Kunstmuseum Gelsenkirchen

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Kunstmuseum Gelsenkirchen
812 Buer Essenerstrae 1900.jpg
Art des Denkmals: Baudenkmal
Standort: Horster Straße 7
Stadtteil: Buer
Baujahr: 1893
Seit wann in Denkmalliste: 16.01.1985
Dokument der Denkmalbehörde: A014.pdf
Lagekarte
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Das Kunstmuseum Gelsenkirchen ist ein städtisches Museum in Buer unter Leitung von Leane Schäfer. Schwerpunkte des Hauses sind, neben der Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, eine umfangreiche Sammlung kinetischer Kunst, sowie Arbeiten des gebürtigen Gelsenkircheners Anton Stankowski.

Kunstmuseum Gelsenkirchen 2017

Geschichte

Vorläufer

Das erste städtische Museum in Gelsenkirchen, das Kulturmuseum für Kunstgewerbe und Altertümer, befand sich im ersten Stock des von Josef Franke entworfenen Georgshaus an der Ahstraße. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und später abgerissen.

Gründung

Das Städtische Museum Gelsenkirchen wurde 1950 gegründet. Dem ersten Museumsdirektor Dr. Bernd Lasch stand ein für die damalige Zeit relativ hoher Ankaufsetat zur Verfügung, mit dem systematisch eine Sammlung geschaffen wurde, die einen Querschnitt der Kunstentwicklungen ab dem 19. Jahrhundert darstellt. Erstmals vollständig gezeigt wurde die Sammlung ab 1957 in der 1893 erbauten Gründerzeit-Villa an der Horster Straße.

In den Jahren nach dem Ausscheiden von Lasch im Jahre 1966 wurde der Ankaufsetat stetig reduziert, was zu einer Stagnation der Sammlung führte und zu kunstgeschichtlichen Lücken, etwa im Bereich der klassischen Moderne, die bis heute nicht gefüllt werden konnten. Die Sammlung verschwand für Jahre im Magazin.

1971 wurde ein neuer Museumsleiter berufen und die Sammeltätigkeit in bescheidenem Rahmen wieder aufgenommen. Die Sammlung blieb jedoch weiterhin im Magazin.

Museumsneubau

Anfang der 1980er Jahre bildete sich eine Bürgerinitiative, der u.a. der städtische Kulturdezernent Peter Rose angehörte, die mit zurückhaltenden Schritten die Grundlagen für den Bau des heutigen Museumsbaus legte. Ein Baukostenzuschlag des Landes Nordrhein-Westfalen ermöglichte schließlich den Beginn der Planungen. Der erste Bauabschnitt des von dem Gelsenkirchener Architekten Albrecht E. Wittig entworfenen Museums konnte 1984 eröffnet werden.

Der Neubau steht in baulicher Verbindung zu der heute für Wechselausstellungen genutzten Alten Villa. Der von Wittig geplante Erweiterungsbau konnte bis heute nicht verwirklicht werden.

Kunstmuseum Gelsenkirchen

Museum heute

Neben der ständigen Ausstellung werden in der Alten Villa Wechselausstellungen gezeigt, teils vom Museum selbst, teils vom Kunstverein Gelsenkirchen realisiert. Wiederkehrende Ausstellungen sind die Jahresschauen Gelsenkirchener Künstler, sowie die in Kooperation mit der Kunstakademie Münster organisierten Ausstellungen junger Künstler. Aus Anlass der Ruhr.2010 beteiligt sich das Museum an den RuhrKunstMuseen. Leiterin des Museums ist Leane Schäfer (Stand 2010).

Sammlung

Gemälde und Graphik

Der Schwerpunkt der Gemälde- und Grafiksammlung liegt auf den Strömungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie z. B. Impressionismus, Fauvismus, Expressionismus (hier vor allem die Maler der Künstlergruppe „Die Brücke“) und Suprematismus. Vertretene Künstler dieser Epochen sind u. a.: Lovis Corinth, Max Ernst und László Moholy-Nagy. Die Kunst ab 1945 ist mit Werken des Surrealismus, Konstruktivismus, Tachismus und Pop Art bis hin zu Arbeiten aus jüngerer Zeit vorhanden. Vertretene Künstler dieser Epochen sind u. a.: Andy Warhol mit Cow Wallpaper, Karel Appel, Konrad Klapheck, Gerhard Richter und Victor Vasarely. Die Sammlung umfasst auch lokale Künstler.

Plastik

Elastic Cube (2000) von HD Schrader

Plastische Objekte findet man sowohl im Museum, als auch im Außenbereich, auf dem Vorplatz und im Museumsgarten. Vertretene Künstler sind u. a.: Ewerdt Hilgemann, Wulf Kirschner, HD Schrader und Günter Tollmann.

