Nachrichtenblatt des Grillo-Gymnasiums, 1958

Schulzeit und Schulen in verschiedenen Epochen

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Nachrichtenblatt des Grillo-Gymnasiums, 1958

Beitrag von Verwaltung »

Zum Thema Grillo-Gymnasium siehe auch: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=1379
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  • Kurznachrichten
    aus dem diesjährigen Jahresbericht des Grillo-Gymnasiums

    Die Schülerzahl beträgt z. Z. 783 Schüler in 26 Klassen. Von diesen 26 Klassen ist eine eine sogenannte Förderklasse, d. h. sie nimmt begabte Schüler des 6. bis 8. Volksschuljahres auf, die in einem Aufbauzug (IV und U III) innerhalb von 2 Jahren für die Versetzung nach der Obertertia vorgebildet werden.


    Sexta=Aufnahme:

    Es meldeten sich insgesamt 165 Schüler für die Prüfung. Von diesen bestanden 134 Schüler die Aufnahmeprüfung. Die Schüler kamen aus ca. 30 verschiedenen Volksschulen. Es wurden wieder 3 Sexten gebildet die mit Englisch als der ersten Fremdsprache beginnen.

    Ab Ostern 1958 wurde die Schulgeldfreiheit auch für die Klassen U III eingeführt, so daß jetzt alle Klassen von Oberprima bis Untertertia schulgeldfrei sind.

    Sämtliche Klassen sind nunmehr im Schulgebäude vereinigt, nachdem die Stadt= Verwaltung das ehemalige Direktorhaus im Erdgeschoß und in der ersten Etage zu Klassenzimmern umgewandelt hat (insgesamt 5 Klassen).

    In den Sommerferien wurde die Turnhalle völlig überholt (neuer Fußboden, neue Reckanlage und Akustikdecke). Ebenfalls wurde das Amtszimmer des Direktors neugestaltet. Da der bisherige Schulhof im Zuge einer Änderung der Fluchtlinie wegfallen muß, wird ein neuer Schulhof zur Hofseite der Schule (Emilienstraße) angelegt. Diese Straße wird zum Teil in den neuen Schulhof einbezogen. Das nördliche Haupttreppenhaus ist bereits bis zu diesem neuen Schulhof durchgeführt.


    Schulfahrten:

    Im Januar 1958 unternahm die Ulm unter Leitung der Studienräte Bödeker und Panne eine Fahrt zur Jugendherberge Meinerzhagen, wo von diesen beiden Lehrern ein 14 tägiger Skikursus für unsere Schüler gehalten wurde. Bei herrlichstem Winterwetter lernten dort die Unterprimaner die Anfangsgründe dieses schönen Sportes kennen. 6 Paar Skier hatte der Verein der Freunde und Förderer des Grillo=Gymnasiums gestiftet, die übrigen hatte das Sportamt der Stadt Gelsenkirchen uns geliehen.

    Im März 1958 unternahm die UIs unter Leitung des Direktors und der Studienräte Linnenborn und Werneke eine 14tägige Auslandsfahrt nach Chartres (und Paris), die zu einer außerordentlich erfolgreichen Studienfahrt wurde. Im Juni 1958 fuhr die UIm nach Südtirol, die UIsi nach Salzburg. Die UIs2 fuhr im Juli nach Berlin, die O IIsi nach Heidelberg (Odenwald).

    Alle Klassen von Olli bis UI machten in diesem Jahre eine ein= bis zwei=wöchige Schulfahrt, wozu die Stadt, Land und auch der Verein der Freunde und Förderer Zuschüsse leisteten.
    Ihm sei dafür aufrichtig gedankt.


    An der Schule sind z. Z. tätig:

    außer dem Direktor
    3 Oberstudienräte,
    25 Studienräte,
    2 Studienrätinnen,
    6 Studienassessoren,
    2 Dipl.=Sportlehrer,
    5 Hilfskräfte.

