@Rolf Nagel
Herzlichen willkommen bei den Gelsenkirchener Geschichten. Wenn Du Dir sicher bist, dass sich die Tiger auf einem Flughafen befindet und nicht einfach nur auf einem für den Luftsport umfunktionierten Acker, dann könnten wir es nach dem Auschlussverfahren versuchen. Das Bild wird vermutlich aus den 1930er Jahre sein.
Eine Liste der Ruhrgebietsflughäfen bis zum zweiten Weltkrieg in Stichpunkten:
1. Flugplatz Holten
gegründet 1909 durch den Westdeutschen Verein für Flugsegler e.V.
anfangs nur Gleitflug über eine Rampe, dann Ergänzung durch eine Flugschule und die Flugzeugwerke der Gebrüder Strack. 1927 wurde der Flughafen geschlossen und das Gelände industriell bebaut.
Fällt als Möglichkeit schon mal weg.
2. Flugplatz Fredenbaum
Der Flugplatz befand sich in der Nähe der Dortmunder Gasanstalt und wurde 1911 eröffnet. 1914 fanden noch kleinere Flugveranstaltungen statt. Nach dem ersten Weltkrieg musste der Flugplatz der Industrie weichen.
Fällt also auch weg.
3. Flughafen Essen-Gelsenkirchen-Rotthausen
Eröffnet 1912 entwickelt sich der Flughafen Rotthausen schnell zur Drehscheibe für den nationalen und später auch internationalen Luftverkehr. Auf dem Fluggelände befanden sich drei Flugschulen und bereits seit 1912/13 die Kondor Flugzeugwerke mit später 1.200 Mitarbeitern. Im Rahmen der Ruhrbesetzung durch Franzosen und Belgier wird der internationale Personen- und Postflugverkehr 1925 nach Dorsten verlagert und Ende 1925 von dort dann nach Essen/Mülheim. Rotthausen wurde nur noch als Landebahn anerkannt und später zugemacht.
Sollte es sich um Rotthausen handeln, gehörten die Anlagen im Hintergrund des Fotos zu Dahlbusch, was ich allerdings nicht glaube. Am besten Karlheinz Rabas fragen.
4. Flugplatz Wanne-Herten
Zeitgleich mit Rotthausen eröffnet, sollte der Flugplatz Wanne-Herten überwiegend der Fahrt mit Luftschiffen dienen. Zu Beginn des ersten Weltkriegs begann man in der Halle Flugzeugteile für die Rumpler Taube herzustellen, allerdings ging diese Unternehmung 1917 konkurs und der Flugbetrieb schlief ein. 1951 wiedereröffnet als Flugplatz Emscherbruch und bis 1964 für den Segelflug genutzt. Wegen des Baus einer Hochspannungsüberlandleitung wurde der Flugplatz geschlossen.
5. Duisburg Neuenkamp, später Paul Bäumer Flugplatz
Aus dem Flugplatz für Segel- und Motorflug von 1913 entwickelt sich in den 30er Jahren ein Stützpunkt der Deutschen Luftwaffe auf dem unter anderem Sturzkampflieger (Stukas) ausgebildet wurden. Während der Westfeldzüge wurden von hier aus Angriffe auf Belgien und die Niederlande geflogen und später diente er als Landeplatz für Jagdflieger, die gegen anglo-amerikanischen Bomber, eingesetzt waren. 1951 bis 1960 wurde der Flugplatz für den Luftsport genutzt. Er befand sich direkt an der A40 und ist später von der Industrie überbaut worden.
6. Flughafen Dorsten
Nachdem ein reibungsloser internationaler Flugverkehr des damals wichtigsten Flughafens der Region Essen-Gelsenkirchen-Rotthausen aufgrund der Ruhrbesetzung nicht mehr stattfinden konnte, verlegte man diese wichtige Luftverkehrsdrehscheibe 1925 nach Dorsten in die, nördlich Richtung Borken gelegene Erler Heide. Mit dem Rückzug der Besatzungstruppen wurde dieses wichtige Luftkreuz dann wieder zurück ins Ruhrgebiet verlegt, aber nicht nach Rotthausen sondern nach Essen/Mülheim
Dorsten fällt auch weg, weil sich in der Erler Heide keine Industrieanlagen befanden.
