Detlef Aghte und ich hatten uns am vergangenen Dienstag zu einem Besuch im Stadtteilarchiv Rotthausen verabredet.
Am Zielort Mozartstr. 11 , Volkshaus Rotthausen, angekommen waren wir erst einmal von der Größe und Architektur des Volkshauses Rotthausen extrem beeindruckt.
Als Kind war ich da 2 – 3 Mal auf irgendwelchen Festen, ich hatte aber vergessen, was für ein imposanter Bau es doch war und ist.
Vorsichtig, aber bestrebt näherten wir uns dem kleinen Eingang in dem Teil des Volkshauses in dem die Bergbausammlung ( diese ist ein eigenständiges Archiv ) untergebracht ist.
Karlheinz Rabas begrüßte uns auf eine sehr angenehme und freundliche Art und lud uns direkt zu einem Rundgang ein.
Wir stellten uns also ebenso höflich vor und wurden in ein auffällig kleinen Raum, vollgestopft mit Kisten, Büchern/Heften in Regalen, Grubenhelmen, Arschleder, Lampen und Henkelmann, Archivschubladenschränken, Bildersammlungen, Kartenmaterial, Tischen und Stühlen und natürlich auch interessierten Menschen zugestellt war, geführt.
Jede Menge Informationen. Vieles bereits empfindlich gut sortiert, aber auch noch eine, in Waschkörben aufbewahrte, Lebensaufgabe für den ehrenamtlichen Archivar. Da wirkt sich der offenkundige Platzmangel natürlich doppelt aus…
Herr Rabas machte uns im versierten Schnellgang mit allem vertraut („… hier die Sammlung…, und da das, drüben dies…“ ).
Man merkte , er hat das schon zighundertmal gemacht – trotzdem bemühte er sich aber irgendwie etwas intensiver, als Detlef und ich es erwartet hätten.
In den gegenüberliegenden Räumen ist ein Teil der Sammlung des Stadteilarchiv Rotthausen e.V. untergebracht. Karlheinz Rabas führte uns herum, zeigte uns, wie viele Dias, Film- und Fotoaufnahmen in all den Jahren zusammengetragen wurden. Uuunglaublich viel ( und sehenswertes) Material…
Anschließend gingen wir in das Printarchiv. Suuuperviele und wirklich spannende Bücher und Broschüren in einem ( leider auch viel zu kleinen) Raum. Sachen gab es da zu sehen… haaach….
„..Ein Jahr nach ihrem Zuzug wurde das Stadtteilarchiv Rotthausen eröffnet, da muss es doch einen Zusammenhang geben, Herr Rabas…“, wollte ich von ihm wissen.
Er berichtete über seine Jobs, erzählte warum und von wo er hierhin ( also nach Rotthausen) gezogen ist und aüßerte ein leises „ganz so war es ja nicht“ auf meine Eingangsfrage.
Ich versuchte, die gemeinsamen Interessen seiner Arbeit und unserer (also die, der Gelsenkirchener-Geschichten) zu unterstreichen, erklärte die Idee und die damit verbundenen Umstände und wir näherten uns dem Bereich der vielen „weissen Flecken“ , also diese Wissenslücken oder unvollständigen Informationen welche auftreten können, wenn man versucht Geschichte „von unten“ aufzuarbeiten und dieser Versuch sich auch noch des Internets bedient.
Karlheinz Rabas äußerte seinen Unmut in etwa so
( es folgen „gedankliche Wiederholungen und Auszüge aus unserem lockeren Gespräch. Herr Rabas verzeihen sie mir bitte, wenn ich nicht genau ihren Wortlaut treffe und korrigieren sie mich entsprechend bei Bedarf ! )
: „…Viele Leute geben die Geschichte von Gelsenkirchen schon deshalb falsch wieder, weil sie bei ihren Erzählungen und Aufzählungen der Stadtgeschichte mit „Buer“ anfangen… als ob es nix anderes gegeben hätte. So, als hätte es die umliegenden Dörfer nie gegeben. Falscher Zeitstrahl und, und, und…“
Er erzählte uns eine Geschichte über 2 Filmemacher, die einen Film über Gelsenkirchen gedreht haben, der zwar völlig ungenau und auch falsch die Gelsenkirchener Geschichte dokumentierte, trotzdem aber „von dem damaligen Oberbürgermeister Wittke offiziell geordert und vom Leiter des Institutes für Stadtgeschichte für gut befunden wurde. (Leider habe ich vergessen, um welchen offiziellen Film es sich da drehte…)
Klar, so etwas würde mich, dich, euch doch auch verärgern.