    Schulpflegschaft:

    1. Vorsitzender: Facharzt Dr. Wilde,
    2. Vorsitzende: Frau Wehinger,
    Schriftführer: Dipl.=Ing. Schmidt.


    Reifeprüfung:
    Die schriftliche Reifeprüfung fand am 20., 21., 23. und 24. Januar 1958 statt. Die mündliche Reifeprüfung wurde am 6., 7., 8. und 10. März 1958 gehalten. Alle Prüflinge bestanden die Prüfung.
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Zuletzt geändert von Verwaltung am 01.03.2008, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Verwaltung »

  • Es starben:

    Studienrat i. R. Heinrich Neu am 5. Oktober 1957 in Papenburg. Er war von 1908 bis 1946 an der Oberrealschule in Gelsenkirchen tätig.

    Pfarrer Hinnenthal am 14. Dezember 1957, der seit 1952 an unserer Schule evangelischen Religionsunterricht erteilte.

    Am 9. Februar 1958 starb Studienrat i. R. Felix Baumeister im 75. Lebensjahr. Er war 33 Jahre lang als Lehrer am Realgymnasium und später am Grillo=Gymnasium tätig. An der Beerdigung, die in Bochum stattfand, nahm eine Abordnung von Lehrern und Schülern des Grillo=Gymnasiums teil.

    Am 13. April 1958 starb hier in Gelsenkirchen Studienrat i. R. Dr. Karl Schiebel, der von 1910 bis 1946 an der Oberrealschule und hinterher am Grillo=Gymnasium tätig war. Das Lehrerkollegium und Schüler nahmen durch eine Abordnung an der Beerdigung am 17. April 1958 in Gelsenkirchen teil.

    Am 21. Juli 1958 starb in seiner Heimat, dem Westerwald, im 80. Lebensjahre Oberschullehrer i. R. Wilhelm Idelberger, der von 1910 bis 1944 an der Oberrealschule tätig war. Auf dem Gebiete der Heimatforschung und Heimatpflege (er war Gründer des im Kriege leider zerstörten Industriemuseums Gelsenkirchen) hat er sich weit über den Rahmen der Stadt hinaus einen Namen gemacht.

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Beitrag von Verwaltung »

  • Über die durchgeführten Schulfahrten veröffentlichen wir Berichte von einer Auslands-Studienfahrt einer Unterprima nach Frankreich und vom Jugendherbergsaufenthalt einer Obertertia in Bilstein.
    Beide Berichte werden wegen der vielfachen Erörterungen über die Frage von Schulfahrten und Wanderungen für alle „Ehemaligen" von Interesse sein.



    Studienfahrt der UIs nach Frankreich

    Vom 14. März bis zum 26. März 1958 unternahmen wir mit dem Herrn Direktor Dr. Allekotte, und den Herren Studienräten Linnenborn und Werneke eine Studienfahrt nach Frankreich.
    Nach einem kurzen Aufenthalt in Aachen und Reims ging die Reise weiter nach Chartres. Hier hatten wir Gelegenheit, die Kathedrale eingehend zu studieren. Darüber hinaus erlaubten uns zwei Ausflüge nach Paris, durch die Besichtigung von Notre=Dame und Ste. Chapelle, weitere Epochen der Gotik kennenzulernen und einen, wenn auch flüchtigen Eindruck von den Sehenswürdigkeiten und dem Leben der Hauptstadt zu gewinnen. Konnten wir in Chartres die herrlichen Glasfenster der Kathedrale und der Eglise St. Pierre bewundern, so rundete eine Fahrt nach Dreux zur Chapelle Royale mit ihren Vitraux aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unseren Überblick über die Entwicklung der Glasmalerei ab. Ein Besuch im Schloß von Maintenon und ganz besonders ein Aufenthalt in Versailles ließen uns etwas ahnen von dem Prunk, der sich unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. entfaltete.

    Auf unserer Reise wurde manche, auch unangenehme Erinnerung wachgerufen an Ereignisse aus der deutschen Geschichte. Doch zeigte es sich immer wieder, daß die Franzosen bereit sind, über die Vergangenheit so zu sprechen, daß niemand verletzt wird. Wir konnten stets feststellen, wie sehr man sich darum bemüht, das Nachbarvolk zu verstehen. Ohne Ausnahme wurden wir höflich und zuvorkommend behandelt. Wir hatten Gelegenheit, eine Fabrik, die Glasfenster herstellt, zu besichtigen und durften an mehreren Tagen am Schulunterricht teilnehmen. Eigens für uns spielte der Organist auf der Orgel der Kathedrale. In unserem Quartier hörten wir französische Lieder auf Schallplatten, von Geistlichen zur Verfügung gestellt. Daß von irgendwelchen Haßgefühlen nichts mehr zu spüren war, war wohl die freudigste Erkenntnis, die wir von unserer Studienfahrt mitnehmen konnten.
    (Jerosch/Krankenhagen, UIs)


