Haus Böckum

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"Haus Böckum" in Duisburg Huckingen (Frontseite)

Haus Böckum (in alten Quellen auch Buechen, Boichem oder Boecum) ist ein mittelalterlicher Adelssitz im Duisburger Stadtteil Huckingen am alten Angerbach. Haus Böckum ist die einzige erhaltene Wasserburg auf Duisburger Stadtgebiet,[1] auch wenn ihre Wassergräben heute mehrheitlich trocken liegen.

Namensgebung

Der Name Böckum leitet sich von Hof zu den Buchen (Hof zo den Buechen) ab und ist damit auf den früher bis an Böckum heranreichenden Buchenwald zurückzuführen.

Geschichte

Die Wasserburg war ein Lehen der Grafen von Berg. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1369.[2] Hermann von der Seldung (auch Hermann von der Seeldonck oder Hermann von Schlickum), 1371 bis 1391 Amtmann zu Angermund, verpfändete damals seinen Hof zu den Buchen. Ebendieser Hermann war noch 1402 im Besitz von Böckum, als er sein Testament erstellte. Kurz darauf verstarb er. Böckum kam über seine Tochter an die Herren von Ulenbroich. Kurz darauf, 1405, wurde Böckum im Zuge der Kalkumer Fehden von Kölner Söldnern zerstört.

Von spätestens 1440 bis ca. 1760 waren die Herren von Buer Besitzer von Böckum.[3] Zunächst Hermann von Buir, der mit Agnes von Uhlenbroich verheiratet war. Um 1500 war deren Sohn Heinrich sowie um 1540 dessen Sohn Hermann Eigentümer. Bis 1608 war Hermanns Sohn Johann von Buir (auch von Bawyr), 1609 Johanns Neffe, Johann Hermann von Bawyr, Herr zu Boekem, Romlian und Frankenberg (Aachen), Besitzer. Im Jahre 1644 war Johann Hermanns Sohn Johann von Bawyr, der 1636 die Erbtochter Maria von Scheidt genannt Weschpfennig zu Heltorf heiratete, Eigentümer. Nach dem Tod von Johann von Bawyr 1647 folgte ihm sein Sohn Johann Friedrich von Bawyr bis 1681. Johanns Witwe, Maria Freiin von Scheidt, heiratete 1649 im Haus Böckum den Freiherrn Friedrich Christian von Spee.

Im Jahr 1661 berichtete Johann Bertram von Scheid genannt Weschpfennig seinem Schwiegersohn Friedrich Christian von Spee über einen geplanten Neubau von Haus Böckum. Danach gehört Haus Böckum General Friedrich Ferdinand Ignatz (Bawyr) von Frankenberg, Sohn des Johann Friedrich von Bawyr, der 1708 um Bauholz bittet. Zwischenzeitlich waren im Jahr 1702, während der Belagerung von Kaiserswerth im Spanischen Erbfolgekrieg, die Wirtschaftsgebäude niedergebrannt.

Nachdem die von Buer/Bawyr dieser Linie gegen Mitte des 18. Jahrhunderts im Mannesstamm ausgestorben waren, wurde das Haus von den Erben 1767 an Theodor von Hallberg verkauft. Er setzte mit den Eheleuten Peter Blumenkamp und Catharina Christina Broickerhoff Halbwinner auf Haus Böckum.[4] 1801 kaufte der Ratinger Industrielle und Kommerzienrat Johann Gottfried Brügelmann das Haus. Nach seinem Tod 1802 kam es an seinen gleichnamigen Sohn Johann Gottfried jun. Nach dessen Tod 1808 erbte seine Tochter Charlotte das Haus. Im Jahr 1856 verkaufte sie als Witwe des Karl Heinrich Engelbert von Oven das Haus an den Grafen von Spee, dessen Familie es bis heute gehört.

Zu Haus Böckum gehörte auch das Stroetrecht (von „Stroet“ für Strauch, Gebüsch, Dickicht). Es handelte sich hierbei um das Recht, im Wald Wildpferde zu halten, das eigentlich nur dem Herzog von Berg zustand.

