Dr. Lutz Heidemann

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Dr. Lutz Heidemann

Beitrag von Verwaltung »

Dr. Lutz Heidemann ...

... kommt gebürtig aus Ostdeutschland und war viele Jahre bei der Stadt Gelsenkirchen als Stadtplaner tätig. Seinen Ruhestand nutzt er, um die Bau- und Entwicklungsgeschichte Gelsenkirchens wissenschaftlich aufzuarbeiten, Veröffentlichungen über einzelne Stadtteile zu erarbeiten, besondere Gebäude mit Hinweisschildern zu versehen, mit dem Bürgerforum HSH für den Erhalt des Hans-Sachs-Hauses einzutreten und regelmäßig Architekturführungen anzubieten.

Er selbst sagt, er würde heute mehr arbeiten, als in seiner berufstätigen Zeit und sei quasi im "Unruhestand". Das macht ihm aber so große Freude, dass an ein Aufhören noch nicht zu denken ist. Und es gibt in GE auch wahrlich noch genug herauszufinden, zu erforschen und zu dokumentieren.

[center]Dr. Lutz Heidemann im Interview mit den Geschichten.

Am 22. Mai, kurz vor seinem 70. Geburtstag, hatten wir die Möglichkeit mit dem Architekten, dem ehemaligen Stadtplaner und heutigen Denkmalschützer und Stadthistoriker von Gelsenkirchen ein Interview zu führen.

Als Kulisse für dieses Interview diente die Aula der Gertud Bäumer Realschule. Zu der Schule inklusive der Aula hat er eine besondere architektonische und emotionale Beziehung aufgebaut und deswegen war es sein Wunsch, dort mit uns das Interview zuführen.

Das Interviewteam ist sich allerdings einig, dass er keine bessere Kulisse hätte wählen können. Für das Interview konnten wir aus unseren eigenen Reihen Tanja Hempelmann und Birgit Wend (Mitarbeiterin des Stadtumbaubüros) gewinnen.

Wir haben uns diesmal entschlossen das Interview einmal in der kurzen Version und einmal ungeschnitten ins Netz zu stellen.


Kurzversion (20 min):

[Gvideo]http://video.google.de/videoplay?docid= ... 9251681295[/Gvideo]

Langversion (1:42 h):

[Gvideo]http://video.google.de/videoplay?docid= ... 9042276320[/Gvideo][/center]

Für Leute, die lieber lesen oder schlecht hören, haben wir die kurze Version noch mal in schriftlicher Form nieder geschrieben und verweisen zum Schluss auf die Themen, die in der langen Version angesprochen werden.

Viel Spaß!

  • Lutz Heidemann über die Definition seiner genauen Berufsbezeichnung:
    Ich bin das mal gefragt worden, da habe ich gesagt: Ich bin Heimatschriftsteller. Ich kann nicht sagen, ich bin Heimatdichter, weil ich von Fakten ausgehe. Die Stadtgeschichte ist eine weite Basis aus der ich schöpfe. Ich schöpfe aus meinen architektonischen Kenntnissen und auch aus meinen Kenntnissen als Soziologe. Stadtplaner kann ich mich nicht mehr nennen, weil ich diesen Beruf nicht mehr ausübe. Da ist der Begriff „Stadthistoriker“ ein schöner Ersatz.

    Lutz Heidemann über die Bedeutung von Geschichte:
    Geschichte ist der Maßstab für Urteile aus der Gegenwart. Man versucht Phänomene der Geschichte zu beurteilen. Es gibt eigentlich nur einen Maßstab und das ist die Geschichte, mit all ihrer Vielfalt und mit all ihren Brüchen. Ich habe Brüche miterlebt. Die Zerstörung des Hauses, in dem man gelebt hat, die Zerstörung einer brennenden Stadt (Dresden). Wenn man sieht, dass Bomben auf den Straßen liegen und eine Mutter zwei Kinder aus dem brennenden Haus trägt, dann sind das Erfahrungen, die prägen. Flüchtling in einem Dorf zu sein, diese frühe DDR mitzuerleben. Das sind alles Dinge, die mich geprägt haben.
    (Lacht.) Ich würde sagen, es gibt den Begriff eines Kindes mit Migrationshintergrund. Genauso würde ich sagen, ich bin ein „Gelsenkirchener mit Migrationshintergrund.“
    Es ist für mich ein Lustgefühl etwas zu begreifen. Das kann ich am leichtesten mit der gebauten Umwelt. Ich habe die Sprache der Steine gelernt, um historisch ein Gebäude zu lesen und einordnen zu können.
    Ich setze diese Fähigkeit gerne für Gelsenkirchen ein. Und es ist schon so, dass ich mich mit dieser Stadt identifiziere und von hier nicht weg möchte.

