Klaus Fischer

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Klaus Fischer

Klaus Fischer im Mai 2011
Spielerinformationen
Geburtstag 27. Dezember 1949
Geburtsort Kreuzstraßl, Deutschland
Größe 178 cm
Position Stürmer
Vereine in der Jugend
1958–1961
1961–1968
SC Kreuzstraßl
SC Zwiesel
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
1968–1970
1970–1981
1981–1984
1984–1988
TSV 1860 München
FC Schalke 04
1. FC Köln
VfL Bochum
60 0(28)
295 (182)
96 0(31)
84 0(27)
Nationalmannschaft
1971
1977–1982
Deutschland U 23
Deutschland
2 0(0)
45 (32)
Stationen als Trainer
1988–1989
1989–1992
1990
1992
1992–1995
VfL Bochum (Co-Trainer)
FC Schalke 04 (Co-Trainer)
FC Schalke 04 (interim)
FC Schalke 04 (interim)
FC Schalke 04 Amateure

1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Klaus Fischer (* 27. Dezember 1949 in Kreuzstraßl bei Lindberg, Landkreis Regen) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer. Seine Glanzzeit hatte der Bayer in den 1970er Jahren mit dem FC Schalke 04, mit dem er Vizemeister und Pokalsieger wurde. Der Bundesligaspieler mit der zweithöchsten Torausbeute spielte in späteren Jahren auch beim 1. FC Köln und dem VfL Bochum. Fischer, der mit seinen zahlreichen Fallrückziehertoren nachhaltige internationale Bekanntheit erreichte, nahm für Deutschland an zwei Fußball-Weltmeisterschaften teil und erreichte 1982 das Finale.

Leben und Karriere

Der gelernte Glasbläser Klaus Fischer trieb schon als kleines Kind Sport. Im Sommer spielte er Fußball, im Winter stand Eisstockschießen auf dem Programm. Als Jugendlicher wurde er mit dem SC Kreuzstraßl aus dem Bayerischen Wald Bayrischer Meister, Deutscher Meister und Europameister im Eisstockschießen.>[1]

Klaus Fischer wurde vom späteren Mönchengladbacher Meistermacher Hennes Weisweiler für eine Woche zum Probetraining eingeladen, doch dieser fand ihn körperlich einfach noch zu schwach und vertröstete ihn auf das folgende Jahr.[2] Währenddessen solle er bei seinem Verein in Zwiesel bleiben.[1] Der TSV 1860 München hatte keine derartigen Bedenken und so kam Fischer 1968 als 18-Jähriger vom Bezirksligisten SC Zwiesel zu den Löwen. Er etablierte sich dort rasch als Stammspieler und brachte es bereits in seiner ersten Saison auf 26 Bundesligaspiele, in denen er insgesamt neun Tore erzielte. Am 21. Spieltag handelte er sich bei der 0:2-Niederlage der Sechzger in Dortmund in der 86. Minute den einzigen Feldverweis seiner Karriere ein - in 539 Bundesligaspielen brachte er es ansonsten auf nur acht Gelbe Karten. Seine zweite Saison bei den Löwen spielte er komplett. Dabei konnte er seine Torausbeute mehr als verdoppeln und kam mit insgesamt 19 Toren auf Platz 3 in der Torjägerliste. Den Abstieg des Meisters von 1966 konnte er allerdings auch nicht verhindern.

Wechsel zu Schalke 04

Vom FC Schalke 04 bekam er ein sehr gutes Angebot, das er auch unterschrieb. Kurze Zeit später unterschrieb er auch einen neuen Vertrag bei 1860 München. Daraufhin erhielt er eine Geldstrafe vom DFB, durfte aber trotzdem für Schalke spielen. In dieser Zeit absolvierte er auch seinen Wehrdienst.[1] Im Ruhrgebiet fand er eine neue Heimat und hielt dem Verein über mehr als ein Jahrzehnt die Treue. Auch etablierte er sich dort sofort in der Stammformation. In der Saison 1971/72 war Fischer ein Leistungsträger in einer spielstarken Mannschaft um den Mittelfeldregisseur Heinz van Haaren, bei der Norbert Nigbur im Tor eine herausragende Saison hatte. Vor ihm wirkten die Abwehrrecken Klaus Fichtel und Rolf Rüssmann und sorgten dafür, dass Schalke weniger Tore hinnehmen musste als alle Bundesligakonkurrenten. Stan Libuda und die Kremers-Zwillinge, Erwin und Helmut, waren weitere Hauptakteure jener starken Formation, die das Meisterschaftsrennen bis zum letzten Spieltag offen halten konnte: beim ersten Bundesligaspiel in der Geschichte des Münchener Olympiastadions gaben dann allerdings die neuen Hausherren des FC Bayern München - mit der berühmten Achse Sepp Maier|Maier - Franz Beckenbauer - Gerd Müller - eine Galavorstellung und holten sich mit einem klaren 5:1 den Titel. Klaus Fischer zeichnete für den Ehrentreffer verantwortlich. Sein 22. Saisontor sicherte ihm gemeinsam mit dem Bochumer Hans Walitza den zweiten Platz in der Torschützenliste hinter eben Gerd Müller, der in dem Jahr nicht aufzuhalten war und 40-mal traf.

Etwas trösten konnten sich die Gelsenkirchener im Pokalwettbewerb. Im Halbfinale beim 1. FC Köln erzielte Klaus Fischer schnell das 1:0, doch in der zweiten Halbzeit zogen die Gastgeber mit 4:1 davon. In dem damals üblichen Rückspiel erzielte Fischer genauso schnell wieder die Führung für die Schalker, die nach 120 Minuten mit 5:2 vorne waren und das fällige Elfmeterschießen für sich entscheiden konnten. Im Finale im Niedersachsenstadion von Hannover, das nur drei Tage nach dem Bundesligafinale stattfand, besiegte Schalke den 1. FC Kaiserslautern mit 5:0, wobei Klaus Fischer das 4:0 beisteuerte (sein sechster Treffer im Wettbewerb). Das 5:0 ist noch heute Endspiel-Rekord, der allerdings im DFB-Pokalfinale 2011 von den Schalkern selbst eingestellt wurde, als sie den MSV Duisburg mit 5:0 schlugen.

Manipulation und Konsequenzen

Die folgenden Spielzeiten wurden schwierig für Schalke 04. Der Verein war 1970/71 in den großen Bundesliga-Skandal verstrickt. Zahlreiche Spieler der Knappen, auch Klaus Fischer, verbrachten viel Zeit in Gerichtssälen. Die Schalker Spieler hatten in der besagten Saison ein Spiel gegen Arminia Bielefeld gegen relativ geringe Bezahlung und als "Gefallen für Waldemar Slomiany"[3] absichtlich mit 0:1 verloren. Dies führte 1972/73 dazu, dass Schalke sich erst in den letzten Spieltagen von den Abstiegsrängen lösen konnte. Fischer selbst, wie weitere Mannschaftskollegen, spielte überhaupt nicht, da er vom DFB zunächst lebenslang gesperrt wurde. Jahre später meinte Fischer altersweise: "Mein Gott, was waren wir damals dumm. Für 2.300 Mark pro Mann ein Spiel zu verlieren, blöder kann man nicht sein. Eine Siegprämie betrug damals 2.000 Mark."[4]

Klaus fischer.jpg

Rückkehr

Anfang der Saison 1973/74 wurde Fischer begnadigt und er durfte ab dem zehnten Spieltag wieder ran. Er konnte beweisen, dass er nichts von seiner Torgefährlichkeit eingebüßt hatte und traf in 25 Spielen 21-mal, was ihm den dritten Platz in der Torjägerliste bescherte. Die große Mannschaft von 1972 aber, in die viele Hoffnungen gesetzt wurden, war zerstört - es reichte nur noch für Plätze im oberen Mittelfeld. Ein sechster Rang genügte 1976 aber noch für eine UEFA-Pokal-Teilnahme. Fischer hatte mit seiner persönlichen Bestleistung von 29 Treffern, die ihm auch die Torjägerkanone einbrachten, entscheidenden Anteil daran - zumal die Tordifferenz über die Platzierung entschied. In der folgenden Saison wurden die inzwischen unter anderem mit dem Rechtsaußen der Nationalmannschaft Rüdiger Abramczik und dem groß aufspielenden jugoslawischen Mittelfeldregisseur Branko Oblak verstärkten Knappen sogar Vizemeister. Klaus Fischer steuerte 24 Tore zu den 77 Saisontreffern der Gelsenkirchener bei. Der Saisonhöhepunkt war der 7:0-Sieg beim FC Bayern, bei dem Fischer vier Tore erzielte.

Doch zur nächsten Saison wurde Oblak an die Bayern verkauft, und weitere wichtige Spieler verließen in den folgenden Jahren den von Finanznöten geplagten Verein, der immer weiter an Boden verlor. Besonders schwere Konsequenzen hatte für Fischer ein komplizierter Schienbeinbruch, den er sich im März 1980 im Heimspiel gegen Bayer Uerdingen zuzog. Er fiel für zehn Monate aus und dies kostete ihn auch die Teilnahme an der Europameisterschaft 1980 in Italien, bei der Deutschland dann mit Mittelstürmer Horst Hrubesch den Titel gewann.

