Karstadt

Aus Gelsenkirchener Geschichten Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karstadt Warenhaus GmbH
KAR HOLDING LOGO.png
Unternehmensform GmbH
Gründung 14. Mai 1881
Unternehmenssitz Essen, Deutschland
Unternehmensleitung
  • Wolfram Keil
    (Aufsichtsratsvorsitzender)
  • Stephan Fanderl
    (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiter 19.000
Branche Warenhaus/Einzelhandel
https://www.karstadt.de/

Die Karstadt Warenhaus GmbH, mit Sitz in Essen, ist eine deutsche Warenhauskette.

Zur Karstadt Warenhaus GmbH gehören 79 Warenhäuser, 2 Schnäppchencenter sowie der Onlineshop karstadt.de. Die 28 Sporthäuser sowie der Onlineshop karstadtsports.de gehören zur Karstadt Sports GmbH. Am 30. November 2018 schloss sich Karstadt mit Galeria Kaufhof unter einer neuen Holding der beiden Anteilseigner Signa (50,01 %) und Hudson’s Bay Company (49,99 %) zusammen.[1][2]

Seit dem 25. März 2019 treten Karstadt und Kaufhof unter dem gemeinsamen Namen Galeria Karstadt Kaufhof auf.[3]

Geschichte

Karstadt von der Gründung 1881 bis 1932

Am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt sein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt. Karstadt hatte von Anfang an Erfolg mit günstigen Festpreisen anstelle des sonst noch üblichen Handelns, sodass schnell Filialen in 24 Städten Norddeutschlands eröffneten. Das zweite Karstadt-Haus wurde 1884 in Lübeck eröffnet. Kunden der ersten Stunde waren Thomas Mann und sein Bruder Heinrich. Weitere Filialen entstanden in Neumünster (1888), Braunschweig (1890), Kiel (1893), Mölln (1895), Eutin (1896) und Preetz (1897). Im Jahr 1900 übernahm Rudolph Karstadt 13 Geschäfte seines hoch verschuldeten Bruders Ernst Karstadt in Anklam, Dömitz, Friedland (Mecklenburg), Greifswald, Güstrow, Hamburg](Röhrendamm), Ludwigslust, Neubrandenburg, Schwerin, Stavenhagen, Hamburg-Wandsbek (Lübecker Straße) und Waren (Müritz). Weitere Filialeröffnungen folgten in Bremen (1902), Hamburg-Eimsbüttel (1903), Altona (1903), Hannover (1906) und Wilhelmshaven (1908). Einen ersten Höhepunkt bildete das 1912 an der Mönckebergstraße in Hamburg eröffnete erste Großstadt-Warenhaus in Deutschland mit einer Verkaufsfläche von rund 10.000 m². Daneben setzte Karstadt zunehmend auf Eigenfabrikation von Bekleidung. Hierzu errichtete man 1911 ein großes Stofflager und ein Jahr später eine Wäschefabrik in Berlin. Außerdem wurde 1919 eine Herrenkleiderfabrik in Stettin eröffnet.

1920 wurde die Unternehmung Althoff des Dülmeners Theodor Althoff von Karstadt übernommen und der gesamte Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Anteilseigner waren teilweise jüdischer Herkunft. Damit war der Karstadt-Konzern nun auch mit Althoff-Filialen in Dülmen (eröffnet: 1885), Rheine (1889), Steinfurt (1889), Bottrop (1893), Bocholt (1893), Recklinghausen (1893), Essen (1894), Münster (1896), Duisburg (1899), Gladbeck (1901), Lippstadt (1901), Coesfeld (1902), Remscheid (1901), Dortmund (1904) und Leipzig (1914) vertreten. Das Filialnetz war dadurch auf 44 gewachsen. Die Althoff-Warenhäuser wurden jedoch erst viel später (1963) in Karstadt umbenannt. Karstadt expandierte nach dem Ersten Weltkrieg rasch und gründete im Juli 1926 die EPA-Einheitspreis-Aktiengesellschaft, mit der Karstadt ein Filialnetz von Niedrigpreis-Warenhäusern aufbaute. Bis 1932 entstanden 52 EPA-Filialen. Darüber hinaus erwarb Karstadt weitere Produktionsbetriebe, um unabhängiger von Zulieferern zu werden. Zu diesen Betrieben zählten Webereien, Einrichter, Druckereien und Schlachtereien. 1930 war Karstadt mit 89 Filialen, 27 Fabriken und über 29.000 Angestellten Europas größter Warenhauskonzern.[4]

