Gladbeck-Rentfort

Aus Gelsenkirchener Geschichten Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rentfort (niederdeutsch: Rennfort[1]) ist ein Stadtteil von Gladbeck (Postleitzahl 45966). Seit den 1960er Jahren gibt es ein Neubaugebiet namens Rentfort-Nord, weswegen man den übrigen Stadtteil Alt-Rentfort nennt.

Der Name Rentfort bezeichnete wahrscheinlich eine Rinderfurt und somit die Möglichkeit zum Viehtrieb.

Lage

Rentfort befindet sich im nordwestlichen Teil von Gladbeck. Im Nordwesten bildet der Brabecker Mühlenbach die Grenze zu Bottrop, im Süden und Osten grenzt Rentfort an die Gladbecker Stadtteile Ellinghorst, Schultendorf und Zweckel. Durch den Ortsteil fließt der Quälingsbach, der an der Berliner Straße zu einem kleinen See aufgestaut und von einem Park umgeben ist. Im Süden entspringt der Alte Haarbach, der in die Boye mündet.

Auf der Gemarkung liegt die Autobahnanschlussstelle Gladbeck der A 31, die im weiteren Verlauf zur Hauptverkehrsachse Rentforts, der Kirchhellener Straße wird, die Bottrop-Kirchhellen mit dem Stadtzentrum von Gladbeck verbindet. Eine zweite Verkehrsstraße ist die Hegestraße, die von Gladbeck-Schultendorf durch den Süden Rentforts nach Bottrop-Grafenwald führt. Daneben ist Rentfort durch eine Reihe von Buslinien erschlossen.

Rentfort liegt rund 60 Meter über dem Meeresspiegel. Während der Ort im Norden und Westen von Wiesen geprägt ist, dominiert im Osten das Industriegelände der ehemaligen Zeche Zweckel und des Phenol-Chemiewerks, während sich im Süden das Werk der Flachglas AG (Delog-Detag) befindet.

Geschichte

Rentfort gehörte neben Zweckel, Ellinghorst, Butendorf und Brauck zu den Gladbecker Bauernschaften. Politisch war die Bauernschaft zunächst dem Vest Recklinghausen zugehörig und hatte vor allem unter den Auseinandersetzungen zwischen Kurköln und den Grafen von Kleve zu leiden, aber auch unter den wiederkehrenden Epidemien. Im Rahmen der napoleonischen Neuordnung kam Rentfort 1803 zunächst an das Herzogtum Arenberg und 1811 an das Großherzogtum Berg, wobei Rentfort mit Zweckel und Ellinghorst der Mairie Kirchhellen untergeordnet und damit von den übrigen Bauernschaften getrennt wurde. 1815 wurde der Ort preußisch und 1821 die Trennung der Bauernschaften rückgängig gemacht.

Während die Industrialisierung im Stadtzentrum Gladbecks bereits in den 1870er Jahren Einzug hielt, bewahrte Rentfort zunächst noch weitgehend seinen ländlichen Charakter; die Ausdehnung der Ruhrkohlezechen nach Norden erreichte aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch den Norden Gladbecks, sodass 1908 am östlichen Rand von Rentfort die Zeche Zweckel eingerichtet wurde. Es kam zu einer stetig steigenden Bevölkerungsentwicklung und zu einem entsprechenden Ausbau der Infrastruktur. 1919 erhielt Gladbeck Stadtrechte und Rentfort wurde so zu einem Stadtteil. 1921 endete auch die Zugehörigkeit zum Landkreis Recklinghausen. Bis 1922 stellte eine Ziegelei in Rentfort Dachziegel her.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Gladbeck und damit auch Rentfort als Zentrum der Schwerindustrie stark zerstört. Im Rahmen des Wiederaufbaus entstand in den 1960er Jahren ein modernes Neubauviertel als Rentfort-Nord.

Im Geschäftszentrum Rentfort-Nord wurde am 16. August 1988 eine Filiale der Deutschen Bank überfallen. Die beiden Täter aus Gladbeck nahmen Geiseln und flüchteten durch West- und Norddeutschland und auch in die Niederlande. Drei Menschen kamen im Verlauf der Geiselnahme ums Leben (siehe Gladbecker Geiseldrama).

