Adolf Müller: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Adolf Müller Junior''' (* [[2. Dezember]]  [[1900]] in [[Gelsenkirchen]], † [[4. Oktober]] [[1972]] in Ulm) war ein deutscher Lebensmittelfabrikant und Inhaber der [[Müllers Mühle GmbH]].
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Adolf Müller, der sich schon als Jugendlicher an Konstruktionsversuchen seines Vaters '''Adolf Müller senior''' zur Herstellung von Trenn- und Reinigungsmaschinen für Hülsenfrüchte beteiligte, absolvierte die Höhere Handelsschule und – nach kurzer Kriegsteilnahme – die Müllerschule in Dippoldiswalde bei Dresden sowie eine Volontärzeit in Braila (Rumänien), einem Einkaufsgebiet für Hülsenfrüchte.
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[[Datei:Franz-Bielefeld-Straße 44.jpg|thumb|ehemaliges Wohnhaus der Familie Müller in der [[Franz-Bielefeld-Straße]]]]
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Die Familie Müller lebte zu dieser Zeit in der [[Franz-Bielefeld-Straße]] 26 in [[Schalke]].<ref>Adressbuch Gelsenkirchen 1927</ref>
  
Adolf Müller, der sich schon als Jugendlicher an Konstruktionsversuchen seines Vaters zur Herstellung von Trenn- und Reinigungsmaschinen für Hülsenfrüchte beteiligte, absolvierte die Höhere Handelsschule und – nach kurzer Kriegsteilnahme – die Müllerschule in Dippoldiswalde bei Dresden sowie eine Volontärzeit in Braila (Rumänien), einem Einkaufsgebiet für Hülsenfrüchte. Er trat dann in die [[Müllers Mühle GmbH|väterliche Firma]] ein und entwickelte eine Reihe von Neuerungen im Lebensmittelvertrieb. So nahm er die Lieferung von Markenerbsen in 50 kg-Säcken auf und führte eine neue 500 g-Haushaltspackung ein. Auf zahlreichen Reisen konnte er den Handel und die Endverbraucher für seine neuen, hygienisch verpackten Waren gewinnen, die das früher nötige Auslesen überflüssig machten.
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1920 trat er dann in die [[Müllers Mühle GmbH|väterliche Firma]] ein und entwickelte eine Reihe von Neuerungen im Lebensmittelvertrieb. So nahm er die Lieferung von Markenerbsen in 50&nbsp;kg-Säcken auf und führte eine neue 500 g-Haushaltspackung ein. Auf zahlreichen Reisen konnte er den Handel und die Endverbraucher für seine neuen, hygienisch verpackten Waren gewinnen, die das früher nötige Auslesen überflüssig machten.
 
Nach 1945 konnte er die „Müller's Mühle“ erheblich vergrößern. Eine Getreidemahlmühle wurde angegliedert, die Verlese- und Abpackmethoden wurden 1951 durch die Einführung von Automaten bzw. Verpackungsstraßen technisiert. Das Markenartikelangebot wurde im Hinblick auf die Verbreitung der Selbstbedienungsläden erweitert. Seit 1955 wurden die eigenen Abpack-Kapazitäten auch anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt. 1957 errichtete Müller einen Zweigbetrieb in Mannheim, 1960/61 eine Konservenfabrik in Gelsenkirchen, 1962 einen weiteren Betrieb in Hamburg. Das Ergebnis war eine Dezentralisierung von Produktion und Vertrieb in drei Regionalbereichen für den nördlichen, mittleren und südlichen Teil der Bundesrepublik, wobei zugleich eine Rationalisierung der Frachtwege möglich wurde. Von den vorbereiteten Lebensmitteln (z. B. „Willi's 5-Minuten-Reis“) ging die Entwicklung zu Fertigkonserven. 1971 erwarb M. eine zweite Konservenfabrik in Grünstadt bei Mannheim. In der Bundesrepublik erreichte sein Unternehmen Marktanteile von 40 % bei Reis und 85 % bei Hülsenfrüchten und wurde gleichzeitig zum größten Verarbeiter dieser Erzeugnisse in Europa. Eine wichtige Neuerung war seit 1966 die Herstellung der „Schneekoppe“-Produkte, die der zunehmenden Nachfrage nach Reform- und Diätkost Rechnung trug. M. konnte dabei auf Erfahrungen zurückgreifen, die er auf einem firmeneigenen Versuchsgut im Hunsrück in der chemiefreien Herstellung von Nahrungsmitteln gewonnen hatte. Diese Sparte entwickelte sich seit den 70er Jahren zum wichtigsten Geschäftsbereich. Das Angebot von Spezialerzeugnissen vor allem für Diabetiker, die über Selbstbedienungsläden und Supermärkte zu günstigen Preisen vertrieben wurden, verschaffte ihm auch auf diesem Sektor einen beachtlichen Marktanteil.
 
