„die flora“
„die flora“ ist ein Kulturraum der Stadt Gelsenkirchen. 1995 wurde „die flora“ in dem Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank (erbaut 1949-1951) an der Florastraße eröffnet.
Geschichte
Das Gebäude entstand in den Jahren 1949/51 an leicht veränderter Stelle vom den durch Bomben zerstörten gründerzeitlichen Reichsbank-Vorgängerbau. Der Entwurf stammte von Oberbaurat Dr. Ing. Möllering und dem Düsseldorfer Architekten Jung in Stahlskelettbauweise. Da in Gelsenkirchen kein staatliches Bauamt bestand, übernahm das Stadtbauamt die Bauleitung und die Überwachung. Für die Ausführung war die Dortmunder Union, Gewerkschaft Orange, verantwortlich. Die Beton- und Maurerarbeiten wurde durch Stecker & Roggel ausgeführt. Das Richtfest wurde am 27. April 1950 gefeiert und am 23. Februar 1951 wurde der Neubau eingeweiht.
Die Landeszentralbank bezog den Neubau am Kaiserplatz, einen repräsentativen Zweckbau, dessen Innenausstattung von gediegener Haltbarkeit zeugte. Eine neuzeitliche Leuchtstoffröhrenanlage machte Tischlampen überflüssig. Die großen Fenster im Erdgeschoss reichten bis auf den Boden, weil keine Heizkörper erforderlich waren. Die Heizung erfolgte durch eine von der Firma F. Küppersbusch & Söhne erstmalig ausgeführte Deckenstrahlungsheizung. Das Gebäude besaß eine zweigeschossige Tresoranlage mit Aufzug.
Im Hochparterre befanden sich Büros und eine repräsentative Kassenhalle und in den Obergeschossen neun Wohnungen für Beamte und Angestellte der Bank.
Zur Eröffnung des Neubaues der Landeszentralbank nahm die Kreisgruppe Gelsenkirchen des Bundes Deutscher Architekten folgendermaßen Stellung:
„Solange noch Tausende unserer Mitbürger in Kellern, Nissenhütten und Elendsquartieren oder in unmenschlicher Weise auf wenigen Quadratmetern zusammengepfercht hausen müssen, wenn die Elternschaft einer Schule genötigt ist, durch Androhung eines Schulstreiks wenigstens das Mindestmaß an hygienischen Verhältnissen an ihrer Schule zu erzwingen, erblicken wir in Bauten von der Aufwendigkeit der Landeszentralbank und der Reklame, die dazu noch mit diesem Luxus gemacht wird, eine Provokation weitester Bevölkerungskreise und ein Vergehen gegen Wortlaut und Geist des Artikels 1 des Grundgesetzes, der die Menschenwürde garantiert, zumal es sich um Geld der Allgemeinheit handelt, wie es hier der Fall ist. Über die Fehler der architektonischen Gestaltung zu schreiben, ist nicht beabsichtigt, dass aber allein in der Dachausbildung, von anderen Dingen ganz zu schweigen, soviel Geld unnötig verbaut wurde, dass damit viele Wohnungen finanziell hätten ermöglicht werden können, muss ausgesprochen werden. Wenn man Luxusbauten errichten will, soll man damit warten, bis die Zeitverhältnisse besser und das Wohnungselend geringer ist. Dass auch Behördenbauten bescheiden sein können, beweist der Neubau des Gesundheitsamtes.“
Im März 1952 wurde im Foyer das große Mosaik "Handel, Wirtschaft und Verkehr" von dem Halfmannshof-Künstler Eduard Bischoff angebracht. Bis 1988 war die Landeszentralbank in dem Gebäude.
Die Stadt Gelsenkirchen erwarb 1990 für ca. 1,5 Mio. DM das leer stehende Gebäude für ein soziokulturelles Zentrum. 1995 wurde der „Kulturraum flora" im Hochparterre eröffnet sowie Dienststellen der Kultur- und Schulverwaltung im Gebäude untergebracht.
In der früheren Kassenhalle finden u.a. Ausstellungen, Filmvorführungen und Diskussionen statt. In den 1970er Jahren war eine Gaststätte gleichen Namens einer der ersten Veranstaltungsorte mit Theater und Musik in Gelsenkirchen und befand sich gegenüber dem heutigen Gebäude.
Den symmetrischen dreigeschossigen Baukörper rahmen zwei leicht hervortretende Flügelbauten. Die gestalterische Qualität des Gebäudes beruht auf seiner differenzierten Fassadengestaltung, die zugleich die ursprünglichen Funktionen widerspiegelt: Der große Fensterblock im Hochparterre markiert den früheren Schalterraum, die Obergeschosse enthielten Wohnungen für die Bankbeamten. Die Pfeiler in der früheren Schalterhalle sind mit Platten aus schwarzem, weiß geäderten Marmorverkleidet.
Kontakt
- Florastraße 26 45879 Gelsenkirchen
- Telefon: (0209) 169 - 9105
- Telefax: (0209) 169 - 9173
- flora@gelsenkirchen.de
Weblinks
Thematisch passender Thread im Forum
- Webpräsenz
- Artikel der WAZ zum 15jährigen Jubiläum
Literatur
- Wiltrud Apfeld, Volker Bandelow, Hans-Joachim Koenen: 25 Jahre Kulturraum „die flora“ – Eine Gelsenkirchener Erfolgsgeschichte mit Wurzeln im 19. Jahrhundert, Heft 25 der Reihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“, Heimatbund Gelsenkirchen, September 2020
Quelle
- Stadtprofile Gelsenkirchen,Architektur der 1950er Jahre, zusammengestellt von Dr. Lutz Heidemann, Stadt Gelsenkirchen 2013