1932 schied Rudolph Karstadt aus der Unternehmensführung aus, nachdem das Unternehmen während der Weltwirtschaftskrise einen dramatischen Absatzrückgang hatte. In einem Sanierungsplan wurden unter anderem das Aktienkapital herabgesetzt, zahlreiche Filialen und Produktionsbetriebe geschlossen; die Epa AG wurde verkauft.

Karstadt Gebäude in Gelsenkirchen-Buer

Karstadt in Buer

Karstadt Sport in Buer

Das Karstadt Warenhaus befand sich seit 1963 in der Hochstraße 40-44 in dem 1912 für das Kaufhaus Althoff errichtete Gebäude. 1928 wurde das Haus nochmals umgebaut. Ein Lichthof ging vom Erdgeschoss und ging bis unters Dach, wurde aber im Laufe der Zeit zugemauert und an dieser Stelle wurde eine Rolltreppen eingebaut. Das Haus hatte ursprünglich 37 Schaufenster, die Ende der 1980er Jahre zurück gebaut wurden. Im Hause befand sich u.a. eine Lebensmittelabteilung mit einer eigenen Metzgerei die 1989 geschlossen wurde, und ein Restaurant, das 1996 geschlossen wurde. 2005 wird das Karstadt Warenhaus geschlossen und die Hertie GmbH Wikipedia-Link übernimmt die Geschäfte, bevor im August 2009 das Warenhaus dort endgültig schließt. Anschließend wurde das Gebäude umgebaut und es entstand dort das Linden-Karree.

Seit 1989 steht die Fassade des Gebäudes auf der Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen.

In der Hochstraße 24 befand sich das Sporthaus von Karstadt. In dem Gebäude befand sich vorher das Kepa Kaufhaus Wikipedia-Link, einer Niedrigpreis-Kette von Karstadt.

Karstadt Sport wurde am 13. Dezember 2008 geschlossen.

Arisierung

Das NS-Regime gewährte dem Konzern 1933 einen umfangreichen Kredit und der Konzern unterwarf sich freiwillig der Arisierung. Dies hatten zwei leitende Angestellte und NSDAP-Mitglieder ausgehandelt. Jede Ausgabe der Unternehmenszeitschrift brachte in jener Zeit ein Hitler-Zitat. Die Karstadt AG entließ 830 jüdische Angestellte, darunter vier Vorstandsmitglieder und 47 Geschäftsführer. Der Konzern leistete nach der Befreiung Entschädigungszahlungen.[4]

In den 1930er Jahren musste das Unternehmen unter den ideologischen Vorbehalten des Nationalsozialismus gegen Warenhäuser leiden. Warenhäuser allgemein wurden als „jüdische Erfindung“ angesehen und waren zahlreichen Repressionen ausgesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Fusion mit Quelle

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser östlich von Oder und Neiße, in Königsberg (Ostpreußen), Cranz (Ostpreußen), Neustettin (Pommern), Stettin (Pommern) und Guben](Ost-Brandenburg) ebenso enteignet wie die Filialen in der Sowjetischen Besatzungszone (darunter Schwerin, Leipzig, Potsdam, Halle (Saale) und Görlitz). Mehr als 30 der verbliebenen 45 Standorte in den Westzonen waren zerstört oder schwer beschädigt, darunter auch die damaligen „Flaggschiffe“ in Berlin-Kreuzberg (Hermannplatz) und Hamburg (Mönckebergstraße).

Am Aufschwung des Wirtschaftswunders der Nachkriegsjahre partizipierend erholte sich der Konzern und begann schon Anfang der 1950er Jahre zu expandieren. Einige Übernahmen folgten, wie beispielsweise die der Grimme-Warenhäuser in Schleswig-Holstein 1970.

