Christuskirche Bismarck
Christuskirche Bismarck | |
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Art des Denkmals: | Baudenkmal |
Standort: | Trinenkamp 46 |
Stadtteil: | Bismarck |
Baujahr: | 1899-1901 |
Seit wann in Denkmalliste: | 18.11.1986 |
Bemerkung: | Architekt: Alex Trappen |
Dokument der Denkmalbehörde: | A065.pdf |
Lagekarte
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Die Christus-Kirche ist eine evangelische Kirche im Ortsteil Bismarck, Trinenkamp 46.
Geschichte
Als die Evangelische Kirchengemeinde Braubauerschaft Ende des 19. Jahrhunderts auf 11.000 Seelen angewachsen war, war es unausweichlich, dass eine neue Kirche erbaut werden musste. Der Presbyteriumsbeschluss zum Neubau lag bereits am 13. März 1899 vor. Nach einigen Problemen bei der Auswahl eines Baugrundstücks, als deren Ergebnis die Gemeinde ein Gelände an der damaligen Waterloostraße (Trinenkamp) von ihrem Kirchmeister Wilhelm Klein–Albenhausen (* 25. September 1823, † 16. Februar 1905) erworben hatte, erfolgte am 2. Oktober 1899 endlich der erste Spatenstich zum Bau der Christuskirche. Am 6. Mai 1900 wurde dann die feierliche Grundsteinlegung begangen.
Das ortsansässige Bauunternehmen Friedrich Friese und Söhne führte das Gebäude nach einem Entwurf des Bielefelder Architekten Alex Trappen aus. Gebaut wurde im Stil der Neugotik.
Bereits im Herbst 1900 konnte mit der Innenausstattung begonnen werden und am 31. Oktober 1901 fand die feierliche Einweihung statt.
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. Schon im Juni 1940 gingen die Fenster des Altarraums zu Bruch, verheerend war jedoch der Bombenangriff vom November 1944: Drei Bomben trafen die Christuskirche, zerstörten den Altarraum und ließen das Dach des Kirchenschiffs bis auf wenige Sparren einstürzen. Mit Hilfe eines Kirchbauvereins und mit viel tatkräftiger ehrenamtlicher Unterstützung wurde die Kirche von 1947 bis 1950 wiederaufgebaut, wobei das Innere vereinfacht wiederhergestellt wurde.
Ausstattung
Einst war dieser in einer Apsis (d. h. einem halbrunden Anbau) gelegene Bereich mit einem prächtigen neugotischen Altar ausgestattet, auf dessen Retabel (= Altaraufsatz) ein Gemälde den sinkenden Petrus zeigte und der beim Einsturz des Altarraums völlig zerstört wurde; ferner mit einer Kanzel mit Baldachin. Die fünf Fenster des Altarraums zeigten Christus als guten Hirten und die vier Evangelisten, bis unterhalb der Fenster waren die Wände mit Ornamenten bemalt. Heute stehen hier ein Altar ohne Aufsatz, ein Taufbecken und eine Kanzel, die alle „aus einem Guss“ und ohne jegliche Verzierung aus hellem Holz gefertigt wurden, während die weißen Wände dem Raum Helligkeit verleihen und die Wirkung der Kirchenfenster zur vollen Entfaltung bringen. Diese wurden 1950/1951 von dem Gelsenkirchener Maler Walter Klocke entworfen und von der Werkstatt für Glasmalerei Otto Peters aus Paderborn ausgeführt. In der Mitte thront in einem Rundfenster über der Spitze eines riesigen Holzkreuzes, das an der Rückwand des Altarraums angebracht ist (nur von außen erkennt man heute noch, dass das Rundfenster sich ebenso wie die nebenstehenden Fenster ursprünglich unterhalb in einem Langfenster fortsetzte) der in Purpur gewandete Christus, auf dem Schoß die heilige Schrift, die Rechte zu einer segnenden Geste erhoben, flankiert von den griechischen Buchstaben, Alpha und Omega („A und O“), die für Anfang und Ende stehen.
