Schlagwetterexplosion auf Zeche Hibernia
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Schlagwetterexplosion auf Zeche Hibernia
Das Denkmal erinnert an die 52 Bergleute, die bei einer Schlagwetterexplosion am 8. Juni 1887 auf der Schachtanlage Hibernia ums Leben kamen. Es steht auf dem katholischen Altstadtfriedhof. Auf der Seite des evangelischen Altstadtfriedhofs stand auch ein Denkmal welches im letzten Krieg zerstört wurde.
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Denkmal auf dem katholischen Altstadtfriedhof
Die Veranstaltung war am 9. So ist es wahrscheinlicher das der Artikel vom 10. ist.
Emscher - Zeitung Mittwoch 8. Juni 1887
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 8 Juni, (Unglück) Auf Zeche Hibernia erfolgte in der verflossenen Nacht um 1 Uhr eine Explosion schlagender Wetter, vermutlich in-folge eines (erlaubten) Dynamitschusses in Flöz 13 auf der 8. Sohle. Bis jetzt (10 Uhr) sind 53 Verunglückte constatiert, darunter befinden sich 7 verletzte und acht vermisste Bergleute, die anderen sind tot. Die Namen der Unglücklichen waren noch nicht sämtlich eruiert.
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 8 Juni, (Unglück) Auf Zeche Hibernia erfolgte in der verflossenen Nacht um 1 Uhr eine Explosion schlagender Wetter, vermutlich in-folge eines (erlaubten) Dynamitschusses in Flöz 13 auf der 8. Sohle. Bis jetzt (10 Uhr) sind 53 Verunglückte constatiert, darunter befinden sich 7 verletzte und acht vermisste Bergleute, die anderen sind tot. Die Namen der Unglücklichen waren noch nicht sämtlich eruiert.
Emscher - Zeitung Donnerstag, 9 Juni 1887
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 9. Juni (Die Trauer - Nachricht) von dem ges-tern nachts 1 Uhr erfolgten Gruben-Unglücke auf Zeche „Hibernia“, welches wir gestern kurz meldeten, durchläuft bereits alle Tagesblätter. Deren Berichte sind jedoch, was die Unglücksstelle anbelangt, so verschieden und von einander abweichend, daß wir es für geraten halten, die Einzelheiten einem und wahrscheinlich noch zu gebendem offiziellen Berichte der Verwaltung zu überlassen. Die Trauer ist eine allgemeine und es soll nicht unsere Aufgabe sein, dieselbe durch sensationelle Berichte noch herber darzustellen. Herr Direktor Naderhoff fuhr kurz nach geschehener Explosion in die Grube und ordne-te die Rettungsarbeit sofort an. Dem Knappschaftsarzt, Herrn Dr. Grüttner, war eben-falls gleich Nachricht gegeben und erschien derselbe sofort an der Unglücksstelle, wie auch ganz früh morgens die Herren Bergrat Meydam, Kreisphysikus Dr. Limper, die Herren Dr. Wirth sen., Dr Wirth jr. sowie Herr Landrat Dr. Baltz, Beamte der benach-barten Zechen, ferner evangelische und katholische Geistliche aus Gelsenkirchen und Schalke und gegen Abend Beamte des Oberbergamtes herbeigeeilt waren. Von den Ver-unglückten waren bis heute früh eingesargt 46, die meisten der Verunglückten hatten sich zur Ueberschicht erboten, um der durch den katholischen Feiertag (Fronleichnam) ausfallenden Schicht nicht verlustig zu gehen. Mittels der Sozial-Gesetzgebung ist be-kanntlich für die Hinterbliebenen gesorgt, so daß dieselben auf Anderer Unterstützung nicht angewiesen zu sein brauchen. Die Beerdigung findet morgen (Freitag) nachmittag ½3 Uhr statt. Sechs der Verunglückten sollen sich noch in der Tiefe befinden. Wir sind in der Lage, die Namen der Verunglückten wie folgt mitteilen zu können:
Gelsenkirchen:
Joh. Melzer,
Aug. Schenk,
Heinr. Heßler,
Wilh.Hagenbruch,
Jos. Tausch,
Aug. Hoppius,
Frz Rother,
Mich. Ratzik,
Chr. Basel,
Heinr. Schmale,
Ludw. Malle,
Carl Schmitz,
Herm. Strohm
Wilh. Heinz,
Frz. Osterkamp,
Heinr. Böcker,
Wilh. Schmitz,
Frz. Ackermann,
Heinr. Droste,
Thomas Fuchs,
Christ. Benitz,
Pet. Steigleber,
Jak. Hohmann,
Joh. Rogge,
Theod. Nolle,
Aug. Werner,
Herm. Strack,
Joh. Warenbrügge,
Math. Werand,
Bernh. Lautsch,
Wilh. Büttmann,
Aug. Sprenger
Joh. Hallmann.
Schalke:
Mar. Holte,
Pet. Strack,
Adeh. Rückmann,
Egidius Clemen,
Philipp Braun,
Friedr. Hohlpath,
Ant. Holtmann,
Berth. Rückmann,
os. Ratzinski.
Ückendorf
Joh. Hölscher,
Heinr. Heller,
Wilh. Wehmann,
Heinr. Jansen
Rotthausen:
Friedr. Schmitz,
Alb. Sekulla,
Ing. Storny,
Frz. Hollenda.
Wattenscheid:
Ed. Oellrich.
Im katholischen Krankenhause sind untergebracht:
Clemens Stammes, Rob. Jünke, Wilh. Vollmer. Der Confession nach sind 39 katholisch und 13 evangelisch. Verheiratet waren 43.
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 9. Juni (Die Trauer - Nachricht) von dem ges-tern nachts 1 Uhr erfolgten Gruben-Unglücke auf Zeche „Hibernia“, welches wir gestern kurz meldeten, durchläuft bereits alle Tagesblätter. Deren Berichte sind jedoch, was die Unglücksstelle anbelangt, so verschieden und von einander abweichend, daß wir es für geraten halten, die Einzelheiten einem und wahrscheinlich noch zu gebendem offiziellen Berichte der Verwaltung zu überlassen. Die Trauer ist eine allgemeine und es soll nicht unsere Aufgabe sein, dieselbe durch sensationelle Berichte noch herber darzustellen. Herr Direktor Naderhoff fuhr kurz nach geschehener Explosion in die Grube und ordne-te die Rettungsarbeit sofort an. Dem Knappschaftsarzt, Herrn Dr. Grüttner, war eben-falls gleich Nachricht gegeben und erschien derselbe sofort an der Unglücksstelle, wie auch ganz früh morgens die Herren Bergrat Meydam, Kreisphysikus Dr. Limper, die Herren Dr. Wirth sen., Dr Wirth jr. sowie Herr Landrat Dr. Baltz, Beamte der benach-barten Zechen, ferner evangelische und katholische Geistliche aus Gelsenkirchen und Schalke und gegen Abend Beamte des Oberbergamtes herbeigeeilt waren. Von den Ver-unglückten waren bis heute früh eingesargt 46, die meisten der Verunglückten hatten sich zur Ueberschicht erboten, um der durch den katholischen Feiertag (Fronleichnam) ausfallenden Schicht nicht verlustig zu gehen. Mittels der Sozial-Gesetzgebung ist be-kanntlich für die Hinterbliebenen gesorgt, so daß dieselben auf Anderer Unterstützung nicht angewiesen zu sein brauchen. Die Beerdigung findet morgen (Freitag) nachmittag ½3 Uhr statt. Sechs der Verunglückten sollen sich noch in der Tiefe befinden. Wir sind in der Lage, die Namen der Verunglückten wie folgt mitteilen zu können:
Gelsenkirchen:
Joh. Melzer,
Aug. Schenk,
Heinr. Heßler,
Wilh.Hagenbruch,
Jos. Tausch,
Aug. Hoppius,
Frz Rother,
Mich. Ratzik,
Chr. Basel,
Heinr. Schmale,
Ludw. Malle,
Carl Schmitz,
Herm. Strohm
Wilh. Heinz,
Frz. Osterkamp,
Heinr. Böcker,
Wilh. Schmitz,
Frz. Ackermann,
Heinr. Droste,
Thomas Fuchs,
Christ. Benitz,
Pet. Steigleber,
Jak. Hohmann,
Joh. Rogge,
Theod. Nolle,
Aug. Werner,
Herm. Strack,
Joh. Warenbrügge,
Math. Werand,
Bernh. Lautsch,
Wilh. Büttmann,
Aug. Sprenger
Joh. Hallmann.
Schalke:
Mar. Holte,
Pet. Strack,
Adeh. Rückmann,
Egidius Clemen,
Philipp Braun,
Friedr. Hohlpath,
Ant. Holtmann,
Berth. Rückmann,
os. Ratzinski.
Ückendorf
Joh. Hölscher,
Heinr. Heller,
Wilh. Wehmann,
Heinr. Jansen
Rotthausen:
Friedr. Schmitz,
Alb. Sekulla,
Ing. Storny,
Frz. Hollenda.
Wattenscheid:
Ed. Oellrich.
Im katholischen Krankenhause sind untergebracht:
Clemens Stammes, Rob. Jünke, Wilh. Vollmer. Der Confession nach sind 39 katholisch und 13 evangelisch. Verheiratet waren 43.
Emscher - Zeitung Freitag, 10. Juni 1887
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen 10. Juni 1887 (Zum Grubenunglück - Offizieller Bericht). In der Nacht vom 7. auf den 8. dieses Monats, um 12 1/2 Uhr, erfolgte auf der Zeche Hibernia bei Gelsenkirchen, über der 8.( 440 m ) Sohle in Flöz 13, wo nur Vorrichtung stattfindet, eine Explosion schlagender Wetter, durch welche 52 brave Bergleute zu Tode gekommen sind, 43 davon waren verheiratet und hinterlassen 96 Kinder unter 14 Jahren. 7 Leute waren außerdem durch Nachschwaden krank, befinden sich aber außer Gefahr.
