Friedhof Horst-Süd

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Der Friedhof Horst-Süd ist ein städtischer Friedhof der Stadt Gelsenkirchen. Der 'Friedhof befindet sich zwischen der Gelsenbergstraße / Weidwall und Am Schleusengraben. Auf dem Friedhof gibt es zahlreiche Mahnmale und besondere Grabfelder. Darunter Kriegsgräberstätten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, Ehrengräber für die Opfer der Bombenangriffe auf Gelsenkirchen, Grabfelder für die Zwangsarbeiter der benachbarten kriegswichtigen Industrien, sowie Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus, dem Kapp-Putsch und den Grubenunglücken auf der Zeche Nordstern 1937 und 1955.

Der Friedhof Horst-Süd wurde 2020 als Sehenswürdigkeit in die Route der Industriekultur aufgenommen: Themenroute 30 – Gelsenkirchen.

Ort

Der Horster Südfriedhof[1] entstand um 1914 und wurde als Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angelegt. Durch Bergbau und Industrialisierung und dem damit verbundenen Bevölkerungszuwachs wurde der Platz auf dem Alten Horster Friedhof[2] knapp und der neue Südfriedhof zur Hauptbegräbnisstätte. Zwischen 1920 und 1940 hatte auf dem südlichen Teil des Friedhofs auch die jüdische Gemeinde ein eigenes Gräberfeld. Auf diesem befanden sich 12 Gräber. Seit der Bombardierung Gelsenkirchens 1944 durch die Alliierten ist von ihm nichts mehr erhalten. Im Laufe der Jahre wurde der Friedhof Horst-Süd immer wieder erweitert. Heute hat er eine Fläche von 11 Hektar und wird als Städtischer Friedhof genutzt. Da aber durch Bodenabsenkungen die Gefahr einer Überflutung bei Starkregen besteht, soll er geschlossen werden. Als Gedenkstätte bleibt er jedoch voraussichtlich die nächsten 30 Jahre erhalten.[3]

Der ältere östliche Teil ist ein Spiegel der Stadtteilgeschichte. Sozusagen ein begehbares, lebendiges Archiv. Auf ihm befinden sich viele Denkmäler und Grabfelder, die an bedeutende Ereignisse erinnern. Eine vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. aufgestellte Informationstafel am Haupteingangsbereich zeigt ihren Standort. Zusätzlich finden sich an den besonderen Gedenkplätzen von der Stadt Gelsenkirchen aufgestellte Tafeln mit genaueren Erläuterungen.

Der Friedhof Horst-Süd wurde 2020 als Sehenswürdigkeit in die Route der Industriekultur aufgenommen: Themenroute 30 – Gelsenkirchen.

Besondere Mahnmale und Grabstätten auf dem Friedhof Horst-Süd

Kriegsgräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg

Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Horster mit 22 Grabstätten. Inschrift: „VATERLAND Sie starben für uns. Wir leben durch sie. 1914-1918.“

Bei dem quaderförmigen Ehrenmal mit dem Soldatenhelm und den gekreuzten Schwertern aus dem Ersten Weltkrieg, entlang des Hauptweges, befinden sich die Kriegsgräber aus den beiden Weltkriegen.

Ursprünglich wurde der Horster Südfriedhof als Ehrengrabstätte für die gefallenen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg gegründet. Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges starben mehr als 7.300 Bürger aus den Vorläufergemeinden der heutigen Stadt Gelsenkirchen. Nur ein Teil der toten Soldaten wurde jedoch an ihren Heimatort bestattet. Die 22 Kriegsgräber sind die ältesten erhaltenen Gräber auf dem Friedhof. Das älteste ist von 1915. Unter ihnen ist auch das Grab eines russischen Grenadiers, der als Kriegsgefangener bei der Einheit diente. Die Inschriften sind zum Teil stark verwittert.

Auch im Zweiten Weltkrieg gab es unter den Gelsenkirchener Soldaten zahlreiche Opfer. Im Zweiten Weltkrieg verloren etwa 11.000 Wehrmachtsangehörige aus Gelsenkirchen ihr Leben. Ihre Gräber finden sich überwiegend in der Nähe der Schauplätze des Krieges. Nur ein Teil der toten Soldaten hat ein Grab in der Heimatstadt. Auf dem Ehrengrabfeld der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs liegen 30 Tote.

Ehrengrabstätte für die Opfer der Bombenangriffe auf Gelsenkirchen – Horst

Gräberfeld und Gedenkstätte für 60 Bombenopfer aus Gelsenkirchen-Horst, die bei Luftangriffen auf den Industriestandort im Zweiten Weltkrieg umkamen

Ab 1942 wurde Gelsenkirchen von den Alliierten regelmäßig bombardiert. Ziel war es, die kriegswichtigen Industrieanlagen zu zerstören. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kamen bei den 184 Luftangriffen auf die Stadt 3.038 Zivilisten um. 60 von ihnen sind auf der Ehrengrabstätte für die Opfer der Bombenangriffe auf Gelsenkirchen beigesetzt.

Grabstätten für sowjetische Zwangsarbeiter

Grab und Mahnmal Außenlager des KZ Buchenwald

Die Grabfelder für sowjetische Zwangsarbeiter wurden ab 1941 auf dem Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde angelegt. Das Grundstück für den Jüdischen Friedhof wurde ihr 1920 vom Reichsfreiherrn Maximilian von Fürstenberg zu Hugenpoet aus seinem Besitz überlassen und grenzte an den Südteil des damaligen Südfriedhofs. Zwischen 1920 und 1940 wurden dort 12 Gemeindemitglieder bestattet. Vom den jüdischen Gräbern ist heute nichts mehr zu sehen. Der Friedhof wurde während eines Luftangriffs in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1944 stark beschädigt und existiert nicht mehr. Das Gelände wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ausschließlich für die Beerdigung von sowjetischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen genutzt. Nach Kriegsende wurde die Grabstätte durch Umbettung weiterer umgekommener Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion erweitert.

