Doppel-Wohnhaus (Eckhaus) Terkampstraße 7/Schulz-Briesenstraße 9

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Doppel-Wohnhaus (Eckhaus) Terkampstraße 7/Schulz-Briesenstraße 9
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Art des Denkmals: Baudenkmal
Standort: Terkampstraße 7 / Schulz-Briesen-Straße 9
Stadtteil: Rotthausen
Baujahr: 1914
Seit wann in Denkmalliste: März 2019
Bemerkung: Bauherr: Heinrich Horn - Architekt: Georg Metzenbach - Bauausführung: Anton Runte
Dokument der Denkmalbehörde: A347.pdf
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Im April 1912 reicht der Werkmeister Wilhelm Reudenbach, wohnhaft Cäcilienstraße 16 in Rotthausen, den Bauantrag zur Errichtung eines Wohnhauses auf dem benachbarten Eckgrundstück Cäcilienstraße 14/14a (heute: Terkampstraße 7 / Schulz-Briesen-Straße 9) bei der Gemeindeverwaltung ein.

Die entsprechende Bauerlaubnis wird im November desselben Jahres erteilt. Da Reudenbach bei der Bürgermeisterei insgesamt Gebühren in Höhe von 370 Mark begleicht, scheint zunächst er das Bauvorhaben zu betreiben. Im März 1914 reicht der Rotthauser Maurerpolier Heinrich Horn einen neuen Bauantrag für dasselbe Baugrundstück ein. Den zugehörigen Entwurf, der leicht veränderte Grundrisse und Fassadengestaltungen aufweist, schickt er zeitgleich an die Bauberatungsstelle des Landkreises Essen, die der dortige Leiter, Prof. Georg Metzenbach überarbeitet und bereits Anfang April 1914 zurücksendet. Kurz danach wird die Baugenehmigung erteilt und mit der Errichtung des Mietwohnhauses mit den Änderungen begonnen. Die Rohbauabnahme erfolgt am 3.7.1914. Im November ist der Bau fertiggestellt. Ausführender ist der Rotthauser Bauunternehmer Anton Runte. Das Wohnhaus ist nachweislich bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Besitz der Familie Horn, die 1946 die Dachdeckung Schulz-Briesen-Straße 9 reparieren lässt und 1948/50 - als Reaktion auf die große Wohnungsnot - im Dachgeschoß Terkampstraße 7 eine Wohnung für eine vierköpfige Familie einbringt: ein bereits vermietetes Mansardzimmer wird durch Küche und Abort mit Dachhäuschen erweitert.

Bei dem Eckgebäude handelt es sich um ein Mietwohnungshaus mit drei Wohnungen an der Terkampstraße 7 und weiteren sechs Wohnungen an der Schulz-Briesen-Straße 9. In Dach und Keller entfällt diese räumliche Trennung: Das heute zu Wohnzwecken genutzte Dachgeschoß diente ursprünglich allen Mietern als Trockenboden und besaß sieben Kammern, die weitgehend vom Trockenboden zugänglich waren. Im Keller befinden sich bis heute die Waschküche mit Becken und Trockenschleuder sowie die Lagerräume aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Das Gebäude dokumentiert auf anschauliche Weise die siedlungsgeschichtliche Entwicklung der ehemaligen Bauernschaft Rotthausen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Mietwohnhaus Terkampstraße 7/Schulz-Briesen-Straße 9 ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Ostermann südlich der Brunostraße (Rotthauser Straße) als Bestandteil eines neuen Siedlungsbereichs in der Umgebung von Schacht II/V der Zeche Dahlbusch entstanden.

Zu den privaten Bauherren in Rotthausen gehörte auch Wilhelm Reudenbach, der als Werksleiter in der 1900 gegründeten Rosenbaum'schen Fabrik für Eisenbahnbedarf arbeitete und in unmittelbarer Nähe seines Arbeitsplatzes ein großes Eckgrundstück an der neu entstandenen Cäcilienstraße erwarb. Hier ließ er zunächst das Mietwohnhaus Nr. 16 errichten, wo er selbst wohnte, und plante ab 1912, den größeren Teil seines Grundstücks mit einem weiteren Mietwohnhaus bebauen zu lassen. Bei Reudenbach dürfte es sich demnach um einen recht wohlhabenden Werkmeister gehandelt haben, der bei der Aufsiedlung des Rotthauser Nordens Grundbesitz erwarb und mit Mietwohnhäusern bebauen ließ.

Spätestens 1914, als die Fabrik Rosenbaum von der Wiehagenstraße in Rotthausen nach Ückendorf umzieht, verlegt Reudenbach seinen Wohnsitz an seine Arbeitsstätte und gab sein Bauvorhaben in Rotthausen auf. Er verkaufte den Baugrund an der Cäcilienstraße dem Maurerpolier Heinrich Horn, wohnhaft in der Brunostraße 71, der kurz darauf den benachbarten Bauunternehmer Anton Runte mit Errichtung des Hauses Cäcilienstraße 14/14a beauftragte. Horn, im Baugewerbe tätig, wohnte nach derzeitigem Kenntnisstand mit seiner Familie in einer Wohnung in der Schulz-Briesen-Straße 9.

Mit dem Mietwohnhaus Terkampstraße 7/Schulz-Briesen-Straße 9 hat sich demnach ein für Rotthausen typisches Mietshaus erhalten, das im Zuge der Baulanderschließung durch Unternehmer entstanden ist.

Quelle

  • UDB Gelsenkirchen