Emscherbruch hat geschrieben:
Ich habs zwar nicht durchblickt, aber eine Ahnung worum es geht. Ums öffentliche Gedenken und Vorschläge, an wen und wie die Öffentlichkeit in GE gedenken soll und an wen nicht.
Ist 'ne lange Geschichte, die als Posse in Rotthausen spielt. Hier im Telegramstil:
Einzel-Bürger beantragt, Invalidenpark (Volksmund) in Rotthausen in "Ernst-Käsemann-Park" (Verdienter ev. Pfarrer und Freiheitskämpfer aus Rotthausen, s. Wikipedia) umzubenennen.
Alle einverstanden. Auch Politik, Verwaltung, Institut für Stadtgeschichte, Kirche, Bürgerverein, Bergbausammlung Rotthausen, Heimatverein u.a.
Verwaltung/Stadt erstellt eine entsprechende Beschlussvorlage für die Bezirksvertretung.
Plötzlich stellt irgendjemand fest, dass der Invalidenpark schon einmal durch die Bezirksvertretung in "Dahlbuschpark" benannt wurde (2005).
Große Aufregung, Verwaltung/Stadt rudert zurück. Keiner hat den Lapsus bemerkt, obwohl fast alle bei der Namensgebung beteiligt waren und es hätten noch wissen müssen. Der Fehler lag aber wohl in erster Linie bei der Verwaltung/Stadt, die den entsprechenden Beschluss im Jahr 2005 intern nicht weitergeleitet hat. Somit hat das Katasteramt diese Information nicht erhalten und dem Vorschlag des Einzel-Bürgers in der verwaltungsinternen Abstimmung zugestimmt.
Neuer Anlauf: Dahlbuschpark bleibt, Rotthauser Markt wird "Ernst-Käsemann-Platz".
Alle sind zufrieden, außer Einzel-Bürger.
Daher der ganze Frust. Keiner (außer Einzel-Bürger) will den Dahlbuschpark umbenennen. Einzel-Bürger schießt nun offenbar aus allen Rohren gegen Dahlbusch, um Ernst-Käsemann-Park gegen den erklärten Willen aller Beteiligten und der meisten Rotthauser Bürgerinnen und Bürger doch noch durchzusetzen. Deshalb wohl die Hinweise auf Zwangsarbeitereinsatz bei Dahlbusch.
Ende vom Lied. Verwaltung legt in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Süd (6.11.2012) einen neuen Vorschlag vor. Z.B. Dahlbuschpark bleibt, Ernst-Käsemann-Platz kommt (s. o.).
Alles klar? Wenn nicht, auch nicht schlimm. Ist halt 'ne Provinzposse.
Zu lang das Ganze! Wirr sowieso. Wo ist der nachvollziehbare Gedankengang? Ich schulde eine Antwort.
Erstens zum „scheißegal“: Deutschland versinkt nicht in Anarchie, wenn dieser Beschluss (der aus Mai 2005) nicht für voll genommen wird. Karlheinz Rabas laut Verwaltungsakte: „ … da der damals geplante Wettbewerb aber aus verschiedenen Gründen nicht durchgeführt wurde.“ In dieser Form macht – auch ich will niemanden beleidigen – das Ganze den Eindruck von Hopplahopp, von Bierlaune. Keine Verwaltungsvorlage, keine Stellungnahme des Instituts für Stadtgeschichte. Ich naives Gemüt hatte gemeint, in Benennungsvorgängen äußere sich das Institut stets „zur Person“ mit ihren Licht- oder auch Schattenseiten. War aber nicht.
Und dann, das muss man sich mal vorstellen: Niemand erinnerte sich, auch nicht die, die selber mitgewirkt hatten, auch Dahlbusch nicht (bis heute unbefragt und – was ich nicht kritisiere - stumm geblieben). Im Januar dieses Jahres Anfrage von mir an die CDU: War da nicht mal was mit einer Umfrage? Keine Antwort. Darauf stelle ich den Bürgerantrag „Käsemannpark“. Zuspruch von allen Seiten, „das ist ja eine großartige Idee“ usw. Verwaltungsvorlage: Wir schlagen Zustimmung vor.
Anlage 1: Benennungskarte mit eingetragenem Ernst-Käsemann-Park,
Anlage 3: befürwortende Stellungnahme des Kirchenkreises durch den Superintendenten, dessen Auge man förmlich leuchten sieht ( „einer der größten Theologen des 20. Jahrhunderts „ usw.).
Stellungnahme des Instituts: Fehlanzeige.
Legt mich nicht auf Daten fest, aber nun geht’s Schlag auf Schlag. Mitteilung des Vorsitzenden der SPD-Bezirksfraktion: Wir erfahren soeben, dass der Park schon Dahlbuschpark heißt. Das bleibt auch so. Außerdem haben wir beschlossen: Kein Rederecht für den Antragsteller. Postwendend neue Vorlage, erneut ohne Stellungnahme des Instituts.