    Lutz Heidemann über seine Kindheit:
    Ich bin mit 14 Jahren aus Dresden weggezogen und auf eine sozialistische Oberschule gekommen. Ich bin viel mit dem Fahrrad umhergezogen und habe diese sanft gewellte thüringische Landschaft als Heimat empfunden. Es war eine glückliche Kindheit und glückliche Jugend. Meine Mutter hat mich losziehen lassen. Ich habe in Jugendherbergen geschlafen oder in ausgeräumten Schulen. Mit 15 Jahren bin yich mit dem Fahrrad durch die DDR gefahren, mit 16 habe ich mit dem Fahrrad die Bundesrepublik bereist und mit 17 Jahren bin ich per Anhalter bis Sizilien in Italien gekommen. Ich war sehr früh an der Welt interessiert.

    Lutz Heidemann über seine Flucht in den Westen:
    Dann gab es eine Entscheidung. In der DDR bleiben oder in den Westen gehen? Die Flucht war eigentlich vorgesehen, für die Zeit nach dem Abitur, wenn ich 18 bin. Als das Gesetz zur „Schaffung einer Volksarmee“ im Radio verkündet wurde, habe ich mich ein Jahr vor dem Abitur dazu entschlossen. Es wäre Fahnenflucht gewesen, wenn man den Westen bereist. Und meine Mutter sagte: „Geh doch jetzt schon!“ Ich bin dann ein Wochenende später in der Nacht nach Westberlin gefahren. Ich habe nicht den Fehler gemacht mit dem D-Zug über die Grenze zu fahren, denn die Züge wurden kurz vor der Einfahrt nach Ostberlin gefilzt. Ich bin vor der Grenze ausgestiegen und habe mich dann in die S-Bahn gesetzt. Ich habe mit dem Berufsverkehr dann die Grenze überquert. Und dann war ich in Westberlin!

    Lutz Heidemann über seine Reisen während des Studiums:
    Diese 1 ½ Jahre in Berlin waren extrem spannend, weil ich da den Westen mit vollen Poren aufgesogen habe. Es war die Zeit, in der in Berlin die „Interbau“ war. Da war klar, ich studiere moderne Architektur.
    Ich habe mein Studium genossen und genießen können. Ich bin viel gereist und bin einmal 5 ½ Monate im nahen Osten gewesen und dann habe ich eine Beurlaubung vom Studium bekommen und war acht Monate in Rom.
    Das waren Öffnungen, dass ich andere Welten kennen gelernt habe. Ich habe wirklich noch in Süditalien die Frauen mit Wasserkrügen auf dem Kopf gehen sehen. Ich habe eine große Gastfreundlichkeit erlebt. Italien ist das Land, was ich meisten schätze. Lange konnte ich mit Recht sagen, dass italienisch meine erste Fremdsprache war.
    Ich habe das große Glück gehabt ganz unterschiedliche Bauzusammenhänge, wie Dorf, eine Kleinstadt, Westberlin, Aachen, Rom und den nahen Osten...kennen zu lernen. Das ist schön und es ist irgendwo auch ein Stück Übung für Offenheit.


    Lutz Heidemann über den ersten Kontakt zu Gelsenkirchen:
    Ich habe 1970 mit meinem Seminar von der Ruhr Uni Bochum eine mehrtägige Exkursion nach Gelsenkirchen gemacht und bin hier freundlich von dem Baudezernenten Weiß aufgenommen worden. Ich habe eine Ratssitzung mitgemacht, wir sind hier mit dem Bus rum gefahren. Aus dieser Zeit rührt mein erster Kontakt zu Gelsenkirchen her.
    Gut, Gelsenkirchen war vielleicht nicht meine Traumstadt, aber sie hat mir eben eine gute Profichance gegeben. Wir haben ein sehr schönes Haus gefunden und ich bin hier herein gewachsen.

