Fritz Szepan

Aus Gelsenkirchener Geschichten Wiki
(Weitergeleitet von Friedrich Hermann Sczepan)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fritz Szepan
145 Fritz Szepan Portrait.jpg
Spielerinformationen
Voller Name Friedrich Hermann Sczepan
Geburtstag 2. September 1907
Geburtsort Gelsenkirchen, Deutschland
Sterbedatum 14. Dezember 1974
Sterbeort Gelsenkirchen, Deutschland
Position Halbstürmer
Vereine in der Jugend
1925 FC Schalke 04
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
1925-1950 FC Schalke 04 450 (313)
Nationalmannschaft
1929-1939 Deutschland 34 0(8)
Stationen als Trainer
1949-1954
1955-1956
FC Schalke 04
Rot-Weiss Essen

1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Fritz Szepan (links) mit Ernst Kuzorra

Friedrich Hermann Sczepan (* 2. September 1907 in Gelsenkirchen; † 14. Dezember 1974 ebenda) – allgemein Fritz genannt und meist Szepan geschrieben[1] – war ein deutscher Fußballspieler.

In den Dreißiger Jahren zählte Szepan zu den besten Fußballern Deutschlands. Als Kapitän der Nationalmannschaft nahm er an zwei Weltmeisterschaften teil (1934 und 1938). Gemeinsam mit seinem Schwager Ernst Kuzorra schuf er den "Schalker Kreisel" und führte den FC Schalke 04 zu sechs deutschen Meisterschaften.

Später arbeitete er noch als Trainer und Präsident für Schalke - eine im deutschen Fußball einzigartige Karriere (Spieler - Trainer - Präsident in einem Verein).

Jugend

Szepans Vater war aus Ostpreußen (Kreis Neidenburg) ins Industriezentrum Ruhrgebiet eingewandert, um im Bergbau Arbeit zu finden. Im typischen Arbeitermilieu des „Kohlenpott“ wuchs der junge Fritz als eines von sechs Kindern der Familie auf. Fußball spielte der strohblonde Junge in Straßenmannschaften der Nachbarschaft. Nach seiner Schulentlassung ohne Abschluss absolvierte Szepan eine Lehre zum Klempner bei der Firma Küppersbusch und sorgte nebenbei für ein erfolgreiches Abschneiden der Lehrlingsauswahl seines Betriebes. Auf Betreiben seines Freundes Ernst Kuzorra stieß Szepan 1925 als 18-Jähriger zum Kader der ersten Mannschaft des FC Schalke 04. Kuzorra heiratete zudem Szepans Schwester Elise, wurde somit sein Schwager und gemeinsam bildeten sie das wohl "berühmteste Schwagerpaar der Fußballgeschichte". Mit Kuzorra führte er dann gemeinsam bis 1931 das Tabakgeschäft am Schalker Markt.

Karriere beim FC Schalke 04

Nachdem Kuzorra und Szepan sich in der ersten Mannschaft der Schalker etabliert hatten, entwickelte sich diese zu einer der besten deutschen Vereinsmannschaften. 1934 gewann Schalke zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft mit einem 2:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg im Finale, wo Szepan in der 88. Minute den Ausgleich erzielt und Kuzorra den Siegtreffer besorgt hatte. Dank des in Vollendung zelebrierten „Kreisels“, der Kunst des zentimetergenauen, schnellen Flachpassspiels, des Freilaufens und Dribbelns, eilte die Mannschaft im königsblauen Trikot in den folgenden Jahren von Erfolg zu Erfolg.

Väter des Erfolgs und zentrale Figuren im Spielsystem waren Kuzorra und Szepan. Dieser kompensierte seine fehlende Spritzigkeit und Schnelligkeit durch Spielintelligenz, Übersicht, Technik und überragendes Stellungsspiel. Szepan war als Spielmacher Denker und Lenker der Mannschaft, Kuzorra eisenharter Vollblutstürmer und Vollstrecker. Wegen seines außerordentlichen Spielverständnisses und seiner Führungsstärke auf dem Platz adelte man Szepan im nachhinein auch als „Beckenbauer der Vorkriegszeit“.

1935 wurde der Meistertitel mit einem 6:4 über den VfB Stuttgart erfolgreich verteidigt. Zwei Jahre später gewannen die "Knappen" mit Meisterschaft und Tschammerpokal. das erste Double der deutschen Fußballgeschichte. Bis 1942 standen die Schalker vier weitere Male im Finale um die Meisterschaft und gewannen 1939, 1940 und 1942. Schalke 04 dominierte in dieser Zeit den deutschen Fußball und legte den Grundstein für den „Mythos Schalke“. Die Meisterschaft 1942 sollte der letzte Titel für 16 lange Jahre und die letzte Meisterschaft vor dem Zweiten Weltkrieg sein.

Nach Kriegsende half der „blonde Fritz“ beim Wiederaufbau des FC Schalke mit, ehe er 1949 aufgrund von Knieproblemen und Rückenschmerzen die Fußballschuhe an den Nagel hängte. Am 1. Dezember 1950 verabschiedete sich Fritz Szepan mit 43 Jahren vom Fußball: mit einem Abschiedsspiel gegen Cruzeiro Belo Horizonte in der Schalker Glückauf-Kampfbahn nahmen Szepan und Kuzorra gemeinsam Abschied. In 342 Pflichtspielen waren Szepan 234 Tore gelungen.