Zweitens Wo ich – obgleich ich das alles sportlich, und immer noch offen, und immer noch hoffnungsvoll sehe – tatsächlich fast ein wenig beleidigt bin: Das ist die Einbeziehung des Beitrages „Fragen eines lesenden Laienschauspielers“ ins überwiegende Verdammungsurteil. Ich bilde mir ein, das sei ein nützliches Stück Arbeit. Das GG- Forum „Zwangsarbeiter im 2. Weltkrieg „ wurde im Dezember 07 von Babapapa eröffnet: „Hier (in der Gedenkstätte) die Liste der GE Betriebe, die im 2.Weltkrieg die Dienste von Zwangsarbeitern nutzten“; darauf Dahlbusch mit 500 Pers.
Emscherbruch folgt mit der Frage nach der Nationalität der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen die ab ca. 1940 die Siedlung Resser Mark gebaut haben.
Ausdemhinterhof: „ … Schlimm genug, wie nahe diese Unrechtsstätten waren und wie wenig zu erfahren ist.“
Babapapa verweist auf das Buch von Roland Schlenker. Kurzes Zitat: „Zwangsarbeiter spielten in der Wahrnehmung der Kriegsgesellschaft trotz ihrer augenfälligen Entrechtung keine Rolle … Insbesondere die zu Tausenden nach GE deportierten sowjetischen Zivilisten („Ostarbeiter“) und Kriegsgefangenen fielen in die Kategorie ‚Untermenschen‘…“
Triode Außer dem ganz gut dokumentierten Gelsenberglager ist alles andere ein schwarzes Loch. Was weiß Gelsenzentrum? Dieses teilt eine Liste des International Tracing Service (Arolsen) mit: Dahlbusch 500 Pers. (Kriegsgefangene, die hatten wir schon auf der Tafel in der Dokustätte) plus die 115 Ostarbeiter (darunter drei w.) aus Dokument 3 Ziff. 61.
Schluss mit den Details. Wenn ich statt der 500 (runde Zahl, wohl über den Daumen gepeilt) Gefangenen des Kommandos 204 R die Belegstärke des Rotthauser Russenlagers = 691 nehme und das weitere zusammenrechne komme ich auf 1165, wie ja schon mitgeteilt. So viel zum „schwarzen Loch“. Wenn jemand sagt: Ist doch egal, welche Zahl stimmt (jedenfalls waren es mehrere hundert, genügt das nicht?), so antworte ich: Mir ist das nicht egal. Vielen anderen, zweifellos auch hier im Forum, gleichfalls nicht. Im Januar 2008 ist das Forum „Zwangsarbeit“ sanft entschlafen. Lebensdauer: Rund ein Monat.
Drittens Extrem spannend finde ich den Beitrag von Ruhrpottler.
„…dass mein Opa zu dieser Zeit auf Dahlbusch gearbeitet hat und in ein sog. Umerziehungslager gesteckt wurde, weil er einem fast verhungerten Zwangsarbeiter was zu essen gegeben hat. Angeblich hat ihn ein anderer angeschwärzt.“
Lebt Opa noch? Ich fürchte Nein. Wir können unsere Anerkennung dann nur posthum aussprechen. Was war ein Umerziehungslager? Anderes Wort für KZ? Welches war zuständig? Heinrich König ist nach Dachau gekommen. – Auch hier wieder: Schwarzes Loch (zur Zeit noch, vielleicht hilft das Institut?). Zumindest wissen wir jetzt, dass es auf Dahlbusch einen fast verhungerten Zwangsarbeiter gab; wir sollten annehmen, er war nicht der einzige. Und: Es war extrem gefährlich war, ihm als Kumpel was zu essen zu geben. Und: Es gab „Kumpel“ in Anführungsstrichen, die Kumpel ohne Anführungsstriche anschwärzten.
Zu Oskar: „Wer soll hier einen Spiegel vorgehalten bekommen? Sind jetzt die damaligen Kumpel auf Dahlbusch Kriegsverbrecher oder Folterer?“
Antwort: Von Foltern war keine Rede. Russenprügeln muss, wie durch unzählige Dokumente belegt, im Ruhrbergbau an der Tagesordnung gewesen sein, selbst beschwörende Appelle der an reibungsloser Produktion interessierten Betriebsleitungen halfen nichts. Meine vorläufige Einschätzung (lasse mich gern durch Wissenschaft, Zeitzeugen und solche, die noch welche haben erzählen hören, belehren):
Die Russen wurden behandelt wie Dreck, Untermenschen eben. Viele deutsche Kollegen haben mitgemacht, noch mehr haben weggesehen, keiner hat den Mund aufgemacht, und ganzganz wenige haben sich verhalten wie Ruhrpottlers Opa.