Heutiger Zustand und Nutzung

Die heute U-förmige Anlage entstand in mehreren Bauphasen. Der älteste Abschnitt ist der östliche Gebäudeteil mit einem Turm aus unverputztem Backstein mit geschweifter, schiefergedeckter Haube. Dieser Teil inklusive Torbau und die dorthin führende, gemauerte Steinbrücke, die eine frühere Zugbrücke ersetzte, wurde 1661 als Herrenhaus errichtet und ersetzte eine ältere Burganlage, die auf dem heute unbebauten, nördlichen Teil der Wasserburganlage stand.[5] Die übrigen Gebäudeteile, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen, sind landwirtschaftliche Nutzbauten.

Die gesamte Anlage steht seit dem 27. Juni 1991 unter Denkmalschutz. Bis heute wird das Haus Böckum zur Geflügelzucht genutzt.

Literatur

  • Dietmar Ahlemann: Haus Böckum. In: Bürgerverein Duisburg-Huckingen e.V. (Hrsg.): Historischer Wanderweg im Angerland – Huckingen und Umgebung. Vollständig überarbeitete Neuauflage, Gladbeck 2012, S. 26–28.
  • Dietmar Ahlemann, Bernd Braun: Die Familie von Bawyr zu Böckum, Rommeljan und Hohenholz – Zwei Briefe und ein Rechtsstreit aus dem Jahr 1661. In: Düsseldorfer Geschichtsverein (Hrsg.): Düsseldorfer Jahrbuch – Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Band 82, Essen 2012, S. 183–195.
  • Mathias Braun: Gut Böckum. Neues und Altes von Böckum. In: Der Westen, Ausgabe vom 23. April 2009 (online).
  • Bürgerverein Duisburg-Huckingen (Hrsg.): Huckinger Heimatbuch. Band 2. Plitt, Oberhausen 1997.
  • Heinrich Ferber: Rittergüter im Amte Angermund. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsverein. Band 7. Ed. Lnitz, Düsseldorf 1893, S. 101 (online).
  • Volker Herrmann: Haus Böckum. In: Burgen Aufruhr – Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, S. 86–89.
  • Johann von Trostorff: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins mit besonderer Berücksichtigung der Kirchen- und Klostergeschichte und der Geschichte einzelner Adelsgeschlechter. Teil III. Jüchener Vereinsdruckerei [u.a.], Jüchen 1899, S. 95.
  • Egon Verheyen: Bau- und Kunstdenkmäler in Duisburg. In: Duisburger Forschungen. Beiheft 7, Duisburg 1966, ISSN 0419-8034, S. 53–54 und Abb. 174.
  • Theo Volmert: Rittersitze und Schlösser an der Anger. In: Die Quecke – Angerländer Heimatblätter, Nr. 45, September 1975, S. 1–34.

Einzelnachweise

  1. Video-Dokumentation Burgen und Schlösser im Ruhrgebiet. VZ-Handelsgesellschaft, April 2008.
  2. Der lt. Trostorff (1899), S. 95, 1337 genannte Adolphum de Hokichhoven zu Haus Boechem wohnte in Wirklichkeit nicht auf Böckum. In Wahrheit handelte es sich nämlich um den 1322–1337 erscheinenden Ritter Adolf von Hückeshoven zu Haus Vorst in Leichlingen (Rheinland).
  3. Dietmar Ahlemann: Die Herren von Buer – Eine westdeutsche Familiengeschichte vom Hochmittelalter bis in das 19. Jahrhundert. In: Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde e.V. (Hrsg.): Jahrbuch 2012, Band 274, Köln 2012, S. 213-300.
  4. Jakob Kau: Zur Geschichte der Vikarie St. Anna zu Wittlaer. In: Angerland Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde von Angermund, Breitscheid, Eggerscheidt, Hösel, Lintorf und Wittlaer. Band 2. Lintorf/Düsseldorf 1971, S. 33.
  5. Ahlemann/Braun (2012).