    Jugendherbergsaufenthalt der OIIIm in Bilstein

    Die Fahrt (3. bis 16. Juni 1958) war für die Klasse das erste gemeinsame Unternehmen dieser Art. Viele Jungen verbrachten zum erstenmal einige Tage in der Gemeinschaft einer Jugendherberge, machten nach eigenen Angaben erstmals Wanderungen die über eine Umrundung des Berger Sees hinausgingen.

    Eines der Hauptziele war es, aus dieser Vielzahl unselbständiger Eigenbrötler eine kameradschaftliche Gemeinschaft zu formen durch das ständige Anhalten zur freiwilligen Übernahme von Pflichten gegenüber der Gesamtheit und zu ihrer pünktlichen Erfüllung. Darüber hinaus sollten die Schönheiten eines Teils des südlichen Sauerlands durch Fußwanderungen erschlossen, die Jungen durch sportliche Übungen im Freien gesundheitlich gefördert werden. Da beabsichtigt ist, im nächsten Jahr eine Wanderung im Rahmen des städtischen Jugendplanes mit dieser Klasse durchzuführen, sollte der Aufenthalt in Bilstein als Vorbereitung dafür gelten. So standen der Umgang mit der Karte, die Orientierung im Gelände und das Erlernen von Wanderliedern immer wieder im Mittelpunkt des Aufenthaltes in Bilstein.

    Als Unterkunft hatten wir eine eigene Baracke mit Tagesraum zur ungestörten Verfügung. Die Herbergseltern waren in ihrem Bemühen um das Wohl der Jungen über jedes Lob erhaben. Fast jeden zweiten Tag veranstalteten sie einen Herbergsabend, der mit Erzählungen des Herbergsvaters über die Geschichte der Burg und des Landes, mit Spielen und Liedern angefüllt war. Auch am Morgen zog der Burgwart von Stube zu Stube und weckte die Jungen mit seinem Gesang zur Laute. Ein Sportplatz und eine Badeanstalt in nächster Nähe boten Gelegenheit zur sportlichen Betätigung.

    Eine Vielzahl lohnender Wanderziele ließ keine Eintönigkeit aufkommen. So machten wir Tageswanderungen nach Attendorn zur Besichtigung der Attahöhle, zur Listertalsperre und nach Olpe. Halbtagstouren führten uns, verbunden mit Schnitzeljagden, Geländespielen und Märschen kleiner Gruppen nach Karte in die nähere Umgebung. An sportlichen Übungen wurden Fußballspielen, Boxen und Schwimmen besonders gepflegt.
    (Studienrat Kroger)

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Beitrag von Verwaltung »

  • Im alten Aloysianum
    Erinnerungen eines alten Abiturienten

    Orpheus in der Unterwelt

    Als wir Quartaner waren, begab es sich, daß einer unserer Mitschüler, den wir „Habbi" nannten, ein musikalisch hoch begabter Junge, die Initiative ergriff und beschloß, den langweiligen Unterricht durch musikalische Darbietungen zu untermalen und interessanter zu gestalten. Er kaufte zu diesem Zweck für 10 Pfennig einen Dudelsack, ein Instrument aus einem Pappröhrchen mit einer Membran. Er ließ sich von uns in den Klassenschrank einschließen, indem er, auf einem Brett zusammengekrümmt, in opfervoller Lage die Unterrichtsstunde verbrachte. Seinem primitiven Instrument entlockte er, ein zweiter Orpheus, die zauberhaftesten Töne. Statt aber durch Abspielen von Chorälen und frommen Weisen sich in etwa dem Stoff des Unterrichts anzupassen, liebte er zu sehr die weltlichen Gesänge und begann in der Regel mit einem schneidigen Marsch, den wir begeistert mitsummten. Dann folgten andere damals beliebte Lieder.

