Kokerei Alma
Verwaltungsgebäude der Kokerei der Zeche Alma | |
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Art des Denkmals: | Baudenkmal |
Standort: | Almastraße 81-87 |
Stadtteil: | Ückendorf |
Baujahr: | 1927 |
Seit wann in Denkmalliste: | 08.10.1987 |
Bemerkung: | Architekten: Fritz Schupp und Martin Kremmer |
Dokument der Denkmalbehörde: | [hhttps://geodata.gelsenkirchen.de/medien/KU_Denkmalkataster/pdf/A141.pdf A141.pdf] |
Forum: | Thematisch passender Thread im Forum Thematisch passender Beitrag in den Gelsenkirchener Geschichten (genaue Beschreibung des Lageplans) |
Lagekarte
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Die Kokerei Alma wurde von 1927 bis 1928 auf dem Gelände der Zeche Alma in Ückendorf errichtet.
Geschichte
Als Zentralkokerei war sie eine der ersten Rationalisierungsmaßnahmen der im Jahr davor gegründeten Vereinigte Stahlwerke AG. 1927 bis 1930 erfolgte der Bau und am 29. März 1928 wurde sie in Betrieb genommen. Dadurch ersetzte sie die veralteten Kokereien der Zeche Rheinelbe und der Zeche Pluto. Der Anschluss der noch vorhandenen Zechenbahn zur Erzbahntrasse mit Verbindung an den Rhein-Herne-Kanal und zur Zeche Carolinenglück sowie eine Seilbahn für den Kokstransport zu den Hochöfen des Schalker Vereins waren wichtige Standortvorteile.
1963 wurde die inzwischen zu gleichen Teilen der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) und der Rheinische Stahlwerke AG gehörende Kokerei stillgelegt. Sie hatte zuletzt 143 Verbundöfen mit einer Tageskapazität von 2100 Tonnen und 350 Arbeiter und Angestellte.[1]
Die Betriebsanlagen wurden direkt nach der Stilllegung bis auf das Verwaltungsgebäude vollständig abgerissen. Der auf dem ehemaligen Betriebsgelände errichtete Almaring wurde bis in die frühen 1980er Jahre für Autospeedway-Rennen genutzt und liegt inzwischen ebenfalls brach.
Verwaltungsgebäude und Anlage
Die architektonisch sehr sorgfältig gestaltete Anlage wurde durch das Büro Fritz Schupp und Martin Kremmer im Stile des Backsteinexpressionismus erstellt. Die Fassade des Verwaltungsgebäudes ist durch Vor- und Rücksprünge der Mauerwerksschichten waagerecht gegliedert. Die vier senkrechten, hellen Mauervorsprünge über dem Eingangsbereich wiederholen sich als rechter Winkel in den Flügelbauten und befanden sich als gestalterische Elemente auch auf den Betriebsgebäuden wie Kohleturm und Benzolfabrik.[2]
Von der Almastraße führte eine Zufahrtsstraße, die rechts und links von gepflegtem Rasengelände mit Ziegelmauern als Begrenzung eingesäumt war, zur Kokerei. In dem Eingangsgebäude, das aus einem zweigeschossigen Mittelteil mit eingeschossigen Flügelbauten besteht und im neoklassizistischen Stil in Ziegelmassivbauweise erstellt wurde, waren die Direktions- und Verwaltungsbüros der Kokerei untergebracht. Am rechten Flügelende war das Betriebslabor, im linken Teil die Kauen (Umkleide- und Duschräume) der Belegschaft eingerichtet. Am hinteren Gebäudeteil reckte sich das Stellwerk für den Bahnbetrieb zwischen Zeche und Kokerei sowie zu den Eisenwerken in die Höhe. Eine große Uhr auf dem Dach zeigte weithin sichtbar die Zeit an.