Die Verunglückten sind folgende:
Heinrich Schmahle,
Heinrich Keller,
Mich. Ratzick,
Joh. Melzer,
Aug. Hoppius,
Theod. Nolle,
Jak. Hohmann,
Aeg. Clemens,
Friedr. Schmitz,
Alb. Sekulla,
Ludwig Maller,
Max Holte,
Thom. Fuchs,
Christ. Venitz,
Aug. Schenk,
Chr. Fahsel,
Peter Strack,
Wilh. Schmitz,
Wilh. Heinz,
Peter Steigleder,
Heinr. Droste,
Joh. Rogge,
Math. Werrand,
Bernh. Lautsch,
Berth. Rückmann,
Aug. Sprenger,
Herann Strohm,
Josef Tausch,
Joh. Hölscher,
Frz. Kollenda,
Herm. Strake,
Frz. Osterkamp,
Phil. Braun,
Frz. Rother,
Ignatz Storny,
Carl Lachnitt,
Joh. Barenbrügge,
Conr. Fuchs,
Aug. Werner,
Eduard Olbrich,
Heinr. Heßler,
Wilh. Hagenbruch,
Frz. Ackermann,
Heinr. Höcker,
Friedr. Kohlpoth,
Adelhard Rückmann,
Joh. Hallmann,
Wilh. Wehmann,
Heinr. Jansen,
Anton Kolkmann,
Wilh. Püttmann,
Jos. Ratzinsky.
Der kgl. Revierbeamte, Herr Bergrat Meydam, war unmittelbar nach dem Unfalle zur Stelle und leitete die Rettungsarbeiten. Ebenso fand sich der oberbergamtliche Commissar, Herr Oberbergrat Harz, und Herr Bergassessor Randebrock alsbald ein. Nach den bisherigen Ermittlungen scheint ein mit Dynamit geladener Schuß schlagende Wetter zur Explosion gebracht zu haben, deren Ansammlung vorher nicht constatiert worden ist. Das Schießen mit Schwarzpulver war verboten. Die meisten Leute sind durch aus-ziehenden Rauchschwaden erstickt. - Die Zerstörungen durch die Explosion erstrecken sich bloß auf den Vorrichtungsbau - in Flöz 13 und ist im Uebrigen der Betrieb nicht ge-stört.
Die Beerdigung findet am Freitag den 10 Juni, nachmittags 3 Uhr von der Zeche aus statt.
(Leichenzug - Ordnung bei dem Begräbnisse der verunglückten Kameraden)
Der Leichenzug formiert sich auf dem Zechenplatze, wo die Angehörigen der Verun-glückten sich gegen 2 1/2 Uhr versammeln. (Der Eingang für dieselben ist von der Rotthauser Str. aus und geht von da Punkt 3 Uhr in folgender Ordnung ab.
Knappschaftsfahne.
Musik.
St. Georg = Knappenverein.
St. Barbara = Verein.
Verein Schlägel u. Eisen.
Krieger = Vereine.
Feuerwehr.
Kath. Geistlichkeit.
Wagen Nr. 1 mit 1. Kamerad Max Holte
2. " Fr. Kohlpoth Angehörige derselben.
Wagen Nr. 2 mit 3. Kamerad Peter Strake
4. " Joh. Hallmann Angehörige derselben.
Wagen Nr. 3 mit 5. Kamerad Theod. Nolle
6. " Egb. Clemens Angehörige derselben.
Wagen Nr. 4 mit 7. Kamerad Wilh. Werrand
8. " Frz. Osterkamp Angehörige derselben.
Wagen Nr. 5 mit 9. Kamerad Pet. Steigleder
10. " Hr. Droste Angehörige derselben.
Wagen Nr. 6 mit 11. Kamerad Conrad Fuchs
12. " Th. Fuchs Angehörige derselben.
Wagen Nr. 7 mit 13. Kamerad Wilh. Schmitz
14. " Ed. Olbrich Angehörige derselben.
Wagen Nr. 8 mit 15. Kamerad August Schenk
16. " Hr. Heßler Angehörige derselben.
Wagen Nr. 9 mit 17. Kamerad Ant. Kolkmann
18. " Carl Lachnitt Angehörige derselben.
Wagen Nr.10 mit 19. Kamerad Hr. Jansen
20. " Fritz Schmitz Angehörige derselben.
Wagen Nr.11 mit 21. Kamerad B. Lautsch
22. " W. Hagenbruch Angehörige derselben.
Wagen Nr.12 mit 23. Kamerad Joh. Ratzinsky
24. " Chryst. Fahsel Angehörige derselben.
Wagen Nr.13 mit 25. Kamerad Aug. Sprenger
26. " Joh. Rogge Angehörige derselben.
Wagen Nr.14 mit 27. Kamerad Ig. Storny
28. " Ab. Sekulla Angehörige derselben.
Wagen Nr. 15 mit 29. Kamerad Hr. Schmale
30. " Hm. Strom Angehörige derselben.
Wagen Nr. 16 mit 31. Kamerad Hr. Keller
32. " Aug. Hoppius Angehörige derselben.
Wagen Nr. 17 mit 33. Kamerad Hm. Strake
34. " Franz Kolenda Angehörige derselben.
Wagen Nr. 18 mit 35. Kamerad Jos. Tausch
36. " Joh. Hölscher Angehörige derselben.
Wagen Nr. 19 mit 37. Kamerad Jak. Homann
38. " Ph. Braun Angehörige derselben.
Wagen Nr. 20 mit 39. Kamerad Frz. Ackermann
40. " J. Barenbrügge Angehörige derselben.
Darauf folgen die Vertreter der Behörden, der Gesellschaft sowie Beamte und der jenige Teil der katholischen Belegschaft, welcher nicht mit Vereinen geht und keine Träger-dienste leistet, ferner sonstige Leidtragende.
Musik.
Evangel. Arbeiter = Verein.
Evang. Geistlichkeit.
Wagen Nr. 21 mit 41. Kamerad Chrst. Venitz
42. " Aug. Werner Angehörige derselben.
Wagen Nr. 22 mit 43. Kamerad Hr. Höcker
44. " W. Heinz Angehörige derselben.
Wagen Nr. 23 mit 45. Kamerad Ad. Rückmann
46. " W. Püttmann Angehörige derselben.
Wagen Nr. 24 mit 47. Kamerad Franz Rother
48. " W. Wehmann Angehörige derselben.
Wagen Nr. 25 mit 49. Kamerad B. Rückmann
50. " Carl L. Maller Angehörige derselben.
Wagen Nr. 26 mit 51. Kamerad M. Radzik
52. " Joh. Melzer Angehörige derselben.
Darauf folgen: Die Vertreter der Behörden, der Gesellschaft, der Verwaltung sowie Be-amte und dann derjenige Teil der Belegschaft, der nicht mit Vereinen geht und keine Trägerdienste leistet, ferner sonstige Leidtragende.
Der katholische Teil der Belegschaft versammelt sich auf dem Zechenplatze zwischen Schacht II und der Birkenanpflanzung, (Eingang bei Wirt Merschhenke, gegenüber dem Schlachthause.) Der evangelische Teil der Belegschaft versammelt sich beim Büreau bis nach den Beamtenhäusern. (Eingang von der Windmühle aus)
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen 10. Juni 1887 (Zum Grubenunglück - Offizieller Bericht). In der Nacht vom 7. auf den 8. dieses Monats, um 12 1/2 Uhr, erfolgte auf der Zeche Hibernia bei Gelsenkirchen, über der 8.( 440 m ) Sohle in Flöz 13, wo nur Vorrichtung stattfindet, eine Explosion schlagender Wetter, durch welche 52 brave Bergleute zu Tode gekommen sind, 43 davon waren verheiratet und hinterlassen 96 Kinder unter 14 Jahren. 7 Leute waren außerdem durch Nachschwaden krank, befinden sich aber außer Gefahr.
Die Verunglückten sind folgende:
Heinrich Schmahle,
Heinrich Keller,
Mich. Ratzick,
Joh. Melzer,
Aug. Hoppius,
Theod. Nolle,
Jak. Hohmann,
Aeg. Clemens,
Friedr. Schmitz,
Alb. Sekulla,
Ludwig Maller,
Max Holte,
Thom. Fuchs,
Christ. Venitz,
Aug. Schenk,
Chr. Fahsel,
Peter Strack,
Wilh. Schmitz,
Wilh. Heinz,
Peter Steigleder,
Heinr. Droste,
Joh. Rogge,
Math. Werrand,
Bernh. Lautsch,
Berth. Rückmann,
Aug. Sprenger,
Herann Strohm,
Josef Tausch,
Joh. Hölscher,
Frz. Kollenda,
Herm. Strake,
Frz. Osterkamp,
Phil. Braun,
Frz. Rother,
Ignatz Storny,
Carl Lachnitt,
Joh. Barenbrügge,
Conr. Fuchs,
Aug. Werner,
Eduard Olbrich,
Heinr. Heßler,
Wilh. Hagenbruch,
Frz. Ackermann,
Heinr. Höcker,
Friedr. Kohlpoth,
Adelhard Rückmann,
Joh. Hallmann,
Wilh. Wehmann,
Heinr. Jansen,
Anton Kolkmann,
Wilh. Püttmann,
Jos. Ratzinsky.
Der kgl. Revierbeamte, Herr Bergrat Meydam, war unmittelbar nach dem Unfalle zur Stelle und leitete die Rettungsarbeiten. Ebenso fand sich der oberbergamtliche Commissar, Herr Oberbergrat Harz, und Herr Bergassessor Randebrock alsbald ein. Nach den bisherigen Ermittlungen scheint ein mit Dynamit geladener Schuß schlagende Wetter zur Explosion gebracht zu haben, deren Ansammlung vorher nicht constatiert worden ist. Das Schießen mit Schwarzpulver war verboten. Die meisten Leute sind durch aus-ziehenden Rauchschwaden erstickt. - Die Zerstörungen durch die Explosion erstrecken sich bloß auf den Vorrichtungsbau - in Flöz 13 und ist im Uebrigen der Betrieb nicht ge-stört.
Die Beerdigung findet am Freitag den 10 Juni, nachmittags 3 Uhr von der Zeche aus statt.
(Leichenzug - Ordnung bei dem Begräbnisse der verunglückten Kameraden)
Der Leichenzug formiert sich auf dem Zechenplatze, wo die Angehörigen der Verun-glückten sich gegen 2 1/2 Uhr versammeln. (Der Eingang für dieselben ist von der Rotthauser Str. aus und geht von da Punkt 3 Uhr in folgender Ordnung ab.