    Es gab Augenblicke, wo wir glaubten, vor Lachen bersten zu müssen und schnell das Lokal verließen, um draußen durch tiefes Luftholen unser Zwerchfell zu beruhigen. Es waren Klopfzeichen vereinbart, wonach die Musik sofort verstummte, wenn der Lehrer sich dem Schrank näherte. Der Unterricht war jetzt auf einmal hoch interessant für uns geworden. Es war sogar die schönste Stunde der Woche für uns, jedoch nicht für den Lehrer, der über Wochen hin verzweifelt nach dem Übeltäter forschte.

    Einmal fehlte Habbi drei Wochen. Da wurde der Unterricht wieder langweilig. Professor H. aber, der den Unterricht erteilte und klassische Witze sehr liebte, machte die Bemerkung: „Nun hat sich wohl Orpheus in der Unterwelt beruhigt; gewiß hat er jetzt seine Eurydike gefunden." Wir lachten uns halb tot über diesen Witz und nannten Habbi von da ab nur Orpheus. Nach seiner Rückkehr ging das spectaculum wieder los, bis ihn schließlich infolge unrichtiger Klopfzeichen das Schicksal ereilte. Bleich, aber gefaßt stieg Orpheus, als der Schrank geöffnet wurde, aus der Unterwelt empor, begrüßt von einer Schimpfkanonade des Professors H.

    Nach einer Konferenz bekam unser lieber Habbi den schlichten Abschied, mit der Möglichkeit, seine Talente auf einer anderen Schule weiter auszubilden. Wir waren tief betrübt über soviel Unverständnis der Pädagogen. Sie ahnten natürlich nicht, (die Archetypenlehre war damals noch nicht erfunden), daß hier ein junges musikalisches Genie seine ersten, noch unbeholfenen Versuche machte, die bei uns, seinem Publikum, so durchschlagenden Erfolg hatten und den Unterricht in unvorstellbarer Weise belebten.

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Beitrag von Verwaltung »

Für die Überweisung des Jahresbeitrags durch die Vereinsmitglieder liegt auch eine "Zahlkarte" bei:
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Alles ganz einfach, oder. ;-)

pito
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Beitrag von pito »

Grillo hat geschrieben:... Oberschullehrer i. R. Wilhelm Idelberger ... (er war Gründer des im Kriege leider zerstörten Industriemuseums Gelsenkirchen) ...
Industriemuseum Gelsenkirchen? Nie gehört. :shock:

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

@ pito

Museumslandschaft in Gelsenkirchen vor 1928

Aus einer Schrift: „Die fortschreitenden Sehenswürdigkeiten der Stadt Gelsenkirchen“ aus dem Jahr 1927 (?) geht hervor, dass es in Gelsenkirchen zu dieser Zeit folgende Museum gegeben hat.

1. Rheinisch-Westfälisches Feuerwehrmuseum, Kaiserstraße 67

2. Städtischer Museum [Kulturmuseum] für Kunstgewerbe und Altertümer im Georghaus

3. Ein Museum [Industriemuseum] mit einer geologischen und naturwissenschaftlichen Sammlung im früheren Amtgerichtsgebäude am Markt. Die Studienräte Idelberger und Niemann haben darüber in einer kleinen Schrift „Schau-Dich-Um“ berichtet.

4. Hermann Franken legte am 10. Januar 1928 den Grundstein für ein Heimatmuseum. Aus seiner eigenen Sammlung überführte er 76 Gegenstände, wie Gemälde, Bilder, Bücher, Haugeräte, sowie Spinnrad, Truhe, gerahmte Bilder, Ausgrabungs-gegenstände, erworben zur Zeit des Kanal- und Hafenbaues, sowie Reste von Mammuttieren, gut erhaltene Kieferknochen usw.. Der Wert der Sammlung betrug 2.000 Mark. Untergebracht war die Sammlung im Georghaus in der Ahstraße. Im gleichen Haus war damals auch das städtische Museum untergebracht.
Franke war von Anfang an bestrebt, das Heimatmuseum mit dem Industriemuseum zusammen zu legen.

Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

pito
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Beitrag von pito »

Das Georgshaus war auch Museum. Interessant. :wink:

Mir geistert ja immer noch die Idee durch den Kopf mit dem Schließen des Ubahnlochs eine Teilrekonstruktion dieses historischen Frankebaus einhergehen zu lassen.

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