1977 erwarb Karstadt zunächst eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und wurde mit einem Jahresumsatz von 10,62 Mrd. DM zum größten Handelsunternehmen in der Bundesrepublik. Im selben Jahr wurde die Auflösung der als Niedrigpreissparte fungierenden Kette Kepa beschlossen. 1984 erfolgte die komplette Übernahme von Neckermann und

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden in Brandenburg an der Havel, Dresden, Halle (Saale), Magdeburg, Wismar und Görlitz ehemalige Centrum- und Magnet-Warenhäuser übernommen. 1994 wurden die Hertie-Kaufhäuser (darunter auch das KaDeWe) von Karstadt übernommen. Die Hertie-Warenhäuser wurden zunächst parallel weiterbetrieben. Später wurden sie nach und nach in Karstadt-Häuser umgewandelt oder geschlossen. Mit der Hertie-Übernahme wurde Karstadt auch Eigentümer mehrerer Grundstücke des jüdischen Kaufhausgründers Wertheim, den die Nationalsozialisten enteignet hatten. 2005 wurde die KarstadtQuelle AG vom Berliner Verwaltungsgericht zu einer Entschädigung der Erben verurteilt.

1999 fusionierten die Karstadt AG und das Versandhaus Quelle zur KarstadtQuelle AG.

Die Warenhäuser im KarstadtQuelle- bzw. Arcandor-Konzern

Seit der Fusion mit Quelle werden die Warenhäuser der vormaligen Karstadt AG von der Karstadt Warenhaus GmbH (bis 2006 Karstadt Warenhaus AG), einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der KarstadtQuelle bzw. Arcandor AG betrieben.

Im Oktober 2004 wurde bekannt, dass sich die Karstadt Warenhaus AG wie auch der gesamte KarstadtQuelle-Konzern in dramatischen finanziellen Schwierigkeiten befand. Karstadt kämpfte mit den Problemen des gesamten Einzelhandels, aber auch hausgemachten Problemen. So hielt man entgegen dem Markttrend an einem Gemischtwarenprogramm fest. Kritiker bemängelten, die Einrichtung sei zu altmodisch, das Programm nicht kundengerecht.

Seit dem 1. Januar 2005 wurden die Lebensmittelabteilungen in derzeit 67 (anfangs 72) von 90 Karstadt-Kaufhäusern durch ein Joint Venture mit dem Namen Karstadt Feinkost GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln geführt, an dem Karstadt mit 74,9 % und die Rewe Group mit 25,1 % und je einem Geschäftsführer beteiligt ist. Karstadt brachte Waren und Liegenschaften für etwa 50 Mio. Euro und Rewe neues Kapital in gleicher Höhe in die Gesellschaft ein. Karstadt Feinkost hatte zu Beginn rund 3700 Mitarbeiter, die hauptsächlich vom KarstadtQuelle-Konzern gestellt wurden, die einen jährlichen Umsatz von etwa 500 Mio. Euro erwirtschafteten. Bis 2007 erzielte das Gemeinschaftsunternehmen jedes Jahr Verluste vor Steuern in insgesamt zweistelliger Millionenhöhe. Nach und nach wurden seit Gründung der Karstadt Feinkost die Abteilungen nach Umbau auf die neue Marke Perfetto mit verändertem Sortiment umgestellt.[5]

Im August 2005 wurden aufgrund der anhaltenden Krise 74 Karstadt-Filialen mit Verkaufsflächen von weniger als 8000 Quadratmetern (Karstadt Kompakt, später Hertie GmbH und nach Insolvenz geschlossen), 51 Sinn-Leffers-Modehäuser sowie die Fachhandelskette Runners Point verkauft.

Die noch im Eigentum von KarstadtQuelle verbliebenen Immobilien der Karstadt-Warenhäuser wurden 2006 zunächst an das Highstreet-Konsortium verkauft, an dem der Handelskonzern selbst zu 49 % und der Whitehall Fonds zu 51 % beteiligt waren. 2008 verkaufte die KarstadtQuelle AG ihren 49-prozentigen Anteil an ein Konsortium, dem unter anderen die Borletti Group, die Generali-Gruppe, Pirelli RE und RREEF Alternative Investments angehörten.

