Gebr. Alsberg AG

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Unter der gleichlautenden Firma Gebr. Alsberg AG existierten in den 1920er Jahren zwei Einzelhandels-Unternehmen in Bochum und Gelsenkirchen. Sie gehörten mit vielen anderen, meist kleineren Kaufhäusern und Geschäften zum Alsberg-Konzern. Durch die „Arisierung“ unter den Nationalsozialisten wurden die jüdischen Eigentümer zum Verkauf genötigt, dabei verschwand der Name Alsberg aus der Öffentlichkeit. Die beiden Warenhäuser wurden durch neue, „arische“ Betreiber übernommen.

Gebr. Alsberg Gelsenkirchen AG

ehemaliges Kaufhaus Alsberg in Gelsenkirchen
ehemaliges Kaufhaus Alsberg in Buer

Das erste Alsberg-Geschäft in Gelsenkirchen wurde 1908 in dem Haus Bahnhofstraße 53 eingerichtet. Es war erfolgreich. So wurde 1911/12 nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Klose und Schäfer auf Nachbargrundstücken ein großer Neubau begonnen. In das alte Geschäft zog das Capitoltheater ein. 1927/28 erfolgte eine erhebliche Erweiterung sowohl an der Bahnhofstraße als auch an der Augustastraße. Dadurch wurde das Gelsenkirchener Kaufhaus das größte der damals 60 zum Alsberg-Konzern gehörenden Warenhäuser.

Nach 1933 wurde es unter dem Namen Westfalen-Kaufhaus (WeKa) zunächst durch die Rings AG betrieben. Nach vergleichbaren Umbauten wie beim Bochumer Haus ist es heute als WEKA-Karrée bekannt.

Die Firma hatte für ihre jüdischen Mitarbeiter einen Betraum eingerichtet. Zwei der schönen Lampen blieben vor der Vernichtung bewahrt und wurden 2007 in die Neue Synagoge überführt.

1927–1928 wurde als Zweiggeschäft ein Warenhaus in Gelsenkirchen-Buer, an der Kreuzung Hochstraße / Horster Straße, errichtet, das nach dem Konkurs der Rings AG 1938 durch Zwangsversteigerung an den Textil-Einzelhändler Josef Weiser überging.

Bei der Gelsenkirchener Aktiengesellschaft saßen Siegfried und Alfred Alsberg im Aufsichtsrat.

Gebr. Alsberg AG (Bochum)

ehemaliges Kaufhaus Alsberg in Bochum

Die Gründung der Aktiengesellschaft erfolgte am 31. März 1921 mit Wirkung zum 1. Januar 1921. Das Unternehmen betrieb das 1921 fertiggestellte Warenhaus an der Hochstraße (heute Kortumstraße) in Bochum. Der Sitz der Gesellschaft war bis zum 27. Juli 1929 Köln, danach Bochum. Die Gesellschaft hieß so bis zum 27. Juni 1933. Das Warenhaus wurde 1935 durch die Kaufhaus Kortum AG übernommen. Nach mehren Umbauten im Inneren dient es heute als Büro- und Geschäftshaus unter dem Namen Kortumhaus.

Im Vorstand der Bochumer Aktiengesellschaft war durch Siegfried Alsberg und seinen Sohn Alfred Alsberg der Kern der weit verzweigten Familie Alsberg bzw. des Alsberg-Konzerns vertreten.

Geschichte

Von der Gebr. Alsberg AG wurde das Großhandelsunternehmen Fried & Alsberg GmbH für Einkaufszwecke gegründet. Es stand in Interessensgemeinschaft mit der Alsberg-Eteg-Konzern AG Einkaufsvermittlung, die aus der Elberfelder Textilhandels AG, Berlin, hervorgegangen war, und an der die lokalen Alsberg-Geschäftsinhaber beteiligt waren. Die Interessengemeinschaft wies im Jahre 1928 einen Umsatz von 200 Millionen Reichsmark aus.[1]

Im Jahre 1930 stand die Gebr. Alsberg AG mit ihrem Umsatz von 200 Millionen Reichsmark im Handel an dritter Stelle in Deutschland hinter den Unternehmen Hermann Tietz und Rudolf Karstadt.[2]

Die Familie Alsberg wurde aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit von den Nationalsozialisten im Zuge der „Arisierung“ enteignet. Das Gelsenkirchener Kaufhaus ging an die Rings AG über. Laut einem Pressebericht von 1933 wurde das Kaufhaus Alsberg am 13. Juli 1933 von den Nationalsozialisten übernommen. Der Name der Firma Gebrüder Alsberg wurde in Westfalen Kaufhaus AG abgeändert. Das Stammkapital betrug 3 600 000,- Reichsmark. Zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates wurde Albert Peter List "gewählt" und der neue Vorstand bestand 1933 aus Otto Neuman und Joachim Geißler.

Im Jahre 1941 werden Wilhelm Ahrens und Josef Gerken als Vorstand genannt.

Das Bochumer Kaufhaus wurde 1935 in die Kaufhaus Kortum AG umgewandelt, während das Haus in Osnabrück von den Kaufleuten Lengermann und Trieschmann weitergeführt wurde.

Der ehemalige Mitarbeiter Helmut Horten, 27 Jahre alt, konnte aufgrund seiner guten Kontakte zu den Nationalsozialisten das Duisburger Kaufhaus Alsberg von den jüdischen Eigentümern Strauß und Lauter übernehmen.[3] Seine Witwe Heidi Horten zählt heute zur Liste der reichsten Deutschen und lebt in Österreich.

Die Gebr. Fried & Alsberg GmbH wurde in KMT Kölnische Mode und Textilgroßhandlung umgewandelt.[4]

Zunächst wurde Alfred Alsberg als Geschäftsführer des Bochumer Kaufhauses weiterbeschäftigt, weil seine Fähigkeiten benötigt wurden. Sein Vater Siegfried Alsberg, der die Warenhaus-Unternehmungen der Familie begonnen hatte, starb 1936 in Köln; Alfred Alsberg und seine Frau Martha wurden im Oktober 1941 ins Ghetto Lodz, seine Mutter Emma im Juni 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und kamen dort ums Leben. Drei Kinder überlebten im Ausland.

Literatur

  • Handbuch der deutschen Aktien-Gesellschaften, 37. Ausgabe 1932,
    • Band III, S. 4844 f. (Gebr. Alsberg AG, Bochum)
    • Band IV, S. 6610. (Gebr. Alsberg Gelsenkirchen AG)
  • Jan Gerdemann: Ein Warenhauskonzern im Ruhrgebiet. Das „Kaufhaus Alsberg/Kortum“ in Bochum. (Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung, Ruhr-Universität Bochum) Dortmund / Bochum 1999.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Wolfgang Homberg: Der Baumwollwarengrosshandel unter besonderer Berücksichtigung der Nachkriegsentwicklung. Verlag H. Pöppinghaus, 1934, S. 75
  2. Detlef Briesen: Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral. Campus Verlag, 2001, ISBN 9783593367309
  3. Info bzgl. Helmut Horten
  4. Johannes Ludwig: Boykott, Enteignung, Mord. Verlag Facta, 1989, ISBN 9783926827197, Seite 160