Josel hat geschrieben:Ehrlich gesagt: Ich kann mir zwar vieles vorstellen, aber dass man damals nicht ahnte, dass das Wasser der Köttelbecke nicht als Teichwasser für den Park geeignet war, dann doch nicht. Emschergenossenschaft, Einrichtung des Hygieneinstituts usw. beruhten ja auf gewissen Erkenntnissen in dieser Hinsicht.
Daß meine Zeit in Gelsenkirchen gesünder war als die heutigen, glaube ich nicht. Für die Verantwortlichen gab es weniger Vorschriften, so wenige, daß ich hin und wieder denke: "Seid doch nicht so pingelich!", wenn mal wieder irgendwo ein Milliardstel Gramm zu viel gefunden wurde, was natürlich nicht richtig ist. Robert Koch hatte sich zu meiner Zeit noch nicht so richtig herumgesprochen bezw. ausgewirkt.
An den Wegen und Wiesen, die den Bulmker Teich umgaben, standen etliche Schilder mit diversen Verboten. Man hatte wohl das Gefühl, durch Aufstellen der Schilder, genug getan zu haben. Meine Eltern haben mir eingebläut, das Wasser sei giftig. Die Enten hat das nicht gestört, vielleicht konnten sie nicht lesen, sie hatten sogar hin und wieder Junge, wie sich das gehört. Wasserpflanzen gab es nicht; ich war erstaunt zu lesen, daß es im Teich Fische gegeben haben soll. Das hielt man vor dem Krieg für ausgeschlossen! Man hätte sie auch nicht sehen können: Wer seine Hand ins Wasser tauchte, konnte seine Fingerspitzen nicht sehen. Die wenigen Enten fraßen sich am Ufer entlang. Der Teich war von Palisaden eingefaßt, zwischen den einzelnen Pfosten wuchsen winzige Pflänzchen, die wohl ausreichten.
Zur Köttelbecke ist mir ein Halbsatz in Erinnerung, den ich gestern irgendwo gelesen habe: "die durch den Bulmker Teich fließt!" (Wohin weiter? Ins Abwassersystem? Da war sie eigentlich gut aufgehoben.)
Noch eine Anmerkung zu Köttelbecke: Sooo schlimm war sie damals nicht, sie war nicht in dem Zustand, auf den man vom Namen her schließen könnte, und auf keinen Fall war sie mit der Emscher gleichzusetzen!
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Kartenausschnitt aus den 30.er Jahren vom Bulmker Park.
Eine Köttelbecke gab und gibt es auch heute noch und sie umfließt den Bulmker Park im großen Bogen. Der Teich wurde gefüllt mit, man kann davon aus gehen, dass es Frischwasser war. Die Quelle befand sich an der Stelle die vom Pfeil markiert ist. Es war eine künstlich angelegte Felsformation, ungefähr 10 Meter breit und vielleicht 3 Meter hoch.
Von hieraus sprudelte das Wasser in die Tiefe und dann in den Teich. Es war auch für Bulmker Jungens eine Mutprobe hier zu klettern. Auch deshalb weil der Stadtgärtner, von den Kindern "Der Stib" genannt, stets ein Auge auf die Felsen hatte.
Auch hieß es nicht wir gehen in den Park, sondern "kommsse mit in den Stib"
Gelsenkirchens Parks liegen am Wasser: Der Rhein-Elbe-Park am Schwarzbach, der Stadtgarten am Ahbach (klein, groß oder beide), in der Nähe des Bismarck-Hains standen zwei Bäche zur Verfügung, nämlich Hüller Bach und Kleine Emscher, und der Sellmannsbach floß an der Bulmker Straße an einem Park vorbei und dann zum Bulmker Park.
Ich halte das nicht für einen Zufall! Parkpflege ohne Wasser geht nicht!
Dadurch, daß unser Garten zufällig direkt am Sellmannsbach lag, dadurch, daß ich zufällig alt genug bin und mich erinnere, weiß ich, daß die Stadt sich sehr wohl Gedanken gemacht hat, wie man an billiges Wasser für einen Teich kommt. Das legt nahe, daß man bei Anlage der anderen Teiche ähnliche Überlegungen angestellt hat. So, und nicht anders, ist es im Stadtgarten-Fred zu meiner Frage gekommen, "woher das Wasser kam". Es geht mir um die Bäche!
