Bundesgartenschau 1997
Die Bundesgartenschau 1997 (BuGa ’97) fand vom 19. April bis 5. Oktober im Rahmen der Internationale Bauausstellung Emscher Park in Gelsenkirchen statt. Als Ausstellungsgelände diente das Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern, das zur BuGa umgestaltet wurde und seitdem als Nordsternpark bezeichnet wird. Bundespräsident Herzog und NRW-Ministerpräsident Rau eröffneten das Spektakel im damals noch Kanalbühne genannten Amphitheater, wo sich im Schatten der Schwebebahn 4500 Ehrengäste versammelt hatten.
Die Ausstellung wurde an ihren 170 Veranstaltungstagen von insgesamt 1,7 Millionen Menschen besucht.
Geschichte
Ziel der BuGa ’97 auf der Industriebrache der Zeche Nordstern war es, die durch den Zechenbau zerstörte Landschaft in einem alten Industriegebiet wieder nutzbar zu machen - dauerhaft, für Mensch und Natur. Nach Jahren der Planungen pflanzte NRW-Ministerpräsident Rau im März 1994 den ersten Baum auf dem Areal und gab mit diesem symbolischen Akt den Startschuss für neues Grün am Kanal. Nachdem am 11. Februar 1993 der letzte Förderwagen die Grube von Nordstern I/II verlassen hatte, begann der massive Umbau des Geländes. Bis zum Buga-Start wurden auf 100 Hektar nicht weniger als 800 000 Kubikmeter Erde bewegt, Erde, die - rein statistisch - Platz findet auf 57 000 Lkw-Ladungen, die aber auch den Untergrund bot für vielfältige Blumenschauen. Dort, wo sich dies alles abspielte, zogen bis Mitte des 19. Jahrhunderts Wildpferde im sumpfigen Geländes des Emscherbruches ungestört ihre Bahnen. Das Land: Urwüchsig, wild, wenig einladend. Dann brach 1855 im Emschertal das Kohlefieber aus und die „Goldgräber“ kamen.
Der nahegelegene Horst im Schatten des Schlosses war zu jener Zeit noch ein verschlafenes Nest. Ackerbau bestimmte das Leben der kaum 800 Einwohner. Oft genug wurden die Horster durch den unwirtlichen, fast undurchdringbaren Emscherbruch behindert. Die Emscher ergoss sich mit einer Vielzahl kleiner Flussarme bis in das heutige Horst-Mitte und trat regelmäßig über die Ufer.
Der Kohlenbergbau läutete zwischen Schloss und Emscher ab 1855 ein neues Zeitalter für die „Herrlichkeit Horst“ ein. Der Kaufmann Theodor Wagner war der Erste, der im Januar 1855 beim Herzog von Arenberg den Antrag auf einen Schurfschein nördlich der Emscher in der Horster Mark beantragte. Die „Bohrgesellschaft Carnap“ begann im Frühjahr 1855 mit Probebohrungen - unweit der realisierten Nordstern-Schächte. Bereits im Mai 1855 wurden man fündig. Doch es dauerte noch wegen Problemen (Fließsand, Sumpfwasser) bis 1886, bis die Förderung begann.
Zusammen mit der gescheiterten zweiten Bohrgesellschaft „Neu Horst“, die 1857 in die „Carnaper“ aufging, wurden die Abteufarbeiten von „Blücher I“, wie der Schacht nun hieß, weiterbetrieben und stockten noch einmal bei einer Teufe von 91 Metern - Geldmangel. Folge: Der Schacht soff ab. Erst 1865 wurde die „Zeche Blücher I“, nachdem Wagner und Konsorten mit neuen Geldgebern die „Essen-Arenberger Bergbaugesellschaft“ gegründet hatten, neues Leben eingehaucht. Jetzt ging es auf „Nordstern“, wie der Schacht ein Jahr später hieß, zügig voran: 1867 wurde in 228 Meter Teufe die 1., bei 241 Metern die 2. Sohle gesetzt. Über Schacht 1 wurde ein Malakowturm errichtet, 83 Mann waren beschäftigt. 1868 erblickte endlich die erste Horster Kohle das Licht der Welt - 4619 t. Die Horster Zeche war damals das nördlichste Bergwerk (daher „Nordstern“) und das erste, das unter einer Teufe von 200 Metern abbaute.
Attraktionen
Wichtiger Bestandteil der BuGa war die Industriekultur, waren die Zechengebäude. Alles abreißen und auf die Brache einen Park setzen, das wäre das Einfachste gewesen, war aber das Letzte, was die Planer um den Marler Landschaftsarchitekten Wedig Pridik wollten. Im Gegenteil: Die historischen Gebäude aus den 1920er Jahren sollten, so weit wie möglich, erhalten und in die Gestaltung einbezogen werden - um die Geschichte des Areals zu zeigen, ja erlebbar zu machen. Viel Backstein wurde deshalb restauriert. So gab es etwa in dem ehemaligen Kohlebunker und der einstigen Kohlemischanlage Raum-Klang-Erlebnisse, im hölzernen Kühlturm optische wie akustische Inszenierungen zum Thema Wasser. Zudem wurde ein Spazierweg über eine „echte“ Halde angelegt, und in der ehemaligen Waschkaue und in der Sieberei unterhalb des Fördergerüsts, wo dann später die Wohnungsbaugesellschaft THS einziehen sollte, stiegen die 24 Hallenschauen.