Knappschaftsfahne.
Musik.
St. Georg = Knappenverein.
St. Barbara = Verein.
Verein Schlägel u. Eisen.
Krieger = Vereine.
Feuerwehr.
Kath. Geistlichkeit.
Wagen Nr. 1 mit 1. Kamerad Max Holte
2. " Fr. Kohlpoth Angehörige derselben.
Wagen Nr. 2 mit 3. Kamerad Peter Strake
4. " Joh. Hallmann Angehörige derselben.
Wagen Nr. 3 mit 5. Kamerad Theod. Nolle
6. " Egb. Clemens Angehörige derselben.
Wagen Nr. 4 mit 7. Kamerad Wilh. Werrand
8. " Frz. Osterkamp Angehörige derselben.
Wagen Nr. 5 mit 9. Kamerad Pet. Steigleder
10. " Hr. Droste Angehörige derselben.
Wagen Nr. 6 mit 11. Kamerad Conrad Fuchs
12. " Th. Fuchs Angehörige derselben.
Wagen Nr. 7 mit 13. Kamerad Wilh. Schmitz
14. " Ed. Olbrich Angehörige derselben.
Wagen Nr. 8 mit 15. Kamerad August Schenk
16. " Hr. Heßler Angehörige derselben.
Wagen Nr. 9 mit 17. Kamerad Ant. Kolkmann
18. " Carl Lachnitt Angehörige derselben.
Wagen Nr.10 mit 19. Kamerad Hr. Jansen
20. " Fritz Schmitz Angehörige derselben.
Wagen Nr.11 mit 21. Kamerad B. Lautsch
22. " W. Hagenbruch Angehörige derselben.
Wagen Nr.12 mit 23. Kamerad Joh. Ratzinsky
24. " Chryst. Fahsel Angehörige derselben.
Wagen Nr.13 mit 25. Kamerad Aug. Sprenger
26. " Joh. Rogge Angehörige derselben.
Wagen Nr.14 mit 27. Kamerad Ig. Storny
28. " Ab. Sekulla Angehörige derselben.
Wagen Nr. 15 mit 29. Kamerad Hr. Schmale
30. " Hm. Strom Angehörige derselben.
Wagen Nr. 16 mit 31. Kamerad Hr. Keller
32. " Aug. Hoppius Angehörige derselben.
Wagen Nr. 17 mit 33. Kamerad Hm. Strake
34. " Franz Kolenda Angehörige derselben.
Wagen Nr. 18 mit 35. Kamerad Jos. Tausch
36. " Joh. Hölscher Angehörige derselben.
Wagen Nr. 19 mit 37. Kamerad Jak. Homann
38. " Ph. Braun Angehörige derselben.
Wagen Nr. 20 mit 39. Kamerad Frz. Ackermann
40. " J. Barenbrügge Angehörige derselben.
Darauf folgen die Vertreter der Behörden, der Gesellschaft sowie Beamte und der jenige Teil der katholischen Belegschaft, welcher nicht mit Vereinen geht und keine Träger-dienste leistet, ferner sonstige Leidtragende.
Musik.
Evangel. Arbeiter = Verein.
Evang. Geistlichkeit.
Wagen Nr. 21 mit 41. Kamerad Chrst. Venitz
42. " Aug. Werner Angehörige derselben.
Wagen Nr. 22 mit 43. Kamerad Hr. Höcker
44. " W. Heinz Angehörige derselben.
Wagen Nr. 23 mit 45. Kamerad Ad. Rückmann
46. " W. Püttmann Angehörige derselben.
Wagen Nr. 24 mit 47. Kamerad Franz Rother
48. " W. Wehmann Angehörige derselben.
Wagen Nr. 25 mit 49. Kamerad B. Rückmann
50. " Carl L. Maller Angehörige derselben.
Wagen Nr. 26 mit 51. Kamerad M. Radzik
52. " Joh. Melzer Angehörige derselben.
Darauf folgen: Die Vertreter der Behörden, der Gesellschaft, der Verwaltung sowie Be-amte und dann derjenige Teil der Belegschaft, der nicht mit Vereinen geht und keine Trägerdienste leistet, ferner sonstige Leidtragende.
Der katholische Teil der Belegschaft versammelt sich auf dem Zechenplatze zwischen Schacht II und der Birkenanpflanzung, (Eingang bei Wirt Merschhenke, gegenüber dem Schlachthause.) Der evangelische Teil der Belegschaft versammelt sich beim Büreau bis nach den Beamtenhäusern. (Eingang von der Windmühle aus)
Emscher - Zeitung Samstag, 11. Juni 1887
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen 10. Juni 1887 (Begräbnisfeier). Das war ein Tag tiefernster Trauer. Nun ruhen die Opfer ihres Berufes in stiller Erde. Wol an die 4 - 5.000 Menschen gaben denselben das Geleite zur letzten Ruhestätte. Schon gestern wa-ren wir in der Lage, die Leichenordnung mitzuteilen, welche die Zechenleitung vorher zur Verteilung gebracht und zu Jedermanns Kenntnis auf dem Platze angeschlagen hat-te. Die Leidtragenden hatten sich auf dem Zechenplatze hinter die betreffenden Wagen mit je 2 Särgen gruppiert und ging somit die Zusammensetzung zum Trauerzug geord-net von Statten. An den Straßen, welche derselbe passierte, hatten die Geschäftsleute ihre Schaufenster geblendet und fast vor jedem Hause wehte eine halbmastgezogene o-der schwarze Fahne mit Trauerflor. An dem Leichenzuge nahmen auch die Herren Prinz Schönaich-Carolath und Oberbergrat Harz teil. Man schätzt die Zahl der Zuschauer auf ungefähr 20.000. Am stärksten war das Gedränge zwischen den beiden Kirchhöfen. Fast 1½ Stund gebrauchte der Zug vom Zechenplatz bis zu den Begräbnisplätzen. In je ein Massengrab auf dem katholischen und evangelischen Friedhofe wurden die Särge hin-untergesenkt. Wie viele Trauergäste die Särge umstanden, und welches Herzeleid na-mentlich diejenigen empfanden, deren Ernährer nunmehr dem Schöße der Erde überge-ben werden sollten, wer vermag es in Worten auszudrücken. Worte des Trostes spende-ten die Herren Geistlichen, Herr Pastor Vaester auf dem katholischen, und Herr Pastor Deutelmoser auf dem evangelischen Gottesacker. Unter Zugrundelegung des Textes 1 Petri, Kap. 5, Vers 6 und 7, hielt Herr Pastor Deutelmoser die Grabrede, welche unge-fähr wie folgt lautete:
"So demütigt Euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorgen werfet auf Ihn, denn Er sorgt für euch.
Noch sind die Wunden nicht verheilt, die das entsetzliche Grubenunglück auf Consolida-tion im vorigen Herbste geschlagen hat, noch sind die Wehklagen und Schmerzensrufe nicht verstummt, die seitdem aus betrübten und zerschlagenen Herzen tönen, und schon wieder hat es dem allmächtigen Gott gefallen, uns in gleich erschütternder Weise heim-zusuchen. Während in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch die meisten Bürger unse-rer Stadt in süßem Schlummer lagen, ist unter unseren Füßen geschehen, was uns das Blut in den Adern erstarren ließ, als wir es hörten. Eine Verderben bringende Explosion und Zermalmung hat stattgefundden. Der kunstvoll getriebene Schacht ist im Nu in eine Trümmerstätte verwandelt. Mit Feuer verbrannt, mit Rauch erstickt, sind blühende Menschen zu bleichen, kalten, starren Leichen geworden. Hibernias Magazinräume ha-ben sich gefüllt. Ach womit, womit? Wir gingen dort umher in unserem Schmerz, und wo wir hinsahen, da lagen Leichen. 0h, über ihre lange, lange Reihe. Sie ist aber noch län-ger, die Reihe der Frauen und Kinder, der Eltern und Geschwister, die jetzt dastehen mit blutenden Herzen und trauerumflortem Angesicht. Ach, wie oft erreicht unser Ohr die traurige Kunde von einzelnen Unglücksfällen, die unter uns geschehen. Was bist du für ein Mensch, daß du dich an solche Nachrichten gewöhnen kannst und vor Herzens-härtigkeit zu hüten hast, daß du zur Unterhaltung dergleichen liefest und bald wieder davon abdeknst! Heute freilich ist das keinem möglich. Wo so viele Mitbrüder auf ein Mal in Tod und Grab sinken, wo des allmächtigen ewige Gottesstimme im Donnerton geht, wo so viele Thränen zu einem Strome bittersten Jammers zusammenfließen, da bebt jedermann. Sie leiden alle, alle mit. Und das ist recht. Wehe der Stadt, dem Volke, das nur Feste mit einander feiern könnte, wo alle dann und wann mitjubeln möchten, wo aber nie ein tiefes, gottgesandtes Leid von allen ohne Unterschied gemeinsam empfun-den würde. Ich wollte nur, einem Jeden ginge die Sache recht nah, überall dränge das Weh bis in heilige Tiefen. Schmerz reinigt die Seele. Schmerz öffnet die Augen und gibt himmlische Weisheit. Schmerz entfremdet die Welt und verbindet mit Gott. Er ist es, der alles will und thut. Nach seinem vorbedachten, unwandelbaren Rat ist das schreckli-che Ereignis eingetreten. Kein Ungefähr hat Macht über uns. Wir wissen uns