Viertens die kurze Zusammenfassung als Antwort auf die FAQ, was dies mit dem Park, mit Dahlbusch und Käsemann zu tun hat:
Käsemann steht für Widerstand gegen die Nazis. Dahlbusch steht für … Es meine niemand, jetzt werde dem Großen Tribunal das Wort geredet. Vielmehr gilt der Wahlspruch: „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“, der vor mehr als zehn Jahren als Motto über dem Umgang der deutschen Industrie – der Ruhrkohlebergbau in vorderster Front - mit dem nun endlich entdeckten Thema Zwangsarbeit stand. Der ???Park ist – zufällig – in besonderer Weise Erinnerungsort geworden, weil dort das „Sie-starben-für Deutschland-Denkmal“ von 1937 gelandet ist. Niemand hat mit dieser Platzierung die Nazis verewigen wollen. Aber jetzt steht es da, und eine aufmerksamer gewordene Gesellschaft hat mit seiner „Aussage“ umzugehen. Das weitgehend vergessene Unglück vom 23-8-1943 und die Inszenierung der Bestattung seiner Opfer (die „Untermenschen“ ausgenommen) durch die NSDAP: Das wirft ein Schlaglicht erster Ordnung.
Ich werbe auch und gerade in diesem Forum hier für die „Initiative Erinnerungszeichen“ (siehe Forum „Bürgerantrag“).
Mein Fazit: Unter den Nazis wurde die Belegschaft zur Gefolgschaft, die Gewerkschaft zur Arbeitsfront … und in der Folge die Solidarität der Kumpel zu einem Verhältnis, das fast die Hälfte von ihnen aus eben dieser Solidarität ausschloss und sie einem entsetzlichen Schicksal überließ. Sowas kommt von sowas. Man kann dies nicht intensiv genug studieren, dokumentieren und durch „Zeichen“ in Erinnerung rufen. Deshalb bin ich auch so sehr für die Aufarbeitung der Dokumente (so sie noch nicht stattgefunden haben sollte) bis hin zum letzten Aufsichtsratsprotokoll und zur kleinsten Unfallanzeige.
Lebt Opa noch? Ich fürchte Nein. Wir können unsere Anerkennung dann nur posthum aussprechen. Was war ein Umerziehungslager? Anderes Wort für KZ? Welches war zuständig? Heinrich König ist nach Dachau gekommen. – Auch hier wieder: Schwarzes Loch (zur Zeit noch, vielleicht hilft das Institut?). Zumindest wissen wir jetzt, dass es auf Dahlbusch einen fast verhungerten Zwangsarbeiter gab; wir sollten annehmen, er war nicht der einzige. Und: Es war extrem gefährlich war, ihm als Kumpel was zu essen zu geben. Und: Es gab „Kumpel“ in Anführungsstrichen, die Kumpel ohne Anführungsstriche anschwärzten.
Nur mal kurz beantwortet:
Mein Opa lebt nicht mehr, wurde in Gelsenkirchen als Sohn einer Einwanderer Familie 1901 in Rotthausen geboren. Es gibt nicht viel zu dieser Sache zu sagen, weil mein Opa so gut wie nichts über die ganze Sache erzählt hat. Die Sache war die gewesen das ihm jemand gesagt hat das ihn jemand angeschwärzt hat oder Beobachtet hat. Er hat dann seine Familie bei Verwandten in Sicherheit gebracht und ist dann irgendwann verhaftet worden. Er kam in so ein Umerziehungs oder Erziehungslager, wo an ihm angeblich Medizinische versuche gemacht wurden. Er hat es geschaft dort irgendwie abzuhauen und hat auch während seiner Flucht die Familie besucht. Obwohl er nur ca. 6 Monate dort gewesen ist hat er sich damals total geändert. Zum einen hatte er keine Haare mehr und es wuchsen auch keine mehr und sein ganzes Wesen hatte sich geändert. Über die ganze Sache hat er nur sehr wenig erzählt. Mein Vater und meine Onkels Wissen auch nur sehr wenig darüber. Auf jeden Fall muss einiges Passiert sein das sich ein Mensch so verändert.
Das einzige was ich Persönlich von ihm aus dieser Zeit erfahren habe das er einen sehr tiefen Groll gegen die Kirche hatte und nichts mit denen zu tun haben wollte.
Russenprügeln muss, wie durch unzählige Dokumente belegt, im Ruhrbergbau an der Tagesordnung gewesen sein, selbst beschwörende Appelle der an reibungsloser Produktion interessierten Betriebsleitungen halfen nichts. Meine vorläufige Einschätzung (lasse mich gern durch Wissenschaft, Zeitzeugen und solche, die noch welche haben erzählen hören, belehren):
Die Russen wurden behandelt wie Dreck, Untermenschen eben. Viele deutsche Kollegen haben mitgemacht, noch mehr haben weggesehen, keiner hat den Mund aufgemacht, und ganzganz wenige haben sich verhalten wie Ruhrpottlers Opa.
Es gab nicht viele Kumpel die so waren wie du sie beschreibst. Es gab wesentlich mehr Kumpel die Mitleid hatten und denen auch was zu Essen gegeben hatten. Abgesehen von den Aufsehern oder Bewachern der Zwangsarbeitern die meist so waren wie du hier beschrieben hast gab es die, die nur Ihren Vorteil gesehen haben und alles getan oder verraten haben damit sie irgendwie weiter kamen.
Solche Leute gibt es leider auch Heute noch.
Bei aller Grausamkeit in der Geschichte sollte man nie die Aktuelle Lage und Geschehnisse nicht ausser acht lassen.
