Helene Badziong
Helene Badziong (* 18. Juli 1917 in Gelsenkirchen, † 26. Juli 1998 ebenda) war eine deutsche Gewerkschaftlerin.
Leben
Helene Badziong wurde 1917 als zweitjüngstes von elf Kindern des Bergmanns Wilhelm Badziong in Gelsenkirchen geboren. Wilhelm Badziong arbeitete als Schlepper. Er war Knappschaftsältester und Mitbegründer der SPD in Erle. Ihr ältester Bruder Gustav trat 1923 der KPD bei. Er war ebenfalls Bergarbeiter, zudem Betriebsrat auf der Zeche Graf Bismarck und Stadtverordneter von Gelsenkirchen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Gustav Badziong mehrfach verhaftet und ins Konzentrationslager gebracht, darunter war auch das berüchtigte Moorlager Esterwegen.
Helene besuchte die „freie Schule" und organisierte sich schon früh bei den Naturfreunden und der sozialistischen Jugend, wo sie schnell zur Gruppenleiterin avancierte. 1932 begann sie eine Lehre als Textilwerkerin und trat in die Textilgewerkschaft ein.
Während des Nationalsozialismus musste sie aus Sicherheitsgründen immer wieder den Wohnort wechseln. Im angrenzenden Gebiet Gronaus hatte sie es u. a. übernommen, gefährdete Personen (Sozialdemokraten, Kommunisten, aufrechte Demokraten und engagierte Christen ohne Ansehen der Person) über die holländische Grenze in Sicherheit zu bringen. Am 14. September 1936 wurde sie dann verhaftet und am 14. April 1937 durch den 4. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm verurteilt. Der Staatsanwalt beantragte für sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" fünf Jahre Gefängnis. Im Dezember 1938 wurde sie aus der Haft entlassen. Anschließend arbeitete sie in der Rüstungsindustrie in der Gutehoffnungshütte. Ende März 1945 wurde sie von einer illegalen Gruppe der Bergarbeiter in deren Arbeit mit einbezogen. Die erste Konferenz dieser antifaschistischen Betriebsräte aus den befreiten Gebieten fand am 15. April 1945 im Heegeheim, einer ehemaligen Volksschule, in Buer statt.
Nach der Befreiung Gelsenkirchens trafen sich am 21. April die Vertreterinnen und Vertreter aller illegalen Gruppen, um darüber zu beraten, wie es weiter gehen sollte. Helene Badziong kam die Aufgabe zu, vor allem die Frauen in den Betrieben und die Frauen der Kollegen anzusprechen. Sie sollten auf ihre Männer einwirken, nicht unterzutauchen, sondern arbeiten zu gehen.
Am 29. April 1945 trafen sich 360 Delegierte aus 56 Schachtanlagen sowie einige Vertreterinnen und Vertreter einiger Großbetriebe der Chemie- und Metallindustrie sowie der Nahrungs- und Genußmittelindustrie. Die Losung dieser denkwürdigen Sitzung war: Ein Betrieb — eine Gewerkschaft. Man war sich einig, dass es zu einer Neuordnung Deutschlands einer starken, einheitlichen Gewerkschaftsbewegung bedurfte. Die neu zu errichtende Einheitsgewerkschaft sollte einer Zersplitterung vorbeugen und Gewerkschaftlerinnen und Gewerkschaftler aller weltanschaulichen Prägungen aufnehmen. Am 1. Mai 1945 wurde das Büro der neu formierten Bergbau-Gewerkschaft in der Cranger Straße im ehemaligen Polizeirevier eröffnet, obwohl noch keine Genehmigung der Besatzungsbehörde vorlag. Am gleichen Tag wurde sie bei der Gewerkschaft angestellt. Helene Badziong war die erste Angestellte des Verbandes, und ihre Personalakte hatte die Nummer 1.
1946 wird der Frauenausschuß des Bezirks der IG Bergbau und Energie in Buer gegründet. Helene Badziong wird Vorsitzende und bleibt es bis 1975. Zugleich wird sie Mitglied des Bezirksvorstandes. Sie war Mitbegründerin des Frauenhauptausschusses der Bundesrepublik.
Bis zu ihrer Pensionierung am 1. Juli 1977 blieb Helene Badziong hauptamtliche Gewerkschaftlerin und lebte in der Schievenstraße 70. [1]
Ehrungen
Aufgrund ihrer Verdienste wurde ihr am 11. August 1988 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im Februar 2022 wurde die Helene-Badziong-Straße in Hassel, die am 27. August 2022 eingeweiht wurde, nach ihr benannt.
Weblinks
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Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch 1977
Personendaten | |
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NAME | Badziong, Helene |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Gewerkschaftlerin |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1917 |
GEBURTSORT | Gelsenkirchen |
STERBEDATUM | 26. Juli 1998 |
STERBEORT | Gelsenkirchen |