Ergänzt wurden die historischen Gebäude durch neue, moderne Bauten. Die Freilichtbühne am Kanal etwa, die futuristische Doppelbogenbrücke und nicht zuletzt auch die Panoramabahn. Letztere fuhr auf einer Schiene, getragen von über 200 Stützen. In einer Höhe von sieben Meter glitten die Besucher auf drei Kilometern rund 20 Minuten lang durch die BuGa. Und an einer Stelle sogar durchs (eigens geöffnete) Gemäuer - durch die spätere THS-Zentrale.
Die BuGa ’97 war auch ein Paradies für die Kleinen, und vieles, was damals gesät wurde, ernten Mädchen und Jungen noch heute. Etwa das Kinderland der Gartenschau, unmittelbar am Kanal gelegen. In Rosenbeete eingefasst paddelten die Kinder mit Stocherkähnen im Spielhafen. Spielwiesen sowie ein großer Wasser- und Sandspielplatz mit Rutschturm und Klettergerüsten luden zum Matschen und Burgenbauen ein.
Unweit des Pumpwerk Gelsenkirchen-Horst, im westlichen Teil des Geländes, findet man die Felsen des alpinen Klettergartens noch heute: Drei bis zu zwölf Meter hohe Gesteinsmassen lockten Sportfreaks mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen ins Gebirge, natürlich längst nicht nur die Kleinen.
Das Parkgelände der BuGa ’97 ist weitgehend so erhalten geblieben und steht heute den Besuchern als Nordsternpark zur Verfügung.
Daten und Fakten
- Veranstalter - Gesellschafter war die Buga GmbH - bestehend zu zwei Dritteln aus der Stadt und zu einem Drittel aus dem Zentralverband Gartenbau e.V.
- Pflanzen - In den Horster Boden kamen über eine Million Pflanzen und Blumen, darunter:
- 900 Alleebäume und Solitäre
- 20 000 Rosen
- 60 000 Stauden
- 7000 Solitärgehölze
- 265 000 Frühlingsblüher
- 345 000 Blumenzwiebeln
- 5000 Erikas
- Zudem pflanzten Friedhofsgärtner aus ganz Deutschland auf den 139 Mustergräbern 15 000 Blühpflanzen und 135 000 Bodendecker.
- Besucher - Summa summarum 1,7 Millionen
- 350 000 von ihnen besuchten etwa auch die Installation Kunst-Klang-Raum
- 135 000 wurden im hölzernen Kühlturm gezählt
- 42 000 im Altlasten-Pavillon.
- Aussteller - Gut 600, viele von ihnen waren mehrfach vertreten. Insgesamt wurden ihnen 6000 Aufgaben gestellt. Ergebnisse: 1841 Gold-, 1911 Silber- und 1158 Bronzemedaillen, 105 Große Goldmedaillen und 200 Ehrenpreise für die gärtnerischen Leistungen.
- Arbeitsplätze - Beim (Um-)Bau entstanden 1500 Jobs in 120 Firmen, während der BuGa 800. Das Auftragsvolumen: 100 Mio. Euro.
- Erste Hilfe - 3000 Besucher wurden während der Gartenschau versorgt, 648 Notrufe gingen ein, für 287 Personen endete der Buga-Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus. Und: 49 vermisste Personen, zumeist Kinder, wurden aufgespürt.
- Fundsachen - 122 Schlüsselbunde, 41 Brillen, 69 T-Shirts und Pullover - und sogar ein Paar Stelzen.
- Führungen - Rund 2000, davon 39 für Behinderte und 176 für VIPs.
20 Jahre BUGA Gelsenkirchen
Das BUGA-Gelände im Nordsternpark Gelsenkirchen feierte am 6. und 7. Mai 2017 zwei Tage lang ihr 20-jähriges Jubiläum. Das Fest erinnert an die BUGA vor 20 Jahren, es zeigt aber auch, wie sich der Nordsternpark in den vergangenen 20 Jahren zu einem der schönsten Landschaftsparks im Revier entwickelt hat. Bei gutem Wetter strömten Tausende Besucher auf das Gelände, um sich Artisten, Bands, Orchester und Walkacts anzuschauen. Die musikalischen Höhepunkte waren ein Konzert der Neuen Philharmonie Westfalen am Samstagabend auf der Bühne des Amphitheaters unter dem Motto „NPW goes DISCO: Boney M. meets Village People“ sowie ein Auftritt der YouTube-Stars Die Lochis am Samstagnachmittag. Mit einem bunten Rahmenprogramm und Angeboten für Jung und Alt wurde das Fest bei schönem Wetter mit großem Erfolg gefeiert.
Literatur
- Manfred Sack: Siebzig Kilometer Hoffnung: die IBA Emscher-Park : Erneuerung eines Industriegebiets, Verlag Deutsche Verlags-Anstalt, 1999, ISBN 3421031908
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