Gewerkschaft Orange

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Gewerkschaft Orange (bis 1879 Schalker Verein für Kesselfabrikation AG)

Geschichte

1873 errichtete Friedrich Grillo zur höheren Wertschöpfung des beim Schalker Verein gewonnenen Roheisens auf einem Gelände unmittelbar neben dem Schalker Gruben- und Hütten-Verein in Bulmke, im Bereich der Kesselstraße, Richardstraße und Wanner Straße eine Kesselfabrik unter dem Namen „Aktiengesellschaft Schalker Verein für Kesselfabrikation“. Die Gesellschaft war mit einem Kapital von 720.000 Mark ausgestattet. Im Volksmund wurde die Firma „Bulmker Kesselfabrik“ genannt.

Die Gewerkschaft Orange mit der Arbeitersiedlung

Wie der Schalker Verein, so wurde auch diese Gesellschaft wegen Finanzierungsproblemen während der großen Depression zum 1. Januar 1879 in eine Gewerkschaft überführt. Das hatte den Vorteil, dass damit die Zubußpflicht der Anteilseigner, der Gewerken, verbunden war. Diese Gesellschaftsform war aber nur für den Bergbau vorgesehen. Um die hierzu erforderliche Anlehnung an den Bergbau wenigstens formell zu genügen, gliederten die Eigentümer dem Unternehmen die Eisensteingruben Orange und Georgine im Lahn-Dill-Kreis an und benannten die neue Firma nach der erstgenannten Grube, die ihre Bezeichnung der orangenen Färbung des Roteisensteins verdankte. Das Arbeitsgebiet der Gewerkschaft Orange erstreckte sich in erster Linie auf den Dampfkesselbau, insbesondere für die Montanindustrie. Ein weiteres Betätigungsfeld wurden Eisenkonstruktionen für die Berg- und Hüttenindustrie, z.B. Förder- und Hochofengerüste. Schachtanlagen und andere Konstruktionen, zu denen Blech- und Eisenarbeiten erforderlich waren. Die verschiedenen Arbeitsrichtungen waren um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert in die selbständigen Abteilungen Dampfkessel bzw. Brückenbau eingeteilt.

Um die benötigten Arbeiter und Techniker an das Werk langfristig zu binden, baute 1880 die Gewerkschaft eine Arbeitersiedlung im Osten des späteren Orangeplatzes. Die "Kesselkolonie" wird durch die Coloniestraße (später: Hochofenstraße) vom Werk getrennt und es wurden 14 typischen "Vierspänner-Häusern" gebaut. Obwohl für die Arbeiten ein umfangreicher Technikerstab notwendig war, sind weder die Namen der technischen Werkleiter noch die Konstrukteure einzelner technisch hervorragender Maschinen bekannt.

1923 hatte das Werk einen Grundbesitz von etwa 22 Morgen, wovon 8 Morgen für Fabrikgebäude und 11 Morgen für Beamten- und Arbeiterwohnungen überdacht sind, während die übrigen 3 Morgen als Lagerplätze und Gartenanlagen benutzt werden. Das Unternehmen beschäftigt annähernd 400 Beamte und Arbeiter.

Das Werk am Stadthafen

Nach der Inflation 1923 gehörte das Werk vorübergehend zur Deutsche Maschinenfabrik in Duisburg. Im Jahre 1927 ging es mit einigen anderen Großkesselwerken in der Vereinigte Kesselwerke AG in Düsseldorf auf. Das brachte einen weiteren Ausbau der Betriebsanlagen mit sich. Als das Werksgelände in Bulmke nicht mehr ausreichte, wurde der Betrieb 1925 an den Gelsenkirchener Stadthafen verlegt.

1938 wurde das Werk der Dortmunder Union Brückenbau AG angeschlossen und kam somit in den Verband der Vereinigte Stahlwerke AG. Nach Durchführung der Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Werk zu Rheinstahl-Union Maschinen- und Stahlbau AG.

Quellen

  • Gustav Koeper (Hrsg.): In Schacht und Hütte. Die Industrie des Ruhrkohlen-Bezirks und benachbarter Gebiete. Reutlingen ?, S. 357 f.
  • Deutschlands Städtebau: Gelsenkirchen, Berlin 1923, S. 73 ff. und S. 116 f.
  • Monographien deutscher Städte, Band XX: Gelsenkirchen, 1927
  • Walter Wehrenpfennig, Wilhelm Niemöller, Franz Bruns: Gelsenkirchen – Abbild einer großen Stadt, Essen 1955, S. 46 f. und S. 86
  • Heimatbund Gelsenkirchen:
  • Gelsenkirchen - Kleine Chronik einer großen Stadt
  • Verein für Orts- und Heimatkunde Buer: Beiträge zur Stadtgeschichte VI. Sonderausgabe Friedrich Grillo. Gelsenkirchen ???, S. 16 ff. und S. 32 ff.
  • Thomas Rother: Gründer & Erben. Die großen Familien im Ruhrgebiet. Essen 1998, S.84 ff.

Weblinks

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