Zum 125-jährigen Bestehen brachte Karstadt im Jahr 2006 ein Jubiläumsbuch mit dem Titel Schaufenster Karstadt – Einblicke in 125 Jahre heraus, in dem die Geschichte des Unternehmens dargestellt wird.[6]

Im Oktober 2007 meldete das Handelsblatt, der Konzern prüfe, die Kaufhof-Warenhäuser von der Metro AG zu übernehmen: Man wäre damit der zweitgrößte Kaufhauskonzern Europas nach dem spanischen El Corte Inglés. Die Buchhandelsflächen bei Karstadt betreibt seit April 2008 die DBH Warenhaus (Verlagsgruppe Weltbild/Hugendubel) als Shop-in-Shop. In Karstadt-Premiumhäusern firmieren die Buchflächen unter dem Namen Hugendubel (unter anderem im Berliner KaDeWe und im Karstadt am Berliner Hermannplatz), in allen anderen unter dem Namen Weltbild. Auch WMF, Rosenthal-Porzellan, der Drogeriemarkt Müller und andere Unternehmen sind Mieter bei Karstadt, arbeiten auf eigene Rechnung und mieten auch das Kassen-/Bezahlsystem von Karstadt. 2008 gab Gravis bekannt, dass die Zusammenarbeit mit Karstadt in zwei Pilot-Filialen in Düsseldorf und Lübeck aufgegeben wird, die ursprünglich für alle 90 Filialen vorgesehen war, weil sie nicht profitabel ist. Im selben Jahr begann Karstadt eine Kooperation mit den Modedesignern Kaviar & Gauche und Kostas Murkudis.[7]

Im Mai 2009 wurde bekannt, dass die Galeria Kaufhof GmbH des Metro-Konzerns 60 der 90 Karstadt-Kaufhäuser übernehmen wolle. Überdies leistete die Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor aufgrund von Liquiditätsproblemen die Mietzahlung nicht mehr an den Eigentümer der Kaufhausimmobilien, das Highstreet-Konsortium.[8]

Insolvenzverfahren

Am 9. Juni 2009 stellte Arcandor den Insolvenzantrag.[9] Das Insolvenzverfahren wurde am 1. September 2009 eröffnet.[10] Im November 2009 akzeptierte die Gewerkschaft in einer Vereinbarung einen Gehaltsverzicht von 150 Mio. Euro für die 28.000 Beschäftigten in den nächsten drei Jahren.[11] Am 12. April 2010 stimmte die Gläubigerversammlung dem von dem Insolvenzverwalter Klaus Hubertus Görg vorgelegten Insolvenzplan zu, der einen Verkauf der Karstadt-Warenhäuser als Ganzes an einen Investor sowie einen weitreichenden Verzicht der Gläubiger auf ihre Forderungen vorsah. Zunächst weigerten sich einige Kommunen, dem geforderten Verzicht auf die Gewerbesteuer zuzustimmen. Es gab vier Interessenten für einen Kauf der Karstadthäuser, nämlich die deutsch-schwedische Investorgruppe Triton, Whitehall zusammen mit der Borletti-Gruppe sowie der deutsch-US-amerikanische Finanzinvestor Nicolas Berggruen. Dazu kam die Metro AG, die allerdings (wie im Jahr zuvor) nicht an allen Karstadt-Häusern interessiert war, um sie mit ihren eigenen Kaufhof-Häusern in eine Deutsche Warenhaus AG einzubringen.