Rechts davon ein Langfenster in dessen oberem Teil ein Rundfenster Moses mit den Gesetzestafeln und im Hintergrund die eherne Schlange zeigt. Zur Linken ein gleichartig gestaltetes Fenster aus dessen Rundung Johannes der Täufer als Vorläufer Christi mit einer Hand zu diesem hinzeigt, während er in der anderen eine Flagge mit dem Lamm Gottes hält. Die beiden anderen Fenster an den äußeren Kanten des Altarraums, die ohnehin nicht von jeder Stelle im Kirchenschiff aus zu sehen sind, sind (ebenso wie die anderen Fenster der Kirche auch) nicht mit figürlichen Darstellungen, sondern mit einfachen Ornamenten versehen. Alles in diesem lichtdurchfluteten Altarraum strebt nach oben: die schmalen weißen Wände, die hohen langen Fenster und das große hölzerne Kreuz, eine Wirkung, die trotz aller modernen Nüchternheit der von gotischen Kirchen nicht unähnlich ist.
Gefallenenehrung mit Passions-Gemäldezyklus
Im Jahr 1924 gab die Evangelische Gemeinde Bismarck eine „Kriegerehrung“ zum Gedenken an ihre 269 Mitglieder in Auftrag, die als Soldaten im Ersten Weltkrieg oder an dessen Folgen gestorben waren. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage verpflichtete das Presbyterium den Künstler Rudolf Schäfer, der zu dieser Zeit als Deutschlands bedeutendster evangelischer Kirchenmaler galt.
Schäfers Gesamtkonzept besteht aus vier Gemälden, Täfelung mit geschnitzten Titeln, Beischriften und Eichenlaubfries sowie marmornen Gedenktafeln. Der Bildzyklus, zum Altar hin orientiert, vermischt biblische Passion, Nationalismus, die Heroisierung der Kriegsopfer und unbewältigte Trauer. Tod und Auferstehung Christi erscheinen als „Kampf“ des von Gott erwählten Deutschland, das sich trotz Niederlage wieder erheben wird. Diese Verbindung von Glaube und Nation machte Schäfer bei deutschnationalen protestantischen Pfarrern und Gemeinde-vorständen beliebt. Kreuztragung („Auszug zum Kampf“) und Kreuzigung („Der große Kampf“) zeigen dies in Titel und Inhalt besonders deutlich. Otto von Bismarck, Namenspatron des Stadtteils, zugleich als patriotische Symbolfigur verehrt, erscheint als biblischer „Hauptmann unter dem Kreuz“. Die Grablegung vermittelt kühle Ruhe und stille Trauer und nimmt mit dem Titel „Das Heldengrab“ Bezug auf das Motiv der Kriegerehrung. Das Gemälde „Die Hoffnung“ zeigt nicht die Auferstehung, sondern den Auferstandenen mit zwei Jüngern beim Gang nach Emmaus. Titel und rechte Beischrift vermitteln die Hoffnung auf ein Wiedererstarken Deutschlands.
Den Krieg überstanden die Bilder, weil sie im März 1944 im Tresor der Commerzbank eingelagert wurden. Sie wurden in den 1950er Jahren wieder angebracht. Innerhalb der Gemeinde waren sie wegen ihres nationalprotestantischen Geschichtsbildes stark umstritten. Die Gemälde wurden jedoch nicht entfernt, sondern im Jahr 2006 restauriert, um als mahnendes Zeugnis nationalistischen Denkens der 1920er Jahre erhalten zu bleiben.
Galerie
Die Kirche steht auf der Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen.
Quelle
- Benjamin Bork, Förderverein der ev. Christuskirche Gelsenkirchen – Bismarck e.V, auf Evangelischer Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid
- Stadt Gelsenkirchen: Erinnerungsorte
Weblinks
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