erloeser hat geschrieben:@ Emscherbruch
ich kenne das Museum in Zeppelinheim, weil ich mal 2 Jahre in Neuisenburg zwischen Sachsenhausen und RheinMainAirport gewohnt habe. Die Museen sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Leider geben die Interentseiten wenig Fotomaterial her, weil die für alles Kohle haben wollen und überall ein Copyright draufknallen:
Bilder gibt es auf der englischen Seite bei Jean-Pierre Lauwers:
http://www.earlyaviator.com/archive4.htm#jpl
Hintergundinformationen zur Technik und zu Klassifizierungen bei Jens Schenkenberger:
http://www.zeppelinfan.de/index.htm
@ Schacht 9 Wir haben heute Flugtag in diesem Themenstrang... und es ist gut was los in der Luft über dem virtuellen Flugplatz Rotthausen
vorhin sind drei Maschinen der Gothaer Waggonfabrik gelandet, die ich mal eben abfertigen muss und da kommt gerade eine vierte rein...
@Karlheinz & Andreas
Wie Du richtig vermutest haben alle drei abgebildeten Flugzeuge mit den Kondorwerken nichts zu tun, weil sie alle aus der Zeit nach 1933 sind. Die Gothaer Waggonfabrik A.G. produzierte nicht nur Flugzeuge, sondern wie der Name ahnen lässt Strassenbahnwagen, Güterwagons und Kinderkarussells. Das Unternehmen hatte nach dem ersten Weltkrieg die Produktion von Flugzeugen komplett eingestellt und erst mit der Machtergreifung 1933 wieder begonnen, Flugzeuge zu produzieren, also annähernd der Zeitpunkt, als auch die Segelflieger Rotthausen verliessen und die Luftfahrtgeschichte dieses Flugplatzes vorbei war.
Das oberste Flugzeug ist eine Go 145, ein zweisitziges Schulungsflugzeug, welches man ab 1933 baute, und das irgendwann mal durch Bestückung eines Maschinengewehres annähernd den Charakter eines Jadgflugzeuges erhielt.
Das zweite Flugzeug ist eine Go 146, ein Flugzeug für Reisen und Kurierdienste, in dem 4 Leute Platz fanden, und das ab 1935 gebaut wurde.
das dritte Flugzeug ist eine Go 149, die man 1936 als einsitzigen Jagdflieger für Übungsflüge baute, allerdings nur in geringer Stückzahl, weil das Gerät sehr anfällig war.
Der Gothabomber, von dem in der Fussnote Nr. 13 in Ralf Blanks Luftkrieg die Rede ist, wurde ab 1915 in Gotha gebaut und wurde aufgrund seiner Reichweite im Krieg gegen England eingesetzt. Das Gerät war sehr schwerfällig mit einem Leergewicht von fast 4 Tonnen konnte es nochmal eine halbe Tonne Bomben aufnehmen. Dies lässt vermuten, dass es in einer Art Gemischbauweise zusammen gesetzt war. Zumindest Teile des Rumpfes werden aus Metall gewesen sein, was dagegen sprechen würde, dass das Flugzeug in den Kondorwerken produziert wurde.
Das eigentliche Name der englischen Königsfamilie ist übrigens erst seit dem ersten Weltkrieg Windsor. Der damalige King George hiess eigentlich George Frederick Ernest Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, hat aber auf Innenpolitischen Druck nach den Bombenangriffen der "Gothas", wie die Bomber im englischen Volksmund hiessen, den Namen Windsor angenommen.
Hier ein Foto eines der "Gothas" vom Typ G.IV
Schicken wir die ganzen Gothaflieger also wieder nach Hause in ihre thyringische Heimat und kommen wir nach Rotthausen zurück zu der Frage: was waren die Kondorwerke wirklich? Handelt es sich bei dem Werk um eine Werft für die Produktion von Sport- und Reiseflugzeugen oder um eine Rüstungsschmiede, die Kriegsflugzeuge produzierte?
Was meines Erachtens für die Produktion von Kriegsgerät spricht ist einmal die Beteiligung eines Oberleutnant bei der Gründung der Kondorwerke zwei Jahre vor Kriegsbeginn und zum anderen die Belegschaftsgrösse von 1.200 Mitarbeitern 6 Jahre später zum Ende eines vier Jahre dauernden Krieges.
Am besten schauen wir uns einmal eine Original Kondortaube aus Rotthausen an, die sogar den Namenszug ihrer Mutterwerft auf dem Rumpf trägt:

Kolege Beck ist alles andere als ein Soldat. Er trägt keine Uniform und auch die Lackierung seiner Taube weisst keine militärischen Embleme auf.