Ich halte das für sehr informativ. Was für einen Horror der Mann erlebt hat! Dies erinnert an das Schicksal Heinrich Königs. Der hat nicht überlebt, Dein Opa ja - aber schwer traumatisiert. Und ich denke, deswegen konnte er auch nicht erzählen. Kennt sonst noch jemand Geschichten aus der deutsch-russischen Dahlbuschbelegschaft während des Krieges? Gute oder schlimme? Dass nicht alle Deutschen den Herrenmenschen machten und dass man Vieles aus seiner Zeit heraus erklären muss, das sehe ich auch so. Aber erst mal sollte erzählt werden - soweit das noch möglich ist. Traurig, was vermutlich an Geschichten verloren gegangen ist - oder hat das Institut für Stadtgeschichte noch was in seinen Sammlungen?
Mich hatte verwirrt, dass dieses nicht streng abgrenzbare Thema an zwei Stellen im Forum auftaucht und Querbezüge hergestellt wurden, die aber keine Hyperlinks enthalten, also in absehbarere Zeit nicht mehr im Forum auffindbar sein werden.
Mein Vater Jahrgang 1914,hat von 1929 an,alsBergmann auf
der Zeche Dahlbusch gearbeitet.
Wurde eingezogen als Soldat,war Kriegsgefangener bis1947.Er wurde auch von Russen bewacht und verpruegelt.
Oft gab es Pruegel statt Essen von den Russen.
Die Deutschen Gefangenen wurden wie Dreck von den Russen
behandelt.
Entlassen aus der Gefangenschaft 1947.
Wieder aufgenommen als Hauer auf Dahlbusch,ist an Silicose
1965 verstorben.
Als Angehoeriger der EV.Kirche Rotthausen und Geboren in der
Steinfurtstr ,als Lebenslanger Rotthauser,auf dem Rotthauser Friedhof
Begraben.
Glueckauf aus Canada
MIC
Ruhrpottler, ich habe nochmals nachgedacht. Mein Ergebnis besteht aus „erstens“ und „zweitens“.
Erstens: Das mit dem deutschen Herren- und dem russischen Untermenschen war nicht bloß Ideologie, das wurde kraftvoll in die Praxis umgesetzt. Auch im Ruhrkohlebergbau, da sogar ganz besonders. Das Bild ist erschreckend. Aus den Schriften unseres Instituts für Stadtgeschichte (ISG), siehe Schlenkhoff, „Ihre Arbeitskraft…“ zitiert von Babapapa im Forum „Zwangsarbeiter …“ siehe weiter ISG „Historische Spuren vor Ort“ (allerdings mit – meiner Meinung nach – ärgerlichen Fehlern und Ungenauigkeiten in anderen Bereichen, die hier nicht interessieren)
„Ermordete Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene…Schier unvorstellbare Bedingungen…moderne Arbeitssklaven, rücksichtslos ausgebeutet… unmenschliche Lebens- und Arbeitsbedingungen… Nicht Arbeit im herkömmlichen Sinne war hier gemeint, sondern…physische Vernichtung von Menschen durch Arbeit… Teil des von den Nazis geplanten Völkermordes.“
Das bezieht sich auf Gesamt-Gelsenkirchen, von Dahlbusch ist nicht ausdrücklich die Rede. Aber warum sollte es hier grundlegend anders zugegangen sein als im Rest von Gelenkirchen? Die Geschichte Deines Opas scheint mir eine der Ausnahmen zu sein, die umso deutlicher zeigen, wie die Regel aussah.
Aber zweitens: Du schreibst, es gab nicht viele Kumpel, die so waren wie von mir beschrieben. Die Aufseher und Bewacher: ja (aber die waren großenteils doch auch „Kumpel“, Steiger, Aufsichtshauer usw.), unter den „gewöhnlichen“ Kumpeln jedoch wesentlich mehr, die Mitleid hatten.
Nach 70 Jahren können wir wohl nicht mehr nachzählen. Trotzdem habe ich das Gefühl, Du redest nicht nur so daher, sondern weißt, wovon Du sprichst. Will sagen: Du hast vielleicht, wie auch immer, in Deinem Umfeld Dinge (Stimmungen, Fakten, Geschichten…) aufgeschnappt, die Dich zu Deinem Urteil gebracht haben.
Dazu bedenke ich, was Richard Walter im Portal Gelsenzentrum unter „Ernst Käsemann, Pastor der bekennenden Kirche in Rotthausen“ schreibt: Knapp 33 % KPD-Stimmen bei der Reichstagswahl um November 1932, 11 % SPD, mickrige 16 % Nazi. Die Kommunisten (und die relativ wenigen Sozis) zu Hunderten in Käsemanns Gottesdiensten und Bibelstunden – eine „Gemeinschaft von Christen und Proletariern“ (Käsemann), die es bis dahin nie und nirgendwo gegeben hatte – später wohl auch nicht: Christliche Solidarität plus Arbeitersolidarität.