Verkauf an Berggruen

Am 7. Juni 2010 erteilte der Gläubigerausschuss von Karstadt mit neun von elf Stimmen der Berggruen Holding den Zuschlag – allerdings unter dem Vorbehalt (closing conditions, d. h. aufschiebende Bedingungen), dass das Highstreet-Konsortium bei den Mietforderungen nachgibt. Berggruen unterzeichnete am 8. Juni 2010 den Kaufvertrag, der vor allem an die Bedingung einer Einigung mit dem Hauptvermieter Highstreet geknüpft war. Als Kauf- und Investitionspreis wurde die Summe von 70 Mio. Euro genannt, in den nächsten drei Jahren sollten weitere 240 Mio. Euro investiert werden, wofür Berggruen kein Fremdkapital benötige.[12] Am 30. Juni 2010 genehmigte das Bundeskartellamt die Übernahme der Warenhauskette.[13] Die Einigung mit dem Highstreet-Konsortium über die Mieten erfolgte nach zähen Verhandlungen Anfang September 2010.[14] Am 30. September 2010 hob das Essener Amtsgericht das Insolvenzverfahren auf. 40.000 Gläubiger mussten auf rund zwei Mrd. Euro verzichten.

Berggruen kündigte an, Karstadt in eine Dachgesellschaft und drei weitere Untergesellschaften rechtlich aufzuteilen, nämlich in die Sparten Sporthäuser, Premiumhäuser und sonstige Warenhäuser.[15] Kleine Geschäftsbereiche seien leichter zu managen und könnten schneller reagieren.[15] Außerdem könnten damit besser strategische Partner und Kooperationen für die jeweiligen Gesellschaften gewonnen werden. Die Gewerkschaft ver.di stimmte Berggruens Plan mit einer entsprechenden Änderung des Sanierungstarifvertrags zu.[16] Der Logistikzweig des Unternehmens, KarstadtQuelle Beschaffungslogistik, wird unter dem Namen Corporate Service (Germany) GmbH (CSG) weitergeführt. Die Unternehmung bietet Dienstleistung für den internationalen Einkauf und besonders Lieferkettenlösungen an. Geschäftsführer der CSG sind Marc Baeuerle und Stefan Graetz, der Hauptsitz befindet sich in Düsseldorf.

Zwischen dem 1. Oktober 2011 und dem 30. September 2012 erwirtschaftete die Unternehmensgruppe einen Verlust von 249,6 Millionen Euro. 121 davon entfielen auf Restrukturierungsmaßnahmen, vor allen Dingen Abfindungen für 2000 Mitarbeiter. In den ersten sieben Monaten des folgenden Geschäftsjahres sank der Umsatz um 7,9 %. Alle Waren-, Sport- und Premiumhäuser lagen unter Plan.[17]

Im Mai 2013 teilte das Unternehmen mit, bis 2015 eine „Tarifpause“ einzulegen, und damit vorübergehend aus der Tarifbindung auszusteigen.[18]

Im September 2013 wurde bekannt, dass Berggruen die Premium- und Sporthäuser zu je 75,1 % an die österreichische Signa Holding des Investors René Benko veräußerte. Mit dem Erlös von 300 Mio. Euro sollen die Karstadt-Häuser modernisiert werden.[19] 150 Mio. Euro stehen für die bei Karstadt verbliebenen Filialen bereit, davon sollen zumindest 15 Mio. Euro innerhalb von fünf Jahren in die Filialen investiert werden. Die verbleibenden 135 Mio. Euro ständen „zur freien Verfügung“. Die anderen 150 Mio. der Verkaufssumme sollen den veräußerten Filialen zugutekommen, davon gehen 100 Mio. Euro zur Investition an die Premiumhäuser und 50 Mio. Euro an die Sporthäuser. Die 300 Mio. Euro sollen erst nach 18 Monaten komplett gezahlt werden, wobei die Hälfte bis Jahresende gezahlt werden soll.[20]

Im Februar 2014 wurde Eva-Lotta Sjöstedt neue Geschäftsführerin als Nachfolgerin von Andrew Jennings, der seit Anfang 2011 bei Karstadt war.[21] Am 7. Juli 2014 teilte das Unternehmen mit, dass Sjöstedt per sofort von ihrem Amt zurücktreten werde. In ihrer Begründung hieß es: „Nach eingehender Prüfung, den Erfahrungen der letzten Monate und in genauer Kenntnis der wirtschaftlichen Rahmendaten muss ich nun jedoch feststellen, dass die Voraussetzungen für den von mir angestrebten Weg nicht mehr gegeben sind.“[22]

Verkauf an Signa Holding

Am 15. August 2014 wurde bekannt, dass die Signa Holding mit Sitz in Wien die angeschlagene Warenhauskette übernimmt.[23] Auch die restlichen noch von Nicolas Berggruen gehaltenen Minderheitsanteile an der Karstadt Sports GmbH und der Karstadt Premium GmbH, zu der das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München gehören, gingen an die Signa Retail GmbH.

