Jürgen Kramer
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Eine kleine hintergründige Geschichte:
Marsyas, ein Satyr, der als Begleiter der rasenden und Trommeln schlagenden Kybele durch Phrygien zog, fand das Instrument (die Flöte von Euryale, der Schwester Medusas), erlernte dessen Spiel und war schließlich so von seiner Kunst überzeugt, dass er Apollon zum Wettkampf forderte. Die Musen, welchen das Schiedsamt zufiel, sahen zunächst Marsyas als den Überlegenen an. Als jedoch Apollo seinem Kitharspiel noch den Gesang hinzufügte, konnte dieser als Sieger hervorgehen. Apollon hängte Marsyas zur Strafe an einer Fichte (dem heiligen Baum der Kybele) auf, dem aufgehängten Satyr wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Aus seinem Blut entsprang der gleichnamige Fluss Marsyas.
Schönheit und Schrecken?
Marsyas, ein Satyr, der als Begleiter der rasenden und Trommeln schlagenden Kybele durch Phrygien zog, fand das Instrument (die Flöte von Euryale, der Schwester Medusas), erlernte dessen Spiel und war schließlich so von seiner Kunst überzeugt, dass er Apollon zum Wettkampf forderte. Die Musen, welchen das Schiedsamt zufiel, sahen zunächst Marsyas als den Überlegenen an. Als jedoch Apollo seinem Kitharspiel noch den Gesang hinzufügte, konnte dieser als Sieger hervorgehen. Apollon hängte Marsyas zur Strafe an einer Fichte (dem heiligen Baum der Kybele) auf, dem aufgehängten Satyr wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Aus seinem Blut entsprang der gleichnamige Fluss Marsyas.
Schönheit und Schrecken?
rabe489 hat geschrieben:Eine kleine hintergründige Geschichte:
Marsyas, ein Satyr, der als Begleiter der rasenden und Trommeln schlagenden Kybele durch Phrygien zog, fand das Instrument (die Flöte von Euryale, der Schwester Medusas), erlernte dessen Spiel und war schließlich so von seiner Kunst überzeugt, dass er Apollon zum Wettkampf forderte. Die Musen, welchen das Schiedsamt zufiel, sahen zunächst Marsyas als den Überlegenen an. Als jedoch Apollo seinem Kitharspiel noch den Gesang hinzufügte, konnte dieser als Sieger hervorgehen. Apollon hängte Marsyas zur Strafe an einer Fichte (dem heiligen Baum der Kybele) auf, dem aufgehängten Satyr wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Aus seinem Blut entsprang der gleichnamige Fluss Marsyas.
Schönheit und Schrecken?
Quelle WikipediaDer Marsyas-Mythos ist, mutmaßlich, eine Variante der in der Antike weit verbreiteten Hybris-Allegorie, wo Halbgöttliches oder Sterbliches sich über Göttliches (Vollkommenes, Zeitloses) erheben will und zum Teil grausam bestraft wird (zu Stein oder Tier verwandelt, mit Wahnsinn geschlagen, mit Eselsohren versehen usw.)...
Der Marsyas-Mythos ist wohl keine Darstellung gegen das Kunstwerk an sich, sondern gegen den Künstler, der das Werk nicht mit Demut und Unterwerfung macht, dessen Werk also nicht Ausdruck von Demut ist.
Danke Heikonie.
Apollo ist der Gott des Schönen; im Marsyas-Mythos ist zwar die Herausforderung der Götter Thema, aber mich interessiert, wie in dieser Mythe das Schreckliche mit dem Schönen in Verbindung tritt. Das ist mögl.weise ein Hintergrund dieses Bildes.

Ich beziehe mich auch auf Rilke (Duineser Elegien): Das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang.
Apollo ist der Gott des Schönen; im Marsyas-Mythos ist zwar die Herausforderung der Götter Thema, aber mich interessiert, wie in dieser Mythe das Schreckliche mit dem Schönen in Verbindung tritt. Das ist mögl.weise ein Hintergrund dieses Bildes.

Ich beziehe mich auch auf Rilke (Duineser Elegien): Das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang.
rabe489 hat geschrieben:Danke Heikonie.