    Lutz Heidemann über seinen beruflichen Konflikt als Stadtplaner zwischen Erhalten und Neubauen:
    Es war wichtig, dass es für Konflikte Rahmen gab. Bei dem Konflikt um die Siedlung "Flöz Dickebank", haben wir zum Beispiel gehofft, dass das Städtebauförderungsgesetz bald in Kraft tritt. Das war dann 1975 war da. Ab da konnten vorbeugende Untersuchung gemacht werden. Es wurden Instrumente geschaffen, um systematisch den Willen der Bevölkerung in dieses Verfahren mit einzubringen. Diese Konflikte waren innerhalb der Stadtverwaltung aufgefächert. Eine Stadtverwaltung ist nicht monolithisch. Der Amtsleiter oder Stadtbaurat denkt anders über gewisse Sachen oder es wird im politischen Raum auch nach einer unterstützenden Meinung geforscht. Und damals war die Chance, dass man Gutachten vergeben konnte und dass man durch eine neutrale dritte Instanz vorbeugenden Untersuchungen in Auftrag geben konnte. So konnte auch die Bewohnerstruktur und die sozialen Kategorien in eine Stadtplanungsprozess eingebracht werden. Und zum anderen wurden auch die Fragen der Bauphysik oder was kann man mit den Gebäuden machen kann, gestellt. So entstanden Planungsalternativen.
    Mit diesem Instrument konnte der Konflikt versachlicht werden.

    Lutz Heidemann über das Einbringen der persönlichen Überzeugung bei diesen Konflikten:
    Ich konnte sehr viel einbringen. Es war immer so, dass ich Abstriche machen musste. Bei der Siedlung Flöz Dickebank gab es ein Notopfer, dass eine Straßenzeile durch Neubauten ersetzt wurde. Mit solchen Kompromissen musste man wahrscheinlich in Gelsenkirchen leben. Das Gleiche war zum Beispiel bei der Auguststraße, wo etwas abgebrochen wurde, aber insgesamt konnte diese Siedlung bewahrt werden.

    Lutz Heidemann über die Denkmal(zu)schützenden „Sorgenkinder“ in Gelsenkirchen:
    Wenn ich bemerke, dass ein Objekt vor dem Abriss steht, dann lasse ich die wissenschaftlichen Sachen gerne mal liegen und versuche die Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt auf diese Problemfälle aufmerksam zu machen. Und solche Problemfälle können schnell auftreten. Wir sind ja hier in der Nachbarschaft. Was passiert mit dem Finanzamt? Was passiert mit dem Amtsgericht? Was passiert mit dem großen Schubgebäude auf Hugo? Das ist ein Gebäude was demnächst wahrscheinlich abgebrochen wird. Das Geld fließt alles nach Zollverein und nicht hierher.
    Ich brauch mich nur umzusehen. Einmal die Kokerei auf Alma, das Schalthaus auf dem Schalker Verein. Sorgenkinder gibt es in dieser Stadt genug. Ich darf mich da nicht verrückt machen. Ich habe mich nicht gescheut nach draußen zu gehen und das zu sagen. Aber es klappt eigentlich nur, wenn sich Mitstreiter finden. Das ist dann auch letztlich die Legitimation für die Politik. Sie wird dann hellhörig, wenn sie merkt, es stehen viele dahinter. Ich merke, dass das Geschichtsbewusstsein hier in Gelsenkirchen doch teilräumig stattfindet. Dass man sich an Bismarck emotional klammert oder Bulmke. Aber das Gesamtstadtbewusstsein ist doch noch relativ schwach ausgeprägt. Aber das gibt es und ich will das weiter machen.

    In der langen Version:

    Lutz Heidemann über…
    ...seine Assistentenstelle in Bochum und die „wilden 70iger“
    ...die Zusammenhänge zwischen Soziologie und Architektur
    ...seine Leidenschaft, dem Weitwandern
    ...sein Verhältnis zur Politik
    ...seine Familie und sein Privatleben
    ...sein Bestreben die Abrissbirne immer langsamer schwingen zu lasen
    ...seine Zukunftsplanungen
Zuletzt geändert von Verwaltung am 09.06.2008, 11:25, insgesamt 1-mal geändert.

