Schwedenstraße

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Straße in Gelsenkirchen

Schwedenstraße

ehemaliger Name:
ab 1910 Straße A,spätestens 1912 Dudelsackstraße
von ca. 1920 bis 1937 Herbertstraße
1937 bis 15.6.1946 Herbert-Norkus-Straße
1946-1947 Quellenstraße
Hausnummern (ungerade): 19 - 37
Hausnummern (gerade): 14 - 42
Stadtteil: Scholven
Postleitzahl: 45896
Bevölkerung
(Stand 31.12.2020 • Quelle: Stadt Gelsenkirchen )
Einwohner dieser Straße: 192
davon weiblich: 93
Lagekarte
 
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Die Schwedenstraße ist eine Straße in Gelsenkirchen. Die Schwedenstraße beginnt im Stadtteil Scholven mit der Hausnummer 14 bzw. 19.

Die Häuser der Schwedenstraße 19-37 (ungerade) wurden als Beamtenwohnhäuser der Bergwerksgesellschaft Hibernia/Steinkohlenbergwerk Zweckel in der Zeit von 1912 bis 1923 gebaut und stehen seit dem 18. Mai 1988 auf der Denkmalliste.

Geschichte

Für die Zeche Scholven, die 1911 ihre Förderung aufnahm, mussten Werkswohnungen gebaut werden. Sie entstanden südlich der Schachtanlage, auf der bald auch eine Kokerei gebaut wurde. Die Siedlung, die in der Mitte durch ein kleines immer noch existierendes Waldstück getrennt war - ein Reststück der Scholver Heide - entsprach mit ihren Doppel- und Viererhäusern dem Gartenstadttyp. Sie reichte ursprünglich auch deutlich über die Feldhauser Straße hinaus, fiel dort aber dem Ausbau der Raffinerie Scholven zum Opfer. Auch in der Nähe der in den 1960er Jahren beträchtlich erweiterten Kokerei kam es zu Abbrüchen. Zum einen wurden ihre Emissionen als kritisch bewertet. Zum anderen war der unverkaufte Koks so hoch aufgehaldet, dass er über die Werksmauer in die angrenzenden Gärten rollte. Die freigeräumten Grundstücke wurden sofort aufgeforstet, so dass heute etwa an der Reubekampstraße dichter Wald steht.

Umbenennungen

Die erste Nennung in noch existenten zeitgenössischen Unterlagen vom 4.Mai 1910 erfolgte als „Straße A“ und beschreibt „die Strecke von der Glückaufstraße bis zum Scheideweg.“[1] Spätestens seit dem 29. Dezember 1912 trug die Straße offiziell den Namen Dudelsackstraße. In einem Schreiben der Königlichen Berginspektion an den Magistrat Buer wird „die Dudelsackstraße als eine der Hauptzugangsstraßen zur Schachtanlage Scholven“ gesehen, für welche die Option des Baus einer Straßenbahnstrecke in Betracht kam.[2] Die auf dem Gelände der späteren Zeche ursprünglich gelegene Bauernschaft Dudelsackskotten diente mutmaßlich als Namensgeber. Zur Entstehung dieses Namen gibt es seit den 1950er Jahren zwei Versionen, wonach sich entweder der Bauer für dieses hierzulange nicht typische Instrument begeisterte oder sich eine der Bauerntöchter in einen durchreisenden Musiker verliebte, welcher in den Hof einheiratete. Beide Versionen sind jedoch nicht verifiziert. Ab 20. März 1920 existieren Lagepläne mit der Bezeichnung Herbertstraße.[3] In einem Zeitzeugenbericht wird als Grund für die Umbenennung angegeben, dass der Name Dudelsackstraße den dort wohnhaften Beamten nicht vornehm genug gewesen sei.[4] Der Name hatte bis 1937 bestand. Für die Dauer des Nationalsozialismus bis 1946 wurde die Straße in Herbert-Norkus-Straße umbenannt, zu Ehren eines 1932 getöteten Hitlerjungen. Danach trug sie von 1946 bis 1947 den Namen Quellenstraße und heißt seit 1947 bis heute Schwedenstraße. Die Straße erinnert damit an die hohen Verdienste des Schwedischen Hilfswerkes für die Notleidenden der Stadt.[5] In der Gastwirtschaft Naber am Ende der Schwedenstraße wurden diese Lebensmittelrationen an die Bevölkerung, vor allem Klein- und Vorschulkinder abgegeben. [6]