Am 19. August 2014 teilte die Karstadt Warenhaus GmbH in einer Ad-hoc-Meldung mit, dass der bisherige Arbeitsdirektor und Personalchef des Unternehmens Kai-Uwe Weitz, der Karstadt nach dem Abgang von Eva-Lotta Sjöstedt seit Juli zusammen mit Finanzvorstand Miguel Müllenbach interimistisch geleitet hatte, den Konzern „in beiderseitigem Einvernehmen“ mit sofortiger Wirkung verlässt.

Am 23. Oktober 2014 gab Karstadt bekannt, dass der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende [ephan Fanderl zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt wurde. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wurde Wolfram Keil. Des Weiteren wurde mitgeteilt, dass im Zuge der Sanierung in einem ersten Schritt im Laufe des Jahres 2015 zwei Warenhäuser in Stuttgart und Hamburg-Billstedt, zwei Schnäppchen-Center in Frankfurt/Oder und Paderborn sowie in Göttingen und Köln die beiden K-Town-Filialen geschlossen werden.[24] Das im Februar 2015 mit dem Betriebsrat vereinbarte Sanierungsprogramm sieht die Entlassung von 1400 statt wie ursprünglich geplant 2750 Mitarbeitern vor, zudem sind Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen sowie die Einrichtung einer Transfergesellschaft vorgesehen.[25]

Am 12. Mai 2015 teilte Karstadt mit, dass die Filialen in Bottrop und Dessau zum 30. März 2016 und die Filialen Recklinghausen, Neumünster und Mönchengladbach-Rheydt zum 30. Juni 2016 geschlossen werden.[26] Nach Verhandlungen mit der Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach (EWMG) berichteten Medien am 10. Juli 2015, dass die hiesige Karstadt-Filiale erhalten bleibe.[27] Am 15. Oktober 2015 wurde bekannt, dass die Filiale in Dessau ebenfalls nicht zum 30. März 2016 schließt, da die Deutsche EuroShop das Haus gekauft habe.[28] In einer Pressemitteilung teilte Karstadt am 4. Dezember 2015 mit, dass die Sparkasse Südholstein die Immobilie in Neumünster erworben und man die Schließungspläne zurückgezogen habe.[29]

Die Karstadt Premium GmbH wurde im Frühjahr 2015 zur The KaDeWe Group GmbH umfirmiert, deren Mehrheitsanteil (50,1 %) im Juni 2015 an die thailändische Central Group (bzw. deren italienische Tochter La Rinascente) veräußert wurde. 49,9 % bleiben bei der Signa Retail GmbH.[30]

Im Geschäftsjahr 2014/15, das am 30. September 2015 endete, konnte ein operativer Gewinn erwirtschaftet werden.[31]

Ende des Jahres 2017 verkaufte der israelische Diamantenhändler Beny Steinmetz 13 an Karstadt vermietete Immobilien, die er im Tausch nach der Karstadt-Übernahme durch die Signa Holding erhalten hatte, für 620 Millionen Euro an die RFR Holding der US-amerikanischen Investoren Aby Rosen und Michael Fuchs.

Im Januar 2019 veröffentlichte Signa den Plan, das traditionsreiche Kaufhaus am Hermannplatz im Stil der 1920er Jahre zu renovieren. Zu dieser Zeit galt das Gebäude als eines der modernsten Projekte der Weimarer Republik. Das Gebäude wurde am Ende des Nationalsozialismus zerstört und in der Nachkriegszeit behelfsmäßig wiedererrichtet.[32]

Unternehmenssitz

Der Sitz lag zunächst in Wismar und wechselte 1893 nach Kiel. Im Jahr 1912 wurde die Hauptverwaltung von Kiel nach Hamburg in die Steinstraße verlegt. Von hier wechselte sie 1932 nach Berlin in den Neubau in der damaligen Königstraße (Nähe Alexanderplatz) und 1936 weiter zur neuen „maßgeschneiderten“ Hauptverwaltung am Fehrbelliner Platz 1. Nach Kriegsende wurde ein Teil nach Hamburg, ein weiterer nach Recklinghausen ausgelagert, ein Teil zum Limbecker Platz in Essen. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die Hauptverwaltung 1969 nach Essen-Bredeney zum heutigen Sitz verlegt (neben der A 52).

