Die Arbeitsfassung von Herrn Heidemanns Arbeit kann online gelesen werden:WAZ hat geschrieben:Meilenstein der Moderne
Klar gegliederte Fassade von 1927/28, neu restauriert: das Haus Sinn-Leffers an der Bahnhofstraße. Foto: WAZ, Martin Möller
Lutz Heidemann dokumentiert in einer Publikation die Baugeschichte des Kaufhauses Sinn und Leffers an der Bahnhofstraße. Architekt Bruno Paul wirkte als Designer
"Eine vergessene Architektur-Avantgarde" nennt Lutz Heidemann, ehemaliger Stadtplaner und Architekt in der Stadtverwaltung, in einer Publikation das Geschäftshaus Sinn-Leffers an der Bahnhofstraße 39/47. Wie von der WAZ berichtet, legte man jetzt nach 80 Jahren die alte Fassade des Komplexes frei - eine völlig neue Ansicht eines historischen, mehrmals veränderten Gebäudes mitten in der City.
Was Heidemann an dem "Fall" interessierte, ist seine Beispielhaftigkeit und seine Entwicklung über Jahrzehnte: Wie man ein Haus, eine Architektur hinter Fassaden "versteckt" hat. Das öffentliche Interesse an diesem "Kommerztempel" sei verbunden mit einem emotionalen Erinnerungswert, so der Autor. Ein Mode-Haus sei schließlich auch "ein Stück Lebensgefühl" für die Menschen.
Bruno Paul hieß der Architekt des 1927/28 errichteten Kaufhauses Sinn: ein Dokument der Bau- und Wirtschaftsgeschichte. Sinn reihte sich ein in ein neues Warenhaus-Konzept, das Leonhard Tietz (1879 Stralsund) nach den Vorgaben in Paris (Bon Marche?, 1852) in Deutschland etablierte. Tietz (Hertie, Kadewe, Alsterhaus), Karstadt und Wertheim waren Pioniere dieser Entwicklung. In Gelsenkirchen hat sich aus jener Zeit (mit Veränderungen) nur das Weka, Kaufhalle-Woolworth, Boecker, Kaufhof-Galeria und eben Sinn-Leffers erhalten. Seit 1904 wurde an dieser Stelle ein Kaufhaus Sinn betrieben. Das Eckhaus Nr. 34 kam erst 1920 hinzu.
Die Bahnhofstraße wurde 1847 als unbefestigter Weg angelegt - nach Fertigstellung der Köln-Mindener Eisenbahn. Die Husemannstraße war damals eine Bahntrasse. Heidemann dokumentiert die Immobilie, deren "Gesicht" sich veränderte: Loggien, Ziergiebel, Türmchen, Pilaster, Friese usw. verschwanden im Laufe der Zeit - von der Gründerzeit ging es zur neuen Sachlichkeit.
Das Kaufhaus Stamm, von Sinn übernommen, vertraute um 1899 dem Gußstahl. Man hatte die Pariser Oper im Auge. Die Montanregion sei auf diese Materialvariante zu Stein gern eingegangen. Sinn profitierte von dieser Vorgeschichte. Allerdings gab es härtere Brandschutzauflagen. Architekt B. Paul, Professor an der Berliner Kunsthochschule, strebte eine neue Aufmerksamkeit an: In fünf Monaten wurde das Haus als Eisenbeton-Skelettbau hochgezogen. Die Fassade Ecke Bahnhof-/Beskenstraße wurde zum Blickfang gerundet. Ebenso das turmförmige Treppenhaus und die glatten Fassadenbänder nebst Opakglas, die wieder zu sehen sind. Das "Designer-Konzept" sorgt(e) für Aufsehen. Bergschäden veranlassten 1936 Änderungen an der Außenhaut. Ab 1954 wurde der Komplex "modernisiert" - bis heute wieder die alte Fassade gilt. Heidemann: "Ein langer Weg - ein richtiger."
WAZ HJL 22.02.2007
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