Many Szejstecki
1931 geboren in Breslau
1947 lebt seit 1947 im Ruhrgebiet
bis 1983 unter Tage in den Steinkohlenbergwerken des Ruhrgebietes Ausbildung zum Steiger und Bergingenieur
seit 1965 freies künstlerisches Schaffen
1976 Gründung der Künstlergruppe „werkstatt“
1977 Preis des Kunstvereins Oberhausen
„Das Revier als Faszination !?“
1988 2. Preis der Stadt Gelsenkirchen für die Neugestaltug des Parkstadions mit Siegfried Danguillier
seit 1990 Aktivitäten im Bereich Kunst im öffentlichen Raum im Rahmen der „Kunstmeile Gelsenkirchen“
1992 - 1994 Wandgestaltung der U-Bahnstation Trinenkamp in Gelsenkirchen „Unter Gelsenkirchen“
1994 - 1999 Digitale Malerei und Grafik, sowie Videoinstallation Thema: „Raum Ruhrgebiet“
1999 - heute Arbeiten an einem Film über das Thema „Panorama des Ruhrgebietes"
lebt in Gelsenkirchen zahlreiche Ausstellungen im In - und Ausland
Many Szejstecki im Gespräch mit den Gelsenkirchener Geschichten am 26.10.2007 im Forum Bergmannsglück
Die Bergbau-Panoramen von Many Szejstecki werden als Gelsenkirchener Beitrag exklusiv für das regionale Kulturprogramm "Ruhr 2010" angemeldet
Am Anfang war die Erde, die Tiefe, der Stein, die Geologie. Many Szejstecki fuhr viele Jahre als Steiger unter Tage. Das prägte den namhaften und populären "Werkstatt"-Künstler, denn er nahm das alles auf, was ihm unter der Oberfläche begegnete und setzte es in Bilder und Installationen um: Menschen, Kohle, Ruß, Maschinen, Abbau, Förderung, Landschaft, Strukturen. Maegie Koreen ließ sich besonders von einem Arbeitsbereich Manys begeistern: von den Bergbau-Panoramen. Sie reichte beim "Ruhr 2010"-Büro in Essen einen Projektantrag zu diesem Thema ein.
Die Einmaligkeit dieser Werksgruppe liegt darin begründet, dass der Gelsenkirchener seit rund 25 Jahren in seinen über zehn Großformaten einen Ort aus der Frosch- und gleichzeitig aus der Vogelperspektive darstellt - man sieht auf, unter und in eine Landschaft hinein. Das Bild wird zum Entdeckungstableau für das Ungeahnte, Ungesehene, Unformulierte. Häuserzeilen und Schachtanlagen, aber auch geologische Formationen und Flöze, Raster der Ackerfelder und Modelle menschlicher Eingriffe in die Natur, in die tektonische Landschaft. Man wird von Many Szejstecki gewissermaßen an die Hand genommen in den Fahrstuhl der Geschichte - die Erde wird zum scheinbar ewigen "begehbaren", einsehbaren, logisch durchleuchteten Grubengebäude.
In einer Publikation über seine Bergbau-Panoramen (über Zechensituationen in Gladbeck, Recklinghausen, Bergkamen, Westerholt, in Kürze auch Hugo/Gelsenkirchen u.a.) heißt es: "Dieser Revierkünstler macht den Zusammenhang deutlich, dass Bergbau und Umwelt eine Einheit bilden." Szejstecki benutzt 3 D-Software am Computer, um diesen künstlerisch-sinnlichen Dialog einzustielen, verblüffend zu vertiefen.
Was ihm ebenfalls gelingt: dem Laien das komplizierte "Wesen" des schwarzen Goldes und der Förderung innerhalb eines Gesamtkomplexes aufzuschlüsseln. Als wenn wir es mit einem lebenden Körperbau zu tun hätten. Szejstecki hat sich immer Respekt vor der Schöpfung, vor dem Vorgefundenen, vor "Mutter Erde", in die der Mensch massiv eingreift, bewahrt. Seine Panoramen, basierend auf der großen europäischen Tradition dieses meist in einer Rundform gefassten "Gesamtbildes", führen die aufklärende, wissenschaftliche, industrielle Information des 19. Jahrhundert in die Aktualität des 21. Jahrhunderts weiter.
Schon Gerard Mortier schien interessiert zu sein, dass die Panoramen Thema einer Triennale-Schau sein sollten. Es kam nicht dazu. Die Zeit ist (über "Ruhr 2010") reif, dass Szejsteckis Arbeit repräsentativ gewürdigt wird.
Das wäre ein wirklicher Verlust.
Ich hatte seiner Zeit auch schon einmal vom Galerie-Sterben in Gelsenkirchen geschrieben.
Ich befürchte aber, daß sich niemand finden wird, so viel Herzblut einzubringen, sich Zeitlich wie auch Finanziell einzubringen.
Wie gesagt: ein herber Verlust.
Alles Gute Many
"Selbstbildnis" Tusche 1975.
Many Szejstecki, Zeichner und Radierer. Im Hauptberuf Reviersteiger auf der Zeche Bergmannsglück.
Quelle, Dokumentation 25 Jahre Künstlergruppe werkstatt.