Angesprochen auf seine Korrektur in meine Richtung ( …des Herrn –Generaldirektors- Straße…), erklärte er in einer wirklich gut nachvollziehbaren Art und Weise: „ Bei Wikipedia gibt es eine Dahlbusch-Seite. „Dort korrigierte ich irgendwann einige, fehlerhafte Einträge…“, sagte R.
Er schrieb, der Mensch am anderen Ende der Leitung änderte die Wiki wieder ab – es ging hin und her und her und wieder hin…
Der Typ hat sich dann irgendwann telefonisch bei ihm gemeldet und wollte wissen, warum R. denn so hartnäckig sei und woher er denn all das wüsste…
Nachdem Karlheinz R. seine Motive vorgetragen hatte ( „…ich war selbst im Bergbau, ich wohne 30 Meter von dem Unglücksort entfernt und ich pflege hier in Rotthausen das Stadtteilarchiv – außerdem bin ich persönlich befreundet mit dem Ingenieur, der damals das Bohrloch gebohrt hat…“),
wollte Herr Rabas von dem Typ natürlich auch wissen, woher er denn seine Informationen bezieht und wiesoweshalbwarum diese ständigen Fehlinformationen immer wieder eingebunden werden.
Der Mensch, so Rabas, hatte es aus einer Zeitung – irgendeine falsche Info über die Dahlbuschbombe…
„Aus der Zeitung,… verstehen sie jetzt, was ich meine?!!“ , empörte R. sich.
Wir verstanden.
Ich erklärte ihm unter diesem Eindruck erneut unser Konzept, forderte ihn auf sein Wissen dort einzusetzen, wo es gebraucht wird…
Deutlich wurde uns an dieser Stelle jedoch: Es gab und gibt für ihn viel zu sammeln, zu archivieren, auszulesen, usw. Es gibt wenige „helfende Hände“ , wenig Interesse bei der Jugend sich dort einzubringen. Er sprach an anderer Stelle von der „men-power“ , die benötigt wird, um all das abzuarbeiten, was zwar ordentlich, aber dennoch „herumliegt“. Herr Rabas hat über 30 Jahre lang manpower bewiesen, er ist viel unterwegs, hält Vorlesungen und, und, und…
R. zeigte sich auch nicht abgeneigt von dem Gedanken, uns etwas mehr zu „unterstützen“ , verwies
aber erneut auf die ( von ihm in einem unserer Themenstränge angesprochenen) berühmten 24 h die der Tag nur hat…
In Anbetracht der Räumlichkeiten, der Masse an Material ( unzählige Filme, müssen alle digitalisiert werden…) und den vielen Aktivitäten
nimmt man ihm das wirklich ab.
Er bringt sich dort mit Haut und Haar ein und ist genau der Richtige Mensch an der richtigen Stelle.
Rabas führte uns nun in den anderen Teil des Gebäudes und wir waren in den etwas größeren Räumlichkeiten des Bürgerverein Rotthausen.
Dort saßen 2 Bürger , natürlich kannte man sich, und Herr Rabas erläuterte uns auch hier die einzelnen Bestandteile der Sammlung.
Wir könnten jederzeit ( natürlich zu den Öffnungszeiten ) kommen und stöbern, Einsicht nehmen –
Überhaupt kein Problem. Die Türen stehen offen, reingehen müssten wir selber…
Ein kleiner Höhepunkt war der unauffällige, kleine, braune Schrank am Ende des Flures…
R. zeigte uns die Sammlung über die Glückauf Brauerei!
Gläser, Krüge, Flaschen, Kartenspiel, Aschenbecher … das ganze Programm!
