Heilig Kreuz
Heilig Kreuz | |
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Art des Denkmals: | Baudenkmal |
Standort: | Bochumer Straße 115/117 |
Stadtteil: | Ückendorf |
Baujahr: | 1927-1929 |
Seit wann in Denkmalliste: | 22.09.1986 |
Bemerkung: | Architekt: Josef Franke |
Dokument der Denkmalbehörde: | A043.pdf |
Forum: | ![]() |
Lagekarte
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Heilig-Kreuz ist ein Kirchenbauwerk im Ückendorf. Die einst katholische Kirche wurde mit einem Gottesdienst am 19. August 2007 „außer Dienst“ gestellt. Die weitere Nutzung des Kirchengebäudes ist noch nicht abschließend geklärt. Im Rahmen von Ruhr.2010 wird die Kirche als „Ort zum Staunen und Auftanken“ für Führungen als Ort der Ruhe und Besinnung wieder geöffnet sein.
Einleitung
Offenbar musste die Pfarrgemeinde St. Josef zu Ückendorf mit 17 000 Mitgliedern erst die größte in Deutschland werden, bis man die Notwendigkeit erkannte, im Interesse einer zeitgemäßen Seelsorge abzupfarren und kleinere, überschaubare Gemeinden zu bilden. Aber die Wartezeit war nicht vergeblich, zumindest was die Kirchbauten anlangt. Denn die beiden Tochtergemeinden Heilig Kreuz und später auch die Thomas-Morus-Kirche wurden mit Gotteshäusern beschenkt, die innerhalb des Stadtdekanates ihresgleichen suchen. Die Heilig-Kreuz-Kirche, im Dreieck Bochumer Straße, Bergmannstraße und Heidelberger Straße gelegen, zeigt sich als gelungenes Beispiel eines sakralen Expressionismus der „Weimarer Zeit“. Der Architekt Josef Franke ist einer der Baumeister, der mit Malern und Bildhauern der Epoche eine Formsprache suchte, die sich freimacht von den historischen Vorlagen, etwa der „Kölner Richtung“, vielmehr sieht diese Baukunst in gewissem Sinne ihre örtlichen Vorläufer in Gladbeck-Butendorf (Heilig Kreuz) und Zweckel (Herz Jesu). Die entscheidenden Impulse finden sich bereits in den wegweisenden Schriften des Gladbecker Priesters Johannes van Acken vor dem Ersten Weltkrieg.
Geschichte
Planungen für einen Seelsorgebezirk und einen Kirchbau an dem heutigen Platze gab es schon 1919 und 1920; zwei Jahre später bekam der Gelsenkirchener Architekt Josef Franke den Auftrag, das Gelände zu erschließen; die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg und während der Besetzung des Ruhrgebietes verhinderten jedoch weitere Planungen oder gar den Bau einer Kirche. Immerhin waren drei Mitglieder des Kirchenvorstandes der Mutterpfarre aus dem neuen Seelsorgebezirk. Diese arbeiteten auch im Bauausschuss mit und hatten darüber hinaus einen Namen in der Anfangszeit von Heilig Kreuz: Karl Siebrecht, Ferdinand Evers, Josef Lichte. Brachte der 19. November 1926 den ersten Spatenstich, den Pfarrer Siebers für die neue Vikarie an Ort und Stelle tat, so beschloss am 1. Juni 1927 der Kirchenvorstand den Bau der neuen Kirche nach den Plänen von Architekt Franke. Die Erd- und Maurerarbeiten sollte das Konstantin Steinberg Baugeschäft, ebenfalls aus Gelsenkirchen, ausführen. Pfingstmontag 1927 erfolgte der erste Spatenstich, und am 13. November des gleichen Jahres wurde der Grundstein, der noch heute neben dem Haupteingang zu sehen ist, gelegt. Die Übersetzung des lateinischen Textes lautet: Am 13. November im Jahre des Heils 1927 zu Ehren des Heiligen Kreuzes. Die Mutterpfarre als Bauherrin galt damals und gilt heute nicht gerade als arm, doch brachte die Wirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre die Schließung der für die materielle Existenz in Ückendorf so wichtigen Zechen der Rheinelbe Bergwerks-AG, Zeche Alma und des Schachts I der Zeche Holland. Es war der Erzbischof von Paderborn, Dr. Kaspar Klein, der am 31. August 1929 den Vikar Meinolf Niggemeier von St. Josef zu Ückendorf zum Pfarrvikar an Heilig Kreuz ernannte. Der Erzbischof war es auch, der am 2. Oktober des gleichen Jahres die Kirche konsekrierte. Bei der Weihe versenkte man in das Sepulcrum des Hochaltars Reliquien des heiligen Bischofs Amandus und des heiligen Märtyrers Aureus. Pfarrvikar Niggemeier blieb bis 1937 an Heilig Kreuz; am 2. Mai des gleichen Jahres wurde er als Pfarrer in Heßler, St. Elisabeth, eingeführt. Noch heute bewegt das Schicksal dieses Priesters viele Menschen in Ückendorf und Heßler: Am 13. Februar 1949 wurde er in seinem Pfarrhaus in Heßler ermordet. Niggemeiers Nachfolger wurde Josef Plümpe aus Höingen bei Soest; er sollte auch der erste Pfarrer werden, denn der Kirchenvorstand beschloss am 30. Juni 1947 die Abpfarrung der Gemeinde Heilig Kreuz von der Muttergemeinde St. Josef. Die erzbischöfliche Behörde zu Paderborn teilte die Erhebung zur selbständigen Pfarre mit Schreiben vom 1. Juli 1948 mit. Am Fest „Kreuzerhöhung", dem eigentlichen Patroziniumstag des gleichen Jahres, konnte die Gemeinde die Pfarrerhebung und Einführung des Pfarrers feiern. Leider verblieb Josef Plümpe nur noch vier Jahre in seinem Amt als Pfarrer, denn schon am 6. Juli 1952 verstarb dieser verdiente Geistliche. Sein Nachfolger wurde der aus Bochum gebürtige Vikar Franz Maurer, der zuletzt in Lüdenscheid tätig war, mit Datum vom 1. August 1952. In sein Amt eingeführt wurde er durch Propst Riekes am 31. August. Von 1981 bis 1985 war Jürgen Goerdt Pfarrer an Heilig Kreuz. Sein Nachfolger ab 1986 ist Reinhard Lauer, der auch die Außerdienststellung der Kirche am 19. August 2007 als Pfarrer begleiten musste.