Eine überdachte Brücke führte vom Verwaltungsgebäude über die Gleise zur eigentlichen Kohlerestrasse, die an zwei Koksofenbatterien mit jeweils 63 Ofenkammern des Herstellers Koppers entlang zu den weiteren Produktionsbetrieben führte. In den Ofenkammern, die etwa 6 m hoch, 45 cm breit und 15 m lang waren, wurde nahezu die gesamte Kokskohlenproduktion der Zechen Alma und Pluto unter Luftabschluss zu Koks verarbeitet. Eine Ofenkammer fasste etwa 28 t Kokskohle, daraus entstanden etwa 21 t Koks. Das bei der Verkokung anfallende Gas wurde abgesaugt und im Produktionsprozess zunächst von Teer und Naphthalin gereinigt. Weiterhin wurden Benzol, und Schwefelsäure produziert und weiterverarbeitet. Für die Landwirtschaft und die Industrie war die Gewinnung von Ammoniumsulfat wichtig. Aus der Abwasserreinigung wurde Phenol gewonnen. Das so gereinigte Kokereigas wurde verdichtet und in meterdicken Rohrleitungen zu den Hochöfen geleitet. Ein Teil des Gases wurde auch in das Ruhrgasnetz eingespeist. Im Gegenzug wurde das in den Hochöfen entstehende Gichtgas zur Beheizung der Koksofenbatterien verwendet. Im Jahr 1963 wurde die Kokerei Alma stillgelegt und bis auf das Eingangsgebäude abgebrochen. Die auf diesem Gelände bis heute entstandene Vegetation ist ein bedeutendes Beispiel für "Industrienatur" und wird durch einen Fußweg erschlossen.
Die Kokerei Alma war die erste Gesamtanlage, bei der Schupp und Kremmer die von ihnen gewünschte enge Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren bei der Planung technischer Bauwerke durchführen konnten. Dadurch wurde anstelle der sonst üblichen unübersichtlichen und chaotisch wirkenden Anlagen eine ruhige, durchgehende Gestaltung aller Anlagenteile erreicht. Die hier noch genutzten Zierelemente fehlen bei späteren Bauten wie der Zeche Zollverein dann vollständig. Zusammen mit der zeitgleich errichteten Zentralkokerei an der Zeche Nordstern stellt das Ensemble daher ein wichtiges Frühwerk der für die Industriebauten im Ruhrgebiet wegweisenden Architekten dar.[3]
Folgenutzung und heutiger Zustand
Mit Landesmitteln wurde das ehemalige Verwaltungsgebäude 1982/1983 restauriert und eine kurze Zeit von einer Druckerei genutzt. Das vormals stolze Empfangsgebäude steht seit dem 8. Oktober 1987 auf der Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen. Mittlerweile sind am und in dem Bauwerk große Schäden angerichtet worden, und das Gebäude wurde größtenteils durch Vandalismus und Diebstahl zerstört.[4] Wildwuchs bedeckt das Areal. Von der Kokerei Alma sind kaum noch nennenswerte Reste übrig geblieben.
Das Gelände um das Gebäude ist kontaminiert und sollte vor allem im letzten Teil zur Ostpreußenstraße und zum Bahndamm hin nicht betreten werden. Dieser letzte und teilweise sumpfige Geländeabschnitt ist aber nie mit Anlagen der Kokerei oder der Eisenwerke bebaut gewesen.
Zustand heute
Einzelnachweise
- ↑ Westfälische Rundschau vom 20. März 1963
- ↑ Gelsenkirchener Geschichten Kokerei Alma beschrifteter Lageplan zitiert aus "Baukunst", München, 6. Jahrgang, Heft 4, April 1930
- ↑ Erzbahn-Emscherbruch, Regionalverband Ruhr 2005, S. 50/51.
- ↑ WAZ-Serie Geisterhäuser, Schiet im Schacht, 15. April 2009 im Internet-Archiv gespeichert am 17. April 2016
Weblinks
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