Nach 1945 konnte er die „Müller's Mühle“ erheblich vergrößern. Eine Getreidemahlmühle wurde angegliedert, die Verlese- und Abpackmethoden wurden 1951 durch die Einführung von Automaten bzw. Verpackungsstraßen technisiert. Das Markenartikelangebot wurde im Hinblick auf die Verbreitung der Selbstbedienungsläden erweitert. Seit 1955 wurden die eigenen Abpack-Kapazitäten auch anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt. 1957 errichtete Müller einen Zweigbetrieb in Mannheim, 1960/61 eine Konservenfabrik in Gelsenkirchen, 1962 einen weiteren Betrieb in Hamburg. Das Ergebnis war eine Dezentralisierung von Produktion und Vertrieb in drei Regionalbereichen für den nördlichen, mittleren und südlichen Teil der Bundesrepublik, wobei zugleich eine Rationalisierung der Frachtwege möglich wurde. Von den vorbereiteten Lebensmitteln (z. B. „Willi's 5-Minuten-Reis“) ging die Entwicklung zu Fertigkonserven. 1971 erwarb M. eine zweite Konservenfabrik in Grünstadt bei Mannheim. In der Bundesrepublik erreichte sein Unternehmen Marktanteile von 40 % bei Reis und 85 % bei Hülsenfrüchten und wurde gleichzeitig zum größten Verarbeiter dieser Erzeugnisse in Europa. Eine wichtige Neuerung war seit 1966 die Herstellung der „Schneekoppe“-Produkte, die der zunehmenden Nachfrage nach Reform- und Diätkost Rechnung trug. M. konnte dabei auf Erfahrungen zurückgreifen, die er auf einem firmeneigenen Versuchsgut im Hunsrück in der chemiefreien Herstellung von Nahrungsmitteln gewonnen hatte. Diese Sparte entwickelte sich seit den 70er Jahren zum wichtigsten Geschäftsbereich. Das Angebot von Spezialerzeugnissen vor allem für Diabetiker, die über Selbstbedienungsläden und Supermärkte zu günstigen Preisen vertrieben wurden, verschaffte ihm auch auf diesem Sektor einen beachtlichen Marktanteil.
Müller war auch Geschäftsführer einer firmeneigenen Wohnungsbaugesellschaft. Seit 1966 gehörte er dem Kammerausschuß der Industrie- und Handelskammer Münster für die Stadt [[Gelsenkirchen]] an. Das von ihm gegründete und ausgebaute Unternehmen erlangte für die gewandelte Wirtschaftsstruktur der früher nur vom Bergbau geprägten Stadt Gelsenkirchen erhebliche Bedeutung. Nach seinem Tode war sein Sohn Manfred Vorstandsvorsitzender der in eine Kapitalgesellschaft umgewandelten ''Müller's Mühle Schneekoppe AG'' und hielt bis zu seinem Ausscheiden 1989 50 % des Kapitals.
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Müller war auch Geschäftsführer einer firmeneigenen Wohnungsbaugesellschaft. Seit 1966 gehörte er dem Kammerausschuss der Industrie- und Handelskammer Münster für die Stadt [[Gelsenkirchen]] an. Das von ihm gegründete und ausgebaute Unternehmen erlangte für die gewandelte Wirtschaftsstruktur der früher nur vom Bergbau geprägten Stadt Gelsenkirchen erhebliche Bedeutung. Nach seinem Tode war sein Sohn Manfred Vorstandsvorsitzender der in eine Kapitalgesellschaft umgewandelten ''Müller's Mühle Schneekoppe AG'' und hielt bis zu seinem Ausscheiden 1989 50 % des Kapitals.
  
 
==Quelle==
 
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[http://www.deutsche-biographie.de/sfz66252.html Deutsche Biographie]
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* [http://www.deutsche-biographie.de/sfz66252.html Deutsche Biographie]
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* [https://www.muellers-muehle.de/de/unternehmen/geschichte Geschichte - Müller's Mühle mit Fotos]
  
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Aktuelle Version vom 7. März 2024, 16:11 Uhr

Adolf Müller Junior (* 2. Dezember 1900 in Gelsenkirchen, † 4. Oktober 1972 in Ulm) war ein deutscher Lebensmittelfabrikant und Inhaber der Müllers Mühle GmbH.