Deshalb denke ich: Es könnte gerade für Dahlbusch, gerade für Rotthausen durchaus etwas dran sein an dem, was Du schreibst. Bei einer Wählerschaft, die kurz vor der Auslieferung der Macht an Hitler (durch Hindenburg unter dem Einfluss der Agrar- und Industrielobby) noch so gewählt hatte, wie ich das gerade angegeben habe, bei Kumpeln, die vielleicht tags zuvor noch in großer Zahl bei Käsemann un der Bibelstunde gewesen waren - die ihn auch aufnahmen, wenn die Gestapo hinter ihm her war – wird Prügeln, Quälen und Hungernlassen nicht so stark die Einstellung und das Verhalten der Gesamtbelegschaft bestimmt haben wie anderswo im Ruhrbergbau.
Käsemann und „meine kommunistischen Masuren“ (wie er später gern sagte): Das kann heilsam ausgestrahlt haben.
Grauenhaft war es für „Untermenschen“ auch auf Dahlbusch, aber vielleicht war hier das Bild um ein paar Schattierungen weniger finster als anderswo. Also, Ruhrpottler, vielleicht kannst Du das mit den wesentlich mehr Kumpeln, die Mitleid hatten, näher erklären. Und vielleicht lässt sich dazu noch mehr Material zutage fördern.
Quique,hat von Fakten und historischen Spuren gesprochen.
Meine Frage ist,hat Quique
jemanden presoenlich gekannt,der
zu der Zeit auf Dahlbusch arbeitete?
Ich,ja,meinen Vater.
Quique schreibt,grauenhaft war es fuer Untermenschen auch auf der
Zeche Dahlbusch,aber vieleicht war das Bild um ein paar Schattierungen
weniger finster als anderswo.
Das ist eine Vermutung und kein Fakt.
Hier in der Gelsenkirchener Geschichte gibt es viele Mitschreiber
deren Vater oder Onkel zu der Zeit auf Dahlbusch war,aber
keiner moechte dir antworten.Warum?
Zu den Biebelstunden mit Pastor Kaeseman,
die hat meine Mutter besucht.
Gruß an Emscherbruch: Verlinken – sowas kann ich (noch) nicht. Meine Welt sind die Printmedien, und als bekennender Sozialdemokrat mit soeben gekorenem Kanzlerkandidaten, würde ich „verlinken“ am ehesten verstehen als „etwas in Richtung Dreßler-Schreiner-Ypsilanti-Scheer- bewegen“. Ich bitte um Nachsicht für meine informationstechnologische Unbedarftheit.
Gruß an Oskar: Es ist wahr: Ich bin in Sachen Käsemann (immer noch) „Einzelbürger“ – nicht nur finde ich keinen Zuspruch, schlimmer noch: Ich fand, von Mini-Ausnahmen abgesehen, nicht einmal Widerspruch. Niemand sagt mir:
„Ich habe mich mit Käsemann befasst – ich habe mich mit Dahlbusch, seiner Rolle in der Rotthauser Gesellschaftsgeschichte, seiner Bedeutung für Identität und gesellschaftlichen Zusammenhalt, der Ausstrahlung eines Dahlbuschparks über unsere Grenzen hinaus befasst – und aus den und den Gründen bin ich der Meinung, Dahlbuschplatz und Käsemannpark ist nicht so gut wie umgekehrt.“
Gerade diese Totenstille machte mir zu schaffen. Ich weine deshalb nicht in mein Kissen, zumal hier im Zeche-Dahlbusch-Forum tatsächlich diskutiert wird – und was ist schon mit Ruhrpottlers und jetzt auch MICs Beitrag zutage getreten! Vielleicht hat MIC noch das eine oder andere über die Frauenhilfe erzählt bekommen?
„Alles Mögliche gegen Dahlbusch zusammenkratzen, das Ganze verleumderisch verrühren, die Firma in den Dreck ziehen – um gegen den Rest der Welt den eigenen bescheuerten Standpunkt durchzusetzen?“
Nein, Oskar, so verhält es sich nicht. Denn die Parole heißt nicht: „Nieder mit dieser Nazifirma!“ Sie heißt „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“. Das zielt auf Zusammenarbeit und gegenseitigen Respekt. „Dahlbusch“ als Dahlbusch Verwaltungs AG nehme ich dabei nur als Einrichtung zur jährlichen Niederlegung von Kränzen wahr (siehe die Denkmal-Fotos auf der Website des Bürgervereins).
„Dahlbusch“ als „wirkende Kraft“ ist jetzt für mich die GfW mit ihrem Direktor Tax. Er und ich sind vermutlich nicht überall einer Meinung, unser Umgang ist aber von gegenseitigem Respekt getragen, so nehme ich es jedenfalls wahr. Für Karlheinz Rabas, die Bergbausammlung und ihr Umfeld gilt dasselbe. Bezeichnungen wie „Kamikaze“ habe ich dort nie vernommen. Anderswo schon.