in Gottes Hut. Kein dunkles Verhängnis schleppt uns, daß wir seinem festen Griffe willenlos fol-gen müssen, selbst in Nacht und Grauen. Gottes Vaterhände leiten uns. Ohne ihn fällt kein Haar von unserem Haupte, wird uns kein Glied versehrt. Er waltet mit starkem Arme aus verborgenem Heiligtum. Wie er Macht hat über den rollenden Donner und die zuckenden Blitze des Himmels, so gebietet er über die schlagenden Wetter der Tiefe. Auch die können sich nur entladen, wenn er seinen Engeln Befehl gibt: löset sie auf! Was hilft denn aller Verstand, der der Verständigen, alle Fortschritte der vielgepriese-nen Wissenschaft und Technik, alle sorgsamen Vorkehrungen menschlicher Vorsicht, al-le Verordnungen und weise Gesetze, aller Mannesmut und alle Menschenliebe? Wenn Gott spricht, haben wir zu schweigen. Was er thut, bald vergeht uns das Eingreifen. Demütig haben wir die Hände und anbetend zu falten. Oh wie schwer wird es dem Ge-schlechte unserer Tage, sich zu demütigen. Was wird für ein Wesen gemacht aus den großen Geistern, die ihr Licht unter uns leuchten lassen; aus den Helden, die unter uns aufgestanden sind; aus der Macht und dem Reichtum, deren wir uns erfreuen; aus den Erfindungen, die uns zu Gute kommen; aus den Geschäften, mit denen wir uns befassen! Kann uns das alles helfen an Tagen so schwarz und trübe, wie dieser Tag? Wer tröstet die Witwen und Waisen am Grabe des heißgeliebten, entseelten Gatten und Vaters? Wer baut über von Not und Gram, der sich vor ihnen aufthut, die Brücke? Wer gibt Antwort auf Tausende von dunkeln, zagenden, zweifelnden, wo nicht verzeifelten Fragen? Wer hält dich über Wasser, daß dich die mächtigen Wogen nicht verschlingen? Kein Forscher und Denker in weiter Welt; keine Schätze, die sich in Gold und Silber umsetzen lassen; keine Genüsse, die man aus Freudenbrunnen der Erde schöpft. Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr, kein Gott ist ohne ich! So tönt es, wenn alles wankt und bricht. Das Schreien zu Gott soll in uns aufkommen. Zu ihm sollen wir uns hinwenden und uns um seine Gnade kümmern. Er will Bekehrung in uns wirken, daß wir klein werden und uns aufmachen und zu ihm gehen mit dem Bekenntnis: du allein bist heilig, du allein bist der Herr, unser Nothelfer und Erretter, so viel Angst und Geschrei und Herzeleid wie jetzt unter uns ist, darf uns nicht verhärten. Laßt euch erweichen. Oh, daß es durch die ungeheure Trübsal zu einer weit tragenden Erleuchtung und Erweckung käme. Gott bewahre uns vor Verfinsterung und noch größerer Entfernung von ihm. Er greife nach seiner Macht und Güte in dies Meer des tiefsten Elends. Wer in sich schlägt und ihm die Ehre gibt, über den geht die Sonne seiner Huld und Güte auf, den umrauschen Hoffnung und Frieden. Wir erzittern über die Art der Vernichtung so vieler teurer Todten. Aber da sei Gott vor, daß ihr schneller Tod wär ein böser Tod gewesen. Sie sind den Kriegern zu vergleichen, die auf dem Felde der Ehre fallen. Auf ihrem Posten haben sie gestanden, als der Tod sie antrat. Nicht im Rausche der Begeisterung und Wut sind sie dahin ge-fahren. Sie legten die Hand an Werke des Friedens. Ob sie wohl für Augenblicke sich noch bewußt waren des hereinbrechenden Verhängnisses! Ob die bleiche Lippe noch einmal lispelte: Mein herziges Weib! meine süßen Kinder! Oh, daß der letzte Seufzer ein Schrei um Erbarmung gewesen sei, um Vergebung der Sünden im Namen des gekreuzig-ten Heilands. Wenn sie im Glauben an ihn ihre Straße zogen, sind sie nicht sowohl hin-abgesunken in des Todes Staub, sondern hinaufgenommen zu den seligen Wohnungen des ewigen Friedens. Die rußgeschwärzten Gestalten werden zu Lilien für den ewigen Garten. Wir halten ihr Gedächtnis in Ehren. Wir nehmen zu Herzen, was sie aus dem Grabe uns zurufen: Fürchtet Gott. Lasset vom gottlosen Wesen. Gebt so manchem Wah-ne den Abschied. Fallt nieder vor dem, der allein Gott ist. Habt ihr ihn, so habt ihr Le-ben und Seligkeit. Sterben wird Gewinn. Seid ihm ans Herz gelegt, ihr Hinterbliebenen. Die Wetter der Trübsal dürfen euch umtosen. Euch ertöten dürfen sie nicht. Sorgen dringen auf euch ein. Laßt sie kommen. Wisset, was Christen damit machen. Legt sie nieder vor dem, der im Himmel wohnt. Der dir alle deine Sünden vergibt, der über die-sen höchsten aller Berge dich kommen läßt, der wird dir auch die Lasten des alltäglichen Lebens sanft und lind vom Herzen nehmen. Die Wolken verschwinden, wenn er es licht werden heißt. Wo sich nirgends ein Ausweg zeigte: vor dem der tot war und ewig lebt, müssen die Felsen springen. Du aber, mein Bruder, fährst heute oder morgen wieder an. Graut dir davor, oder bist du getrost? Wirst vielleicht dein Arbeitskleid darauf ansehen, ob es bald dein Totenhemd werde. Fasse dich dennoch. Wohl dir, wenn du betest, eh du arbeitest, wenn du auch daheim welche hast, die für dich Fürbitte thun: wenn du dein Haus so bestellst, daß du immer darauf eingerichtet bist, zu gehen und nicht wiederzu-kommen. Unverzagt und ohne Grauen soll ein Christ, wo er ist, stets sich lassen schau-en. Nie werde leichtsinnig, werde ernst, bleibe ernst. Aber zittere nicht. Werde der Gna-de Gottes gewiß und du kannst sprechen: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn! Amen.
Der evangelische Kirchenchor verherrlichte die Trauerfeier durch Gesänge vor und nach der Andacht. Gott ergeben und Gott geweihet traten die braven Bergleute, die zwar der Confession nach je besonders bestattet, aber dennoch vereint, die ewige Schicht an. Mö-gen sie in Frieden ruhen.
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen 10. Juni 1887 (Begräbnisfeier). Das war ein Tag tiefernster Trauer. Nun ruhen die Opfer ihres Berufes in stiller Erde. Wol an die 4 - 5.000 Menschen gaben denselben das Geleite zur letzten Ruhestätte. Schon gestern wa-ren wir in der Lage, die Leichenordnung mitzuteilen, welche die Zechenleitung vorher zur Verteilung gebracht und zu Jedermanns Kenntnis auf dem Platze angeschlagen hat-te. Die Leidtragenden hatten sich auf dem Zechenplatze hinter die betreffenden Wagen mit je 2 Särgen gruppiert und ging somit die Zusammensetzung zum Trauerzug geord-net von Statten. An den Straßen, welche derselbe passierte, hatten die Geschäftsleute ihre Schaufenster geblendet und fast vor jedem Hause wehte eine halbmastgezogene o-der schwarze Fahne mit Trauerflor. An dem Leichenzuge nahmen auch die Herren Prinz Schönaich-Carolath und Oberbergrat Harz teil. Man schätzt die Zahl der Zuschauer auf ungefähr 20.000. Am stärksten war das Gedränge zwischen den beiden Kirchhöfen. Fast 1½ Stund gebrauchte der Zug vom Zechenplatz bis zu den Begräbnisplätzen. In je ein Massengrab auf dem katholischen und evangelischen Friedhofe wurden die Särge hin-untergesenkt. Wie viele Trauergäste die Särge umstanden, und welches Herzeleid na-mentlich diejenigen empfanden, deren Ernährer nunmehr dem Schöße der Erde überge-ben werden sollten, wer vermag es in Worten auszudrücken. Worte des Trostes spende-ten die Herren Geistlichen, Herr Pastor Vaester auf dem katholischen, und Herr Pastor Deutelmoser auf dem evangelischen Gottesacker. Unter Zugrundelegung des Textes 1 Petri, Kap. 5, Vers 6 und 7, hielt Herr Pastor Deutelmoser die Grabrede, welche unge-fähr wie folgt lautete:
"So demütigt Euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorgen werfet auf Ihn, denn Er sorgt für euch.
