Autokino Berger-Feld
Autokino Berger-Feld | |
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Anschrift: | Willy-Brandt-Allee 55 |
Stadtteil: | Erle |
Eröffnet: | 1968 |
Geschlossen: | ca. 1989 |
Das Autokino Berger-Feld befand sich in Erle an der Kreuzung Adenauerallee und Willy-Brandt-Allee und wurde mit einem Feuerwerk und dem Western "Die gefürchteten Vier" am 21. Juni 1968 eröffnet. Träger des Kinos war die "Autokino Gelsenkirchen GmbH und Co. KG". Es war zu dieser Zeit das größte Autokino Deutschlands, und es wurde auf einem 50.000 qm großen Gelände im Berger Feld in der Nähe des früheren Verkehrshof errichtet, und war mit supermodernen Anlagen ausgerüstet.
Seit 1991 eröffnete an der Stelle das Apollo Cinemas Multiplex.
Zeitgenösische Beschreibungen
Seitdem für viele Zeitgenossen auch der Kinobesuch zu einer Strapaze geworden ist, der man sich anstelle eines gemütlichen Abends im fernsehbestückten eigenen Heim nicht mehr gern aussetzt, mußten sich Cinema-Manager und Filmkaufleute etwas Neues einfallen lassen. Eines dieser Ergebnisse ist das Autokino. Gestützt auf amerikanische Erfahrungen, will man das große Potential der indifferenten Lichtspielbesucher zurückgewinnen. Während es in den USA bereits 7000 Autokinos gibt, beherbergt die Bundesrepublik zwei in Berlin und je eines in Frankfurt, München und Köln. In Bau befinden sich Essen, Ludwigshafen und Zweitkinos in Köln und Frankfurt. Über die Situation des Marktes berichteten Vertreter der Ufa (die neben dem Berliner Architekten Becker Gesellschafter der Autokino Gelsenkirchen GmbH & Co. KG ist) Friedrich-Karl Pflughaupt und Hans-Georg Schächer bei einer Pressekonferenz. Kurz vorher hatte man die riesige Bildwand hochgezogen. Die aus 75 t Stahl und Aluminium bestehende 23 m hohe Fläche mit den Maßen 14,40 x 36,60 m fängt ein Bild in einer 14.320fachen Vergrößerung auf. Sechs Einfamilienhäuser könnten auf der Projektionswand stehen. Als ideal schwebt den Autokino-Planern und Archiekten die harmonische Einbettung eines solchen Objektes in eine Erlholungs- und Parklandschaft vor. In Gelsenkirchen fand die Autokino GmbH im Berger Feld geradezu erstklassige Bedingungen. Gute Verkehrsverbindungen und günstige Anfahrten aus allen Richtungen kommen hinzu. Der Standort an der Keuzung Adenauerallee und Balkenstraße in Höhe des Verkehrshofes Ruhrgebiet ist nur 1,3 km von der Bundesautobahn 2 entfernt. Nach mehrmonatiger Bauzeit, 75.000 cbm Erdreich mußten bewegt und ein modernes "Drive-in" mit rund 1100 Plätzen, die für eine ungehinderte Sicht bürgen. Eine Autoschlange von 5½ km ergibt etwa die Zahl der PKWs einer ausverkauften Vorstellung. 20 km Kabel sind im Erdreich verlegt, die zu den einzelnen Stationen führen. Außer Tonzuführungskabeln wurden noch Zuleitungen für Heizung, Säulenbeleuchtung, Bedienungsruf und Telefon installiert. Ein 600 qm großes Mittelgebäude nimmt den Bildwerferraum mit der technischen Zentrale und der Snackbar auf. Die Stromleistung der Trafostation ist enorm - 13.000 Watt benötigen die Projektoren. 22.750 Glühlampen je 40 Watt könnten vom Netz des Autokinos gespeist werden. Deshalb sorgt eine eigene Netzstation für diesen Stromverbrauch. Bequemlichkeit ist Trumpf in diesem Pantoffelkino modernen Stils, der fahrbare Untersatz wird zum Heim. Innerhalb der vier Wände des eigenen Wagens kann man es sich nach Belieben gemütlich machen, wenn es sein muß auch mit dem Baby oder mit Dackel Tobias auf dem Schoß. Das Abendessen läßt sich hier ebenfalls nachholen. Die Snackbar bietet Spezialitäten und ein Direkt-Service, durch Knopfdruck herbeigerufen, kümmert sich umgehend um das leibliche Wohl. Während also harte Männer die Leinwand beherrschen, sitzen Familien, Pärchen oder Einzelgänger entspannt in eigenen Polstern. Kein Bonbonpapiergeknister mehr und auch kein unangebrachtes Gemurmel in der Nähe! Wenn das keine erfreulichen Aussichten sind. Und was für Autofahrer das Allerbeste ist: es gibt keine Parkplatzsorgen!

Parkplatzsorgen, Verzicht auf die Zigarette und auf Frischluft - das alles braucht die Besucher des Autokinos, das in Erle eröffnet wurde, nicht mehr zu kümmern. Siemens lieferte und installierte für dieses Kino die Tonanlage und die gesamte Starkstromversorgung. Der Autofahrer fährt - ohne erst einen Parkplatz suchen zu müssen - mit seinem Wagen an den Kassen vorbei bis zu seinem Standplatz. 1086 solcher Plätze hat das große Kinogelände. Die riesige, 16 x 30 m große Bildwand ist von allen Plätzen gut zu sehen. Den Ton "tankt" der Besucher aus einer Lautsprechersäule. Für jedes Auto steht ein separater Lautsprecher mit Individueller Lautstärkeregelung zur Verfügung, der in den Wagen gehängt wird. Elektrische Heizlüfter sorgen im Winter für behagliche Wärme. Die Betätigung eines Schalters läßt draußen an der Lautsprechersäule eine Lampe aufleuchten, ein Zeichen für den Büffetwagen, der die gewünschten Erfrischungen aus der Snackbar bringt. Drei Masten mit je vier 1.000 W Siemens-Scheinwerfern sorgen in den Pausen, vor Beginn und nach der Vorstellung für die nötige Helligkeit. Ca. 36 km Kabel und Leitungen wurden verlegt und zwei eigene 500 und 400 kVA-Trafostationen von Siemens liefern den notwendigen Strom und sorgen dafür, daß immer richtige "Spannung" erhalten bleibt. Für Spannung wurde auch am Eröffnungsabend gesorgt, und zwar in doppelter Hinsicht. Stilgerecht fiel das Startzeichen am 21. Juni um 21.21 Uhr mit dem Abbrennen eines Feuerwerks, das die Autokinofahrer mit einem beifälligen Hupkonzert zur Kenntnis nahmen.
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Quelle