Polizeipräsidium Buer
Polizeipräsidium Buer | |
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Art des Denkmals: | Baudenkmal |
Standort: | Hölscherstraße 3 Rathausplatz 4 |
Stadtteil: | Buer |
Baujahr: | 1926-1927 |
Seit wann in Denkmalliste: | 14.09.1984 |
Dokument der Denkmalbehörde: | A010.pdf |
Lagekarte
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Das Polizeipräsidium Buer befindet sich am Rathausplatz 4 im Ortsteil Buer.
Das Gebäude wurde am 5. Oktober 1927 eingeweiht. Daneben entstanden noch Unterkünfte für die damals kaserniert untergebrachte Bereitschaftspolizei, Wohngebäude an der Breddestraße, eine Kraftwagenhalle mit Turnhalle, ein Stallgebäude für Pferde der berittenen Polizei und ein Exerzierplatz. Man sprach damals von einer „Polizeistadt“. Diese Baugruppe wurde 1998 durch eine neue Wache an der Kurt-Schumacher-Straße ergänzt.
Beschreibung des Gebäudes 1926
Von den umfangreichen Polizeineubauten ist im ersten Bauabschnitt das Polizeiamt im Rohbau fertiggestellt. Der hochragende, im Innern mit allen Einrichtungen eines neuzeitlichen Verwaltungsgebäudes ausgestattete Bau umfaßt die dem Rathaus Buer gegenüberliegende Ecke des werdenden Platzes. Bei ernster und rein sachlicher Ausbildung seiner langen Fensterreihen wird dieser Bau mit der ihm vorgelagerten breiten Terrasse, den bequemen Freitreppen und seinem skulpturengeschmückten Portal eine eigenartige, vom Zeitgeschmack unabhängige Wirkung ausüben. Der Kopfbau des Polizeiamtes ruht auf einer gewaltigen, aus massivem Werkstein gebildeten Bogenhalle, die hier den Gehweg überbrückt und den Eingang zur großen im Bau befindlichen Verbandsstraße nach Gelsenkirchen kräftig betont.
Das Polizeiamt und die Polizeiunterkunft bilden eine zusammenhängende Bauanlage.
Die Stadt Buer in Westfalen betätigte ihr städtebauliches Interesse an dieser Lösung durch unentgeltliches Überlassung des für das Polizeiamt erforderlichen Grundstückteils. Um mit der vorhandenen Platzbebauung in der Masse übereinstimmen, waren über dem Sockengeschoß noch vier Hauptgeschosse anzulegen, außerdem ist das Dachgeschoß voll ausgebaut. In dem voll unterkellerten Sockengeschoß liegen ein Polizeirevier mit Wache, zugänglich von der Straßenhalle an der Gelsenkirchener Straße, das Gefängnis mit acht Einzel- und zwei Sammelzellen, zugänglich vom Hof. Ferner eine Wohnung für den Gefängnisaufseher, zugänglich von der rechten Seitenfront. An der hier angeordneten Nebentreppe liegen in den Obergeschossen zwei größere Wohnungen. Das Erdgeschoß wird durch zwei Eingänge erschlossen, die von der breit vorgelagerten Terasse zugänglich sind. In deren Mitte liegt der Haupteingang. Der rechts davon gelegene Seiteneingang führt zu dem im vorspringenden Flügel untergebrachten Katasteramt und der vorhin schon genannte Wohnungstreppe. Fast alle Diensträume haben fließend Wasser erhalten. Das Äußere ist in rostbraunem Terranova-Rauputz über Werksteinsockel unter blau gedämpfter Falzziegeldeckung errichtet. Das Standbild eines Bergmanns und eines Schmieds betonen die Ecken der Straßenhalle: letzterer soll zugleich der Erinnerung an den "Schmied von Buer" dienen, der den Übergriff eines Besatzungssoldaten energisch strafte.
Seit dem 14. September 1984 stehen die Gebäude auf der Denkmalliste.
Text Gedenktafel
Polizei war in Deutschland lange eine kommunale Angelegenheit. In der Weimarer Republik erfolgte eine Verstaatlichung und Aufgabenerweiterung der Polizei unter demokratischen Vorzeichen. Das erforderte umfangreiche Neubauten. Dieses Gebäude wurde am 5. Oktober 1927 als Polizeiamt Buer eingeweiht. Zu dem Komplex, bekannt als „Polizeistadt", zählten eine Unterkunft für die kasernierte Bereitschaftspolizei, Wohngebäude an der Breddestraße, eine Kraftwagenhalle mit Turnhalle, ein Stallgebäude für die berittene Polizei und ein Exerzierplatz. Diese Baugruppe wurde 1998 durch eine neue Wache an der Kurt-Schumacher-Straße ergänzt.
Mit dem Polizeiamt und dem gleichzeitig gebauten Finanzamt Gelsenkirchen-Nord erhielt der Rathausplatz eine prägnante Form, das „Buersche Forum". Nach der kommunalen Neugliederung Gelsenkirchens und Buers im Jahr 1928 unterstand die Polizei im neuen Stadtgebiet dem Polizeipräsidium Recklinghausen.
Zwischen 1933 und 1945 war die Gelsenkirchener Polizei ein wichtiges Instrument der nationalsozialistischen Machthaber. Auch im Polizeiamt Buer saß eine Abteilung der Geheimen Staatspolizei, die die Bevölkerung überwachte und „Gemeinschaftsfremde" verfolgte. Beamte aus Gelsenkirchen beteiligten sich ab 1939 in den Polizeibataillonen 65 und 316 am Vernichtungskrieg und an Verbrechen gegen die Menschlichkeit in ganz Europa. Noch im Frühjahr 1945 ermordete die Gestapo im Westerholter Wald sieben Männer und vier Frauen aus Osteuropa, die zur Zwangsarbeit nach Gelsenkirchen verschleppt worden waren.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wies die britische Militärregierung die Polizeihoheit erneut den Kommunen zu. Die Polizeidirektion Gelsenkirchen mit Sitz in Buer bemühte sich um die demokratische Reorganisation der Behörde. Ab 1953 ging die Polizei in die Verantwortung des Landes Nordrhein-Westfalen über. Seitdem beherbergen die Gebäude das neugeschaffene Polizeipräsidium Gelsenkirchen.
Weblinks
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Quellen
- Institut für Stadtgeschichte
- Buer, die ideale Siedlungsstadt, 1926, Herausgegeben im Auftrag des Magistrats der Stadt Buer von Magistrats-Assessor Dr. Paul Große-Boymann
- Zeitschrift Für Bauwesen, Herausgegeben im Preussischen Finanzministerium, 79. Jahrgang, August 1929