Um mich noch etwas deutlicher zu erklären: „Kapital“ und „Arbeit“ hatten nun mal stets verschiedene Interessen. Deshalb gibt es Solidarität innerhalb der Belegschaften, deshalb gibt es Gewerkschaften und Betriebsräte. Auch die Dahlbusch AG stellte Bilanzen auf, zahlte Dividenden usw. – und die organisierte Arbeitnehmerschaft hatte darauf zu achten, dass sie mit ihren Interessen zur Geltung kam. Das Weimarer Betriebsrätegesetz stammt von 1920, Gewerkschaften und eine kämpferische sozialdemokratische Arbeiterschaft gab es schon unter August Bebel. Das endete mit den Nazis. Aus Gewerkschaft wurde Arbeitsfront, Betriebsräte wurden abgeschafft, es galt das Führerprinzip, Belegschaft wurde Gefolgschaft.
Lasst mich noch einmal an den Artikel „Bergknappen auf letzter Fahrt“, wiedergegeben im Forum „Bürgerantrag…“ erinnern. Da kommt alles zusammen: Das Kriegslustdenkmal von 1937, später im Park aufgestellt, der Gefolgschaftsführer Lüthgen, der nicht für den Betrieb und die Unfallopfer spricht (geschweige denn für die „Untermenschen“ unter ihnen), sondern im Namen „der Partei“, die auch hier die Regie führte.
Das heißt nicht, dass wir das alles unseren Mitmenschen, wer auch immer sie seien, um die Ohren zu schlagen hätten. Gemeinsam erinnern, gemeinsam verantworten, gemeinsam in die Zukunft! Das soll kein „Politsprech“ sein. Ich denke nämlich, es ist gut für die Zukunft des inzwischen etwas bieder und politisch schläfrig wirkenden Rotthausen, wenn es auch als „Gemeinschaft von Sich-Erinnernden“ wahrgenommen wird. Das strahlt aus.
„Die Würde des Namens Käsemann“ – das allerdings bleibt Politsprech, solange eine interessierte Beschäftigung mit dem Menschen Käsemann und seiner Gemeinde – Kommunisten, Sozis, Gewerkschafter und „das Rückgrat Frauenhilfe“ eingeschlossen – nicht erkennbar wird. Solange keine Spur von Nachdenklichkeit zu sehen ist. Nichts verletzt Käsemanns Würde mehr als hohles Gerede. Dann lieber den Rewe-Parkplatz oder einen kleinen Pfad oder eine Brücke im Mechtenberggelände nach ihm benennen – wenn’s denn in Rotthausen sein soll. Im äußersten Notfall – wenn denn weder das bürgerschaftliche noch das kirchliche Rotthausen ihn will – ich meine nachhaltig, energisch, also wirklich will – im äußersten Notfall wäre es die am wenigsten schmerzliche Alternative, Groß-Gelsenkirchen nähme sich seiner an:
Von Leopold Neuwald über Fritz Rahkob zu Heinrich König zieht sich bereits ein „Band“ durch die Innenstadt, das mit dem Neumarkt als Ernst-Käsemann-Platz eindrucksvoll abzuschließen wäre. Das habe ich an anderer Stelle schon gesagt, hier sage ich’s noch einmal.
Nichts wäre schlimmer als ein Hoplahopp – wo wir seit Januar an der Sache kaspern und bis heute nicht einmal eine fundierte Stellungnahme des ISG haben, weder zum Kriegslustdenk-mal
(passender Ausdruck, weil es 1937 den Rotthausern Lust auf den nächsten Krieg machen sollte)
im Park noch zu Käsemann, noch zur Rotthauser Gesellschaftsgeschichte zu Hindenburgs Zeiten, zu Zeiten von Brünings Kaputtsparpolitik und zu Adolfs Zeiten. Nehmen wir uns reichlich Zeit, die Sache ist es wert.
P.S. Ich werbe stur und nachhaltig auch hier für die "Initiative Gedenkstein auf dem Rotthauser Friedhof", die ich mit dem Beitrag "Bergknappen auf letzter Fahrt" in "Bürgerantrag ..." hatte anstoßen wollen.
Ich bin Mitglied. Ich liebe meinen Vorsitzenden. Jetzt lese ich auf www.buergerverein-rotthausen.de als Spruch des Tages: „Wer immer nur Recht behalten will, steht bald allein“. Das habe Klaus Kleber gesagt.
Mein Vorsitzender fügt hinzu: „Finde ich gut“.
Wen hat er gemeint? Ich weiß es nicht, habe aber einen bestimmten Verdacht. Den Beitrag „Bergknappen auf letzter Fahrt“ meinethalben stark gekürzt, (die vollständige Wiedergabe des Zeitungsartikels aus 1943 macht ihn tatsächlich voluminös; also „verlinken“?), den könnte er aber doch bringen – oder? Denn hier geht es um die „Initiative Gedenkstein auf dem Rotthauser Friedhof“ – also nicht um Rechthaber gegen Unrechthaber, vielmehr um ein gemeinsames zivilgesellschaftliches Unternehmen.
Leute, die „zu der Zeit“ auf Dahlbusch gearbeitet haben, kannte ich jede Menge. Aber Du meinst natürlich: Leute, die „von der Zeit“ auf Dahlbusch auch erzählt haben. Ich erinnere ich mich nur an einen, der hat Anfang der Achtziger unserer Runde sein Leben erzählt. Ich habe das mit Kassettenrecorder aufgenommen. Muss nachsuchen. Von Russen ist dort nach meiner Erinnerung nicht die Rede. Warum? Vielleicht erfahre ich Näheres, wenn ich die beiden alten Kassetten erstens finde, sie zweitens noch abspielbar sind und ich sie drittens mit spitzen Ohren abhöre.