Apollo ist der Gott des Schönen; im Marsyas-Mythos ist zwar die Herausforderung der Götter Thema, aber mich interessiert, wie in dieser Mythe das Schreckliche mit dem Schönen in Verbindung tritt. Das ist mögl.weise ein Hintergrund dieses Bildes.
Quelle Wikipedia...Die Schindung ist somit auch ein Symbol der Katharsis, d. h. die irdische Hülle muss unter Schmerzen abgestreift werden, um zu einer höheren Erkenntnisform zu gelangen. Um sich zu vergeistigen, muss das Naturwesen aller Lust entsagen, freudianisch gesprochen, handelt es sich um den schmerzhaften Sieg des Realitätsprinzips über das Lustprinzip.
rabe489 hat geschrieben:Ich beziehe mich auch auf Rilke (Duineser Elegien): Das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang.
- Die erste Duineser Elegie
Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.
Vollkommenheit ist beunruhigend.
Die griechische Karthasis ist durch die stoische Philosophie, gewollt oder ungewollt, als das aufgedeckt worden, was sie ist, nämlich als Herrschaftsinstrument. Die "ursprünglich griechischen Tragödie, in der der Mensch einem zerstörenden Schicksal ausgeliefert ist, aber die Größe besitzt, dieses von den Göttern verhängte Schicksal auf sich zu nehmen" (wikipedia, Kartharsis) arbeitet mit Angst, Schmerzen und Leiden, um die Menschen im damals herrschenden Gesellschaftsgefüge beherrschbar zu machen. Denn natürlich hatten "die Götter" mit einem zerstörenden Schicksal damals wie heute nichts zu tun, die gesellschaftlichen Bedingungen waren auch damals von Menschen gemacht. Heute werden solche Methoden nicht zu Unrecht Barbarei genannt und schließlich hat es noch ca. 2000 Jahre gebraucht, um ein Gesellschaftsmodell zu entwickeln, das sich Aufklärung nennt. Ein trauriges Vorbild und wirklich dazu angetan, darüber nachzudenken, ob solche Methoden wirklich gewollt werden. Nicht umsonst hat die christliche Kirche jahrhundertelang dieses mythisch verbrämte Herrschaftsinstrument für gut befunden. Und auch heute findet es sich in Begriffen wie Märtyrertum wieder.
Ich persönlich ziehe die buddhistische Form der seelischen Reinigung vor. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht quält und tötet, zielt sie auf Verwirklichung und Bewussheit und nicht auf Gehorsam.
Ich persönlich ziehe die buddhistische Form der seelischen Reinigung vor. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht quält und tötet, zielt sie auf Verwirklichung und Bewussheit und nicht auf Gehorsam.
Es ist verständlich, daß der Mensch bestrebt ist, den Schmerz aus seinem Dasein zu tilgen.
Leider aber sagt das Leben etwas anderes.
@UHK
Die Kunst und Kultur als Herrschaftsinstrument abzutun, d. h. vom Politisch-Sozialen allein Kunst zu vermessen, mag ja für Marxisten u. a. notwendig sein, der Kunst angemessen ist das nicht. Die Kunst steht über dem Politischen und nicht umgekehrt.
Leider aber sagt das Leben etwas anderes.
@UHK
Die Kunst und Kultur als Herrschaftsinstrument abzutun, d. h. vom Politisch-Sozialen allein Kunst zu vermessen, mag ja für Marxisten u. a. notwendig sein, der Kunst angemessen ist das nicht. Die Kunst steht über dem Politischen und nicht umgekehrt.