Auf dem Friedhof Horst-Süd sind 884 sowjetische Zwangsarbeiter aus den Jahren 1941 – 1945 bestattet. Ein Denkmal mit kyrillischer Schrift erinnert an die Toten.

Grabfelder für Fremdarbeiter aus anderen Nationen

Angrenzend an die Grabfelder für sowjetische Zwangsarbeiter befinden sich weitere Grabfelder von Fremdarbeitern aus den von den Nazis eroberten Ländern, die auf der Zeche Nordstern, beim Kohlehydrierwerk Gelsenberg oder anderen kriegswichtigen Industrien zu schwerer Arbeit eingesetzt wurden. Sie kamen aus Polen, Italien, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Jugoslawien, Belgien und Holland.

Die Fremdarbeitergrabstätten befinden sich auf den Feldern 23, 24, 25, 26, 28, 28a, 30, 31, 32, 33 und 44.

Grab und Mahnmal für die Opfer von Rassismus und Zwangsarbeit im KZ-Außenlager Gelsenberg

Grab und Mahnmal für die Opfer von Rassismus und Zwangsarbeit

Das Mahnmal erinnert an etwa 150 ungarische Jüdinnen aus dem damaligen ungarisch-rumänischen Grenzbereich, die in einem Außenlager des KZ Buchenwald in Horst untergebracht waren. Die Mädchen und Frauen, die bei dem damaligen Hydrierwerk der Gelsenberg AG Zwangsarbeit verrichten mussten, kamen bei der Bombardierung des Werkes am 11. September 1944 nicht zuletzt deshalb ums Leben, weil ihnen der Zutritt zu Bunkern und Schutzgräben verboten war. Die sterblichen Überreste wurden zunächst auf dem Gelände des Lagers verscharrt. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde am 14. Juli 1948 durch das jüdische Hilfskomitee dieser Gedenkstein aufgestellt. An der feierlichen Einweihung nahmen Vertreter der Jewish Relief Unit und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden sowie der Stadt Gelsenkirchen, der Landesregierung, der Verfolgtenverbände und anderer gesellschaftlicher Gruppen teil.

Als das Werk Gelsenberg zu Beginn der 1950er Jahre zur Erdölraffinerie um- und ausgebaut wurde, verlagerte man das Mahnmal und bettete die sterblichen Überreste der jüdischen Frauen um. Eine Inschrift in deutscher und hebräischer Sprache auf dem Gedenkstein erinnert an die Opfer. Die Identität von 140 jener Mädchen und Frauen konnte nachgewiesen werden

Seit 1964 erinnert man in Gelsenkirchen alljährlich an die furchtbaren Geschehnisse der „Reichspogromnacht“ vom 9./10. November 1938 als ein zentrales Ereignis im Verlauf der Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen. In vielen Jahren wurde Anfang September auch der in Horst umgekommenen ungarischen Zwangsarbeiterinnen gedacht.

Am 9. November 2003 übergab der Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, Oliver Wittke, im Rahmen einer Gedenkfeier der „Demokratischen Initiative gegen Diskriminierung und Gewalt, für Menschenrechte und Demokratie - Gelsenkirchen“ die Informationstafel, die den bislang anonymen Opfern wieder einen Namen gibt, der Öffentlichkeit.

Kapp-Putsch-Mahnmal

Kapp-Putsch-Mahnmal

Ein weiteres Mahnmal, das 1920 von der Horster Arbeiterschaft errichtet worden war, erinnert an die während der Auseinandersetzungen um die Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putschs von Freikorps-Ermordeten, die z. T. standrechtlich erschossen worden waren. Dieses Mahnmal wurde während des „Dritten Reiches“ zerstört.

Es wurde 1947/1948 von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in veränderter Form wieder errichtet. Nunmehr sind auf dem großen Gedenkstein auf der rechten Seite zusätzlich Opfer der rassischen Verfolgung - die jüdische Familie Kaufmann - und Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, insbesondere aus einer kommunistischen Widerstandsgruppe, genannt.

Bergarbeiter Denkmal

Der Kniender Jüngling erinnert an die beiden Grubenunglücke auf der Zeche Nordstern 1937 und 1955

Das Mahnmal für die Opfer der Grubenunglücke auf der Zeche Nordstern erinnert an die verstorbenen Bergarbeiter vom 14. Oktober 1937 und 26. Juni 1955. Es wurde 1937 hinter der Trauerhalle errichtet und im Jahr 2008 in die Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen eingetragen. Denkmalnummer: 337

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. 1910 war der heutige Stadtteil noch nicht eingemeindet. Der neue Friedhof Horst hieß damals Südfriedhof.
  2. Der im Volksmund als „Knochenpark“ bezeichnete Alte Friedhof Horst-Nord lag an der Gladbecker Straße bei der Bahnstrecke an der Grenze zu Gladbeck-Brauck. Heute ist er ein Park und nur vereinzelte Grabsteine zeugen von seiner ehemaligen Nutzung.
  3. „Horst ohne Friedhof geht gar nicht!“

Quellen

Lagekarte

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