Landsberg (Adelsgeschlecht)
Landsberg ist ein altes bergisches und westfälisches Adelsgeschlecht, das wie das Geschlecht der Herren von Buer von den Herren von Werden, Ministeriale des Klosters Werden, abstammt. Die Linien der Freiherren und Grafen von Landsberg-Velen bestehen bis heute.
Geschichte
Entgegen der früheren Auffassung, dass der erste Vertreter des Geschlechts der 1115 urkundlich erwähnte Everhard (Euerhardus, nobilis, advocatus et dapifer), Vogt und Truchseß der Abtei Werden, war,[1] stammt das Geschlecht der Herren von Landsberg über die Herren von Werden tatsächlich von den Herren von Bornheim aus Bornheim (Rheinland) ab.[2] Stammvater der Familie war somit der aus einer Dynastenfamilie stammende Ritter Wilhelm Schilling I. von Bornheim (urkundl. 1173–1198), Ministeriale des Erzbischofs von Köln, Vogt von Bornheim und Gründer des berühmten Klosters Schillingscapellen.[3]
Der erste der Familie, der sich von Landsberg nannte, war Wilhelm Schillings Urenkel Philippus de Werdina (Philipp von Werden). Dieser wurde 1291 von Adolf V. von Berg als Burgmann (castellanus) auf Burg Landsberg an der Ruhr bei Kettwig eingesetzt. Aber bereits 1288 nannte er sich Philippo de Landsberg, damals noch als Ministeriale des Klosters Werden.[4]
Die Söhne Philipps Wessel und Reinhardt begründeten um 1300 die beiden Stämme Landsberg zu Erwitte mit Sitz auf Haus Erwitte bei Lippstadt (später Landsberg-Velen) und Landsberg zu Landsberg.
Die ältere Linie Landsberg zu Landsberg behielt den niederrheinischen Stammsitz Landsberg und das bergische Olpe bis zum 17. bzw. 18. Jahrhundert. Ein Nebenzweig gelangte nach Kurland und war dort noch im 19. Jahrhundert ansässig.
Die jüngere Linie Landsberg-Erwitte blieb auch nach der Reformation katholisch. Während des 17. Jahrhunderts konnten Angehörige der Linie Wocklum bei Balve im Sauerland erwerben. Im Jahr 1681 wurde ein Familienfideikommiss gegründet. Bedeutende Vertreter waren Daniel Dietrich von Landsberg zu Erwitte als General in Diensten Kurkölns und Landdrost des Herzogtum Westfalen. Die Mehrzahl von dessen männlichen Nachkommen trat als Domherren in den geistlichen Stand ein. Der Erbe Franz Anton Freiherr von Landsberg war hochrangiger Militär im Dienste des Hochstifts Münster. Unter anderem war er Gouverneur der Stadt und Festung Münster. Über die Belagerung von Kaiserswerth von 1689 hinterließ er biographische Aufzeichnungen. Sein Bruder war Franz Kaspar Ferdinand von Landsberg zu Erwitte der zunächst Domherr in Münster war. Mit seiner Heirat, legitimiert durch päpstlichen Dispens, bewahrte er die Familie vor dem Aussterben.
Die Familie erwarb durch Heirat von Clemens August von Landsberg mit der Erbin Anna Therese Herrin von Velen die Besitzungen des ausgestorbenen Grafengeschlechts Velen. Seit 1792 trägt das freiherrliche Geschlecht offiziell den Namenszusatz Velen. 1825 kam die Standesherrschaft Gemen mit Raesfeld in den Besitz der Familie.
Ignaz von Landsberg-Velen und Gemen, Standesherr zu Gemen, Landtagsmarschall und Wirklicher Geheimer Rat, war ein bedeutender westfälischer Unternehmer und Politiker. Er wurde 1840 in den erblichen preußischen Graf]enstand erhoben. Sein Sohn Friedrich von Landsberg-Velen und Gemen war ebenfalls Standesherr und Politiker. Dessen Sohn Max von Landsberg-Velen war Agrarpolitiker.
Engelbert von Landsberg-Velen und Steinfurt wie auch dessen Sohn Ignatz von Landsberg-Velen und Steinfurt waren Politiker und Vorsitzende des Westfälischen Reitervereins.
Maximilian von Landsberg-Velen (1889-1957) war Gründer und Vorsitzender des Vereins westfälischer Adelsarchive. Manfred von Landsberg-Velen (1923-2010) baute Schloss Dankern zu einer Freizeiteinrichtung aus und war Präsident des Verbandes deutscher Freizeitunternehmer. Dieter Graf von Landsberg-Velen (1925-2012) war hochrangiger Sportfunktionär und Präsident des Malteser Hilfsdienstes Deutschland.
Der Stammsitz Schloss Landsberg wurde 1903 an den Unternehmer August Thyssen verkauft, dessen Familienstiftung es bis heute besitzt. Der gräflichen Linie Landsberg-Velen gehören noch Schloss Velen, Burg Gemen und Schloss Wocklum. Der freiherrlichen Linie gehören Schloss Dankern und Schloss Drensteinfurt. Schloss Erwitte wurde 1934 verkauft, wie auch der Landsberger Hof in Arnsberg.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Gold einen mit Andreaskreuzen silbern gegitterten roten Balken. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein aufgerichteter roter Fuchs zwischen zwei auswärts gebogenen Palmzweigen, der rechte gold, der linke rot.
