Meinst du nicht, dass du das ein bißchen schwarz siehst? (im buchstäblichen Sinne

) Natürlich haben hier Generationen malocht und natürlich wurden nicht wenige davon ausgebeutet. Ohne das gutheißen zu wollen, aber so ist die Welt.
Würdest du die Pyramiden von Gizeh nicht als Weltkulturerbe bezeichen, weil sich Generationen von (versklavten) Arbeitern daran bis zum Tode kaputtgeschunden haben? Okay, wo ich den Satz jetzt noch mal lese, ist das ganz schön drastisch. Aber welches große Kulturerbe ist schon nur aus Glück und Seeligkeit entstanden? Wenn man sich mal die Weltgeschichte ansieht, wir man festellen, dass die Kulturen, die man gemeinhin als "Hochkulturen" bezeichnet, immer auch die straff organisierten und militärischen waren (Japan, China, die Maya und Azteken). Paradoxerweise waren es gerade die Kriege, die besonders kulturstiftend waren, weil erst diese hochentwickelten Gesellschafts-Strukturen es möglich machten, dass sich einzelne als Künstler betätigen konnten, anstatt ihr Feld umzupflügen oder Essen zu jagen.
Aber zurück zum Ruhrgebiet. Es gibt eine dem Pott eigene demographische Struktur, hier entwickelte Baustile, das Ruhrdeutsch (entstanden aus rheinländisch und slawisch) mit diversen Ausdrücken, die nur hier verstanden werden und eine besondere Revier-Lebensweise. Wie kannst du das als
Unkultur bezeichnen? Ist es nicht eher so, dass durch die Industrie im Ruhrgebiet eine komplexe Kulturlandschaft entstanden ist? Und damit meine ich nicht (nicht nur) die klassischen schönen Künste, sondern den Gesamtkontext, der diese Region ausmacht, soziales Leben und Vermächtnis mit guten und schlechten Facetten.
Ohne Kohle und Stahl säßen wir heute noch aufm Dorf. Klar, die Luft wäre besser. Aber außer Kirchmess und Schützenfest wär hier gar nix los.