Noch sind die Wunden nicht verheilt, die das entsetzliche Grubenunglück auf Consolida-tion im vorigen Herbste geschlagen hat, noch sind die Wehklagen und Schmerzensrufe nicht verstummt, die seitdem aus betrübten und zerschlagenen Herzen tönen, und schon wieder hat es dem allmächtigen Gott gefallen, uns in gleich erschütternder Weise heim-zusuchen. Während in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch die meisten Bürger unse-rer Stadt in süßem Schlummer lagen, ist unter unseren Füßen geschehen, was uns das Blut in den Adern erstarren ließ, als wir es hörten. Eine Verderben bringende Explosion und Zermalmung hat stattgefundden. Der kunstvoll getriebene Schacht ist im Nu in eine Trümmerstätte verwandelt. Mit Feuer verbrannt, mit Rauch erstickt, sind blühende Menschen zu bleichen, kalten, starren Leichen geworden. Hibernias Magazinräume ha-ben sich gefüllt. Ach womit, womit? Wir gingen dort umher in unserem Schmerz, und wo wir hinsahen, da lagen Leichen. 0h, über ihre lange, lange Reihe. Sie ist aber noch län-ger, die Reihe der Frauen und Kinder, der Eltern und Geschwister, die jetzt dastehen mit blutenden Herzen und trauerumflortem Angesicht. Ach, wie oft erreicht unser Ohr die traurige Kunde von einzelnen Unglücksfällen, die unter uns geschehen. Was bist du für ein Mensch, daß du dich an solche Nachrichten gewöhnen kannst und vor Herzens-härtigkeit zu hüten hast, daß du zur Unterhaltung dergleichen liefest und bald wieder davon abdeknst! Heute freilich ist das keinem möglich. Wo so viele Mitbrüder auf ein Mal in Tod und Grab sinken, wo des allmächtigen ewige Gottesstimme im Donnerton geht, wo so viele Thränen zu einem Strome bittersten Jammers zusammenfließen, da bebt jedermann. Sie leiden alle, alle mit. Und das ist recht. Wehe der Stadt, dem Volke, das nur Feste mit einander feiern könnte, wo alle dann und wann mitjubeln möchten, wo aber nie ein tiefes, gottgesandtes Leid von allen ohne Unterschied gemeinsam empfun-den würde. Ich wollte nur, einem Jeden ginge die Sache recht nah, überall dränge das Weh bis in heilige Tiefen. Schmerz reinigt die Seele. Schmerz öffnet die Augen und gibt himmlische Weisheit. Schmerz entfremdet die Welt und verbindet mit Gott. Er ist es, der alles will und thut. Nach seinem vorbedachten, unwandelbaren Rat ist das schreckli-che Ereignis eingetreten. Kein Ungefähr hat Macht über uns. Wir wissen uns in Gottes Hut. Kein dunkles Verhängnis schleppt uns, daß wir seinem festen Griffe willenlos fol-gen müssen, selbst in Nacht und Grauen. Gottes Vaterhände leiten uns. Ohne ihn fällt kein Haar von unserem Haupte, wird uns kein Glied versehrt. Er waltet mit starkem Arme aus verborgenem Heiligtum. Wie er Macht hat über den rollenden Donner und die zuckenden Blitze des Himmels, so gebietet er über die schlagenden Wetter der Tiefe. Auch die können sich nur entladen, wenn er seinen Engeln Befehl gibt: löset sie auf! Was hilft denn aller Verstand, der der Verständigen, alle Fortschritte der vielgepriese-nen Wissenschaft und Technik, alle sorgsamen Vorkehrungen menschlicher Vorsicht, al-le Verordnungen und weise Gesetze, aller Mannesmut und alle Menschenliebe? Wenn Gott spricht, haben wir zu schweigen. Was er thut, bald vergeht uns das Eingreifen. Demütig haben wir die Hände und anbetend zu falten. Oh wie schwer wird es dem Ge-schlechte unserer Tage, sich zu demütigen. Was wird für ein Wesen gemacht aus den großen Geistern, die ihr Licht unter uns leuchten lassen; aus den Helden, die unter uns aufgestanden sind; aus der Macht und dem Reichtum, deren wir uns erfreuen; aus den Erfindungen, die uns zu Gute kommen; aus den Geschäften, mit denen wir uns befassen! Kann uns das alles helfen an Tagen so schwarz und trübe, wie dieser Tag? Wer tröstet die Witwen und Waisen am Grabe des heißgeliebten, entseelten Gatten und Vaters? Wer baut über von Not und Gram, der sich vor ihnen aufthut, die Brücke? Wer gibt Antwort auf Tausende von dunkeln, zagenden, zweifelnden, wo nicht verzeifelten Fragen? Wer hält dich über Wasser, daß dich die mächtigen Wogen nicht verschlingen? Kein Forscher und Denker in weiter Welt; keine Schätze, die sich in Gold und Silber umsetzen lassen; keine Genüsse, die man aus Freudenbrunnen der Erde schöpft. Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr, kein Gott ist ohne ich! So tönt es, wenn alles wankt und bricht. Das Schreien zu Gott soll in uns aufkommen. Zu ihm sollen wir uns hinwenden und uns um seine Gnade kümmern. Er will Bekehrung in uns wirken, daß wir klein werden und uns aufmachen und zu ihm gehen mit dem Bekenntnis: du allein bist heilig, du allein bist der Herr, unser Nothelfer und Erretter, so viel Angst und Geschrei und Herzeleid wie jetzt unter uns ist, darf uns nicht verhärten. Laßt euch erweichen. Oh, daß es durch die ungeheure Trübsal zu einer weit tragenden Erleuchtung und Erweckung käme. Gott bewahre uns vor Verfinsterung und noch größerer Entfernung von ihm. Er greife nach seiner Macht und Güte in dies Meer des tiefsten Elends. Wer in sich schlägt und ihm die Ehre gibt, über den geht die Sonne seiner Huld und Güte auf, den umrauschen Hoffnung und Frieden. Wir erzittern über die Art der Vernichtung so vieler teurer Todten. Aber da sei Gott vor, daß ihr schneller Tod wär ein böser Tod gewesen. Sie sind den Kriegern zu vergleichen, die auf dem Felde der Ehre fallen. Auf ihrem Posten haben sie gestanden, als der Tod sie antrat. Nicht im Rausche der Begeisterung und Wut sind sie dahin ge-fahren. Sie legten die Hand an Werke des Friedens. Ob sie wohl für Augenblicke sich noch bewußt waren des hereinbrechenden Verhängnisses! Ob die bleiche Lippe noch einmal lispelte: Mein herziges Weib! meine süßen Kinder! Oh, daß der letzte Seufzer ein Schrei um Erbarmung gewesen sei, um Vergebung der Sünden im Namen des gekreuzig-ten Heilands. Wenn sie im Glauben an ihn ihre Straße zogen, sind sie nicht sowohl hin-abgesunken in des Todes Staub, sondern hinaufgenommen zu den seligen Wohnungen des ewigen Friedens. Die rußgeschwärzten Gestalten werden zu Lilien für den ewigen Garten. Wir halten ihr Gedächtnis in Ehren. Wir nehmen zu Herzen, was sie aus dem Grabe uns zurufen: Fürchtet Gott. Lasset vom gottlosen Wesen. Gebt so manchem Wah-ne den Abschied. Fallt nieder vor dem, der allein Gott ist. Habt ihr ihn, so habt ihr Le-ben und Seligkeit. Sterben wird Gewinn. Seid ihm ans Herz gelegt, ihr Hinterbliebenen. Die Wetter der Trübsal dürfen euch umtosen. Euch ertöten dürfen sie nicht. Sorgen dringen auf euch ein. Laßt sie kommen. Wisset, was Christen damit machen. Legt sie nieder vor dem, der im Himmel wohnt. Der dir alle deine Sünden vergibt, der über die-sen höchsten aller Berge dich kommen läßt, der wird dir auch die Lasten des alltäglichen Lebens sanft und lind vom Herzen nehmen. Die Wolken verschwinden, wenn er es licht werden heißt. Wo sich nirgends ein Ausweg zeigte: vor dem der tot war und ewig lebt, müssen die Felsen springen. Du aber, mein Bruder, fährst heute oder morgen wieder an. Graut dir davor, oder bist du getrost? Wirst vielleicht dein Arbeitskleid darauf ansehen, ob es bald dein Totenhemd werde. Fasse dich dennoch. Wohl dir, wenn du betest, eh du arbeitest, wenn du auch daheim welche hast, die für dich Fürbitte thun: wenn du dein Haus so bestellst, daß du immer darauf eingerichtet bist, zu gehen und nicht wiederzu-kommen. Unverzagt und ohne Grauen soll ein Christ, wo er ist, stets sich lassen schau-en. Nie werde leichtsinnig, werde ernst, bleibe ernst. Aber zittere nicht. Werde der Gna-de Gottes gewiß und du kannst sprechen: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn! Amen.
Der evangelische Kirchenchor verherrlichte die Trauerfeier durch Gesänge vor und nach der Andacht. Gott ergeben und Gott geweihet traten die braven Bergleute, die zwar der Confession nach je besonders bestattet, aber dennoch vereint, die ewige Schicht an. Mö-gen sie in Frieden ruhen.
Emscher - Zeitung Montag, 13. Juni 1887
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 11. Juni (Zur Begräbnisfeier). Herr Pastor Vaester hielt auf dem katholischen Friedhofe, am Grabe der auf "Hibernia" verunglück-ten Bergleute folgende Ansprache: "In der Welt werdet Ihr Bedrängnis haben, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Joh. 16, 33) Andächtige Leidtragende und An-gehörige dieser hingeschiedenen Mitbrüder! Wenn wir stets mit gemischten Gefühlen diese ehrwürdige, geheiligte Stätte betreten, welche für alle Hingeschiedenen, die den guten Kampf gekämpft und die Palme des Friedens errungen haben, eine Stätte des Friedens, ein Friedhof im eigentlichen Sinne des Wortes geworden ist, so ist der heutige Gang zu diesem Gottesacker, zu dem offenen Grabe, ein so schmerzlicher für die Ange-hörigen der Hingeschiedenen und für uns alle, daß die Worte des göttlichen Heilands, welche er bei seinem Abschiede an seine Jünger richtete: "In der Welt werdet Ihr Be-drängnis haben, Ihr werdet traurig sein", ihre Anwendung finden. Jene Trauergefühle, welche in dieser Stunde unser aller Herzen aufs Tiefste erschüttern, insbesondere aber die Herzen aller Jener aufs schmerzlichste verwunden, welche einen der Ihrigen ins Grab gesenkt haben, suchen vergeblich nach einem sprachlichen Ausdruck. Noch bluten die Wunden, die durch jene furchtbare Katastrophe des letzten Jahres zahlreiche Fami-lien in Trauer versenkt haben, als am vorgestrigen Morgen der Wehruf durch Stadt und Land und weit über die Grenzen unseres Kreises und des Vaterlandes hinausgetragen wurde: 52 brave Bergarbeiter sind auf dem ehrenvollen Arbeitsfelde mit einem Schlage das Opfer ihres Berufes geworden.
Wer mag hier ermessen die Größe der Schmerzen, die jedes menschliche Herz bei solcher Trauerkunde bewegen! Wer könnte schildern das Wehe, das sich der Brust aller derer entrang, denen das erschütternde Ereignis nicht vorenthalten werden konnte: Dein Va-ter, Dein Sohn, Dein Bruder, Dein Gatte ist unter den Toten. Wenn in dieser Stunde der betagte Vater seinen Sohn, die Hoffnung und Stütze seines Alters beweint, wenn die Gattin so unerwartet ihres Ernährers beraubt, mit ihren nunmehr verwaisten Kindern händeringend, tiefgebeugt am Sarge eines sorgenden, geliebten Vaters schmerzerfüllt ihr thränengefülltes Auge in die Gruft hinabsenkt, wenn hier Sarg an Sarg sich schließt, wenn 40 brave Bergleute friedlich im Grabe sich vereinigen, nachdem sie, im Leben ge-einigt durch das Band der heiligen Religion und des gemeinsamen Berufes, gemein-schaftlich auf dem gefahrvollen Arbeitsfelde sich täglich zusammengefunden haben, nunmehr gemeinschaftlich im Kampfe mit den Elementen einen ehrenvollen Tod gefun-den haben, wenn wir 40 berufstreue Bergknappen in einem Augenblicke von dem Schau-platze ihrer Thätigkeit abgerufen, ihren Familien entrissen sehen, dann erhebt sich auch unser Auge und Herz zum Himmel mit dem Ausrufe: "0 Gott, wie unerforschlich sind Deine Wege, wie unergründlich Deine Gerichte, wie geheimnisvoll Deine Fügun-gen." Ja, unergründlich sind die Wege Gottes! - Noch vermochte kein sterblicher Geist in das Innere der geschaffenen Natur einzudringen, noch vermochte kein menschliches Au-ge die Wunder der Natur zu durchforschen, noch war es nicht dem größten Scharfsinn des menschlichen Verstandes vergönnt, das aufgeschlagene Buch der sichtbaren Schöp-fung, welches 1000 Geheimnisse und noch unentdeckte Kräfte birgt, zu erfassen, wie viel weniger wird es möglich sein, die Geheimnisse der göttlichen Vorsehung zu ergründen.