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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Dr. Lutz Heidemann hat uns als Trägerverein Hugo Schacht 2 e.V. sehr geholfen, um die Rettung des Schachtes 2 zu realisieren. Verlässlich steht er uns zur Seite. Es ist schön zu wissen und zu erleben, dass es solche Menschen gibt, die dazu Beitragen, dass Heimat auch Heimat bleibt. Ein Dank an diesem großartigen Menschen.
Glückauf und viel Gesundheit und Kraft für die Zukunft.
Klaus Herzmanatus
Glückauf, viele neue Fotos über Aktivitäten des Trägervereins Hugo Schacht 2 e.V. zu sehen unter: http://zeche-hugo.com
Trenne Dich nicht von Deinen Illusionen! Wenn sie verschwunden sind, wirst Du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.

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Beitrag von Verwaltung »

Neben der Bauhistorie Gelsenkirchens hat Lutz Heidemann noch eine weitere Leidenschaft: das Wandern.

Als Vorsitzender des Netzwerk Weitwandern e.V. veröffentlich er unter http://www.netzwerk-weitwandern.de Wanderberichte über Polen, Estland, die Ukraine und andere Länder.

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Tanja
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Erstaunlich!

Beitrag von Tanja »

Aus seiner Vorstellung zum 1. Vorsitzenden des Netzwerkes Weitwandern:
Geboren 1938 in Dresden, als Kind habe ich das Bombardement auf die Stadt miterlebt und wurde anschließend in ein thüringisches Dorf evakuiert und habe dort und in der nahen Stadt Apolda die frühe DDR-Zeit als Jugendlicher erfahren; 1956 Flucht nach West-Berlin und dort Abitur gemacht. Studium der Architektur in Aachen. Früh und viel im Ausland gewesen, darunter fünf Monate im Nahen Osten und acht Monate in Rom.



Verheiratet mit einer Lehrerin, drei Kinder. Promoviert 1977 zum Dr. rer.soc. mit einer Untersuchung über „Wohnverhalten in einem Neubaugebiet“.



Berufstätig als Stadtplaner („kreativer Bürokrat“) in Gelsenkirchen von 1972 bis 2000, besondere Arbeitsschwerpunkte: Stadterneuerung und Bewahrung von älterer Bausubstanz,



Weiterhin mit den Kindern viel vereist. Als diese „flügge“ geworden waren, begonnen, mit meiner Frau zu wandern, anfangs in Frankreich, später u.a. in Italien, Belgien, Deutschland,
"Weitwandern" ist übrigens ab 100 km!

Tanja

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Beitrag von Verwaltung »

Aus Geschichte wird ein Gesicht
Gelsenkirchen, 02.05.2008,

WAZ-Serie (13): Ex-Stadtplaner und Historiker Lutz Heidemann mahnt für die Stadt eine bewusste Erinnerungskultur an. Seine Zielsetzung sei eine gemeinschaftsstiftende Aufgabe

STANDORT KULTUR"Love Parade" fürs Revier als internationales Markenzeichen? "Nee, das falsche, oberflächliche Signal." Events, Events? "Da bleibt doch vermutlich nichts Nachhaltiges." Lutz Heidemann, Ex-Stadtplaner, hält es dagegen mit dem "Gewissen und mit der Erinnerung". Seine Überzeugung für das auf Gelsenkirchen bezogene urbane (Über-)Lebenskonzept lautet: "Geschichtslos = gesichtslos". Sein Anspruch: "Diese Stadt muss stärker als bisher auf eigene Potenziale, eigene Anstrengungen, eigene Charaktere und Profile auf allen Feldern zugehen." Sein Favorit ist deshalb "die Erinnerungskultur", die erst eine aktuelle Bewertung und eine echte Zukunfts-achse möglich macht.

Der 69-Jährige plädiert gerade im Hinblick auf "Ruhr.2010" und die folgenden Jahre, "in denen wir alle sehr genau abschätzen müssen, was finanziell bei der Kultur passieren muss, kann oder sollte, für das scheinbar Unspektakuläre: für die Wahrung und Wahrnehmung von geschichtsrelevanten Orten, Plätzen, Einrichtungen, Treffpunkten. "Wenn damit sogar ein Blick auf historische Personen - egal ob aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft - verbunden werden kann: umso besser."

