WAZ hat geschrieben:Im Masterstudiengang „Public Relations" an der Fachhochschule Gelsenkirchen hat sich nur eine Studentin eingeschrieben. Cornelia Keller genießt die ungewohnte Eins-zu-Eins-Be-treuung. Leiter Karl-Martin Obermeier hofft indes auf Zuwachs.

Foto: Thomas Schild
Von einer Eins-zu-Eins-Be-treuung können Studenten normalerweise nur träumen. Am Institut für Journalismus und PR der Fachhochschule Gelsenkirchen gibt es diese Situation: Nur eine Studentin ist im neuen Masterstudiengang „Public Relations" eingeschrieben. Werfen die Dozenten ihre Power-Point-Präsentationen an die Wand, stellen sie Fragen - sie können sicher sein, dass man ihnen zuhört. Denn auf dem einzigen Stuhl, der vor ihnen besetzt ist, sitzt Cornelia Keller. Und die kann sich hinter keinem anderen Kommilitonen verstecken.
Kellerist zurzeit die berühmteste Studentin der FH, hat ihr das Etikett als „Deutschlands einsamste Studentin" (so nannte sie der „Deutschlandfunk") doch eine Dauerpräsenz in den Medien beschert. Kaum eine Woche vergeht, in der Zeitungen, Online-Portale oder Radio-Sender nicht über sie und den von ihr gewählten Studiengang berichten.
Karl-Martin Obermeier, der Leiter des Studiengangs, kann ob der „Ehre", die sein jüngstes Kind in den Medien genießt, nur gequält lächeln. Von der Qualität der Ausbildung ist er fest überzeugt, allein: Es fehlen Studenten. Noch, fügt er an.
Woran es hapert? Es habe lange gedauert, bis es grünes Licht für den Studiengang gab, sagt der Professor, da sei die Zeit bis zum Start im Oktober zu knapp gewesen, um ausreichend für ihn werben zu können. Außerdem, auch das will er nicht verhehlen, sei die im Frühjahr losgetretene Lawine um den mutmaßlichen Subventionsbetrug rund um die FH inklusive der verhafteten Kollegen „nicht gerade förderlich". Und dann sind da noch die Kosten in Höhe von 20 000 Euro, die der zweijährige Weg zum Master kostet.
Doch der promovierte Sozialwissenschaftler ist optimistisch und glaubt, dass zum Wintersemester weitere Studierende einsteigen. Der Betrieb, sagt Obermeier, würde „vollkommen unproblematisch laufen, wenn wir mehr als sechs Studierende zusammenhaben".
Der Studiengang, betont er, sei „wichtig für die Fachhochschule, die Stadt und die Region", weil (noch) einzigartig in der Republik und deshalb gut fürs Renomee. Das Konzept: Vor den Prüfungen belegen die Studenten bei dem „besonders innovativen Weiterbildungsangebot" (Obermeier) 20 Module, dafür sind sie einmal im Monat an drei Tagen ganztägig an der FH. Betreut werden sie dabei von „einzigartigen Lehrbeauftragten", darunter etwa Horst Avenarius (Deutscher PR-Rat) oder Ex-NRW-Minister Detlev Samland.
Cornelia Keller ist zurzeit nicht in Gelsenkirchen. Von ihr wird berichtet, dass sie die Betreuung „sehr genießt". Obwohl sie sich immer akribisch vorbereiten muss. Denn sie kommt ja immer dran.