Das Wappen von 1792 ist geviert. Die Felder 1 und 4 zeigen das Stammwappen, 2 und 3 in Gold drei rote Vögel nebeneinander (Velen). Der rechte Helm mit rot-goldenen Decken trägt rechts eine Krone mit silber gegittertem roten Reif darüber wie der Stammhelm. Auf dem linken Helm ein mit den Vögeln belegter kleiner goldener Schild zwischen offenem, recht goldenem, links rotem Flug (Velen).
Persönlichkeiten
- Jobst von Landsberg zu Erwitte] (* um 1567; † 9. Juli 1622 in Dringenberg) Herr zu Erwitte und Mark war Landdrost und hochrangiger Offizier im dreißigjährigen Krieg.
- Daniel Dietrich von Landsberg zu Erwitte (1618-1683), hochrangiger Offizier im kaiserlichen, spanischen und kurkölner Dienst, Diplomat sowie Landdrost im Herzogtum Westfalen
- Franz Anton Freiherr von Landsberg (1656-1727), General und Gouverneur der Stadt Münster
- Franz Dietrich Joseph von Landsberg zu Erwitte (1659-1727) war Domherr verschiedener Domkirchen und Politiker im Hochstift Hildesheim
- Franz Kaspar Ferdinand von Landsberg zu Erwitte (1670-1730), Gutsherr, Domherr sowie hochrangiger Beamter des Herzogtums Westfalen
- Clemens August von Landsberg zu Erwitte (1733-1785), Amtsträger im Herzogtum Westfalen und im Fürstbistum Münster sowie Unternehmer
- Johann Matthias von Landsberg zu Erwitte (1734–1813), Domherr und Hofkammerpräsident
- Ignaz von Landsberg-Velen und Gemen (1788-1863), Politiker, Standesherr und Unternehmer
- Engelbert von Landsberg-Velen und Steinfurt (1796-1878), Grundbesitzer und Politiker
- Friedrich von Landsberg-Velen und Gemen, seit 1840 Graf (1815-1898), Standesherr und Unternehmer
- Max von Landsberg-Velen, Graf (1847-1902), Standesherr und Agrarpolitiker
- Ignatz von Landsberg-Velen und Steinfurt Reichsfreiherr von Landsberg-Velen und Steinfurt (1830-1915), westfälischer und preußischer Politiker
- Friedrich Graf von Landsberg-Velen und Gemen (1850-1926), Standesherr und Politiker
- Dieter Graf von Landsberg-Velen (1925-2012), Sportfunktionär und Präsident des Malteser Hilfsdienstes Deutschland
Literatur
- Dietmar Ahlemann: Der ursprünglich dynastische Familienverband Bornheim-Werden-Landsberg-Buer, in: Unser Buer – Beiträge zur Geschichte, Band 31, Jg. 2012/213, Gelsenkirchen-Buer 2013, S. 5–30.
- Friedrich Philippi: Die Anfänge der gräflichen und freiherrlichen Familie von Landsberg. In: Landsberg, Vierteljahresschrift für den Landsbergschen Familienverband, 4./7. Jg., Velen-Westfalen 1926–1929, S. 1–37.
- Alfred von Landsberg-Velen: Ein neuer Versuch zur Klarlegung der ersten Anfänge des Geschlechtes Werden-Landsberg. In: Landsberg Jahrbuch für den Landsbergschen Familien-Verband, 8.-12. Jg. 1930–1934, Münster 1934, S. 5–21.
- Oskar Stavenhagen: Landsberg. In: Genealogisches Handbuch der kurländischen Ritterschaft, Teil 3, 2: Kurland, Lfg. 9–12, Bd. 2, Görlitz 1937, S. 648–666. (online)
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1926. Verlagsanstalt München/Regensburg 1926.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, Band 97 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408
Weblinks
- Urkundenregesten aus dem Gesamtarchiv von Landsberg-Velen / Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)
- Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Bd.5
- Wappen der „Lanßburck“ im Ingeram Codex, 1459
- Wappen der Landsberg im Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554-1568
- Wappen der Landsberg im Wappenbuch des westfälischen Adels
Einzelnachweise
- ↑ Landsberg-Velen (1934); Trad. Werdin. 122, 124, 128
- ↑ Das Wappen von Bornheim (Rheinland) zeigt im Wesentlichen das Wappen des Familienverbands Bornheim-Werden-Landsberg-Buer. Es wurde lediglich ein Schöffenschwert ergänzt. Siehe Bornheim (Rheinland).
- ↑ Ahlemann (2013), S. 22 ff.
- ↑ Horst-Rüdiger Jarck: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstiftes Marienberg bei Helmstedt. In: Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte, Band 32, bzw. Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter, Band 24, Hannover 1998, Urkunde 126, S. 110 f.