Ulrich Herbert zur Lage im Allgemeinen:
„Bis Ende 1942 waren meist einige sowjetische Arbeitskräfte einer deutschen Gruppe zugeteilt worden.“ (Kann sein, dass sie teilweise, ungeübt und entkräftet wie sie waren, das Gedinge kaputt machten). „Viele deutsche Hauer beschäftigten sie nur als Schlepper oder mit anderen untergeordneten Tätigkeiten. ‚Hab‘ keine Zeit, Russen anzulernen, muss Kohle fördern‘, hieß es dann. Ab Anfang 1943 etwa gab es Anlerngruppen, und „Russenstrebe“, dort wurden im Oktober 1943 60 bis 70% der Leistungen der deutschen Hauer erbracht.“
Wohlgemerkt: Dies ist eine Beschreibung der allgemeinen Lage im Ruhrbergbau, nicht der Lage auf Dahlbusch, hier scheint es sehr wenig Dokumente zu geben. Von einer anderen Zeche haben
„ in den letzten drei Monaten 90 sowj. Kgf. in das Mannschaftslager zurück gemusst, ein Teil konnte nicht mehr gerettet werden… Eine Mehrleistung durch Verprügeln erzwingen zu wollen, ist angesichts der allgemeinen Entkräftung der sowj. Kgf. meist falsch.“
Die Kette solcher Berichte riss bis Kriegsende nicht ab. Anfang 1944 arbeiteten im gesamten Bergbau (Oberschlesien usw. eingerechnet) 181 764 sowjetische Kgf., unter ihnen gab es 32 236 „Abgänge“.
(Klagen im einzelnen: Kgf. werden geschlagen … Müssen im Wasser ohne Gummistiefel arbeiten… Kommen mit nassen Kleidern aus der Grube und fahren mit nassen Kleidern wieder ein, da keine Möglichkeit zum Trocknen… Vielfach fahren Schichten ein, ohne dass sich ein deutscher Fachmann unter ihnen findet. Unfallverhütungsvorschriften hängen nur auf Deutsch aus….“)
Ulrich Herbert „Fremdarbeiter“ – ungebrauchtes Exemplar – wird bei Amazon für 148 Euro (!) angeboten, gebraucht ist billiger, bei zvab. sind Exemplare für an die 30 Euro zu kriegen. Wer die anlegen will: Ein so gutes Preis – Qualitätsverhältnis begegnet so schnell nicht noch mal.)
Mic, Du schreibst: „Hier in GE-Geschichten gibt es viele Mitschreiber, deren Vater und Onkel zu der Zeit auf Dahlbusch war. Aber keiner möchte dir antworten. (Außer Ruhrpottler!) Warum?“ – Ja, Mic, das frage ich mich schon die ganze Zeit.
In der WAZ-Bibliothek („Damals auf’m Pütt“, herausgegeben von unserem Lokalredakteur Rolf Potthoff) fand ich ich (zu Rheinbaben in Bottrop) noch dies:
„… ein russischer Kriegsgefangener verschüttet. Opa hat ihn unter Einsatz seines eigenen Lebens gerettet. Während die Sanitäter ihn wegtrugen, rief er ‚Dankschön, Jupp, dankschön Jupp !“
Gibt’s außer bei Ruhrpottlers Opa weitere Geschichten dieser Art – von Dahlbusch? (Nebenbei: Die Fotos von der Trauerfeier 1950: Da fängsse am Heulen, wenn ich das so sagen darf.)
Mic, wenn Deine Mutter von Käsemanns Bibelstunden erzählt hat, gibt’s noch mehr zu erzählen? – mich interessiert das, und, hier nimmt meine Hoffnung zu, nicht nur mich.
Quiqueg
Du schreibst
Es ist eine Beschreibing der allgemeinen Lage
im Ruhrgebiet,nicht der Lage auf Dahlbusch.
Ich lebe in Canada und habe hier schon oft
DEUTSCHLAND verteidigt.
Du schreibst,das am Anfang der Achtziger Jahre,
Ein Bergmann UNSERER RUNDE,sein Leben erzaelte......
WER und WAS ist denn gemeint mit
UNSERER RUNDE?
Erzaelungen,aus dieser Zeit,sind hier
gut bei mir AUFGEHOBEN.
Der Erzähler hieß Ernst Hilbert. "Die Runde" hatte sich um unseren Wohnzimmertisch versammelt, an alle Teilnehmer/innen erinnere ich mich nicht mehr, nur an einzelne.
Deutschland in der Fremde verteidigen - ein wichtiges Thema. In Holland z.B. empfiehlt es sich, einleitend ein paar Worte zu stammeln, dass man leider nicht oder nur schlecht Nederlands könne, ob man in het Duits was fragen dürfe. Kommt gut an.