Der personell damit noch mehr geschwächte Verein fand sich in der Spielzeit 1980/81 bald in der Abstiegszone der Liga ein und stieg schließlich als Vorletzter ab. Nach elf Jahren in Schalke gab Klaus Fischer in der laufenden Saison 1980/81 seinen Wechsel zum 1. FC Köln bekannt. Hierfür wurde Fischer aus den Reihen der Fans massiv beschimpft und mit körperlicher Gewalt bedroht, ebenso wurden Eier gegen seine Haustür geworfen.[5]

Späte Jahre in Köln und Bochum

Beim 1. FC Köln unter Trainer Rinus Michels konnte sich Klaus Fischer in der ersten Saison zwar noch seiner dritten Vizemeisterschaft erfreuen. Doch für den mittlerweile 31-Jährigen gehörten die Zeiten eines großen Torjägers nun eher der Vergangenheit an. Sieben Treffer reichten gerade noch für den dritten Platz in der vereinsinternen Torschützenliste - hinter dem Engländer Tony Woodcock und dem jungen, aufstrebenden Pierre Littbarski. In den beiden folgenden Jahren konnte er immerhin wieder jeweils zwölf Tore vorweisen. Ein Höhepunkt seiner Zeit in Köln war 1983 der Gewinn des DFB-Pokals, als die Geißböcke im Finale den zweitklassigen Stadtrivalen SC Fortuna Köln mit 1:0 besiegten. Nach drei Spielzeiten und durchaus beachtlichen 31 Toren in 96 Spielen ging sein Gastspiel bei den Domstädtern zu Ende.

Nachdem sein Vertrag nicht verlängert worden war, kontaktierte ihn Präsident Ottokar Wüst vom VfL Bochum - und so setzte Fischer dort seine Karriere fort.[2] Mit dem VfL Bochum hatte er eine große erste Saison. Der nunmehr im 35. Lebensjahr stehende Fischer absolvierte 1984/85 alle Saisonspiele und reihte sich mit 16 Toren noch einmal ein in das beste Dutzend Vollstrecker der Fußball-Bundesliga.

Zusammenfassung

Insgesamt hatte Fischer in der Fußball-Bundesliga 535 Einsätze für die Vereine TSV 1860 München, FC Schalke 04, 1. FC Köln und VfL Bochum.

In der Nationalmannschaft erzielte er zwischen 1977 und 1982 in 45 Spielen 32 Tore. Das ist nach Gerd Müller die beste Quote (0,71) eines Top-10-Stürmers und eines Stürmers mit mindestens 45 Länderspielen. Fischer nahm an zwei Fußball-Weltmeisterschaften teil und wurde in Spanien 1982 Vizeweltmeister.

Bekannt wurde er insbesondere auch durch seine Fallrückzieher, denen meist Flanken von Rüdiger Abramczik vorausgingen. 1977 im Länderspiel Deutschland – Schweiz (4:1) erzielte er das Tor des Jahres, das später auch Tor des Jahrzehnts und Tor des Jahrhunderts wurde. Auch das wichtige 3:3 in der Verlängerung des WM-Halbfinals 1982 gegen Frankreich (Nacht von Sevilla) erzielte Fischer per Fallrückzieher – dieses Tor wurde zum Tor des Jahres 1982 gewählt.

Mit 268 Toren liegt er hinter Gerd Müller auf Platz zwei der ewigen Torschützenliste der Bundesliga. Klaus Fischer beendete seine aktive Laufbahn 1988.

Tätigkeit als Trainer

Für eine Saison war Fischer Co-Trainer von Jupp Tenhagen in Bochum. Danach übernahm er ab der Saison 1990/91 für einige Zeit die Amateure des FC Schalke 04. Während dieser Zeit, nach den Entlassungen von Peter Neururer und Aleksandar Ristic, übernahm er kurzzeitig das Training der Profimannschaft. Kurz vor der Verpflichtung von Udo Lattek hatte Fischer einen Trainervertrag unterschrieben, verzichtete dann aber darauf.[5]

Carsten Marquardt, Klaus Fischer und Martin Max bei einem Spiel der Traditions Mannschaft 2017

Privates

Fischer war zeitweise Spieler in der Uwe-Seeler-Traditionself.[5] Bereits zwei Jahre nach dem Karriereende eröffnete Fischer eine Fußballschule, die er immer noch betreibt. 2006 veröffentlichte er - zusammen mit der Autorin Alexandra Steil-Wehr - seine Autobiografie mit dem Titel „Fallrückzieher… und mehr“. Fischer ist dem FC Schalke 04 immer noch verbunden und spielt auch noch in der Traditionsmannschaft des Vereins. Fischer ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Gelsenkirchen.

Erfolge

  • Deutscher Pokalsieger: 1972, 1983
  • Vize-Weltmeister: 1982
  • Deutscher Vize-Meister: 1972, 1977, 1982
  • Deutscher Pokalfinalist: 1988
  • Bundesliga-Torschützenkönig: 1976 (29 Tore)

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Ausführliches Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  2. 2,0 2,1 „Niemand musste mich zum VfL überreden” vflbochum.de, 5. September 2010.
  3. so Fischer im ausführlichen Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  4. [1] Klaus Fischer wird 60 Financial Times Deutschland, 26. Dezember 2009
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Ausführliches Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.