. Aber es wurde gemacht. Von Haus zu Haus gehen war auch sehr schwer, denn das hieß, dass sie dir mit einem Auto folgten oder dass sie die Polizei riefen. Oder dass sie uns einfach die Tür nicht aufmachten. In drei von fünf Fällen passierte uns so etwas, aber bei in zwei Fällen kamen wir mit unserer Botschaft an. Dann sagten wir ihnen, was nach unserer Meinung getan werden sollte.
Diese Runden auf der Plaza, wo wir uns untergehakt hatten, uns aneinander festhielten, und uns dann an eine Säule klammerten, und dann schickten sie Militär wie im Krieg, bewaffnet, mit Helm auf. Damit wir weggingen. Und wir sagten ihnen, wir gingen aber nicht. Dann kam der Befehl „Gewehr anlegen! Zielen!“ Und dann haben wir gerufen „Feuer“. Und alle Journalisten, die gekommen waren, um Außenminister Cyrus Vance zu sehen, die wollten nun wissen, was das für Frauen waren, die so etwas machten. Es gibt davon ein Foto, das um die Welt gegangen ist, aber in unserem Land kriegte man das nicht zu sehen, da erfuhr man absolut gar nichts. (Vortrag vom 6. Juli 1988).

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knut
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Beitrag von knut »

In einer kleinen Runde gedachte der unermüdliche Gelsenkirchener Sozialdemokrat, Klaus Brandt, der vor vierzig Jahre von der Militärjunta Argentiniens ermordeten Elisabeth Käsemann. Als Ort wählte er wie auch schon in den vergangenen Jahren den nach ihrem Vater, Ernst Käsemann, benannten Platz in Gelsenkirchen-Rotthausen.
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brucki
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Re: Hebe de Bonafini erzählt von den Madres

Beitrag von brucki »

WAZ.de am 24.05.2017 hat geschrieben:ELISABETH KÄSEMANN

Gelsenkirchenerin wurde vor 40 Jahren ermordet

GELSENKIRCHEN. Die Erinnerung an das Schicksal der 1977 von der argentischen Militär-Junta erschossenen Studentin aus Gelsenkirchen bleibt bis heute wach.

Sie gilt als eines der bekanntesten deutschen Opfer der argentinischen Militärdiktatur und erlitt ein grausames Schicksal: Die Gelsenkirchenerin Elisabeth Käsemann wurde am 24. Mai 1977 als vehemente Kämpferin gegen die Junta nach wochenlanger Folter in einen Gefängnis bei Buenos Aires erschossen. Am gestrigen Mittwoch jährte sich ihr Todestag zum 40. Mal.

Die Erinnerung an das Engagement und an das Leiden Elisabeth Käsemanns wachzuhalten, hat sich der Gelsenkirchener Sozialdemokrat Klaus Brandt auf die Fahnen geschrieben. Am Mittwoch gedachte der 79-Jährige darum mit einer kleinen Schar von Menschen auf dem Ernst-Käsemann-Platz in Rotthausen der Ermordung Elisabeth Käsemanns.

Vater wirkte als „Bergmannspastor“ in Rotthausen

Deren Vater Ernst wirkte in der dunkelsten Zeit Deutschlands, von 1933 bis 1946, als so genannter „Bergmannspastor“ in der Evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen. „Das offizielle Gelsenkirchen“, bedauert Brandt, „hält sich beim Gedenken an Elisabeth Käsemann eher zurück.“
Weiter: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirche ... 86933.html

Quiqueg
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Nachticht von der Elisabeth Käsemann Sriftung in Stuttgart

Beitrag von Quiqueg »

Der SEHR SEHENSWERTE ARD/ZDF Film "Todesursache Schweigen" von Frieder Wagner/ Elvira Ochoa (2003) kann ab 3. Oktober vier Wochen lang in der ARD-medieathek sngesehen + heruntergeladen werden. http://www.ardmediathek.de.

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