Ansonsten meine ich, "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" ist kein schlechter Wahlspruch wenn es um's "Verteidigen" geht. Dies war ja der Name der Stiftung (zunächst unter der Leitung des früheren Bremer Bürgermeisters Koschnik), die eine Entschädigungsregelung für die Zwangsarbeiter in der deutschen Industrie zustande gebracht hat. Viele Kontakte sind dadurch zustande gekommen, ehemalige Zwangsarbeiter/innen haben auch GE besucht, sind vom OB empfangen worden, es gab Briefkontakte, Pakete wurden geschickt usw.
Meine Familie hatte Ende 2001 einen Monat lang Besuch aus der Ukraine. Am 16-2-2005, zufällig war das der Geburtstag einer sehr nahen Angehörigen, sahen wir anlässlich eines Gegenbesuchs das Spiel Schalke gegen Schachtyor Donezk. Ca. 80 supertreue Schalke Fans in unserer Kurve, 25 bis 28 Grad minus, Schalke führt lange mit 1 zu Null, fängt sich aber fünf Minuten vor Schluss noch ein Gegentor.
An Situationen, in denen ich mich als Deutscher angegriffen fühlte, kann ich mich nicht erinnern, wohl an sehr viel Respekt und Schulterklopfen. Ich habe ab 2000 Reisen sozusagen "rund um's Mittelmeer" unternommen: Marokko, Tunesien, Ägypten, Syrien, den Libanon (in Beirut auch das Lager Sabra/Shatila), Israel, die besetzte Westbank (Bethlehem, Ramallah, Hebron usw.), (Gaza nicht), Süd- und Nordzypern. Als "Europäische Gegenüber": Spanien, Sizilien,Griechenland. In Israel freundliche Aufnahme, überall sonst fast zu viel Schulterklopfen.
Ich erwähne das, weil Du das zweifellos wichtige "Verteidigen" angesprochen hast. Wobei, ich sag's noch einmal, "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" kein schlechtes Motto ist. Jetzt immer mehr auch "Europa", aber das ist schon wieder ein anderes Thema.
Gibt's von Käsemanns Bibelstunde noch mehr zu erzählen? Mich persönlich würden auch kleinste Einzelheiten interssieren.
Stolzer Rotthauser kannst Du Dich mit Recht nennen, meine ich. Viele wissen wohl gar nicht, wie stolz sie auf sich und ihre Vorfahren sein können. Womit ich nochmals bei Käsemann wäre und bei seiner Gemeinde, beide gehörten eng zusammen, enger kann man sich das gar nicht vorstellen.
Auf Anfrage habe ich jetzt ein Foto aus 1937 des "Ehren"-Mals im Dahlbuschpark erhalten, ich bitte die Verwaltung, es hier einzustellen, selber komme ich damit nicht klar, und die Zeit drängt wegen des Termins für die Sitzung der Bezirksvertretung am 6-11. Ich meine, hier sieht man: Dieser Trumm hat mit Ehre so viel zu tun wie der "Ehrenmord". Natürlich: Ehre den im Ersten Weltkrieg gefallenen Dahlbuschkumpeln und Trauer über ihr Schicksal! Es muss meist furchtbar gewesen sein, denn sie und ihre Kollegen in den Schützengräben auf der anderen Seite wurden gezwungen, einander abzuschlachten. Die Instrumente sind abgebildet: Der Gewehrkolben und das Bajonett, jeweils eingesetzt wie es gerade am besten auskam. Und die Handgranate. Fehlt nur noch der Flammenwerfer.
Wie das alles eingerahmt und "inszeniert" wurde, das zeigt sich hier in seiner ganzen Obszönität. Zu denken, dass dies beispielsweise auch Menschen vorgesetzt wurde, die mit 18 oder 20 in diesem Krieg gewesen waren und die nun mit um die 40 diese in Stein gehauene Kriegspropaganda ertragen mussten! Die Empörung muss unbeschreiblich gewesen sein.
Natürlich ging es damals nicht um Trauer, nicht um Gedenken. Es ging um Einstimmung auf den nächsten Krieg!! Lest dazu bitte auch die Rede des Gefolgschaftsführers Lüthgen über die "von der Partei gestaltete" Trauerfeier nach dem ersten großen Dahlbuschunglück vom 23. August 1943 (siege Forum "Bürgerantrag Ernst Käsemann Park"), die von Anfang an kriegerische Absicht des "Mals" wird da nachträglich bestätigt: "Soldaten der Arbeit. Treue Kameraden, auf dem Felde der Ehre gefallen. Kein besserer Trost für die Angehörigen als die Inschrift
'Sie starben für Deutschland".
Rotthausen muss hier seine Geschichte neu schreiben. Gemeinsam mit Dahlbusch. Ich bin, was dies betrifft, aufgrund meiner Kontakte mit Stadtteilarchiv und Bergbausammlung optimistisch. Sie sind es ja nicht, die sich der Diskussion verweigern. Sie nicht. Für mich tritt die Frage der Benennung zunehmend in den Hintergrund, so sehr ich mir gerade den Park als Ort der Erinnerung an einen Mann wünsche, der nicht Nazigefolgschaft, sondern Widerstand gegen die Nazis verkörpert.