Hier können sie sich der elterlichen Aufsicht entziehen und erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sammeln. Unverzichtbares und meistgenutztes Zubehör in diesen Treffpunkten ist die Musikbox, die auf Knopfdruck das jeweilige Wunschlied erklingen lässt.

Zwischen 1955 und 1960 verzehnfacht sich ihre Zahl in Westdeutschland auf 50.000. Auch Jugendliche, die weder Radio noch Plattenspieler besitzen, können so ihre Lieblingsmusik hören.
Audio-Station Musik: Zwei kleine Italiener, Conny Froboess, 1961
Audio-Station Musik: Sugar Baby, Peter Kraus, 1958
Das amerikanische Wort "jukebox" setzt sich in Deutschland nicht durch. Bereits in den frühen 50er Jahren heißen die Geräte hier Musikbox. Ihre Blütezeit erlebt die Musikbox in Deutschland mit der Rock 'n' Roll-Welle aus Amerika. Mit dem Aufkommen von Diskotheken in den 60er Jahren sinkt das Interesse an den Musikboxen. Schallplatten werden immer preiswerter und damit auch für Jugendliche erschwinglich. Die großen amerikanischen Hersteller erleiden schwere finanzielle Verluste. AMI (Automatic Musical Instruments) muss fusionieren, die amerikanische Wurlitzer Company, gegründet vom deutschen Auswanderer Rudolph Wurlitzer (1829-1914), stellt 1974 die Produktion ein. Die deutsche Wurlitzer beginnt dagegen 1960 eine eigene Produktion.

In der zweiten Hälfte der 50er Jahre kommen Musikboxen auf den deutschen Markt, die die Wahl zwischen 200 verschiedenen Musiktiteln bieten. Auf Tastendruck ertönt jedoch nicht nur Rock 'n' Roll. Auch der deutsche Schlager als musikalischer Kontrast hat in den 50er/60er Jahre seine große Zeit. Seine Themen sind Heimat, Liebe, Treue und ferne Länder. Freddy Quinn verkauft zwei Millionen Platten seines Liedes "Heimweh", das die millionenfache Erfahrung der Flüchtlinge und Vertriebenen ausdrückt.
Aus LEMO