Der neue zoologische Garten in Gelsenkirchen.
Am 14. April dieses Jahres wurde als jüngstes Kind der Stadt der Zoologische Garten aus der Taufe gehoben und Gelsenkirchen trat damit in die Reihe der Städte, die ihren Einwohnern eine Einrichtung bieten, die der Erholung, der Belehrung und der Wissenschaft gleichzeitig dient.
Der Krieg machte nicht halt vor den Toren der Zoologischen Gärten und so kommt es, das die meisten der zehn in den Westzonen noch vorhandenen Zoos heute um ihre Existenz oder um ihren Wiederaufbau kämpfen. Um so anerkennenswerter war der Entschluß, der es dazu kommen ließ, mit dem Bau des neuen Zoo zu beginnen. Die vorsichtig abgewogenen Möglichkeiten führten zu dem Ergebnis, daß die zum Bau nötigen Materialien heute zum Glück nicht mehr unter den Begriff „Mangelware" fallen, daß aber wohl unter diese Rubrik zwei andere wichtige Faktoren zu buchen sind, die zum Aufbau eines Zoos Voraussetzung waren! Geld und Tiere. Diese Probleme wurden aber in vorbildlicher Weise gemeinsam von der Stadt und der Tierhandelsfirma L. Ruhe, Ahlfeld/Leine gelöst, wobei die Absicht, der schwerarbeitenden Bevölkerung des Ruhrgebiets eine Stätte der Entspanung zu schaffen, maßgebend war.
Unweit der Zechen und großen Industriewerke liegt der Zoo heute wie eine friedliche, grüne Oase und bietet Gelegenheit, hier die Kräfte zu sammeln, die dort verbraucht werden.
Der Landstrich, in dem der Zoologische Garten liegt, gehört zum alten Emscherbruch, früher eine urwüchsige Landschaft, in der Bär, Luchs und Wolf eine Heimstatt hatten und sich Auerochs und Wildpferde tummelten.
Am längsten hielt sich der Wolf, denn der letzte dieser Art, von dem man annehmen kann, daß er bodenständig und nicht zugewandert war, wurde im Winter 1834/35 in
Westfalen erlegt, während der letzte Luchs schon 1745 und der letzte Bär gar schon 1446 gestreckt wurde.
Heute sind nun wieder wilde Tiere hier eingezogen, allerdings wohbehütet und gepflegt von Menschenhand und in sicherem Gewahrsam. Nach neuesten tiergärtnerischen Erfahrungen sind die Tiere fast ausnahmslos in gitterlosen Freigehegen untergebracht, die ohne störendes Gitterwerk dem Beschauer freien Blick auf die Tiere gestattet. Wo das bisher noch nicht sein konnte, wird die Zukunft noch Verbesserungen bringen.
Es wird nicht mehr allzulange dauern und man wird auch dem prächtigen Löwenpaar frei gegenüber stehen, so wie es jetzt schon bei den kraftstrotzenden Kragenbären, der 4,5 Tonnen schweren indischen Elefantenkuh „Birma", den Kamelen, Waschbären, Hirschen, Alligatoren, Rindern, Antilopen und Affen der Fall ist. Die übersichtlichen Gehege, die geschmackvoll in den Baumbestand eingepaßt sind, gestatten die Beobächtung jeder Lebensäußerung der Tiere, und Künstler und Photographen werden tausendfältige Anregungen bei ihren Besuchen erhalten.
Freude und Frohsinn kommen bei einem Besuche nicht zu kurz. Wohl jeder hat bisher erheitert die Rumba tanzende und Harmonika blasende „Birma" verlassen, garnicht zu reden von den Lachsalven, die das unverwüstliche, lustige Volk der Affen hervorruft.
Auch an die Kleinen ist gedacht. Das Ponyreiten und Fahren, Rutschbahn, Wippe und Schaukel auf dem Kinderspielplatz bilden noch tagelang das Gespräch der Kinder. Den Erwachsenen bietet sich Erholung in der wohlgepflegten Gaststätte mit 2000 Sitzplätzen und überdachter Pergola.
Gelsenkirchen hat eine neue Errungenschaft ersten Ranges, die aus allen Teilen der Stadt und von auswärts durch die Nähe des Bahnhofs Bismarck und der Linien 1 und 21 der Straßenbahn leicht zu erreichen ist.
Quelle: Gelsenkirchener Wochenschau 1949

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