Adolf Müller

Leben

Adolf Müller, der sich schon als Jugendlicher an Konstruktionsversuchen seines Vaters Adolf Müller senior zur Herstellung von Trenn- und Reinigungsmaschinen für Hülsenfrüchte beteiligte, absolvierte die Höhere Handelsschule und – nach kurzer Kriegsteilnahme – die Müllerschule in Dippoldiswalde bei Dresden sowie eine Volontärzeit in Braila (Rumänien), einem Einkaufsgebiet für Hülsenfrüchte.

ehemaliges Wohnhaus der Familie Müller in der Franz-Bielefeld-Straße

Die Familie Müller lebte zu dieser Zeit in der Franz-Bielefeld-Straße 26 in Schalke.[1]

1920 trat er dann in die väterliche Firma ein und entwickelte eine Reihe von Neuerungen im Lebensmittelvertrieb. So nahm er die Lieferung von Markenerbsen in 50 kg-Säcken auf und führte eine neue 500 g-Haushaltspackung ein. Auf zahlreichen Reisen konnte er den Handel und die Endverbraucher für seine neuen, hygienisch verpackten Waren gewinnen, die das früher nötige Auslesen überflüssig machten. Nach 1945 konnte er die „Müller's Mühle“ erheblich vergrößern. Eine Getreidemahlmühle wurde angegliedert, die Verlese- und Abpackmethoden wurden 1951 durch die Einführung von Automaten bzw. Verpackungsstraßen technisiert. Das Markenartikelangebot wurde im Hinblick auf die Verbreitung der Selbstbedienungsläden erweitert. Seit 1955 wurden die eigenen Abpack-Kapazitäten auch anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt. 1957 errichtete Müller einen Zweigbetrieb in Mannheim, 1960/61 eine Konservenfabrik in Gelsenkirchen, 1962 einen weiteren Betrieb in Hamburg. Das Ergebnis war eine Dezentralisierung von Produktion und Vertrieb in drei Regionalbereichen für den nördlichen, mittleren und südlichen Teil der Bundesrepublik, wobei zugleich eine Rationalisierung der Frachtwege möglich wurde. Von den vorbereiteten Lebensmitteln (z. B. „Willi's 5-Minuten-Reis“) ging die Entwicklung zu Fertigkonserven. 1971 erwarb M. eine zweite Konservenfabrik in Grünstadt bei Mannheim. In der Bundesrepublik erreichte sein Unternehmen Marktanteile von 40 % bei Reis und 85 % bei Hülsenfrüchten und wurde gleichzeitig zum größten Verarbeiter dieser Erzeugnisse in Europa. Eine wichtige Neuerung war seit 1966 die Herstellung der „Schneekoppe“-Produkte, die der zunehmenden Nachfrage nach Reform- und Diätkost Rechnung trug. M. konnte dabei auf Erfahrungen zurückgreifen, die er auf einem firmeneigenen Versuchsgut im Hunsrück in der chemiefreien Herstellung von Nahrungsmitteln gewonnen hatte. Diese Sparte entwickelte sich seit den 70er Jahren zum wichtigsten Geschäftsbereich. Das Angebot von Spezialerzeugnissen vor allem für Diabetiker, die über Selbstbedienungsläden und Supermärkte zu günstigen Preisen vertrieben wurden, verschaffte ihm auch auf diesem Sektor einen beachtlichen Marktanteil. Müller war auch Geschäftsführer einer firmeneigenen Wohnungsbaugesellschaft. Seit 1966 gehörte er dem Kammerausschuss der Industrie- und Handelskammer Münster für die Stadt Gelsenkirchen an. Das von ihm gegründete und ausgebaute Unternehmen erlangte für die gewandelte Wirtschaftsstruktur der früher nur vom Bergbau geprägten Stadt Gelsenkirchen erhebliche Bedeutung. Nach seinem Tode war sein Sohn Manfred Vorstandsvorsitzender der in eine Kapitalgesellschaft umgewandelten Müller's Mühle Schneekoppe AG und hielt bis zu seinem Ausscheiden 1989 50 % des Kapitals.

Quelle

Einzelnachweise

  1. Adressbuch Gelsenkirchen 1927