„Aber ein wirklich interessantes Stück ist das hier…“ Unten im Schrank standen 2 dicke Geschäftsbücher der Brauerei ...
„…habe ich von dem letzten Prokuristen der Brauerei überlassen bekommen…“
„Ab und zu kaufen wir aber auch etwas…“ Er berichtete von den finanziellen Problemen ( viele Teile der Sammlung hat R. aus der eigenen Tasche bezahlt ), dem mangelnden Interesse der Stadt, der Industrie
und von vielen weiteren Problemen.
Wir erfuhren von den mietfreien Räumlichkeiten die deshalb nicht genutzt werden können, weil der, zu erwartende jährliche Betrag von 6000€ (für die Betriebskosten) vom Verein nicht aufgebracht werden kann.
Traurig, traurig! Das Archiv platzt langsam aus allen Nähten ( die Regale müssten eigentlich schon aus den Fenstern wachsen) , es lebt von ( und nur wegen) der aufopfernden Arbeit weniger ehrenamtlicher Mithelfer und es ist es auf jeden Fall Wert, eine langfristige und sinnvolle Lösung für die Unterbringung der diversen Sammlungen zu finden.
Oder leben wir doch in der Stadt, die Geschichte nicht nötig hat?
Nein, tun wir nicht !
Wir sollten die Verantwortlichen und möglichen Unterstützer bitten, Abhilfe zu schaffen.
Bei Interesse an den Sammlungen, zur Recherche, und natürlich auch, um an die Informationen zu kommen, die Karlheinz Rabas zwar geben könnte, dieses aber nur bedingt leisten kann ( ich denke, „warum“ habe ich ausführlich beschrieben) bitte ich euch: Geht hin, nehmt das Angebot wahr, macht davon Gebrauch. Flugplatz? Kein Problem, Regal II, hinten links… ( steht da nicht, ist nur ein Beispiel).
Krankenhaus? Regal I, mittlere Etage… Dahlbusch?! „Hoffentlich haben sie viel Zeit mitgebracht…“
Jedenfalls war das für mich und Detlef nicht der letzte Besuch! Natürlich versuchen wir demnächst, einige Höhepunkte aus den Sammlungen direkt von Rotthausen auf unsere Seite zu bekommen...
Noch etwas: Da die erwähnten Sammlungen und Vereine alle schon bei uns verlinkt sind, habe ich davon abgesehen die „Rahmenbedingungen“ wie Öffnungszeiten, Anfahrt, Gründungsjahr usw. zu erwähnen.
Uns war es wichtig, an dieser Stelle auf die Probleme und Schwierigkeiten hinzuweisen, von denen uns berichtet wurde.
Im Namen der Gelenkirchener-Geschichten möchte ich mich noch einmal ganz herzlich für die informative und unkomplizierte Führung (aber auch für die offenen Worte) bei Herrn Karlheinz
Rabas bedanken !!!
Die folgenden Bilder hat Detlef (im vorbeigehen) für euch gemacht.
Dauert vielleicht noch etwas mit dem upload... Detlef ist mit 56kb unterwegs...

zu den Bildern:
Nr. 1 zeigt nicht den Eingang! Klickt mal auf vergrößern und schaut euch die Fenster an. Was ist schief? Fenster oder Haus? Natürlich Bergschäden...
Nr. 2 zeigt den einen Teil aus dem Bereich der Bergbausammlung
Nr. 3 Der besagte Schrank mit der Glückauf-Sammlung
Nr. 4 hier sind wir in der Historischen Sammlung des Heimatbundes Gelsenkirchen e.V.
Nr. 5 noch einmal der besagte Schrank mit den Geschäftsbüchern
Nr. 6 zeigt einen Teil der heimatkundlichen Sammlung
Nr. 7 Das alte Schild des - ihr seht es ja selbst!
Nr. 8 Auf der rechten Seite: Karlheinz Rabas
Nr. 9 noch ein Schild...
Nr. 10 Teil der heimatkundlichen Sammlung
Es grüßt:
Fuchs