Bebauung

In Mai 1910 wurde eine Bebauung gemäß eines Protokolls der Baukommission zu Buer noch nicht freigegeben. Ab 1912 ist der Bau der als 2 Familienhäuser geplanten Häuser belegt. Bemerkenswert ist das Ensemble aus neun stattlichen Doppelhäusern, die - leicht zurückgesetzt - auf der Ostseite der Schwedenstraße für die leitenden Beamten der Zeche errichtet wurden. Die Hausgruppe Schwedenstraße 27/29 bildet eine Art Mittelachse für die unterschiedlich gestalteten Häuser. Man entdeckt Zierfachwerk an den Dachgeschossen, zum Teil rechteckige, zum Teil gebauchte Erker, dekorative Dachformen und - nahezu Standard - Hauseingangsloggien. Diese Straßenseite mit ungeraden Hausnummern beginnt mit der Nr. 19. Zwischen Glückaufstraße und Buerelterstraße erfolgte keine Bebauung, ob jemals eine geplant war, kann aufgrund der fehlenden Nummerierung 1-17 nur vermutet, aber nicht belegt werden. Aufgrund dessen, dass auf dieser Straßenseite das Ensemble vollständig erhalten ist, wurde es am 18. Mai 1988 auf die Denkmalliste aufgenommen. Auf dem Abschnitt zwischen Glückaufstraße und Buerelterstraße wurden die Häuser mit den Nummern 16, 18 und 22 errichtet. In den 1950er Jahren wurde ein Einfamilienhaus mit der Nr. 14 ergänzt. Im Abschnitt zwischen Mentzelstraße und Scheideweg wurde die Häuser mit den Nummern 24, 26 und 28 und 34 total zerstört und durch Neubauten ersetzt.[7] Von der ursprünglichen Bebauung sind noch die Nummern 30 und 32 erhalten.

Bemerkenswert sind auch die alten, sehr hochgewachsenen Laubbäume: Eichen, Weiß- und Blutbuchen, Linden.

Häuser

Großzügige Vorgärten und große Gärten mit reichem Baumbestand. Alle Häuser in Spritzputztechnik, z.T. erhaltene Holzsprossenfenster, auffällig hohe Schornsteine. Häuser errichtet in Jugendstilformen mit neobarocken und klassizistischen Eigenheiten in verschiedensten Varianten:

  • Nr. 19: 1½-geschossiges symmetrisches Doppelhaus mit beherrschendem giebelständigem Bauteil unter Satteldach. Seitlich zurückgesetzte Eingänge über vierstufiger Treppe unter abgeschleppten Anbauten. Dreibahnige Fenster im Obergeschoss mit bauchigen Brüstungen. Giebel verschiefert. Pfannengedecktes Krüppelwalmdach.
  • Nr. 21: Zweigeschossiges, traufenständiges Wohnhaus mit seitlichen 1½-geschossigen Anbauten mit Loggieneingängen, rechter Eingang zugesetzt. Pfannengedecktes Walmdach.
  • Nr. 23: In der Ausführung wie Haus Nr. 19, nur ist der Giebel verputzt und mit einem Zinnenfries verziert. Keine Erkerausbildung im 1. Obergeschoss
  • Nr. 25: Breit gelagertes Wohnhaus mit beherrschendem Giebel und seitlichen Eingängen unter Loggien in der Ebene des giebelständigen Bauteils. Im Giebel vorkragendes Zierfachwerk, in das die beiden dreibahnigen Fenster im Obergeschoss mit den Brüstungsfeldern erkerartig einbezogen sind.
  • Nr. 27 + 29: Zwei zueinander symmetrische Doppelwohnhäuser, verbunden durch eine eingeschossiges Bauglied. Aufwändige Gestaltung der Häuser mit in der Höhe und der Ebene gestaffelte Bauteile mit verschiedenen weit überstehenden Dachformen. Giebel mit Zierfachwerk oder Verschieferung. In den seitlichen eingeschossigen Anbauten große Segmentbogenfenster mit Holzsprossen und rundbogigen Eingängen.
  • Nr. 31: Entspricht in der Gestaltung Haus Nr.25. Das Zierfachwerk im Giebel überputzt, jedoch hier ursprüngliche Holzverbretterung im oberen Teil des Giebelfeldes.
  • Nr. 33: Entspricht in der Ausführung Haus Nr. 19. Die bauchigen Brüstungsfelder der Fenster haben Kassetten.
  • Nr. 35 + 37: Zwei zweigeschossige, sechsachsige, traufenständige Wohnhäuser. Eingänge in seitlichen Anbauten. Betonung der Ecken des Gebäudes 37 durch Blechverdachungen der äußersten Fenster im Untergeschoss. Erhaltene Holzblendläden in den Erdgeschossen. Pfannengedeckte Walmdächer.

Bildergalerie

Weblinks

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Quellen

Einzelnachweise

  1. Auszug aus dem Protokollbuch der Baukommission zu Buer W., 04.05.1910, in BU 165 Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen
  2. Handschriftliches Schreiben der Königlichen Berginspektion 5, 29.12.1912, in BU 165 Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen
  3. Lageplan der Mentzelstraße zur Bestimmung der Fluchtlinien, angefertigt durch das Stadt Vermessungsamt Buer am 22.03.1920, in BU 131 Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen
  4. Grän, Moritz: Erinnerungen aus einer Bergarbeiterkolonie im Ruhrgebiet, in Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland herausgegeben von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Heft 36,1983, S.10
  5. Adressbuch der Stadt Gelsenkirchen, 1951, Eintrag Schwedenstraße, Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen
  6. Grän, Moritz: Erinnerungen aus einer Bergarbeiterkolonie im Ruhrgebiet, in Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland herausgegeben von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Heft 36,1983, S.10
  7. Handschriftliche Korrektur in den Hausstandsbüchern der Schwedenstraße, Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen