Hans Klose
Johannes Karl Wilhelm (Hans) Klose (* 11. Februar 1880 in Schalke; † 28. Februar 1963 in Berlin) war ein deutscher Naturschutzfunktionär in der Zeit des Nationalsozialismus und der frühen Bundesrepublik Deutschland.
Leben
Hans Klose wurde 1880 in Schalke geboren. Sein Vater Adolf Klose (1842-1915) war Amtmann von Schalke und später Bürgermeister von Gelsenkirchen. Er besuchte das Gelsenkirchener Realgymnasium und machte dort sein Abitur. Von 1899 bis 1901 studierte er Naturwissenschaften (Geologie und Paläontologie, Erdkunde, Biologie und Physik) für das Höhere Lehramt in Münster und Greifswald. Mit einer geologischen Dissertation wurde Klose 1904 an der Universität Greifswald zum Dr. phil. promoviert. Er absolvierte 1905 die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt in Biologie, Geografie und Physik. Als Lehrer für Biologie, Geografie und Physik arbeitete er zunächst in Gelsenkirchen, bevor 1910 an die Oberrealschule in Berlin-Wilmersdorf wechselte.
Schuldienst und Naturschutz
Zugewiesen wurde er dem Westpreußischen Provinzialmuseum in Danzig. Den Direktor Hugo Conwentz kannte Klose aus dem Studium; er hatte sein Interesse für den Naturschutz geweckt.[1] Von 1910 bis 1913 vertrat Klose Conwentz als Leiter der Preußischen Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin. 1913 wurde er stellvertretender Leiter der Brandenburgischen Provinzialkommission für Naturdenkmalpflege unter Wilhelm Wetekamp.
1914 zog er in den Ersten Weltkrieg, aus dem er als Hauptmann heimkehrte.
Weimarer Republik
Wieder im Schuldienst setzte er sich für die Einrichtung von Bezirks- und Kreisstellen für Naturschutz ein und kartierte Naturdenkmale in Berlin und Brandenburg. Findlinge und markante Bäume wurden unter Schutz gestellt. Außerdem war Klose Dozent für Naturschutz an den Volkshochschulen Wilmersdorf und Groß-Berlin.
1922 beteiligte sich Klose an der Gründung des Volksbundes für Naturschutz e. V., dem er bis 1945 vorstand. Am 1. Januar 1923 bestellte ihn die Provinz Brandenburg als Wetekamps Nachfolger zum Kommissar für Naturdenkmalpflege. Mit diesem Ehrenamt begann Kloses Wirken in der ganzen deutschen Naturschutzbewegung. In Bellinchen (Oder) wurde das erste Naturschutzgebiet Brandenburgs ausgewiesen. Klose gründete die Märkischen Naturschutztage und den Naturschutzring Berlin/Brandenburg. Seit 1925 war er Mitglied des Deutschen Ausschusses für Naturschutz.
Nach 1933
1935 wurde Klose vom Schuldienst entpflichtet, um ein Zentrales Referat für Naturschutz in Preußen (angegliedert beim Reichsforstamt) aufzubauen. Unter Mitarbeit von Ministerialrat Adolf Vollbach sollte er so schnell wie möglich den Entwurf eines Reichsnaturschutzgesetzes erarbeiten. Unter Verwendung von Vorlagen des Naturschützers, Höhlenforschers und früheren Kollegen Benno Wolf formulierte Klose innerhalb von sieben Wochen den Gesetzestext, der am 26. Mai 1935 von Hermann Göring als Gesetz erlassen wurde. Dem Gesetz folgten bis zum Frühjahr 1937 Durchführungsbestimmungen und Verordnungen zur Erhaltung der Wallhecken und zum Schutz wildwachsender Pflanzen und nichtjagdbarer Tiere. Im Volksbund Naturschutz führte Klose 1936 den Arierparagrafen ein, vormals wichtige tragende Mitglieder wie Benno Wolf und Max Hilzheimer waren seitdem dort unerwünscht. Benno Wolf, der die rechtlichen Grundlagen für das Reichsnaturschutzgesetz erarbeitet hatte, verlor 1933 aufgrund seiner Einstufung als Jude nicht nur seinen Arbeitsplatz als Richter, sondern auch aus der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege, in der er als Justitiar seit 1912 tätig war. Klose selbst diente sich den Nationalsozialisten an, am eindeutigsten in seiner Veröffentlichung "Ich dien" aus den 1940er Jahren. In dieser Zeit waren Naturschutzfunktionäre unter Klose auch in die Vertreibungen in Polen verwickelt.