Ich bin weit davon entfernt, Kunst als Bestandteil von Kultur ausschließlich als Herrschaftsinstrument abzutun. Wer allerdings mehr als nur Zitate liest (damit bist du nicht gemeint, rabe!) wird feststellen, dass Kunst neben Wissen und Wissenschaft, dem Sein des Menschen als Individuum (Ethik) und als gesellschaftliches Wesen (Politik) in einem Themenkreis (Philosophie) behandelt wird, der sich insgesamt Kultur nennt. Aristoteles, als Beispiel aus der Zeit der klassischen griechischen Tragödie, hat in seinen verschiedenen Abhandlungen immer wieder auf eigene Texte aus ganz anderen Themengebieten verwiesen. Für mich ein untrügliches Zeichen, dass schon er Kultur als komplexen Ausdruck menschlichen Tätigsein betrachtet hat, das sich gegenseitig bedingt. Deshalb steht Kunst für mich auch nicht über oder unter irgend einem anderen Thema der Kultur, sondern erst einmal gleichwertig neben Anderem (eben solange, bis sie missbraucht wird). Um das zu erkennen muss ich nicht Marxist sein, der ich übrigens nicht bin. Ich bin Strukturalist und meinen Meinung dazu entspringt einer Strukturanalyse und nicht einem Dogma.rabe489 hat geschrieben:
@UHK
Die Kunst und Kultur als Herrschaftsinstrument abzutun, d. h. vom Politisch-Sozialen allein Kunst zu vermessen, mag ja für Marxisten u. a. notwendig sein, der Kunst angemessen ist das nicht. Die Kunst steht über dem Politischen und nicht umgekehrt.
- Paul Herbstwald
- Beiträge: 614
- Registriert: 17.09.2010, 22:58
Schinderei
Die autonome Schindung des "Geistes" kann eine Reinigung oder auch "Katharsis" bewirken.
Die Schindung des Körpers scheint mir ein künstlerischer Missgriff zu sein,
weil die Darstellung des geschundenen Geistes schwieriger zu gestalten ist.
Wenn wir eine "strahlende" Zukunft weiterhin zulassen ist das konkrete
"Fellabziehen" nicht mehr erforderlich, es fällt von selber ab.
Für mich steckt in dem Schwanenbild der Hinweis, dass es für den Fortbestand der Natur keine grosse Relevanz hat, ob die Menschheit untergeht oder nicht, obwohl sie selbst Bestandteil der Natur ist.
Die Katharsis der Natur findet demnach gerade statt.
Die Schindung des Körpers scheint mir ein künstlerischer Missgriff zu sein,
weil die Darstellung des geschundenen Geistes schwieriger zu gestalten ist.
Wenn wir eine "strahlende" Zukunft weiterhin zulassen ist das konkrete
"Fellabziehen" nicht mehr erforderlich, es fällt von selber ab.
Für mich steckt in dem Schwanenbild der Hinweis, dass es für den Fortbestand der Natur keine grosse Relevanz hat, ob die Menschheit untergeht oder nicht, obwohl sie selbst Bestandteil der Natur ist.
Die Katharsis der Natur findet demnach gerade statt.
Brainpower against nuclear power
Gehirnstrom gegen Atomkraft
Gehirnstrom gegen Atomkraft
Re: Schinderei
Katharsis als wesentlicher Bestandteil der griechischen Tragödie war aber nicht autonom, sondern öffentlich. Die griechische Philosophie hat sich, wie Philosophie im Allgemeinen, als Lehre und somit als lehrbar und erlernbar betrachtet. So betrachtet ist sie Bildung und Erziehung und zielt auf bestimmte Zwecke ab. In einer Gesellschaft, in der die Menschen bereit sind, sich "autonom" zu schinden, ist Anderes möglich, als in einer Gesellschaft, die verantwortungsvolle Freiheit als Wert betrachtet. Auch "autonom" gibt es somit nur als Ideal und nicht als Wirklichkeit. Ich glaube, besser: Ich weiß, dass Leiden nicht das Wesensmerkmal des Menschen ist, es ist nur eine der Möglichkeiten, die in unserer Natur liegt. Aber genau das, dass das Leiden es doch ist, findet sich in Religionen und politischen und anderen kulturellen Dogmen wieder, die auf Herrschaft abzielen und eben nicht auf verantwortungsvolle Freiheit und Selbstbestimmtheit.Paul Herbstwald hat geschrieben:Die autonome Schindung des "Geistes" kann eine Reinigung oder auch "Katharsis" bewirken.
Den atomaren Horror sehe ich in der menschlichen Gleichgültigkeit und Dummheit in Eintracht mit Gier begründet. Wollten die Menschen wirklich leiden, würden sich nicht so Viele dagegen wehren. Es ist eben die Entscheidung des Einzelnen.