7. Essen Mülheim, Zentralflughafen Ruhrgebiet
Der Flughafen Essen Mülheim wird am 31. August 1925 eingeweiht. Er tritt in seiner Bedeutung die Nachfolge des Flughafens Rotthausen an, nachdem für nicht einmal ein Jahr der Luftverkehr nach Dorsten verlagert wurde. 1926 richtet die Deutsche Lufthansa eine Niederlassung auf dem Flughafen ein. Bis zu Kriegsbeginn wird der Flughafen von 8 ausländischen Fluglinien angeflogen. 1939 wird der Flugplatz umbenannt in Zentralflughafen Ruhrgebiet. Nach Kriegsende beginnen auch hier die Flugaktivitäten mit Segelflug. 1959 wird das Gelände wieder für die internationale Luftfahrt zugelassen und entwickelte sich mit der Zeit zu einem relativ ruhigen Regionalflughafen.
Essen Mülheim fällt auch weg, weil dort keine Industrieanlagen stehen.
7. Flughafen Dortmund Brackel
Beginn der Aktivitäten in Dortmund im April 1925 durch die Enbindung in die Flugroute Kopenhagen - Zürich und in den Linienflugverkehr Berlin - Amsterdam. 1938 werden 8000 Starts registriert. 1939 wird der Flughafen für die zivile Luftfahrt geschlossen, militärisch genutzt und im Krieg völlig zerstört. Von 1953-59 wird auf dem Flugplatz Luftsport betrieben. 1959 wird der Flugverkehr wieder eingestellt und auf dem Gelände Raketeneinheiten der Britischen Rheinarmee stationiert. Parallel dazu ensteht in Dortmund Wickede ein neues Luftsportgelände mit einer Graslandebahn. 1969 wird der Ausbau dieses Sportflugplatzes zum Verkehrsflughafen beschlossen, der 1971 in Betrieb geht, nachdem er eine 850 Meter lange Asphaltbahn erhalten hat. 1973 müssen dort die Segelflieger ihren Betrieb einstellen.
9. Wasserflughafen Duisburg.
In Duisburg Warnheim befand sich 1927 ein Steg für Wasserflugzeuge, von dem aus für 5 Monate ein Linienverkehr entlang des Rheins nach Rotterdam eingerichtet war. Diese Unternehmung wurde relativ schnell abgebrochen, weil sie sich gegen die viel rentablere Eisenbahnverbindung von Duisburg nach Rotterdam nicht durchsetzen konnte.
Warnheim fällt als Möglichkeit quasi ins Wasser.
10. Flughafen Buer
An der Abfahrt Buer, südlich der Reichsautobahn 2, auf dem Berger Feld, wo heute die Schalker kicken, entstand 1934/35 ein Militärflughafen, der erst von einer Fliegerübungsstaffel und später von Abfangjagdflugzeugen der Reichsverteidigung genutzt wurde. Nach dem Krieg war kurzzeitig ein NATO Flugplatz im Gespräch, der allerdings nie verwirklicht wurde, so dass man das Gebiet vorwiegend landwirtschaftlich nutzte bis man dort das Parkstadion baute.
Buer fällt auch weg, weil keine Industrieanlagen auf dem Berger Feld stehen.
Soweit die Liste. Ich hoffe ich habe keinen Flugplatz vergessen.
rona hat geschrieben:Hallo,
hier erst einmal ein Bild vorab. Rote Linie kennzeichnet den Industriekomplex.
mfg Rolf

Meine Idee ist Duisburg Neuenkamp. Das Gelände liegt in einem trocken gelegten ehemaligen Rheinsee, der rundherum eingedeicht ist (daher der Name: neues Kamp) "und auf dem sich auch die Siedlung "Parallelhafen" aus dem 1920er Jahren befindet. Der Flugplatz lag südlich der Ruhrmündung und nördlich des Parallelhafens genau zwischen Rhein und A40. Bei den Industriebauten könnte es sich um Anlagen im Hafen oder und im Hintergrund um Hochöfen handeln. Die zu erkennende Böschung ist eventuell der mit Bäumen bestandene Damm auf dem die A40 verläuft oder aber ein Deich, der das Umland vor dem Rheinhochwasser schützt, aber wohl keine Halde.
Was zusätzlich für Duisburg sprechen würde ist die militäirsche Nutzung des .Flughafens. Gerhard Fieseler war nicht nur Kunstflieger sondern auch Unternehmer und leitete die Fielseler Werke in Kassel, eine Flugzeugwerft, in der Militärflugzeuge unter Lizenz gebaut wurden, die eventuell in Duisburg Neuenkamp geflogen sein könnten. Bis auf Buer und Dortmund gab es sonst keine Flughäfen im Ruhrgebiet vor dem zweiten Weltkrieg, auf denen Militärflugzeuge stationiert waren.
Schöne Grüße aus Scholven
Johannes Fischer