Interessant sind die zusätzlich montierten Kufen, die daraufhin deuten, dass das Flugzeug wahrscheinlich im alpinen Bereich eingesetzt wurde. Kollege Beck könnte ein Postflieger gewesen sein...
Da wir uns in der Anfangsphase der Luftfahrt in Deutschland befinden, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man die Flugzeuge, die im zivilen Bereich genutzt wurden, für militärische Zwecke weiterentwickelt und umgebaut hat.
Hier noch ein anderes Foto. es zeigt eine Fokker E.IIa und eine AlbatrosB.IIa, die unter Lizenz in Rotthausen gebaut worden sein soll (unter Vorbehalt)
Ich habe den englischen Text ins Deutsche übersetzt, erinnert ein wenig an ein Flugzeugquartett.... 7 Zylinder - Stich!
- - - Frühe Fokker E.II - ursprünglich ausgestattet mit einem 7 Zylinder 80 PS Oberursel u.O [Motor] - später umgerüstet mit einem 100 PS Oberursel U.I. -
Anmerkung zum aufgebauschten Kühlergrill: Bei den ersten Fokker E.II war der obere Holm gerade, die Standardproduktion [hingegen] hatte einen Zusatzholm um den grösseren Kühlergrill mit grösserem Durchmesser abzustützen und Kühlung brauchte der 9 Zylinder U.I Motor mit 100 PS
-Albatros B.IIa (Kondor.) - erbaut von der Kondor Flugzeug-Werke GmbH in Essen. Kondor versuchten ohne Erfolg mit einer Reihe von Entwürfen ihr eigenes Flugzeug für die Deutsche Luftwaffe zu entwickeln . Allerdings wurde Kondor unter Lizenz der Idflieg im Oktober 1916 mit einer Bestellung von 50 Albatros B IIa (Kon.) Seriennummer 390-439/16 für Übungszwecke beauftragt. Kondor nahm einige Überarbeitungen des Leitwerks vor. Dies blieb nicht beispiellos; sowohl die DFW mit der Albatros C.III(DFW)-Reihe, als auch andere Hersteller machten es genauso. Die Bezeichnung Albatros B.IIa kennzeichnet den Austausch der Maschine.
- Recht herzlichen Dank für die Flugzeugidentifikation und historischen Informationen an Dan San Abbot - - -
Unabhängig davon, ob die Flugzeuge richtig identifiziert wurden, was ich als Laie nicht zu beurteilen vermag, finde ich die Informationen zu den Kondorwerken recht interessant.
Zum Verständnis: "DFW" steht für Deutsche Flugzeugwerke, die ihre Produktionsstätte in Lindenthal hatten und ähnlich wie Condor zwar ein eigenes Flugzeug heraus brachten, aber unter Lizenz auch andere Maschinentypen bauten.
"Idflieg" ist die Abkürzung von Inspektion der Fliegertruppen. Sie wurde am 1. Oktober 1913 innerhalb der preussischen Armee aufgestellt. Neben dieser Fliegertruppe gab es noch die Marineflieger der Kaiserlichen Marine und die Fliegertruppe der Bayrischen Armee.
Während des ersten Weltkrieges benutzen die Fliegerkräfte des Heeres Jagdflugzeuge, wie Albatros und Focker, Aufklärungsflugzeuge von Aviatik, Rumpler, AEG und DFW, Flugzeuge zur Unterstützung der Infanterie, die in den Firmen Junkers und der Hannoverschen Waggonfabrik gebaut wurden, Bomber der Gothaer Waggonfabrik und Siemens-Schuckert-Werke, unterstützt von Luftschiffen der Zeppelinwerke Friedrichshafen.
Wahrscheinlich waren die Kondorwerke beides. Rüstungsbetrieb und Lieferant für die zivile Luftfahrt, ähnlich wie die Gothaer Waggonfabrik und die Luftschiffwerft des Grafen Zeppelin am Bodensee.
Heute ist dieser Mischmasch von Rüstungskonzern und Zivilwirtschaft übrigens immer noch gang und gebe. Beispiel EADS, DASA und Co., die alle am Airbus mitbauen, aber auch am Eurofighter und anderen Kriegsflugzeugen mitverdienen wollen.
Die Fotos, sind wieder von der seite des Britten Jean-Pierre Lauwers , auf der ich auch die Zeppelinbilder gefunden habe und die voll ist mit Fluggeräten aus der Pionierzeit bis zum Ende des zweiten Weltkriegs
http://www.earlyaviator.com/archive1.htm