Ludwig Fischer

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Ludwig Fischer (* 25. November 1849 in Hüllhorst, Kreis Lübbecke, † 4. Juni 1907 in Emden) war einer der Gründer des evangelischen Arbeitervereins.

Ludwig Fischer

Leben und Wirken

Ludwig Fischer wurde als 13. und jüngstes Kind der Familie in Hüllhorst, Kreis Lübbecke, im Minden-Ravensberger Land geboren. Nach dem Tode seiner Eltern veranlassten ihn seine Geschwister, die selbst arm waren, ins Ruhrgebiet zu ziehen, um sich dort seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. So zog Fischer 1865 im Alter von 15 Jahren alleine nach Gelsenkirchen.

In Gelsenkirchen fand er Arbeit in der Zeche Hibernia. Nach einer Verbrennung, die er sich im Untertagebau zuzog, wurde er über Tage weiterbeschäftigt. 1883 erhielt er die Stelle eines Brückenkontrolleurs auf der Zeche Rhein-Elbe I/II. Am 27. August 1875 heiratete Ludwig Fischer Maria Meinecke. Seine aus einer katholischen Familie stammende Frau konvertierte bei der Hochzeit zum evangelischen Glauben.

In den seiner Zeit bestehenden christlich-sozialen Vereinen, in denen die katholischen Geistlichen die Leitung hatten, fühlte sich Ludwig Fischer nicht wohl. Als Mitglied des „christlich-sozialen Vereins" erkannte er die gerissene Taktik des Kaplans, der Mischehen empfahl, um auf diese Weise die evangelischen Gemeinden zu schwächen und die katholischen zu stärken. Im Frühjahr 1882 schlug Ludwig Fischer bei einer Besprechung auf dem Kirchplatz der evangelischen Kirche seinem Freund Hermann Wessels vor, als Gegengewicht zu den anderen Vereinigungen einen evangelischen Arbeiterverein zu gründen. Diesem Vorhaben schlossen sich seine Freunde Hermann Wessels, Wilhelm Fröhlich und Richard Koch an, und sie entwarfen die Statuten für einen solchen Verein. Diese besagten, unter den Glaubensgenossen das evangelische Bewusstsein zu stärken, die Liebe zum Vaterland und Herrscherhausse zu pflegen, die sittliche Kraft und allgemeine Bildung zu fördern, das friedliche Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu wahren und die Mitglieder in außerordentlichen, unverschuldeten Notfällen zu unterstützen.

Am 29. Mai 1882 wurde im Althof´schen Saale die erste Versammlung einberufen, zu der 57 evangelische Arbeiter erschienen. Ludwig Fischer wurde er zum kommissarischen 1. Vorsitzenden gewählt und einige Wochen später als 1. Vorsitzender eines evangelischen Arbeitervereins bestätigt.

Im Juli 1882 wurde in der Gemeinde Schalke der zweite Verein gegründet. Unter Mithilfe der evangelischen Geistlichen erfolgte bald eine Vereinsgründung nach der anderen. Kein Weg, keine Ortschaft war Fischer zu weit, wenn es hieß, die evangelischen Belange zu wahren und zu vertreten, so fuhr er bis nach Nimmersatt in Ostpreußen, um dort ebenfalls einen Arbeiterverein zu gründen.

Auf Fischers Drängen hin wurde 1884 der erste Provinzialverband, Rheinland und Westfalen umfassend, gegründet. Am 6. August 1890, schlossen sich die evangelischen Arbeitervereine zu einem Gesamtverband in ganz Deutschland zusammen.

Am 1. Oktober 1887 wurde Fischer als Verbandsagent des Provinzialverbandes Rheinland und Westfalen angestellt. In dieser Eigenschaft hat er in den beiden westlichen Industrieprovinzen und in der Folge auch in anderen Gegenden Deutschlands zahlreiche evangelische Arbeitervereine aus der Taufe gehoben.

Ludwig Fischer war bis 1901 Verbandsagent der evangelischen Arbeitervereine. In dieser Zeit lebte er in der Kaiserstraße 16.[1] Als der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine, und damit auch der Provinzialverband Rheinland und Westfalen, sich zur christlichen Gewerkschaft bekannten, konnte Fischer diesen Schritt nicht mitvollziehen. Er erkannte, dass sich diese christliche Gewerkschaftsbewegung als interkonfessionell bezeichnete, in ihrer Führung aber nahezu ganz katholisch war. Deshalb schied Ludwig Fischer am 15. September 1901 mit dem Bochum-Gelsenkirchener Kreis aus dem Gesamtverband aus. Er schloss sich dem evangelischen Arbeiterbund an.

Am 29. Januar 1902 übernahm Ludwig Fischer die Leitung eines Volksbüros des evangelischen Arbeiterverbundes, dessen Bundesagent er später wurde. Weil der evangelische Arbeiterbund sein Gehalt nicht mehr bezahlen konnte, schied Ludwig Fischer am l. Juli 1906 aus dessen Dienst aus und ging als Leiter eines größeren Arbeitsnachweisbüros der Nordseewerke nach Emden.

Ludwig Fischer verstarb am 4. Juni 1907 an einem Herzschlag. Sein Leichnam wurde nach Wanne-Eickel überführt und auf dem alten evangelischen Friedhof am Hauptbahnhof Wanne beigesetzt. Auf sein Grab wurde ein Marmordenkmal gesetzt. Als der alte evangelische Friedhof durch Planung der Stadt Wanne-Eickel aufgegeben wurde, hat die Evangelische Arbeitnehmerbewegung Landesverband Rheinland-Westfalen Ludwig Fischers Denkmal zum Adolf-Stoecker-Heim, Sprockhövel-Gennebreck, transportiert und in den Anlagen dieser Bildungsstätte in unmittelbarer Nähe des Hauses aufgesetzt. Neben das Denkmal Ludwig Fischers hat der Bezirksverband der EAB Gelsenkirchen einen Kohlenförderwagen einer Gelsenkirchener Zeche gestellt.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Adressbuch 1893