Filme

  • Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann: Reportagen der WDR-Reihe die story
    • 2010: Karstadt – Der große Schlussverkauf – Wie das Warenhaus in die Pleite geriet, Redaktion: Mathias Werth und Jo Angerer, Erstausstrahlung: 24. Februar 2010, 23:30 Uhr in Das Erste.[33] (Deutscher Wirtschaftsfilmpreis 2010)[34]
    • 2015: Jeder gegen jeden – Middelhoff, Karstadt und die Oppenheim-Pleite, Redaktion: Ulricke Schweizer und Jo Angerer, Erstausstrahlung: 26. Januar 2015.
  • Die Karstadt-Story. Dokumentarfilm, Deutschland, 2004, 45 Min., Buch und Regie: Daniel Hechler, Stefan Tiyavorabun, Produktion: SWR, Report Mainz, Erstausstrahlung: 10. November 2004 in Das Erste.

Literatur

  • Philipp Schaefer: Neue Warenhausbauten der Rudolph Karstadt A.–G. Mit einer Einleitung von Werner Hegemann. Hübsch, Berlin, Leipzig, Wien 1929.
  • Rudolf Lenz: Karstadt. Ein deutscher Warenhauskonzern 1920–1950. Deutsche Verlags-Anstalt, München 1995, ISBN 3-421-06703-1.
  • Karstadt Warenhaus GmbH (Hrsg.): Schaufenster Karstadt – Einblicke in 125 Jahre. Margreff, Essen, o. J. (2006), 190 S.
  • Hagen Seidel: Arcandors Absturz. Wie man einen Milliardenkonzern ruiniert: Madeleine Schickedanz, Thomas Middelhoff, Sal. Oppenheim und KarstadtQuelle. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39249-3.
  • Roman Zieglgänsberger (Hrsg.): Menschen im Warenhaus: Rudolf Holtappel – Fotografien von 1964 bis 1995. Kerber, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-86678-600-4, Begleitband der Ausstellung: Menschen im Warenhaus, Rudolf Holtappel – Fotografien von 1964 bis 1995, vom 28. Oktober 2011 bis 5. Februar 2012 im Museum Wiesbaden (Leseprobe, Rezension, Besprechung)
  • Herbst: Der Ingenieur-Hochbau des Warenhauses Karstadt am Hermannplatz in Berlin-Neukölln. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Jg. 49 (1929) Nr. 34, S. 547–550. https://digital.zlb.de/viewer/readingmode/14688302_1929/580/

Weblinks

GG-Icon.png Thematisch passender Thread im Forum (über Karstadt und Hertie )
GG-Icon.png Thematisch passender Thread im Forum (über das Kaufhaus Althoff)