Karriere in der Nationalmannschaft

Zehn Jahre lang, von 1929 bis 1939, spielte Szepan für die deutsche Nationalmannschaft und erzielte dabei in 34 Partien acht Tore. 30mal trug er dabei die Kapitänsbinde.

Sein Länderspieldebüt feierte Szepan am 20. Oktober 1929 im Spiel gegen Finnland. Beim 4:0-Sieg gelang ihm gleich ein Treffer, doch einen Stammplatz konnte sich der 21-jährige nocht nicht erkämpfen. Erst ab 1934 stand er dauerhaft in der Stammformation und wurde kurz vor der Fußball-WM zum neuen Kapitän ernannt. Bei der ersten WM-Teilnahme Deutschlands 1934 in Italien, führte Szepan seine Elf bis ins Halbfinale, wo man aber der Tschechoslowakei unterlag. Am Ende belegte die Mannschaft nach einem 3:2-Sieg über Nachbar Österreich den Dritten Platz.

Am 16. Mai 1937 war Szepan Spielführer der sog. „Breslau-Elf“, die Dänemark mit 8:0 besiegt hatte (ein Tor durch Szepan) und in die deutsche Fußballgeschichte einging. Nach diesem Sieg galt Deutschland als Geheimfavorit für die WM 1938 in Frankreich. Doch nach dem „Anschluss“ Österreichs kurz vor dem Turnier, musste eine „großdeutsche“ Elf antreten. Doch die Spielsysteme der Deutschen und Österreicher passten nicht zueinander, weshalb man bereits im Achtelfinale der WM ausschied.

Die Breslau-Elf, Fritz Szepan als Sechster von links

Am 22. Oktober 1939 beim 2:1-Sieg über Bulgarien nahm Szepan seinen Abschied aus der Nationalelf.

In seinen Spielen mit der Nationalmannschaft sorgte er immer wieder für Aufsehen auf Grund seiner fußballerischen Fähigkeiten und wurde bei Spielen auf den britischen Inseln selbst vom heimischen Publikum bejubelt.[2]

Karriere als Trainer und Funktionär

Nach Kriegsende half Szepan beim Wiederaufbau der Schalker Mannschaft mit. Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn 1949 übernahm er das Traineramt bei den „Königsblauen“. Dieses Amt hatte er bis 1954 inne, ehe er mit Rot-Weiss Essen einen weiteren Revierklub zur Deutschen Meisterschaft führte. 1963 ließ sich Szepan dazu überreden, neuer Präsident des FC Schalke zu werden, was er vier Jahre lang blieb. Danach zog er sich ins Privatleben zurück.

Verhältnis zum Nationalsozialismus

Gemeinsam mit seinen Mitspielern Ernst Kuzorra und Hans Bornemann trat Szepan am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 6.416.068). 1938 kaufte er das Textilgeschäft Julius Rode, das den beiden Juden Sally Meyer und Julie Lichtmann im Zuge der "Arisierung" enteignet wurde. 1939 wurde er in den Führerrat des Reichamtes für Fußball berufen.

Nach dem Krieg gab es wegen des Kaufhauses ein Gerichtsverfahren mit der Jewish Trust Corporation, das mit einem Vergleich endete. Szepan zahlte eine Entschädigung an die Corporation. Von den Alliierten wurde er lediglich als NSDAP-"Mitläufer" eingestuft. Trotzdem wurde, im Gegensatz zu den anderen verstorbenen Schalker Idolen wie Ernst Kuzorra oder Stan Libuda, im Umfeld der Veltins-Arena keine Straße nach einem ihrer größten Idole benannt.

Lebensende

Nach der Niederlegung seines Präsidenten-Amtes bei Schalke zog sich Szepan mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Bis 1972 war er Inhaber seines Textilwarengeschäfts am Schalker Markt 9 in Schalke, ehe er sich, gesundheitlich angeschlagen und von Rheuma geplagt, völlig zurückzog. Am 14. Dezember 1974 starb Szepan nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem evangelischen Friedhof Rosenhügel im Norden von Schalke.

Erfolge

  • Deutscher Meister: 1934, 1935, 1937, 1939, 1940, 1942 (6 mal als Spieler), 1955 (1 mal als Trainer)
  • Deutscher Pokalsieger: Tschammerpokal 1937 (1 mal)
  • Meister Westfalen: 1933/34, 1934/35, 1935/36, 1936/37, 1937/38, 1938/39, 1939/40, 1940/41, 1941/42, 1942/43, 1943/44 (11 mal)

Literatur

  • Thomas Urban: Schwarze Adler, Weiße Adler. Deutsche und polnische Fußballer im Räderwerk der Politik. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89533-775-8, S. 49–58.
  • Frank Bajohr: Fritz Szepan. Fußball-Idol und Nutznießer des NS-Regimes. In: Diethelm Blecking, Lorenz Peiffer (Hrsg.): Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer. Die Werkstatt, Göttingen, 2012, S. 110–115.

Weblinks

GG-Icon.png Thematisch passender Thread im Forum

Einzelnachweise

  1. Stefan Goch/Norbert Silberbach: Zwischen Blau und Weiß liegt Grau, S.348, Essen 2005, ISBN 3-89861-433-6, unter Bezug auf das StdA GE, Personalakte u.a.
  2. Karsten Jahn: Über Fritz Szepan und das moralische Dilemma im Fußball. In: Halbfeldflanke.de. 4. August 2020, abgerufen am 4. August 2020.