Heidemann wirft grundsätzliche Fragen in diesem Zusammenhang auf: Was soll erhalten und gepflegt werden? Was prägt das Gelsenkirchener "Gesicht"? Worüber kann Gelsenkirchen mit "einem gewissen Stolz" sprechen? Wie wird Geschichte für die junge Generation erschlossen? Es seien soviele Bereiche bei den anstehenden Diskussionen für das Hauptstadtjahr noch gar nicht berücksichtigt worden: die Geschichte von Siedlungen, von Architekturen, von Mythen, von Schulen, von Traditionsgruppen, von Bauherren, von Heiligen (bezogen auf hiesige Sakraleinrichtungen), von Opfern (beispielsweise der NS-Diktatur), von Mannesmann, vom Hygiene-Institut, die früheren Bindungen zwischen Gelsenkirchen/Region und Köln, Werden, Xanten, Brandenburg etc. usw. Heidemann: "Geschichten müssen immer wieder neu erzählt werden, wie alte Märchen oder Sagen. Erst aus dieser Ernsthaftigkeit und Kontinuität heraus entsteht ein Bewusstsein." Damit zugleich ein Wir- und Identitätsgefühl. "Das jedoch ist nach wie vor schwach ausgeprägt."

Erinnern sei "eine gemeinschaftsstiftende Aufgabe", drängt Heidemann auf Realisierung der genannten Themenliste. Sicher, es gebe ein Archiv, eine NS-Dokumentationsstätte, Volkshochschule, Bibliothek. Aber das sei nur Teil eines "Erinnerungs- und Geschichtsprogramms".

Eines seiner konkreten Beispiele für historisches Bewusstsein: die Beschilderung "lohnender Orte", ausgeführt innerhalb des Fördertopfes "Stadtumbau City". Das Josef-Franke-Haus in der Robert-Koch-Straße, Finanzamt Süd, Stadtwappen aus dem alten Rathaus, Hamburg-Mannheimer, Schule Georgstraße, Bebauung Von-der-Recke-Straße, ehemalige Hauptpost (Verwaltungsgericht), Grillo-Gymnasium, Synagoge, Aloysianum usw. - 20 Adressen, zu denen Heidemann Daten, Fakten, Entwicklungen notiert hat: eine Fundgrube! "Die Arbeit muss weiter gehen." HJL

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Beitrag von Verwaltung »

Dr Heidemann hat neuerdings einen Wikipedia-Artikel, geschrieben von "Katecholamin". Weiß jemand wer sich dahinter verbirgt?

http://de.wikipedia.org/wiki/Lutz_Heidemann

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

Verwaltung hat geschrieben:
Aus Geschichte wird ein Gesicht
Gelsenkirchen, 02.05.2008,

Eines seiner konkreten Beispiele für historisches Bewusstsein: die Beschilderung "lohnender Orte", ausgeführt innerhalb des Fördertopfes "Stadtumbau City". Das Josef-Franke-Haus in der Robert-Koch-Straße, Finanzamt Süd, Stadtwappen aus dem alten Rathaus, Hamburg-Mannheimer, Schule Georgstraße, Bebauung Von-der-Recke-Straße, ehemalige Hauptpost (Verwaltungsgericht), Grillo-Gymnasium, Synagoge, Aloysianum usw. - 20 Adressen, zu denen Heidemann Daten, Fakten, Entwicklungen notiert hat: eine Fundgrube! "Die Arbeit muss weiter gehen." HJL

Ich möchte hier nichts abwerten oder schlecht reden. Aber warum habe ich bei ihm immer das Gefühl hier spricht der Geschichtsbewusste Architekt und weniger ein Historiker.

pito
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Beitrag von pito »

Tekalo hat geschrieben:Aber warum habe ich bei ihm immer das Gefühl hier spricht der Geschichtsbewusste Architekt und weniger ein Historiker.
Ich würde sagen er ist Historiker auf seinem Gebiet, der Stadt- und Baukultur. Dabei kommen natürlich immer wieder auch andere Lebensbereiche ins Blickfeld, aber letztlich versucht er, Geschichte anhand von Bauten aufzuzeigen und aufzuarbeiten.