Aber das wissen wir, das verkünden uns Himmel und Erde und erzählt uns jedes Sand-körnchen zu unseren Füßen: Es gibt einen Gott, der alles mit Weisheit gemacht und in Liebe zu uns Menschen leitet und regiert. Es gibt einen Gott, der nicht mit gleichgülti-gen Augen auf seine Kinder herabschaut, der Thor spricht in seinem Herzen, es gibt keinen Gott, nur Unvernunft läßt die Geschicke der Menschen einem blinden Zufalle in die Hand spielen. Oder sollte Gott, der den Sternen ihre Bahnen anweist, der Sorge trägt für das geringste seiner Geschöpfe und alles seinem Ziele, wofür er es geschaffen , zu-führt, sein edelstes Geschöpf, den Menschen, der das Bild seines Wesens trägt, dem die Bestimmung gegeben ist: Mit und in Gott ewig glückselig zu sein, vergessen können?, Nein, wenn eine Mutter, nach der Aussprache Gottes selbst ihres Kindes vergäße, so werde ich Deiner nicht vergessen, denn siehe, Ich habe Dich in meine Hände geschrie-ben. Ja, in Seine Hände hat uns geschrieben unser Gott, der Mensch geworden ist, um Menschen zu erlösen, dessen Hände die Wundmale als Zeugen und Trophäen seines glorreichen Lebens und seiner göttlichen Liebe tragen, dessen Kreuz und Tod uns Hoff-nung und Trost bietet, wenn die kalte Hand des Todes jene innigen durch die Natur und Gnade geflochtenen Bande zerreißt, die Eltern von den Kindern, den Gatten von der Gattin trennt und namenloser Schmerz das Menschenherz durchwühlt. Vom Kreuze herab ruft er uns allen, insbesondere auch Euch, Leidtragenden zu: "Sehet, wie Ich Euch geliebt habe." "Wer mit mir leidet, wird mit mir verherrlicht werden." "Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!" "Was könnte ich in meinem Weinberge mehr thun, als ich getan habe."
Er gab sich selbst hin, nicht bloß bis zum Tode, sondern auch bis zum schmerzhaften Tode des Kreuzes. Wenn also Jesus Christus, unser menschgewordener Gott, in Seiner unendlichen Liebe sich uns zum Opfer gebracht hat, sollen wir da nicht gern einen Theil jenes Kreuzes, das Er uns auferlegt, in Demut Ihm nachtragen, und uns dem zum Opfer bringen, der sich selbst für uns hingegeben und unser Vorbild geworden ist. Sollen wir nicht gern die Wege wandeln, wenn sie auch geheimnisvoll und dunkel sind, wenn auch dornenvolle Pfade uns Erdenbürgern sich eröffnen? Ladet Er uns doch ein mit Seiner liebevollen Vaterstimme: "Kommet zu mir, die Ihr mühselig und beladen seid, Ich will Euch erquicken."
"Wenn Ich schlage, so heile Ich, wenn Ich verwunde, so gebe Ich den Balsam und Linde-rung." Ist es nicht besser, auf dem Kreuzespfade dem Gekreuzigten zu folgen und mit den Gerechten im Feuerofen der Trübsal zu leiden, als den Freudenkelch der sinnlichen Genüsse zu trinken und einst auf ewig von Gott getrennt zu sein? Geliebte Leidtragende! Schauet auf und wendet Eure Blicke zum Kreuze, welches Euch zuruft: "Mußte nicht Christus leiden und so in Seine Herrlichkeit eingehen?" Werden wir wähnen können, ohne Leiden einst an der Herrlichkeit Christi teilnehmen zu können? Ach, möchten doch alle Leiden das Geheimnis des Kreuzes verstehen, möchten sie doch in Thränen säen, um in Freuden ernten zu können! Möchten doch die Arbeiter insbesondere, diese Lieb-linge Christi, dieses göttlichen Vorarbeiters, der die Arbeit zu seinem Lebensruf erwäh-let hat, ihren durch Christus geadelten Stand nutzbar zu machen sich bemühen! Möch-ten die Arbeiter, die ihre hingeschiedenen Mitarbeiter so zahlreich und in unerwarteter Stunde aus ihrer Werkstätte abgerufen und ihre zeitliche Hülle hier ins Grab gesenkt sehen, in der Nachfolge Christi ihren wahren Lebensberuf erkennen! Möchten sie sich doch fern halten von allen ungläubigen, Gott entfremdenden Bestrebungen, von un-glücklichen socialen und irreligiösen Grundsätzen! Leider scheint heute der ehrenvolle Arbeiterstand das Versuchsfeld seitens der rapide sich ausbreitenden Irreligiosität ab-geben zu sollen, um den braven Arbeiter vom Wege des Glaubens und der Tugend abzu-lenken, um ihm gerade das zu rauben, was ihn aufrecht hält in seinem schweren Berufe, was ihn schützt vor Ausschreitungen und Leidenschaften, was ihn befestigt in ehrenvol-ler Pflichttreue und Tugend.
Was bietet ihm denn der Unglaube anders als Täuschungen, Trug und sociale Verirrun-gen? Was hat denn überhaupt der für Gott geschaffene, aber von allen Leiden heimge-suchte Mensch noch zu gewinnen, wenn ihm Gott und sein Himmel geraubt wird? An dem Tage, an welchem der Glaube an Gott die Erde verläßt, stirbt die Tugend, trium-phiert das Laster mit seinen Ungeheuerlichkeiten, obsiegen die Leidenschaften und mit ihnen die das Menschengeschlecht entnervenden Ausschweifungen. Nur der Glaube an eine ewige Vergeltung vermag die schreienden Widersprüche, die im menschlichen Le-ben vor dem Geistesauge sich erheben, zu lösen und den Balsam des Trostes in das ge-meinsame Herz zu träufeln. Nur der Glaube bietet jedem, insbesondere dem Arbeiter, Ausgleichung, Versöhnung, Frieden für das geängstigte Menschenherz, Ermutigung für seine durch Leiden tiefgebeugte Seele.
Gliebte Leidtragende! Als wir vor ungefähr acht Monaten dort am Grabe der gleichfalls verunglückten Mitbrüder standen, waren mehrere der hier ruhenden unter uns und ich gestatte mir die dringende Bitte, die Warnung unseres göttlichen Erlösers zu beherzi-gen: "Wachet und betet, denn Ihr wisset weder den Tag noch die Stunde." Wohl Ihnen, wenn, wie wir hoffen dürfen, der Herr in Seinem Gerichte sie wachend gefunden hat!
Auch Ihr, geliebte Mitarbeiter, betretet täglich dasselbe, gefahrvolle Arbeitsfeld. Aus euch innig liebendem Herzen wiederhole ich hier am Grabe dieselbe Bitte und Mahnung und mit mir vereinigen sich die Stimmen Eurer heimgeschiedenen Mitbrüder: "Gedenkt der zukünftigen Rechenschaft! „Wirkt, so lange es Tag ist, ehe die Nacht kommt, wo nie-mand mehr wirken kann." Auch für Euch wird bald die dumpfe Totenglocke ertönen. Möge der Ton dieser ehernen Stimme von Euch beherzigt werden: "Wachet und betet!'' Der Tod kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wachet über Euer Herz und seine Neigungen, wachet über Eure Reden und Handlungen, vergesset aber auch nicht derer, die mit Euch im Leben vereinigt waren, in Euren Gebeten, bei den heiligen Communionen, und löset nicht die Bande christlicher Freundschaft, die auch durch das Grab nicht gelöst werden. Die wahre Liebe überdauert Tod und Grab.
Ihr aber, geliebte Angehörige der Hingeschiedenen, die Ihr schmerzerfüllt Eure so uner-warteten Todten beweint, wenn Ihr Eure irdischen Hoffnungen zu Grabe getragen sehet, wenn der irdische Himmel so schnell über Euch zusammengebrochen ist, so schauet auf zu jenem Himmel, den nicht Menschenhand erbaut, auch keine Menschenhand oder Na-turkraft niederreißen kann, in welchem ein Vater wohnt, der der Witwen und Waisen sich erbarmt, der die Trauernden tröstet, wo der Allgütige die Thränen trocknet, wo kein Tod, keine Trennung mehr sein wird. In Eurer irdischen Lage werdet Ihr Hilfe finden, wenn indes dadurch Eure trostloses Lage nicht gehoben werden kann, wenn Ihr Euch einsam und verlassen fühlt, dann erhebt Eure Blicke zum Kreuze und kniet nieder, in-dem Ihr Eure Gebete der schmerzerfüllten Gottesmutter unter dem Kreuze vereinigt, und die Thräne in Eurem Auge wird durch den Glanz der Hoffnung verklärt. "Bist Du traurig", mahnt der Apostel, "So bete!" Im Gebete findet Ihr Trost für Euer gepreßtes Herz, im Gebete bietet Ihr Hilfe und reichet Ihr die helfende Hand Euren hingeschiede-nen Angehörigen. "Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie.von ihren Sünden erlöset werden!" Vergesset nie in Eurem Leben der Verstorbenen, welche im Leben für Euch gesorgt, für Euch gearbeitet haben und die für Euch zum Opfer geworden sind. Sie haben gerechten Anspruch auf Eure fortwährende Thätigkeit und christliche Liebe. Lehrt auch Eure Kinder beten für den hingeschiedenen Vater, führet sie oft hierher zur Grabesstätte und leget mit Euren Thränen den Gebets-kranz nieder auf das teure Grab. "Da, als Du mit Thränen betest, bracht ich Dein Gebet vor den Herrn", sprach einst der Engel Raphael zum Tobias. Eure lieben Hingeschiede-nen werden, wenn sie zur Anschauung Gottes gelangt sind, dankbar im Himmel auch Eurer und der verwaisten Kinder nicht vergessen, damit auch Ihr, nach einem leidenvol-len und gottgeeinten Leben in Verklärung jene wiedersehet, in deren Gemeinschaft Ihr Euch erfreuen werdet im seligen Reiche des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Darum laßt uns beten für die Verstorbenen Mitbrüder, für alle deren zeitliche Hülle auf diesem Gottesacker ruht und insbesondere für jene Bergleute, die durch einen unerwa-tenen Tod aus dem Leben scheiden werden.