Kinetische Kunst

Ein Schwerpunkt des Hauses ist die Sammlung kinetischer Kunst, die zu den größten in Europa gehört. Diese teils elektrisch betriebenen Arbeiten befassen sich mit Bewegung, Licht und Klang. Das Interesse an Kinetik rührt nicht zuletzt daher, dass die Künstlergruppe ZERO in den 1960er Jahren in Gelsenkirchen ausstellte. Die Kinetische Abteilung, die 2016 umfassend renoviert und neugestaltet wurde, umfasst u.a. Arbeiten von: Hartmut Böhm, Leo Erb, Heinz Mack, Günther Uecker und Rolf Glasmeier.

Anton Stankowski

In jüngerer Zeit kam das Museum in den Besitz von Arbeiten des in Gelsenkirchen geborenen Künstlers und Kommunikationsdesigners Anton Stankowski. Die vornehmlich aus Serien von Siebdrucken, aber auch aus Skizzen und Fotografien bestehende Sammlung wird in der ständigen Sammlung präsentiert.

Das Gemälde „Bacchanale“ von Lovis Corinth

Die Stadt Gelsenkirchen erwarb 1957 von der Galerie Czwiklitzer in Köln für ihr Museum das 1896 von Lovis Corinth gemalte Gemälde „Bacchanale“. Der Berliner Unternehmer Alfred Salomon hatte es 1936 von Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus versteigern lassen müssen, um emigrieren zu können. Seine Witwe Martha Salomon erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg eine Entschädigung für den Vermögensverlust. Im Jahre 2010 verlangten deren Erben die Rückgabe des Gemäldes, da es sich um Raubkunst handele.[1] Die Beratende Kommission für die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz empfahl im April 2016 die Übergabe des Gemäldes an die Erben. Die Stadt beschloss, dieser Empfehlung zu folgen.[2]

Gelsenkirchener Künstler

Die Sammlung beinhaltet auch Werke von Gelsenkirchener Künstlern. u.a.:

Kunstraub

Am 8. August 2008 wurden am hellichten Tag drei Grafiken aus dem Museum gestohlen. Es handelte sich um Arbeiten von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner und Otto Mueller, die seitdem spurlos verschwunden sind. In der Folge dieses Diebstahls, der großes öffentliches Interesse erregte, entstand eine Diskussion um den seit Jahren zu niedrigen Etat des städtischen Hauses, den fehlenden Versicherungsschutz und die Leitungsstruktur des Hauses. Kurz darauf wurde das Haus in Kunstmuseum Gelsenkirchen umbenannt.

Besondere Ereignisse

Tree-Art

1970 lancierten der Gelsenkirchener Schriftsteller Phillip Wiebe und der Volkshochschuldirektor Dr. Rainer Kabel die Ausstellung "Tree-Art" im Städtischen Museum, ein Experiment zur Infragestellung moderner Kunst.[3] Der dabei als Entdeckung von hohem künstlerischen Rang präsentierte venezolanische Künstler Miguel Remedios war in Wirklichkeit ein Volksschullehrer aus Herne und der künstlerisch verarbeitete Baumstamm stammte aus Phillip Wiebes Garten. Die Gelsenkirchener Prominenz zeigte jedoch großes Interesse an der vermeintlich hochkarätigen Ausstellung. Nachdem die Initiatoren den Blöff offenbart hatten, schlug ihnen nicht nur Lachen, sondern auch handfester Unmut von Seiten der Stadtverwaltung und einiger Personen des öffentlichen Lebens entgegen, die sich durch die Aktion bloßgestellt sahen. Letztlich konnte man sich aber darauf einigen, die "Tree-Art"-Ausstellung als kreativen Scherz anzuerkennen und ihr damit einen eigenen künstlerischen Wert zuzugestehen.

Die Idee der "Tree-Art" wurde später von Kunstverein Gelsenkirchen e.V wieder aufgegriffen. Seither werden regelmäßig Künstler eingeladen, Bäume im Stadtgebiet künstlerisch zu gestalten.

Literatur

  • Kinetische Kunst, Städtisches Museum Gelsenkirchen, Edition Braus, 1998, ISBN 3-89466-218-2.
  • Ruhrkunstmuseen und Ruhr2010 (Hrsg.): Ruhrkunstmuseen - Die Sammlung. Hatje Cantz, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7757-2617-7.

Galerie

Weblinks

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Quellen

  1. Erben melden Anspruch auf Nazi-Raubkunst an, in: WAZ, Ausgabe Gelsenkirchen, 14. November 2014
  2. Andreas Rossmann: Salomonisch: Gelsenkirchen restituiert Gemälde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Mai 2016, S. 9.
  3. Über die Ausstellung Tree-Art, 1970