Einzelnachweise

  1. Fusion von Kaufhof und Karstadt ist perfekt. WirtschaftsWoche, 30. November 2018.
  2. Fanderl will Karstadt Kaufhof bis 2021 wieder profitabel machen. Tiroler Tageszeitung, 7. Mai 2019.
  3. Karstadt/Kaufhof-Fusion Filialen werden umbenannt, Konzern bekommt neues Logo. Berliner Kurier, 2019-03-16. Abgerufen am 2019-03-25.
  4. 4,0 4,1 Jan Whitaker: Wunderwelt Warenhaus. Gerstenberg 2013, ISBN 978-3-8369-2745-1, S. 32.
  5. Capital, Heft 1/2007
  6. Die Geschichte der Karstadt-Warenhäuser Geschichtspuls.
  7. Melanie Bartels: Marketingkooperationen und Sponsoring im Vergleich, Eul, Lohmar 2009, ISBN 978-3-89936-863-5, S. 16, Online-Text
  8. Medienberichte über Mahnverfahren – Arcandor stellt Mietzahlungen für Warenhäuser ein, Tagesschau.de, 6. Juni 2009.
  9. Arcandor stellt Insolvenzantrag Spiegel Online, 9. Juni 2009.
  10. Insolvenzverfahren wird eröffnet, Bild, 1. September 2009.
  11. 150 Millionen Euro von der Belegschaft für Karstadt, NRZ, 8. November 2009, abgerufen am 13. September 2014.
  12. R. Landgraf und C. Schlautmann: Mietstreit gefährdet Karstadt-Deal, Handelsblatt, 8. Juni 2010
  13. Grünes Licht aus dem Kartellamt: Berggruen bekommt Karstadt, n-tv, 30. Juni 2010.
  14. Karstadt ist gerettet, FAZ, 2. September 2010.
  15. 15,0 15,1 David C. Lerch: Karstadt wird zerlegt. In: Der Tagesspiegel, 23. Juni 2010.
  16. Verdi macht Weg für Karstadt-Übernahme frei. In: merkur-online.de, 9. Juli 2010, abgerufen am 13. September 2014.
  17. Sönke Iwersen, Kirsten Ludowig, Christoph Schlautmann: Die Katastrophen-GmbH. In: Handelsblatt. Nr. 113, ISSN 0017-7296, S. 1.
  18. Kaufhauskonzern in der Krise: Karstadt steigt aus Flächentarifvertrag aus. In: Spiegel online, 13. Mai 2013, abgerufen am 18. September 2013.
  19. Karstadt-Gesellschaften: Berggruen verkauft KaDeWe und Co. Handelsblatt, 16. September 2013.
  20. Susanne Amann: Ende auf Raten. In: Der Spiegel, 21. September 2013.
  21. Eva-Lotta Sjöstedt: Ikea-Managerin wird neue Karstadt-Chefin, Spiegel online, 11. Dezember 2013, abgerufen am 16. Juli 2014.
  22. Gemeinsame Erklärung der Karstadt Warenhaus GmbH und ihrer CEO, Frau Eva-Lotta Sjöstedt, Karstadt, 7. Juli 2014.
  23. Neuer Warenhausbesitzer: Benko wirft Berggruen bei Karstadt raus. In: Spiegel online, 14. August 2014, abgerufen am 15. August 2014.
  24. Karstadt-Aufsichtsrat beschließt umfangreiches Sanierungs- und Restrukturierungskonzept und berät ausgereiftes Zukunftskonzept, Karstadt Nachrichten – Newsroom, 23. Oktober 2014.
  25. Karstadt saniert sich mit weniger Kündigungen, Die Welt online, 21. Februar 2015, abgerufen am 13. April 2015.
  26. Fünf Karstadt-Häuser schließen, Tagesschau.de, 12. Mai 2015, abgerufen am 18. Mai 2015.
  27. Karstadt: Mönchengladbach kauft sich eine Filiale, Wiwo.de, 10. Juli 2015, abgerufen am 17. Februar 2016
  28. Überraschende Wende: Karstadt bleibt in Dessau Mz-web.de, 15. Oktober 2015, abgerufen am 17. Februar 2016
  29. Sparkasse Südholstein erwirbt Immobilie „Am Großflecken“ in Neumünster. Karstadt nimmt Schließungspläne zurück, Karstadt Nachrichten – Newsroom, 4. Dezember 2015, abgerufen am 17. Februar 2016
  30. Thomas Thieme: KaDeWe-Gruppe – Karstadt-Eigner schmiedet Premium-Allianz. In: Stuttgarter Zeitung (online), 9. Juni 2015.
  31. Maris Hubschmid: Nach harten Einschnitten: Karstadt zahlt wieder Weihnachtsgeld. Der Tagesspiegel, 22. Oktober 2015, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  32. Neuer alter Glanz für Karstadt in Berlin. Kurier, 21. Januar 2019.
  33. Karstadt – Der große Schlussverkauf, Inhaltsangabe Programm.ARD.de.
  34. die story – Preise und Auszeichnungen 2010, WDR.de, abgerufen am 1. April 2016.