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 11. Juni (Zur Begräbnisfeier). Herr Pastor Vaester hielt auf dem katholischen Friedhofe, am Grabe der auf "Hibernia" verunglück-ten Bergleute folgende Ansprache: "In der Welt werdet Ihr Bedrängnis haben, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Joh. 16, 33) Andächtige Leidtragende und An-gehörige dieser hingeschiedenen Mitbrüder! Wenn wir stets mit gemischten Gefühlen diese ehrwürdige, geheiligte Stätte betreten, welche für alle Hingeschiedenen, die den guten Kampf gekämpft und die Palme des Friedens errungen haben, eine Stätte des Friedens, ein Friedhof im eigentlichen Sinne des Wortes geworden ist, so ist der heutige Gang zu diesem Gottesacker, zu dem offenen Grabe, ein so schmerzlicher für die Ange-hörigen der Hingeschiedenen und für uns alle, daß die Worte des göttlichen Heilands, welche er bei seinem Abschiede an seine Jünger richtete: "In der Welt werdet Ihr Be-drängnis haben, Ihr werdet traurig sein", ihre Anwendung finden. Jene Trauergefühle, welche in dieser Stunde unser aller Herzen aufs Tiefste erschüttern, insbesondere aber die Herzen aller Jener aufs schmerzlichste verwunden, welche einen der Ihrigen ins Grab gesenkt haben, suchen vergeblich nach einem sprachlichen Ausdruck. Noch bluten die Wunden, die durch jene furchtbare Katastrophe des letzten Jahres zahlreiche Fami-lien in Trauer versenkt haben, als am vorgestrigen Morgen der Wehruf durch Stadt und Land und weit über die Grenzen unseres Kreises und des Vaterlandes hinausgetragen wurde: 52 brave Bergarbeiter sind auf dem ehrenvollen Arbeitsfelde mit einem Schlage das Opfer ihres Berufes geworden.
Wer mag hier ermessen die Größe der Schmerzen, die jedes menschliche Herz bei solcher Trauerkunde bewegen! Wer könnte schildern das Wehe, das sich der Brust aller derer entrang, denen das erschütternde Ereignis nicht vorenthalten werden konnte: Dein Va-ter, Dein Sohn, Dein Bruder, Dein Gatte ist unter den Toten. Wenn in dieser Stunde der betagte Vater seinen Sohn, die Hoffnung und Stütze seines Alters beweint, wenn die Gattin so unerwartet ihres Ernährers beraubt, mit ihren nunmehr verwaisten Kindern händeringend, tiefgebeugt am Sarge eines sorgenden, geliebten Vaters schmerzerfüllt ihr thränengefülltes Auge in die Gruft hinabsenkt, wenn hier Sarg an Sarg sich schließt, wenn 40 brave Bergleute friedlich im Grabe sich vereinigen, nachdem sie, im Leben ge-einigt durch das Band der heiligen Religion und des gemeinsamen Berufes, gemein-schaftlich auf dem gefahrvollen Arbeitsfelde sich täglich zusammengefunden haben, nunmehr gemeinschaftlich im Kampfe mit den Elementen einen ehrenvollen Tod gefun-den haben, wenn wir 40 berufstreue Bergknappen in einem Augenblicke von dem Schau-platze ihrer Thätigkeit abgerufen, ihren Familien entrissen sehen, dann erhebt sich auch unser Auge und Herz zum Himmel mit dem Ausrufe: "0 Gott, wie unerforschlich sind Deine Wege, wie unergründlich Deine Gerichte, wie geheimnisvoll Deine Fügun-gen." Ja, unergründlich sind die Wege Gottes! - Noch vermochte kein sterblicher Geist in das Innere der geschaffenen Natur einzudringen, noch vermochte kein menschliches Au-ge die Wunder der Natur zu durchforschen, noch war es nicht dem größten Scharfsinn des menschlichen Verstandes vergönnt, das aufgeschlagene Buch der sichtbaren Schöp-fung, welches 1000 Geheimnisse und noch unentdeckte Kräfte birgt, zu erfassen, wie viel weniger wird es möglich sein, die Geheimnisse der göttlichen Vorsehung zu ergründen.
Aber das wissen wir, das verkünden uns Himmel und Erde und erzählt uns jedes Sand-körnchen zu unseren Füßen: Es gibt einen Gott, der alles mit Weisheit gemacht und in Liebe zu uns Menschen leitet und regiert. Es gibt einen Gott, der nicht mit gleichgülti-gen Augen auf seine Kinder herabschaut, der Thor spricht in seinem Herzen, es gibt keinen Gott, nur Unvernunft läßt die Geschicke der Menschen einem blinden Zufalle in die Hand spielen. Oder sollte Gott, der den Sternen ihre Bahnen anweist, der Sorge trägt für das geringste seiner Geschöpfe und alles seinem Ziele, wofür er es geschaffen , zu-führt, sein edelstes Geschöpf, den Menschen, der das Bild seines Wesens trägt, dem die Bestimmung gegeben ist: Mit und in Gott ewig glückselig zu sein, vergessen können?, Nein, wenn eine Mutter, nach der Aussprache Gottes selbst ihres Kindes vergäße, so werde ich Deiner nicht vergessen, denn siehe, Ich habe Dich in meine Hände geschrie-ben. Ja, in Seine Hände hat uns geschrieben unser Gott, der Mensch geworden ist, um Menschen zu erlösen, dessen Hände die Wundmale als Zeugen und Trophäen seines glorreichen Lebens und seiner göttlichen Liebe tragen, dessen Kreuz und Tod uns Hoff-nung und Trost bietet, wenn die kalte Hand des Todes jene innigen durch die Natur und Gnade geflochtenen Bande zerreißt, die Eltern von den Kindern, den Gatten von der Gattin trennt und namenloser Schmerz das Menschenherz durchwühlt. Vom Kreuze herab ruft er uns allen, insbesondere auch Euch, Leidtragenden zu: "Sehet, wie Ich Euch geliebt habe." "Wer mit mir leidet, wird mit mir verherrlicht werden." "Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!" "Was könnte ich in meinem Weinberge mehr thun, als ich getan habe."
Er gab sich selbst hin, nicht bloß bis zum Tode, sondern auch bis zum schmerzhaften Tode des Kreuzes. Wenn also Jesus Christus, unser menschgewordener Gott, in Seiner unendlichen Liebe sich uns zum Opfer gebracht hat, sollen wir da nicht gern einen Theil jenes Kreuzes, das Er uns auferlegt, in Demut Ihm nachtragen, und uns dem zum Opfer bringen, der sich selbst für uns hingegeben und unser Vorbild geworden ist. Sollen wir nicht gern die Wege wandeln, wenn sie auch geheimnisvoll und dunkel sind, wenn auch dornenvolle Pfade uns Erdenbürgern sich eröffnen? Ladet Er uns doch ein mit Seiner liebevollen Vaterstimme: "Kommet zu mir, die Ihr mühselig und beladen seid, Ich will Euch erquicken."
"Wenn Ich schlage, so heile Ich, wenn Ich verwunde, so gebe Ich den Balsam und Linde-rung." Ist es nicht besser, auf dem Kreuzespfade dem Gekreuzigten zu folgen und mit den Gerechten im Feuerofen der Trübsal zu leiden, als den Freudenkelch der sinnlichen Genüsse zu trinken und einst auf ewig von Gott getrennt zu sein? Geliebte Leidtragende! Schauet auf und wendet Eure Blicke zum Kreuze, welches Euch zuruft: "Mußte nicht Christus leiden und so in Seine Herrlichkeit eingehen?" Werden wir wähnen können, ohne Leiden einst an der Herrlichkeit Christi teilnehmen zu können? Ach, möchten doch alle Leiden das Geheimnis des Kreuzes verstehen, möchten sie doch in Thränen säen, um in Freuden ernten zu können! Möchten doch die Arbeiter insbesondere, diese Lieb-linge Christi, dieses göttlichen Vorarbeiters, der die Arbeit zu seinem Lebensruf erwäh-let hat, ihren durch Christus geadelten Stand nutzbar zu machen sich bemühen! Möch-ten die Arbeiter, die ihre hingeschiedenen Mitarbeiter so zahlreich und in unerwarteter Stunde aus ihrer Werkstätte abgerufen und ihre zeitliche Hülle hier ins Grab gesenkt sehen, in der Nachfolge Christi ihren wahren Lebensberuf erkennen! Möchten sie sich doch fern halten von allen ungläubigen, Gott entfremdenden Bestrebungen, von un-glücklichen socialen und irreligiösen Grundsätzen! Leider scheint heute der ehrenvolle Arbeiterstand das Versuchsfeld seitens der rapide sich ausbreitenden Irreligiosität ab-geben zu sollen, um den braven Arbeiter vom Wege des Glaubens und der Tugend abzu-lenken, um ihm gerade das zu rauben, was ihn aufrecht hält in seinem schweren Berufe, was ihn schützt vor Ausschreitungen und Leidenschaften, was ihn befestigt in ehrenvol-ler Pflichttreue und Tugend.
Was bietet ihm denn der Unglaube anders als Täuschungen, Trug und sociale Verirrun-gen? Was hat denn überhaupt der für Gott geschaffene, aber von allen Leiden heimge-suchte Mensch noch zu gewinnen, wenn ihm Gott und sein Himmel geraubt wird? An dem Tage, an welchem der Glaube an Gott die Erde verläßt, stirbt die Tugend, trium-phiert das Laster mit seinen Ungeheuerlichkeiten, obsiegen die Leidenschaften und mit ihnen die das Menschengeschlecht entnervenden Ausschweifungen. Nur der Glaube an eine ewige Vergeltung vermag die schreienden Widersprüche, die im menschlichen Le-ben vor dem Geistesauge sich erheben, zu lösen und den Balsam des Trostes in das ge-meinsame Herz zu träufeln. Nur der Glaube bietet jedem, insbesondere dem Arbeiter, Ausgleichung, Versöhnung, Frieden für das geängstigte Menschenherz, Ermutigung für seine durch Leiden tiefgebeugte Seele.
