Blinden- und Sehbehindertenverein Gelsenkirchen

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Der Blindenverein Gelsenkirchen e. V. wurde 1919 in Buer in Westfalen als 3. Verein in Westfalen gegründet. Der Verein befand sich an der damaligen Bochumer Straße 15 (am heutigen Rathausplatz).

Geschichte

Der Verein wollte sich als Selbsthilfeorganisation für die Belange blinder und hochgradig sehbehinderter Menschen in der damals selbständigen Gemeinde Buer einsetzen. Der Leitgedanke, der auch heute noch gilt, war: Kein Mitleid, sondern Hilfe zur Selbsthilfe.

Der Selbsthilfegedanke verbreitete sich schnell. Am 27. Juni 1920 taten sich 9 Blinde aus Gelsenkirchen ebenfalls zusammen, und der Blindenverein Gelsenkirchen entstand unter Vorsitz von Bernhard Esch und H. Hillebrand.

Um die Belange Sehgeschädigter auch auf Landesebene durchsetzen zu können, schlossen sich ein Jahr später die Ortsvereine in Westfalen zu einer landesweiten Organisation zusammen, sodass der westfälische Blindenverein gegründet wurde.

1924 wurde Anton Massenberg Vereinsvorsitzender in Buer. Die Vereine setzten die kostenlose Beförderung von Blindenführhunden durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen durch. Zu dieser Zeit waren die Führhunde die wichtigste Mobilitätshilfe. Das Futtergeld wurde eingeführt.

1926 übernahm in Gelsenkirchen Heinrich Hillebrand den Vorsitz. Zu dieser Zeit sorgte ein gemischter Blindenchor unter der Leitung des blinden Organisten Gustav Wunderlich für Geselligkeit. Auch eine Laientheatergruppe fand großen Anklang bei den Mitgliedern. Die Leitung hatte Walter Jakisch inne.

Eine einschneidende Veränderung, bedingt durch die Vereinigung der beiden Orte Buer und Gelsenkirchen, war der Zusammenschluss der beiden Vereine am 30. Mai 1929 zum Blindenverein Gelsenkirchen-Buer. Vorsitzender wurde Wilhelm Wittwer. Einige Monate später folgte jedoch "aus verschiedenen Gründen" wieder eine Trennung, die gegen Ende der 30er-Jahre wieder rückgängig gemacht wurde.

Am 15. Juli 1949 wurde für ca. 20 blinde Obdachlose in der Franziskusschule in Bismarck eine vorübergehende Unterbringungsmöglichkeit geschaffen. Die Leitung dieses Obdachlosenheimes übernahm Willi Lüdtke.

Die Obdachlosenunterkunft wurde erst 1960 aufgelöst, als die Stadt 1959 dem Westf. Blindenverein ein Grundstück in Gelsenkirchen-Sutum zur Verfügung stellte. Dort wurden Werkstätten mit Büroräumen im Sondernkamp 1 eröffnet. Zu dieser Zeit waren ca. 30 Mitarbeiter in der Blindenarbeit tätig. Im Sondernkamp 3 bis 7 konnten 3 Wohnhäuser mit 32 Wohneinheiten errichtet werden.

In den Büroräumen der Werkstatt entstand eine Beratungsstelle für Blinde, die auch von Nichtvereinsmitgliedern genutzt werden konnte. Der Hilfestellung in persönlichen Angelegenheiten, die mit der Blindheit zusammenhängen, insbesondere Erledigung von Behördenangelegenheiten, wurde große Aufmerksamkeit gewidmet.

Am 1. August 1967 wurde der Blindenverein Gelsenkirchen-Buer in das Vereinsregister beim Amtsgericht Gelsenkirchen-Buer eingetragen, nachdem diese Eintragung 1934 gelöscht werden musste.

Neben der individuellen Beratung verstärkte der Blindenverein zunehmend seine Bemühungen, die Situation der Sehgeschädigten auf kommunaler Ebene zu verbessern. So wurde Ende der 1960er Jahre die erste Ampel für Blinde eingeweiht. Diese befand sich an der Kurt-Schumacher-Straße in Höhe der Blindensiedlung. Sie war mit einem Summton ausgestattet.

1975 wurde eine Lokalzeitung auf Kassette, das "Das Tönende Journal" ins Leben gerufen. Diese wurde von Mitarbeitern der Stadt Gelsenkirchen einmal im Monat produziert, vervielfältigt und kostenlos an blinde Bürger abgegeben. Ergänzt wurden diese Informationen durch die Telefonansage "Lokalnachrichten für Blinde". Dieser Ansagedienst konnte täglich für eine Gebühreneinheit abgerufen werden und informierte kurzfristig über wichtige Tagesmeldungen.

Ende der 1970er Jahre wurde eine Stadtkarte für Blinde erstellt, die durch die Stadt finanziert worden war und sie bestand aus 30 Karten. Durch einen Reliefdruck konnten alle Straßen, wichtige Gebäude sowie Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr abgetastet werden.

Am 14. August 1991 erfolgte beim Vereinsregister eine Umbenennung des Vereinsnamens auf "Blindenverein Gelsenkirchen e. V.".

Weblinks

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Quelle