ich bin Architekturstudent an der RWTH Aachen und schreibe gerade an einer Arbeit über die Schachtanlage Oberschuir. Und im Laufe der Recherche bin ich auf dieses Forum gestossen und habe eine Menge Material dank Eurer Hilfe udn Hingaben finden können. Aktuell suche ich noch nach der Begründung, warum die Schachtanlage unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Die in den letzten Beiträgen erwähnten Ventilatoren sind wohl Capell - Ventilatoren, die 1988 abgebrochen und auf der Zeche Zollern wieder aufgestellt wurden.
William hat geschrieben:... Begründung, warum die Schachtanlage unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Also, warum man das gemacht hat, dürfte ja wohl klar sein. Muss man ja nur mal hingucken.
Aber du meinst sicher eher den genauen Wortlaut des Textes mit dem Oberschuir unter Schutz gestellt wurde. Kann man den nicht von der Denkmalschutzbehörde bekommen?
richtig, es geht um eben diese offizielle Begründung. Desweiteren soll die Arbeit eben beleuchten, was die Schachtanlage so besonders macht, dass sie als schützungswürdig erachtet wurde. Manchmal ist es nur ein Ornament oder ein Detail, was bei dieser Anlage sicher nicht der Fall ist. Also so etwas wie die Überprüfung odre kritische Beleuchtung. Und unser Prof ist da schon sehr genau und kritisch, da er auch ein Fan dieser Zeit ist, in der die Beziehung der Arbeiter zu ihren Konzern und der Konzerne zu ihren Arbeitern noch eine andere war, als sie es heute ist - ungeachtet der Arbeitsbedingungen.
Habe mal gehört, dass der Kubus erst relativ spät in der Entwurfsphase dazukam. Ursprünglich sollte auch im Außenbereich nichts ganz neues gebaut werden, aber letztlich hat der Kubus dann immer mehr Freunde gefunden, so dass man der ursprünglichen Ausschreibung nicht mehr gefolgt ist.
Es wird keiner der "Nachgeborenen" mehr nachempfinden oder gar verstehen können, was es wirklich einstens hieß, "auf Kohle geboren zu sein". Uns, ich bin Jahrgang 1950, war es auch nicht bewusst, dass wir - nimmt man nur alles in allem - wenn nicht schon im Arbeiterparadies lebten, so doch in einer Vorstufe, sagen wir, der Veranda davon.
Unsere Väter, ob Über- oder Untertage, mussten gewiss schwer arbeiten. Der Traumurlaubsort war das Sauerland oder, wenn die Eltern darauf gespart hatten, oder der Opa die berühmte "Nachzahlung" bekam, die Nordsee.
Gewiss, die Großväter starben früh an der "Silikose". "Wieviel Staub hasse denn?", war eine häufig von den Erwachsenen gehörte Frage, bevor das Landesligaduell "Hansa Scholven : SV Zweckel" angepfiffen wurde. (2 Krankenwagen, 2 Polizeiautos). Aber jeder hatte Arbeit. "Der Pütt" war für alles zuständig. Hausinstandsetzung, Straßenreinigung in bestimmten Straßen. Sogar der "Konsum", der oft einzige Laden im Viertel neben "Kleinschnittger" oder "Even", gehörte dem DGB. Bei den Mieten waren zu Zeiten keine Überraschungen zu erwarten, die Häuser gehörten der "Hibernia".
Bergmann zu sein oder "auf'm Pütt sein" strahlte eine Lebensplanungssicherheit aus wie heute nur der Beamtenjob. (Für die Altersgenossen: Catharina Valentes Calypsosong wurde folgendermaßen umgedichtet: Tippe Tippe Tip, ich geh aufen Pütt, ja dann wird alles wieder gut..."). Sie verdienten gutes Geld, die Männer vor der Kohle. Sie zahlten auch oft genug mit ihrem Leben oder ihrer Gesundheit dafür. Jedoch diesen Zoll verlangten alle technischen Berufe damals, vom Dachdecker bis zum "Fernfahrer". Trotz alle dem war es im "Gebiet" ein wenig wie in Abrahams Schoß.
Anfang der 60er änderte sich das zwar nicht schlagartig, aber dramatisch. Ganze Belegschaften wurden mit Bussen quer durchs Ruhrgebiet chauffiert zu neuen Arbeitsplätzen, an denen sie nicht willkommen waren. Damals ist mit Sicherheit mehr Gefühl für Solidarität unter den Arbeitern zerstört worden, als danach wieder aufgebaut werden konnte.
Und heute, nach der Kohle? Mir gibt es Stiche ins Herz, wenn ich mal durch den "Pott" fahren muss. Wo früher Stätten waren, an den Geld verdient wurde, sind heute bunte Hallen, in denen man Geld ausgeben kann. Super- und Werkzeugmärkte wohin man blickt. Aber auch riesige Brachflächen und zweifelhafte "Kulturangebotsgelegenheits-Industrieruinen. Jede Kaue ein Theater oder zumindest eine Galerie. Alles wird auf Optimismus kaschiert.
Noch heute, über 30 Jahre nach meinem Fortgang (aus Arbeitsplatzgründen), tut es mir in der Seele weh, wenn ich von der Schließung eines "Pütt" höre. Ich habe noch ein Trauma von damals, als mit der Schließung der Zeche Scholven ein Vorort in einen Umbruch gestoßen wurde, von dem er sich nie erholen konnte.
Es heißt, Europa ist im Entstehen. Offensichtlich ist das Quatsch. Europa hat, außer dem Öl und dem Wind aus der Nordsee nur die deutsche und englische Kohle als Energiereserve. Der Anteil der vielgepriesenen "alternativen Energien" ist im Gesamtbild so gering wie der der Kernernergie. Letztere ist nicht beherrschbar, das sagt uns Murphys Gesetz und erstere ein schöner Traum. Ob CO2 der böse Klimakiller ist, ist noch strittig. Es bleibt bei der Steinkohle. Leider lässt sich ein aufgelassenes Bergwerk nicht wieder in Betrieb nehmen.
Wir verbrasseln mit dem Kohleausstieg also nicht nur Volksvermögen, sondern auch Europavermögen, oder?
Gleiches lässt sich übrigens auch hier auf dem flachen Land beobachten: Für jeden in einen Golfplatz verwandelten Acker werden wir mal Getreide oder Raufutter importieren müssen.
Das Deutsche Volk wird ja immer von seinen Politikern aufgefordert, "nicht zu vergessen".
Wir sollten wahrlich nicht vergessen, dass wir mit dem "Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet" mal die mächtigste und größte Industriezone der Welt hatten.
Zuletzt geändert von gutenberg am 22.08.2009, 09:53, insgesamt 1-mal geändert.
...und in 170 Jahren sind wir technisch so weit, dass wir an der Ruhr (dem Fluss) wieder mit dem Kohleabbau neu beginnen können. Dem Abbau der Felder, von denen wir mit der heutigen Technik nur träumen können. Damit wäre Europa wieder für Jahrhunderte versorgt. Schon in der Volksschule (die in einer Studiodiskussion im WDR 5 mal vor einiger Zeit die "Ervolksschule" genannt wurde, weil sie nach dem Krieg eine Generation so gut ausbildete, dass mit diesen Mädchen und Jungen ein beispielloser Wiederaufstieg des Landes möglich war. Dann kamen die "Reformer". Ergebnis ihrer Bemühungen: siehe Pisa oder abgebrochene Ausbildungsverhältnisse), also, schon in der Volksschule haben wir gelernt, dass man aus Kohle alles das produzieren kann, was man aus Erdöl gewinnt.
Man muss nur anfangen. Statt in den späten 60er und gesamten 70ern Unsummen in "Zeche Eimerweise" an Zuschüsse zu stecken, hätte man mit diesen Geldern forschen und entwickeln müssen.
Und da genau stecken die zwei Pferdefüße des Bergbaus: Die Verbeamtung als preußisches Erbe und die Politik, die den Leuten hier und heute Zuckerbrot geben muss, wo doch für einen gewisssen Übergang auch Paderborner mit einfachem Griebenschmalz gereicht hätte. Vielleicht erzähle ich ja nur Träumereien, aus Heimweh nach dem damaligen Scholven oder Ruhrgebiet, aber ich ich werde das Gefühl nicht los, dass das Revier heute auch anders da stehen könnte.
Sollte übrigens der Eindruck entstehen, ich hätte etwas gegen Beamte, so ist das ein falscher Eindruck. Selbst einige meiner besten Freunde sind Beamte. Nur ist ein beamtenbestimmtes System zu unflexibel, um auf momentane, plötzlich zu bearbeitende Situationen reagieren zu können. Beamtenwirtschaft ist immer ein wenig oder ein viel auch Planwirtschaft.