Gliebte Leidtragende! Als wir vor ungefähr acht Monaten dort am Grabe der gleichfalls verunglückten Mitbrüder standen, waren mehrere der hier ruhenden unter uns und ich gestatte mir die dringende Bitte, die Warnung unseres göttlichen Erlösers zu beherzi-gen: "Wachet und betet, denn Ihr wisset weder den Tag noch die Stunde." Wohl Ihnen, wenn, wie wir hoffen dürfen, der Herr in Seinem Gerichte sie wachend gefunden hat!
Auch Ihr, geliebte Mitarbeiter, betretet täglich dasselbe, gefahrvolle Arbeitsfeld. Aus euch innig liebendem Herzen wiederhole ich hier am Grabe dieselbe Bitte und Mahnung und mit mir vereinigen sich die Stimmen Eurer heimgeschiedenen Mitbrüder: "Gedenkt der zukünftigen Rechenschaft! „Wirkt, so lange es Tag ist, ehe die Nacht kommt, wo nie-mand mehr wirken kann." Auch für Euch wird bald die dumpfe Totenglocke ertönen. Möge der Ton dieser ehernen Stimme von Euch beherzigt werden: "Wachet und betet!'' Der Tod kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wachet über Euer Herz und seine Neigungen, wachet über Eure Reden und Handlungen, vergesset aber auch nicht derer, die mit Euch im Leben vereinigt waren, in Euren Gebeten, bei den heiligen Communionen, und löset nicht die Bande christlicher Freundschaft, die auch durch das Grab nicht gelöst werden. Die wahre Liebe überdauert Tod und Grab.
Ihr aber, geliebte Angehörige der Hingeschiedenen, die Ihr schmerzerfüllt Eure so uner-warteten Todten beweint, wenn Ihr Eure irdischen Hoffnungen zu Grabe getragen sehet, wenn der irdische Himmel so schnell über Euch zusammengebrochen ist, so schauet auf zu jenem Himmel, den nicht Menschenhand erbaut, auch keine Menschenhand oder Na-turkraft niederreißen kann, in welchem ein Vater wohnt, der der Witwen und Waisen sich erbarmt, der die Trauernden tröstet, wo der Allgütige die Thränen trocknet, wo kein Tod, keine Trennung mehr sein wird. In Eurer irdischen Lage werdet Ihr Hilfe finden, wenn indes dadurch Eure trostloses Lage nicht gehoben werden kann, wenn Ihr Euch einsam und verlassen fühlt, dann erhebt Eure Blicke zum Kreuze und kniet nieder, in-dem Ihr Eure Gebete der schmerzerfüllten Gottesmutter unter dem Kreuze vereinigt, und die Thräne in Eurem Auge wird durch den Glanz der Hoffnung verklärt. "Bist Du traurig", mahnt der Apostel, "So bete!" Im Gebete findet Ihr Trost für Euer gepreßtes Herz, im Gebete bietet Ihr Hilfe und reichet Ihr die helfende Hand Euren hingeschiede-nen Angehörigen. "Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie.von ihren Sünden erlöset werden!" Vergesset nie in Eurem Leben der Verstorbenen, welche im Leben für Euch gesorgt, für Euch gearbeitet haben und die für Euch zum Opfer geworden sind. Sie haben gerechten Anspruch auf Eure fortwährende Thätigkeit und christliche Liebe. Lehrt auch Eure Kinder beten für den hingeschiedenen Vater, führet sie oft hierher zur Grabesstätte und leget mit Euren Thränen den Gebets-kranz nieder auf das teure Grab. "Da, als Du mit Thränen betest, bracht ich Dein Gebet vor den Herrn", sprach einst der Engel Raphael zum Tobias. Eure lieben Hingeschiede-nen werden, wenn sie zur Anschauung Gottes gelangt sind, dankbar im Himmel auch Eurer und der verwaisten Kinder nicht vergessen, damit auch Ihr, nach einem leidenvol-len und gottgeeinten Leben in Verklärung jene wiedersehet, in deren Gemeinschaft Ihr Euch erfreuen werdet im seligen Reiche des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Darum laßt uns beten für die Verstorbenen Mitbrüder, für alle deren zeitliche Hülle auf diesem Gottesacker ruht und insbesondere für jene Bergleute, die durch einen unerwa-tenen Tod aus dem Leben scheiden werden.
Emscher - Zeitung Montag, 13. Juni 1887 (Danksagung)
Danksagung.
Für die allgemeine Teilnahme an dem uns und unsere braven Arbeiter betroffenen Schlagwetter=Unglück und für die aufopfernde Hülfeleistung bei den Rettungsarbeiten, sowie für die Hülfe und große Beteiligung bei der Beerdigungsfeier sprechen wir den kö-niglichen und städtischen Behörden, den Vertretern und Beamten der umliegenden Ze-chen, den Vereinen und allen sonstigen Teilnehmern, unserer tapferen Belegschaft und den Herren Aerzten hierdurch unsern tiefgefühlten Dank aus.
Gelsenkirchen, den 11. Juni 1887
Der Vorstand und die Beamten der Zeche Hibernia.
Danksagung.
Für die allgemeine Teilnahme an dem uns und unsere braven Arbeiter betroffenen Schlagwetter=Unglück und für die aufopfernde Hülfeleistung bei den Rettungsarbeiten, sowie für die Hülfe und große Beteiligung bei der Beerdigungsfeier sprechen wir den kö-niglichen und städtischen Behörden, den Vertretern und Beamten der umliegenden Ze-chen, den Vereinen und allen sonstigen Teilnehmern, unserer tapferen Belegschaft und den Herren Aerzten hierdurch unsern tiefgefühlten Dank aus.
Gelsenkirchen, den 11. Juni 1887
Der Vorstand und die Beamten der Zeche Hibernia.
Am 18.11.2007 wurde in einer Gedenkfeier an die Opfer der Arbeit erinnert.
http://www.igbce-gelsenkirchen-ost.de/G ... index.html
http://www.igbce-gelsenkirchen-ost.de/G ... index.html
Emscher - Zeitung Donnerstag, 16. Juni 1887
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 14 Juni (Kaiserin Augusta.)
Betreffs der Katastrophe auf der Zeche "Hibernia" hat Ihre Maj. die Kaiserin Augusta beim königlichen Oberbergamt aus Baden=Baden telegraphisch anfragen lassen, ob sie nicht auf irgend eine Weise helfend eintreten könnte, dieses schreckliche Unglück zu lindern. Diesbezüglich war Se. Durchlaucht, der Prinz von Schönaich=Carolath gestern bei der Knappschaft und der Berufsgenossenschaft, um diese Angelegenheit zu bespre-chen. Gewiß ein Beweis, daß unsere Landesmutter auch ihrer treuen Arbeiter gedenkt, wenn es gilt Thränen zu stillen.
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 14 Juni (Das Grubenunglück auf „Hibernia“) hat für die Knappschafts=Berufs=Genossenschaft eine Ausgabe von etwa 17 000 Mk. für das Jahr im Gefolge, welche Summe nach einem bereits gemachten Ueberschlage, als Rente an die Hinterbliebenen der Verunglückten zu zahlen ist
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 14 Juni (Kaiserin Augusta.)
Betreffs der Katastrophe auf der Zeche "Hibernia" hat Ihre Maj. die Kaiserin Augusta beim königlichen Oberbergamt aus Baden=Baden telegraphisch anfragen lassen, ob sie nicht auf irgend eine Weise helfend eintreten könnte, dieses schreckliche Unglück zu lindern. Diesbezüglich war Se. Durchlaucht, der Prinz von Schönaich=Carolath gestern bei der Knappschaft und der Berufsgenossenschaft, um diese Angelegenheit zu bespre-chen. Gewiß ein Beweis, daß unsere Landesmutter auch ihrer treuen Arbeiter gedenkt, wenn es gilt Thränen zu stillen.
Provinzielle Nachrichten Gelsenkirchen, 14 Juni (Das Grubenunglück auf „Hibernia“) hat für die Knappschafts=Berufs=Genossenschaft eine Ausgabe von etwa 17 000 Mk. für das Jahr im Gefolge, welche Summe nach einem bereits gemachten Ueberschlage, als Rente an die Hinterbliebenen der Verunglückten zu zahlen ist
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Am letzten Sonntag fand wieder eine Ehrung an dem Ehrenmal statt, die von der IGBCE und dem Heimatbund Gelsenkirchen durchgeführt wurde. Eine Lobenswerte und auch schöne Gedenkfeier für alle, die in Ausübung ihres Berufes ums Leben kamen. Besonders eindrucksvoll war das Trompetensolo.
Werde weitere Fotos senden,muß erst ein kleineres Format auswählen.
Reinhold Adam
Emscher - Zeitung Dienstag, 1. November 1887
(Verschiedenes.) Die beiden Denkmäler für die bei der Hibernia=Catastrophe verunglückten Bergleute auf den hiesigen Friedhöfen, nach dem Entwürfe des Herrn Architekten Mayrhofer, sind nahezu vollendet. Die Steinhauerarbeiten haben ausgeführt die Herren Weiler auf dem evangelischen, und Henning auf dem katholischen. Das Denkmal auf dem letzteren ist in gothischem, auf ersterem im Renaissancestil gehalten.
(Verschiedenes.) Die beiden Denkmäler für die bei der Hibernia=Catastrophe verunglückten Bergleute auf den hiesigen Friedhöfen, nach dem Entwürfe des Herrn Architekten Mayrhofer, sind nahezu vollendet. Die Steinhauerarbeiten haben ausgeführt die Herren Weiler auf dem evangelischen, und Henning auf dem katholischen. Das Denkmal auf dem letzteren ist in gothischem, auf ersterem im Renaissancestil gehalten.
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Ehrung am Denkmal
Glückauf
Reinhold
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Verwaltung hat geschrieben:Bitte schicke uns mal das Original Bild per mail damit wir es noch einmal bearbeiten können post ätt gelsenkirchener-geschichten.de