
Auch die "Himmelstreppe" von Herman Prigann wäre ein Ziel für die Haldenbahnen, die sich Hans Diensberg für "Ruhr 2010" vorstellen könnte. Foto: WAZ, Hans Blossey
Architektenduo Hans Dienberg/Johannes Pleiss will alle Halden für die Freizeit und für "Ruhr 2010" zugänglich machen. Als neue Landschaftsmarken erschließen "Panoramen der Industrielandschaft" bedeuten für den Architekten Hans Dienberg "insgesamt eine Chance, das Ruhrgebiet von einer bisher fremden Seite für Gäste zu öffnen." Denn "die Alpen des Ruhrgebietes" seien "Berge des Fleißes" - und unter diesem Thema meldet Dienberg zusammen mit seinem langjährigen Büropartner Johannes Pleiss die "Panoramen" für die Kulturhauptstadt 2010 an.
"Von Berg zu Berg grüßen" will er in drei Jahren von den Haldengipfeln. Dienberg stellt sich vor, alle Aufschüttungen des Bergbaus, die eine bestimmte Höhe überschreiten, öffentlich zugänglich zu machen, sie mit Gondeln erreichen zu lassen, damit die "Landmarken des Reviers" in ein neues Licht zu setzen.
Von Hoppenbruch in Herten bis zu Pattberg in Moers, von Rheinelbe in Ückendorf bis Tetraeder in Bottrop, von Schurenbach in Essen (wo Richard Serras wuchtige Stahl-"Bramme" steht) bis zum Großen Holz in Bergkamen oder Rungenberg in Buer.
Was ihn an dieser Idee fasziniert: "Dass mit diesen Halden an Orte unserer Geschichte für die private wie auch berufliche Entwicklung erinnert wird. Nahezu jeder hat doch durch seine Familie mit dem Bergbau im 19. oder 20. Jahrhundert zu tun gehabt. Diese Grüninseln laden doch heute gerade dazu ein, sie in der Freizeit zu besuchen - und gleichzeitig Erinnerungsarbeit zu betreiben."
Für Gelsenkirchen will er in einer "Spurensammlung" zumindest Zeche Hugo, Halde Rungenberg und Siedlung Schüngelberg einbeziehen. Dienberg, Jahrgang 1930: "Wir haben doch dem Bergbau und den Menschen, die dadurch Brot, Existenz und Zukunft bekamen, hier in der Region fast alles zu verdanken. Wir wollen keinen Heldenkult - aber durch die Würdigung der landschaftlichen Restmarken für jene Epoche ehren wir eben auch jene Wurzeln."
Dienberg und Pleiss haben sich, bedingt durch ihre Bau- und Berufsaktivitäten, viel mit den Standards des Ruhrgebietes beschäftigt, mit Wasserflächen und Siedlungsformen, mit Brachen und "Leuchttürmen". Dabei seien sie auf viel "Übersehenes" oder "Vergessenes" gestoßen.
Das sei für beide Anlass gewesen, für das Programm 2010 zu überlegen, wie sich Gelsenkirchen einbringen könnte - welche Defizite oder auch Potenziale aufzubereiten sind. Die Halden seien deshalb ein wichtiges Kapitel - aber ebenso hoffen Dienberg/Pleiss auf "eine vernünftige, sinnvolle Hans-Sachs-Haus-Lösung, damit für einen Konzertsaal."
Das ist das Stichwort für eine weitere Idee: Dienberg könnte sich einen behutsamen Umbau der architektonisch wertvollen Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße als Musikhalle vorstellen. "Das Besondere an diesem möglichen Projekt: Man würde damit das gesamte Umfeld aufwerten. Darüber sollten die Stadtplaner und Kulturverantwortlichen nachdenken." Wohlwissend, dass die Infrastruktur nicht gerade für diesen Standort einnimmt. Es müssten Parkflächen geschaffen werden, es müsste eine Verbindungsschneise zum Wissenschaftspark hergestellt werden. "Aber das alles wäre relativ bescheiden zu sichern."
Dienberg hofft, dass sich die vielen Geschichtskreise im Revier gemeinsam daran beteiligen, "Ruhr 2010 voran zu bringen." Es warte eine große Aufgabe auf die Region: Das Vorfeld sei deshalb genau so wichtig wie das eigentliche Programmjahr. "Nachhaltigkeit aller Projektrealisierungen ist gefragt."
HJL"Dem Bergbau ist Brot, Existenz und Zukunft zu danken"
20.02.2007