H. Klose und das Reichsnaturschutzgesetz
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Reichsnaturschutzgesetz keinen demokratischen Abstimmungsprozess durchlief, sondern auf dem Reichsermächtigungsgesetz von 1933 beruhte. Es wurde einfach vom Kabinett beschlossen, von Hermann Göring unterschrieben und in Kraft gesetzt.[2] In der Präambel des Gesetzes, deren Abfassung sich Klose rühmte, bricht dieser eine Lanze für den Nationalsozialismus: „Der um die Jahrhundertwende entstandenen „Naturdenkmalpflege“ konnten nur Teilerfolge beschieden sein, weil wesentliche politische und weltanschauliche Voraussetzungen fehlten; erst die Umgestaltung des deutschen Menschen schuf die Vorbedingung für wirksamen Naturschutz.“[3] Nach 1945 versucht er abzustreiten, dass er für die Präambel verantwortlich war.[4] 1936 verfasste er mit dem Juristen Adolf Vollbach (geb. 1880) einen Kommentar zum Reichsnaturschutzgesetz.[5] Dieser scheint auf den ersten Blick weniger ideologisch als andere Kommentare zu dem genannten Gesetz. Bei einer genauen Prüfung werden jedoch die engen Bezüge zur Blut- und Boden-Ideologie des Nationalsozialismus und seiner autoritären Staatsauffassung mehr als deutlich.[6]
Hans Klose und der "Arierparagraf"
Im Volksbund Naturschutz führte Klose 1936 den Arierparagrafen ein, vormals wichtige tragende Mitglieder wie Benno Wolf und Max Hilzheimer waren seitdem dort unerwünscht. Benno Wolf, der die rechtlichen Grundlagen für das Reichsnaturschutzgesetz erarbeitet hatte, verlor 1933 aufgrund seiner Einstufung als Jude nicht nur seinen Arbeitsplatz als Richter, sondern auch aus der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege, in der er als Justitiar seit 1912 tätig war. Klose selbst diente sich den Nationalsozialisten an, am eindeutigsten in seiner Veröffentlichung Ich dien aus den 1940er Jahren. In dieser Zeit waren Naturschutzfunktionäre unter Klose auch in die Vertreibungen in Polen verwickelt.
Nach 1945
Von 1945 bis 1954 war Hans Klose Leiter der Zentralstelle für Naturschutz und Landschaftspflege. Diese hieß ab 1952 Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege, aus der das heutige Bundesamt für Naturschutz hervorging. 1950 war Klose aktiv an der Gründung des Deutschen Naturschutzrings, des Dachverbands der deutschen Naturschutzverbände, beteiligt. Mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit hat er sich nie kritisch auseinandergesetzt, eine Ehrung z.B. Benno Wolfs, dem er die Grundlagen des Reichsnaturschutzgesetztes verdankte, hielt er nie für erforderlich, ebenso wenig die Ehrung Max Hilzheimers, des ersten Naturschutzkommissars Berlins, mit dem er in den Gründungsjahren des Volksbunds Naturschutz sehr eng zusammengearbeitet hatte.[7] Klose schaffte es vielmehr, sich als Hauptfigur des Naturschutzes zu installieren und die Geschichte des Naturschutzes mit Folgen bis heute maßgeblich in seinem Sinne umzuschreiben.[8]
Corpsstudent
1899 wurde Klose in Münster Mitglied der Normannia, einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Vereinigung mit unbedingter Satisfaktion im Goslarer Cartell-Verband. In Greifswald schloss er sich 1901 dem Akademisch-Medizinischen Verein, dem späteren Corps Marchia Greifswald, an. Später wurde er auch Mitglied des Corps Irminsul in Hamburg. Von 1933 bis 1954 war er Vorsitzender von Marchias Altherrenschaft. Im Rudolstädter Senioren-Convent war er einer der beiden Beiräte im Vorstand des Altherrenbundes und an der Vereinigung des RSC mit dem Weinheimer Senioren-Convent maßgeblich beteiligt.[9]
Ehrungen
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (ab 1923)
- Ernst-Friedel-Medaille der Gesellschaft Brandenburgia
- Bundesverdienstkreuz
Die Alfred-Toepfer-Stiftung verleiht einen Hans-Klose-Preis für beispielhafte Leistungen im Naturschutz in den fünf neuen Ländern.
