
Heike Klinger im "Domizil" des Künstlerbundes:
Bilder, Keramik-Figuren und Publikationen
Heike Klinger liebt die erträumte Welt - ein Kosmos der Sagen und Legenden, Mythen und Fantasien, Geschichten und Gespinste. Sie schlägt ein Buch des Übersinnlichen und -wirklichen auf: in Bildern, Figuren, Texten. Davon ist viel zu sehen bei ihrer Ausstellung "Versunkene Welten" im "Domizil" des Künstlerbundes.
Heike Klinger, Jahrgang 1960, hat sich eine eigene Position innerhalb der Kunstlandschaft erarbeitet. Sie bringt Unterbewusstes zum Vorschein, erweckt scheinbar Totes zum Leben, verwandelt Altes, Vergessenes in eine aktive Situation: Die Seele schwingt in ihren elementaren Bedingungen. Gefühle macht sie an Gestalten der Märchen fest.
Die Natur wirkt - als ob sie im Goetheanischen Sinn den Pantheismus zitiert. Gott in der Natur mit vielen Gesichtern: Das könnte Inspirationsquelle sein. Viele Arbeiten wirken daher wie Meditationstafeln, wie Einstiege in ein Gebet zwischen Mensch, Landschaft, Kosmos, Gott.
Sie zeigt den verfinsterten Mond und hört dem "Meeresgeflüster" zu, sie benennt "Lichtwesen" und versinkt in der "Tiefe des Meeres". Wald, Wellen, Wesen, Wärme verdichten sich zum schicksalhaften Klang wie aus der Ferne, die plötzlich nah wird. Liebende, Zürnende, Warnende, Mäßigende, Demütige durchziehen, in der Regel symbolhaft gezeichnet, ihre Szenen.
Ist es ein Mann oder eine Frau? Auch diese "androgyne" Darstellung ist bei ihr beabsichtigt. Heike Klinger lässt mehrdeutige Interpretationen zu. Sie animiert sogar zu diesen assoziativen Deutungen. Buddha, Christus, Götter - auch in diesem Punkt will sie nicht fixiert werden.
Ihre Bilder lesen sich wie tanzende Träumereien, die jemand offen legt. Meist spricht Hoffnung trotz aller dramatischen Zuspitzung aus dem Motiv. "Ich möchte in den Kreislauf des Lebens steigen und das Positive darin erkennen und weitergeben," sagt sie.
Heike Klinger, sieben Jahren Mitglied des Künstlerbundes, nutzt das "Domizil", um die gegenständlichen Facetten ihres Schaffens zu beleuchten. (Bergmannstr. 53; Eröffnung morgen, 11 Uhr, am Klavier: Miriam Geier, die Improvisationen und "Spukhaftes" von Grieg spielt; bis 29. 4.)
WAZ HJL 09.03.2007