Ausstattung
Bezüglich der Ausstattung der Kirche sollte besonders hingewiesen werden auf den Osterleuchter in der Sakramentskapelle von Peter Bücken, Kohlscheid b. Aachen (1953), auf die Stockmann-Orgel von 1972 mit 19 klingenden Registern und das Standkreuz im Altarraum von Heiner Kruthoff, Gelsenkirchen. Die Kirche aus Backsteinen liegt im Straßenzug; ihre Westseite mit dem mächtigen Kruzifix des Gelsenkirchener Bildhauers Hans Meier tritt zurück gegenüber der Häuserflucht. Dadurch gewinnt der Sakralbau Abstand von dem Profanen und bleibt dennoch den Häusern der Menschen verbunden. Das Innere wird in eigenwilliger Weise von einer hyperbolisch geformten Tonne, die Wand und Gewölbe zugleich ist, und von parabolischen Einschnitten, welche die Seitenwände durchdringen und gewissermaßen an die Stelle der alten Arkadenbögen treten, geprägt. Diese Linienführung, die auch die Chorabschlußwand gliedert, verleiht dem Raum eine frappierende Dynamik; sie wird ergänzt durch die einheitlich den Raum überziehende Wandmalerei von Professor Gerhard Kadow, Krefeld. Diese wiederum unterstreicht und begrenzt gleichzeitig mit ihren nonfigurativen Form- und Farbgebungen die Bauformen. Auch die Glasmalereien, vor allem das bedeutende Portalfenster, welches die Fülle des Paradieses symbolisiert, sind von gleicher Hand. Die Ausmalung Kadows trat bei der umfassenden Restaurierung im Jahre 1966 an die Stelle der von dem Gelsenkirchener Maler Andreas Wilhelm Ballin ausgeführten Arbeiten, deren stark expressionistische Tendenz und relativ dunkle Farbskala schon von Anfang an diskutiert wurden.
Profanierung
Im Zuge der Neuordnung von Pfarreien im Bistum Essen wurde die Kirche am 19. August 2007 „außer Dienst gestellt“. Seit Mai 2013 wird sie in der Route der Industriekultur, Themenroute Sakralbauten geführt. Nach langen Debatten über die weitere Verwendung legte die Stadt Gelsenkirchen einen Vorschlag zum denkmalgerechten Umbau in ein „Multifunktionshaus“ vor. Es soll für Kulturveranstaltungen, Tagungen und Seminare genutzt werden.[1] [2] Im Zuge der Umbauarbeiten wurde im Juni 2019 das Geläut mit der Schlagtonfolge cis-e-fis-gis-a. Demontiert.[3] Es wurde 1959 von der damals in Münster ansässigen Glockengießerei Feldmann & Marschel gegossen. Die Glocken werden nach dem Ausbau zwischengelagert, bis das Bistum Essen über eine weitere Verwendung entschieden hat. Der Umbau wurde im Frühjahr 2022 abgeschlossen.[4]
Veranstaltungsort seit 2022
Mit einem Zuschuss von fast 10 Mio. Euro des Landes NRW aus dem Förderprogramm „Starke Quartiere – Starke Menschen“ entstand seit dem entsprechenden Ratsbeschluss im Jahr 2016 an der Bochumer Straße ein Veranstaltungssaal, der im Ruhrgebiet seinesgleichen sucht. Und einen solchen Raum brauchte Gelsenkirchen, denn nachdem das alte Hans-Sachs-Haus nicht restauriert werden konnte und im neuen Entwurf der ehemalige Konzertsaal nicht mehr vorgesehen war, erhielt die Stadt mit der Heilig-Kreuz-Kirche wieder einen Saal für bis zu 800 Besucher, in dem sowohl hochkarätige konzertante Veranstaltungen als auch Tagungen und Kongresse oder alle Formate der Kleinkunst möglich sind.[5]
Die ehemalige Kirche steht seit dem 22. September 1986 auf der Denkmalliste.
Quelle
Kirchen gaben der Stadt den Namen - Katholisches Stadtsekretariat Gelsenkirchen - 1986
Weblinks
Thematisch passender Thread im Forum
- auf KuLaDig - Kultur. Landschaft. Digital.
- auf Straße der Moderne.de
- Die Heilig Kreuz Kirche Informationen zum Veranstaltungsort
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Rossmann: Parabelkultur. Heilig Kreuz in Gelsenkirchen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Januar 2017, S. 12.
- ↑ Umbau der Heilig Kreuz-Kirche
- ↑ Glocken verstummen, Hendrik Niebuhr in WAZ Gelsenkirchen, 17. Juni 2019, abgerufen am 19. Juni 2019
- ↑ Jörn Stender: Gelsenkirchen feiert seine neue Kultur-Kirche In: WAZ Gelsenkirchen, 12. Mai 2022, abgerufen am 12. Mai 2022.
- ↑ Informationen zum Veranstaltungsort