Ende 2005 nahm man in Rentfort ein Projekt von Bund und Ländern auf („Stadtumbau West“), wodurch der Stadtteil an den demografischen Wandel angepasst werden soll. Auch eine Lösung für das Hochhaus Schwechater Straße soll gefunden werden.[2]

Kirchen

Die katholische Kirche St. Josef unweit des Rentforter Friedhofs wurde 1908 geweiht und 1914 zu einer selbständigen Pfarrei erhoben. 1934 erfolgte die Grundsteinlegung für einen Neubau (Architekt Josef Franke), der 1935 vollendet und vom Münsteraner Bischof Graf von Galen geweiht wurde. Vervollständigungen dauerten bis 1937. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Luftangriffe beschädigt, konnte aber weiter benutzt werden. Der Bau verfügt über einen Altar mit der Darstellung des brennenden Dornbuschs, einen Ambo mit dem Stab des Josef, sowie eine von Ernst Rasche gefertigte Statue des Hl. Antonius.[3] Mit dem 1. September 2007 wurde diese Pfarrei durch den Bischof von Essen, Felix Genn, – wie alle anderen Gladbecker Pfarreien auch - aufgelöst und zu einer neuen Großpfarrei St. Lamberti zusammengefasst.

Die evangelische Martin-Luther-Kirche ist ein einschiffiger Bau mit einem kleinen, südlich angebauten Kirchturm. In der Nähe hat die Gemeinde gemeinsam mit St. Josef ihren Friedhof.

Die moderne katholische Kirche St. Franziskus liegt im Neubaugebiet Rentfort-Nord. Sie gehört seit dem 1. September 2007 als Filialkirche zur Gemeinde St. Josef.

Freizeit und Vereine

Der Rentforter Stadtpark (Schwechater Straße) kann zu Sport, Spiel und Spaziergängen genutzt werden. Über Verbindungswege ist der Rentforter und Zweckeler Wald angebunden.

An den Rentforter Stadtpark schließt sich in westlicher Richtung der Park am Quällingsteich an.

1946 wurde der BV Rentfort gegründet, ein Fußballverein, dessen 1. Mannschaft in der Bezirksliga spielt. Der Sportplatz ist seit seiner Fertigstellung im Sommer 2009 der erste Kunstrasenplatz in Gladbeck. In diesem Zusammenhang sei der Sportplatz an der Enfieldstraße erwähnt. In direkter Nachbarschaft befindet sich eine Sporthalle sowie Tennisplätze.

An der Johowstraße gibt es eine Stadtgartenanlage mit Stadtgartenhaus.[4]

Bildung und Jugendarbeit

Rentfort verfügt über drei Kindergärten, zwei Grundschulen (katholische Josef-Schule und Gemeinschaftsgrundschule Wilhelmschule), sowie die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Rentfort-Nord mit 1.300 Schülerinnen und Schülern. Außerdem existiert eine Filiale der Rheinisch-Westfälischen Sprachschule.

Im Souterrain der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule und anderen Standorten ist der Freizeittreff Rentfort-Nord aktiv, eine Einrichtung der Stadt Gladbeck.

Hinter der Kirche St. Josef befindet sich in der ersten Etage des Gemeindehauses das Jugendheim TOT St. Josef.

Wirtschaft

In den Jahren 1908 bis 1963 war die Steinkohleförderung der Zeche Zweckel die wichtigste Lebensgrundlage des Ortes. Mit der Schließung der Zeche kam es zu gravierenden Strukturproblemen und zu einer Umorientierung auf den Dienstleistungssektor. Heute ist Rentfort durch klein- und mittelständische Betriebe geprägt. Derzeit entsteht im so genannten Innova-Park Wiesenbusch im Südwesten des Ortes unweit der Autobahn ein Gewerbegebiet für Zukunftstechnologien.

Weblinks

Einzelnachweise