Schacht 9 hat angezeigt, wo sich die "Quelle" befindet. Daß dort Trinkwasser eingeleitet wurde, weiß ich.
Wenn zusätzlich von Karlheinz Rabas der ebenfalls richtige Hinweis kommt: "Anfang des 20. Jahrhunderts waren längst alle natürlichen Bäche für die Kanalisation mißbraucht worden. Das Wasser kann nur aus der Wasserleitung gekommen sein!", könnte man meinen, daß alles geklärt ist.
Tatsächlich aber wäre eine wasserbautechnisch erwähnenswerte Angelegenheit unter den Tisch gefallen!
Man wird sich bei der Renaturierung des Sellmannsbaches um diese Besonderheit kümmern müssen.
Bild 1
Bild 1 zeigt den Sellmannsbach wo er wäre, wenn er hätte bleiben dürfen.
Bild 2
Bild 2 zeigt den Sellmannsbach und daneben eine etwa 330 Meter lange Rohrleitung, die Wasser aus dem Bach zum Teich leitete. Dieses Wasser wurde dem Bach in der Nähe der Bulmker Straße entnommen.
Am Teich beginnt eine zweite Rohrleitung, die Wasser vom Teich nach Norden führte; sie lag anfangs in einem offenen Graben. Später ist dieser Graben zugeschüttet worden, und im Park gab's einen neuen Weg.
Auf der Westseite des Teichs, von der Quelle aus nördlich, gab es eine gesperrte Zone. Hier befand sich im Wasser ein senkrecht stehendes Rohr: Ein Überlaufrohr! Aufgabe und Geräusche sind von der Duschwanne her bekannt.
Bild 3
Bild 3 zeigt den Sellmannsbach im neu gegrabenen Kanal, einen Sportplatz, das H.J.-Heim und unseren Garten (gelb). Die Rohrleitung zum Teich ist weiterhin an den Sellmannsbach angeschlossen.
Etwa zeitgleich mit dem Bau des H.J.-Heims ist eine neue Abwasserleitung gebaut worden. Es könnte sich um die Leitung handeln, die auf Bild 4 zusätzlich zu sehen ist, eine 'Anzapfung der Anzapfung'.
Die Gärten 'unterhalb' dieser kräftig gezeichneten Leitung sind mir nicht bekannt, vermutlich sind sie erst in der Nachkriegszeit angelegt worden. (???)
Bild 4
Sämtliche Leitungen sind in einer aktuellen Karte eingezeichnet (TIM, Liegenschaftskarte/Grundriss), sie scheinen noch zu liegen.
Was die Wasserbauer dort angelegt haben, nannte man früher "Kunst", "Wasserkunst" – im Zusammenhang mit Wassermühlen ein gängiger Begriff!
Warum sollte man nicht auch mal über diese Kunstrichtung sprechen?
Wenn man beim Stadtgarten gründlich gesucht hat und sicher weiß, daß es Vergleichbares dort nicht gegeben hat, wäre meine dort gestellte Frage in meinem Sinne beantwortet.
Noch was:
Auf der Brücke stehend konnte man ständig eine sehr langsame Strömung in Richtung Teich beobachten (vor 1943). Umwälz- oder Filteranlage, oder doch noch Wasserzufuhr aus dem Sellmannsbach?
Man hätte während der Arbeiten am Teich mal in das unschön aussehende Häuschen sehen sollen, das sich in der Nähe des Ausgangs zur Hohenstaufen-Allee befindet.
Oder muß ich sagen "befand"? Am 12.12.2009 habe ich es noch gesehen. Auf der erwähnten Karte ist es nicht eingetragen, auf den neuen Google-Earth-Bildern ist es unsichtbar. (???)
Bis wann tatsächlich Wasser aus dem Sellmannsbach in den Teich geflossen ist, ist mir nicht bekannt.
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