Werke
Neben unzähligen Vorträgen und Exkursionen war Klose von 1904 bis 1950 für 145 Veröffentlichungen verantwortlich. Von 1929 bis 1942 redigierte er die Vierteljahreszeitschrift Naturdenkmalpflege und Naturschutz in Berlin und Brandenburg.
Literatur
- Lebensbild von Dr. Hans Klose. Nachrichtenblatt für Naturschutz und Landschaftspflege, 25. Jahrgang 1954, Nr. 6, S. 21 f.
- Heinrich Diedler: Ein Leben für den Naturschutz: Dr. Hans Klose. Rudolstädter Corpsstudent prägte Bewußtsein für Umwelt und Landschaft. CORPS – das Magazin (Deutsche Corpszeitung), 110. Jahrgang, Heft 1/2008, S. 25–26.
- Hainer Weißpflug: Lehrer, Forscher und Politiker – Der Naturschützer Hans Klose (1880–1963)
Weblinks
Thematisch passender Thread im Forum (Hans Klose: Spaziergang durch Schalke 1890 & 1917)
- Gelsenkirchener Persönlichkeiten
Einzelnachweise
- ↑ Conwentz arbeitete an einer berühmt gewordenen Denkschrift über die Bedrohung der Naturdenkmale.
- ↑ H. Eissing: Kein Kommentar bitte! Anmerkungen zum Reichsnaturschutzgesetz. In: Nils Franke, Uwe Pfenning (Hrsg.): Kontinuitäten im Naturschutz. Baden-Baden 2014. ISBN 978-3-8487-0556-6. S. 159
- ↑ Zitiert nach M. Klein: Naturschutz im Dritten Reich. Mainz 1999. S. 312
- ↑ M. Klein: Naturschutz im Dritten Reich, Mainz 1999. S. 315
- ↑ H. Eissing: Kein Kommentar bitte! Anmerkungen zum Reichsnaturschutzgesetz. In: Nils Franke, Uwe Pfenning (Hrsg.): Kontinuitäten im Naturschutz. Zur Kontinuität von Machteliten des Naturschutzes 1945 bis 1970. Baden-Baden 2014. ISBN 978-3-8487-0556-6. S. 161/ H. Klose: Wie das Reichsnaturschutzgesetz wurde! Bericht von Dr. Hans Klose. Protokoll von Dr. Hans Klose, unveröffentlicht. Bundesamt für Naturschutz, Archiv C 838, 15 Seiten, Anlagen fehlend. Zitiert in: M. Klein: Naturschutz im Dritten Reich. S. 13
- ↑ H. Eissing: Kein Kommentar bitte! Anmerkungen zum Reichsnaturschutzgesetz. In: Nils Franke, Uwe Pfenning (Hrsg.): Kontinuitäten im Naturschutz. Baden-Baden 2014. ISBN 978-3-8487-0556-6. S. 163
- ↑ Bernd Schütze: (Erb)-Last für die Demokratie. Die Erinnerungspolitik des Naturschutzes seit 1945; in: Gert Gröning, Joachim Wolschke-Buhlmahn Hg.): Naturschutz und Demokratie? München 2006, ISBN 3-89975-077-2, S. 84 f.
- ↑ Jens Ivo Engels: ‚Hohe Zeit‘ und ‚dicker Strich‘: Vergangenheitsdeutung und –Bewahrung im westdeutschen Naturschutz nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Joachim Radkau, Frank Uekötter (Hg.): Naturschutz und Nationalsozialismus, Frankfurt/New York (Campus Verlag) 2003, S. 379 ff.
- ↑ Heinrich Diedler: Ein Leben für den Naturschutz: Dr. Hans Klose. CORPS - das Magazin, 110. Jahrgang, Heft 1/2008, S. 25 f.
Personendaten | |
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NAME | Klose, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Klose, Johannes Karl Wilhelm (voller Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Naturschutzfunktionär |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1880 |
GEBURTSORT | Gelsenkirchen |
STERBEDATUM | 28. Februar 1963 |
STERBEORT | Berlin |