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

Das ist das was mich ein wenig irritiert. Klar jeder hat seine Lieblingsgebiete oder Themen. Bei ihm dominiert halt die Architektur. Vielleicht kommt dabei der Mensch in der Geschichte dieser Industriestadt oder davor der Bauernschaften zu kurz. Beispielsweise ist über ein Franke-Gebäude alles bekannt. Doch was ist mit der Geschichte der Menschen die darin gelebt es gebaut oder die Beweggründe die zum Bau geführt haben. Klar, ich kann mir auch die großen Prachtbauten raussuchen, wo es schon eine komplette fertige Geschichte zu gibt. So kann ich mir die Archivarbeit sparen kann und dort mein Fachgebiet die Architektur einfließen lassen.


Hierzu http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=4140 gab es eine CD. Wenn ich schon auf Material zurückgreife was ich nicht bearbeitet habe und dies verkaufe, gebe ich zumindest den Namen der Person an welche sich die Mühe gemacht hat das zu scannen.


Es sind halt so Gedanken die man sich beim Studium seiner Arbeiten macht. Und wo man ab und zu eine andere Information zu hat. Wie gesagt, ich will ihn nicht kritisieren oder seine Leistung herabsetzen.

pito
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Beitrag von pito »

Tekalo hat geschrieben:Doch was ist mit der Geschichte der Menschen die darin gelebt es gebaut oder die Beweggründe die zum Bau geführt haben.
Auch ich würde das als wichtig erachten. Aber ganz oft ist es schwierig auch nur den Bauherr, geschweige denn den Architekt eines Hauses herauszufinden. Und die Bewohner verschwinden meist im Dunkel der Geschichte. Die Dokumentation von Alltag, wie wir das hier ansatzweise versuchen, wurde früher viel zu selten verfolgt.

Ich wüßte auch gerne, wer 1913 in dem Zimmer gewohnt hat, in dem ich mich jetzt gerade befinde. Männlein? Weiblein? Was für Menschen überhaupt?

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

..........das steht ganz einfach in den Adressbüchern im Stadtarchiv. http://www.apoerschke.de/html/gelsenkirchen.html

Außerdem gibt es zu jedem Haus eine Hausakte. Und die Kirchenbücher sind auch ganz gute Quellen.

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

In der WAZ steht das er Stadtplaner war. Was hat er eigentlich geplant? Gibt es darüber Infos.


War es der Bahnhof, das Hamburg Mannheimer, das Iduna, der Heinrich König Platz oder was kommt von ihm?

MichaL
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Beitrag von MichaL »

Tekalo hat geschrieben:Klar jeder hat seine Lieblingsgebiete oder Themen. Bei ihm dominiert halt die Architektur. Vielleicht kommt dabei der Mensch in der Geschichte dieser Industriestadt oder davor der Bauernschaften zu kurz. Beispielsweise ist über ein Franke-Gebäude alles bekannt. Doch was ist mit der Geschichte der Menschen die darin gelebt es gebaut oder die Beweggründe die zum Bau geführt haben.
Und genau das ist das Spannende an solchen Foren wie den Gelsenkirchener
Geschichten: Da ist ein Architekt, Fachmann für Bauhistorie, und da sind andere
Menschen, die etwas zu den geographischen, ethnologischen und sonstigen
Umständen sagen können. Und es gibt Menschen, die einfach Details und/oder
Anekdoten zu den dort wohnenden Leuten kennen.
Nicht jeder kann alles wissen, aber diese Kombination ist eine ideale Ergänzung.

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Tanja
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Lutz Heidemann

Beitrag von Tanja »

Tekalo schrieb:
Bei ihm dominiert halt die Architektur. Vielleicht kommt dabei der Mensch in der Geschichte dieser Industriestadt oder davor der Bauernschaften zu kurz. Beispielsweise ist über ein Franke-Gebäude alles bekannt. Doch was ist mit der Geschichte der Menschen die darin gelebt es gebaut oder die Beweggründe die zum Bau geführt haben.
Verzeih bitte, wenn ich dazu eine eigene Meinung habe. Ich beziehe mich hier klugscheisserisch auf den vermeintlich kleinsten Nenner des Begriffes Architektur: Architektur ist die Auseinandersetzung des Menschen mit gebautem Raum.

Lutz Heidemann hat meines Wissens auch Soziologie studiert.

Tanja

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Beitrag von Verwaltung »

Wir gratulieren Lutz Heidemann zum Geburtstag und wünschen ihm alles Gute :birthday2: :ballon2:
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