So, weiter also. Ich greife Jesse / pitos Anregung auf und bleibe nicht bei 1990 stehen.
Warum die Rocktheater Festival Reihe hier auftaucht, ist mir unverständlich.
Es hat kaum jemand interessiert und was sollte es politisch bewegt haben?
Und in der "Szene" - was/wer/war
DIE Szene - hatte es immer einen biederen
SPD-weil-städtisch Beigeschmack.
Das galt und gilt auch für SOMMERSOUND, Klezmer-Festival, SOLO VIRTUOS, HERTZklopfen.
Wollte ich mal erwähnen, weil es hier in meinem Notizbuch steht.
Rocktheater & Pappschachtel
Das Rocktheater-Festival ist u.a. wie die „Pappschachtel“ an geringer werdendem Interesse aus der „Rocktheater-Szenerie“ selbst gestorben. Abstimmung mit den Füßen.
Dass das „Politische“ insgesamt immer weniger interessierte, „Comedy“ zum besser verkonsumierbarem Spaß wurde, zeigte sich zum Schluß in der Kaue als letztem Veranstaltungsort.
Ich habe es selber gesehen, dass beispielsweise kaum noch 100 Leute an die Kasse gebracht werden konnten - sogar bei Piet Klocke.
Dass Piet Klocke ein paar Monate später die Kassen der Veranstalter hat klingeln lassen, demonstriert die aktuelle Verwertbarkeit der Spaßkukltur-Angebote.
Gutes, anspruchsvolles Politkabarett wird „Nebenbei“ immer noch u.a. im WDR angeboten, wie lange aber noch?
Rocktheater & Comedy
Heute sahnt „emschertainment“ alles das ab, was damals den „Dreher“ zur „Comedy“ hat schaffen können - siehe Horst Schroth, der damals noch mit seinem Kumpel Michael Bartz eine Volkszählungsrevue in der Schulaula Gesamtschule Ückendorf auf die Bretter hat bringen können.
Wer von euch kann sich daran erinnern? Ich war dabei!
Rocktheater-Ausstellung
Das Kulturreferat hatte die Anstrengung gewagt, das „Rocktheater“ als Gesamtschau dessen, was sich damals alles auf die Bretter getraut hatte u.a. auch Amateurgruppen, als Ausstellung im Foyer des Revierparks
anzubieten.
Wenig Feedback oder Diskussion und somit auch keinen Zuspruch für die Beteiligten.
Auch das habe ich mir angesehen.
„Novemberland“ – politische Kultur auf der Bühne
Die Fortsetzung dessen, was Rocktheaters war bzw. sein sollte/sein wollte: politische Kultur auf der Bühne!
Das wunderbare Projekt „Novemberland“ - inszenierte Musik mit dem gleichnamigen Zyklus von G. Grass – vom „Gelsenkirchener Ensemble für "Neue Musik“ – mit der Uraufführung am
23.2.1996 (so steht es in meinem Buch) ist auch an dem geringen Widerhall aus dem politischen Raum so gut wie (fast) verklungen. Ich war da!
Rocktheater & Politik
Das Rocktheaterfestival ist mit dem „Ausklang“ des politischen Liedes und überhaupt der politischen Kultur insgesamt, weggestorben.
Ich will nicht ungeschrieben lassen, dass das Verhältnis zwischen politischem Anspruch und Unterhaltung auch schon zu Beginn des Festivals sich zur reinen Unterhaltung zu verschieben begann.
Mit kulturellem Engagement die Welt positiv beeinflussen zu wollen, kostet nicht nur Kraft, sondern bringt auch "zwiespältige“ Erfahrungen.
Sage ich auch als ehemaliger Kulturschaffender.
Kultur & Politik/Kulturpolitik
Der „politische Wandel“, sich für Demokratie einzusetzen oder sogar „Mehr Demokratie zu wagen“ (W. Brandt) veränderte sich von Jahr zu Jahr.
„Demokratie lebt vom Widerspruch“ eine Reihe mit mehreren Angeboten für die Gelsenkirchener BürgerInnen 1998, veranstaltet vom Kulturamt: Leere!
Die „politisch interessierte Szene“ hat sich (wie auch immer) weggemacht, weiter entwickelt, verändert und und…
Klezmerwelten
Beschäftigung mit der Frage, warum Deutsche nach 1933/1945 – nach dem Holocaust – Klezmermusik besonders mögen.
Und das alles im Rahmen des Klezmerfestivals „klezmerwelten – mehr als Musik“ –
www.klezmerwelten.de war relativ enttäuschend.
Dafür aber viel positives Feedback von außerhalb Gelsenkirchens.
Nachtschalter
Der „Nachtschalter“, auch eine Mischform von Kabarett und Musik, von und mit Bernd Matzkowski, war ein Angebot zwischen Spaß und Kritik um
eine anspruchvollere Unterhaltung (zeitgemäß(er) auf die Bühne zu bekommen.
Einerseits wurde Matzkowski dafür gefeiert/andererseits wurde er für das „Unterhaltende“ gescholten.
Diese Kritik begleitet z.B. „Nachtschicht“ bzw. Fritz Eckenga seit Beginn ihrer Bühnenangebote (in GE seit dem Lehrlingstheater-Stück „Steinreich“ von „Nachtschicht“ im Hans-Sachs-Haus 1979 bis heute!).
Mein persönlicher Ausblick
Das Consol Theater hat mit Profis und Amateuren „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ als Mischform aus Theater und musikalischen Anteilen auf die Bühne bringen können.
Es hat auch das Publikum aus den Schulen dafür begeistern können.
Dies ist für die politische Kultur (in GE?) ein gutes Zeichen!
Zum Gruße - euer jahrzehntelanger Beobachter und Chronist der Gelsenkirchener Kulturszene
