Ludwig Knickmann

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Ludwig Knickmann
Ehrenwache am Grab von L. Knickmann (1935)

Ludwig Knickmann (* 24. August 1897 in Buer i. W.; † 21. Juni 1923 in Marl) war ein Widerstandskämpfer während der Ruhrbesetzung und wurde von der nationalsozialistischen Bewegung als „Märtyrer“ verehrt.

Leben

Knickmann nahm seit 1916 am Ersten Weltkrieg teil. Er kämpfte nach 1918 vor Aufstellung der Freikorps mit einem kleinen Freundeskreis bewaffnet gegen die Machthaber in Buer in kleinen Teilaktionen. Bis 1920 gehörte er Freiwilligen- und Selbstschutzverbänden an, im November 1922 wurde er Mitglied der NSDAP. Ludwig Knickmann war ein Mitarbeiter seines Bruders Heinz Knickmann bei der Organisation des aktiven Abwehrkampfes gegen die feindlichen Besatzungstruppen. In der Zeit der Ruhrbesetzung war Ludwig Knickmann Führer eines Stoßtrupps, der im Abwehrkampf gegen die ins Ruhrgebiet eingerückten französischen und belgischen Besatzungstruppen eingesetzt war.

Tod

Er wurde von belgischen Besatzungssoldaten erschossen, als er an der Lippe bei Marl illegal die Grenze zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet übertreten wollte. Nach anderen Informationen waren er und sein Partner, Karl Jackstien, beim Schmuggeln von Lebensmitteln ertappt und getötet worden. Jackstien machte mach seiner Verhaftung folgende Angaben zu dem Zusammentreffen mit einer belgischen Patrouille:

Nachdem diese die Pässe kontrolliert hatten, wollte der Korporal eine Durchsuchung der Taschen vornehmen und faßte sofort auf die Tasche, worin Knickmann die Pistole trug. Dieser habe in der Angst, er würde mißhandelt und bestraft, die Pistole gezogen und drei der Soldaten niedergeschossen. Der vierte flüchtete in den nahen Wald, wo er das Feuer erwiderte. Knickmann wurde auf der Flucht in die Schulter getroffen, so daß er von Jackstien gestützt werden mußte.
An der Lippe, ganz in der Nähe des Hauses Ostendorf in Lippramsdorf, entkleideten sich beide und ließen sämtliche Sachen, Kleidungsstücke, Pässe und eine Pistole zurück. Dann versuchte Jackstien den Knickmann, der nicht mehr schwimmen konnte, mittels eine Hosenträgers, den er ihm um die Schulter gebunden hatte, durch die Lippe zu ziehen. Nachdem er etwa drei Viertel des Flusses durchschwommen hatte, löste sich das Band, und Knickmann, der sehr geschwächt war, ertrank. Jackstien war nicht in der Lage, ihm zu helfen, da er selbst durch die übermäßige Anstrengung erschöpft war. [1]
Ludwig-Knickmann-Haus in Gelsenkirchen

Die Nationalsozialisten verehrten Knickmann daraufhin als „Märtyrer“. Ludwig Knickmann zu Ehren wurden verschiedene Straßen benannt, so die Ludwig-Knickmann-Straße in Buer die heutige Horster Straße zwischen Vincke- und Goldbergstraße und auch in Bonn der heutige Lievelingsweg. Die SA-Standarte 137 Westfalen in Gelsenkirchen erhielt den Namen "Standarte Knickmann". Das Reichsarbeitsdienstlager in Wulfen trug ebenso seinen Namen. In Marl gab es ihm zu Ehren ein Denkmal und eine nach ihm benannte Schule. Die Gelsenkirchener NSDAP-Parteizentrale erhielt den Namen Ludwig-Knickmann-Haus. So hiess auch die RLB Landesgruppenluftschutzschule in Bad Godesberg.

Sein Todestag war der 21. Juni, welcher von den Nazis auch als Mitsommernacht gefeiert wurde. Dazu wurde Ludwig Knickmann jährlich zunächst auf dem Hauptfriedhof Buer von Buer symbolisch „neu“ beigesetzt und anschließend am Ehrenmal Buer sein Tod weiter zelebriert.[2] Einen Eindruck davon verschafft ein Artikel der Gelsenkirchener Zeitung vom 22. Juni 1940:

"Auch gestern morgen wieder - an dem Tage, da sich zum 17. Male der Todestag des im Ruhrkampf am 21. Juni 1923 gefallenen Blutzeugen Ludwig Knickmann jährte - fand am Grabe des unvergessenen Kämpfers und Helden auf dem Buerschen Ehrenfriedhof eine schlichte Gedenkfeier statt....Am geschmückten Grabe Ludwig Knickmanns hatte eine Ehrenwache der SA-Standarte "Ludwig Knickmann" Aufstellung genommen. SA-Obersturmführer Henkel gedachte in schlichten Worten der Treue und des Dankes des Blutopfers, das Ludwig Knickmann in der Frühzeit der nationalsozialistischen Befreiungskampfes für Deutschlands Zukunft gebracht hat und das nun durch die glorreichen Waffen der neuen deutschen Wehrmacht seine reinste Sühne gefunden hat.
Aus den Gedenkworten sprach auch diesmal wieder das Gelöbnis, daß Ludwig Knickmanns Beispiel und Tod niemals vergessen werden sollen. Mit dem Gruß an den Führer und dem Gesang der Nationalhymne fand die Gedenkansprache, die von Versen des Dankes und der Treue umrahmt war, ihren Abschluß. Danach erfolgte die Niederlegung der Kränze der NSDAP-Kreisleitung Emscher-Lippe, des Düsseldorfer Gauleiters Florian, der SA-Standarte 137 "Ludwig Knickmann", des niederrheinischen SA-Obergrupenführers Heinz Knickmann, der Stadt Gelsenkirchen und der Kameraden des Ruhrkampfes. Zugleich wurden auch am Grabe des gleichfalls auf dem Ehrenfriedhof beigesetzten, im Oktober 1933 für Adolf Hitler gefallenen SA-Mannes Josef Woltmann Kränze des Gedenkens niedergelegt. Nach der Gedenkfeier auf dem Buerschen Ehrenfriedhof begaben sich die Teilnehmer zum Ludwig-Knickmann-Denkmal in Sickingmühle, wo sich ebenfalls im Rahmen einer schlichten Trauerkundgebung an den toten Kämpfer eine Kranzniederlegung anschloß."

Auf der Zeche "Hugo I", wo Knickmann bis zu seinem Tode arbeitete, wurde eine Gedenktafel angebracht.

Umbenennungen von Straßen und Einrichtungen während des Nationalsozialismus

Nach Ludwig Knickmann wurden während der NS-Zeit Straßen benannt:

  • In Düsseldorf wurde die Breitestraße im Stadtzentrum umbenannt in Ludwig-Knickmann-Straße, parallel zur Westseite der heutigen und vormaligen Königsallee, die dann Albert-Leo-Schlageter-Allee hieß und nördlich der Adolf-Hitler-Straße, gequert von der Hermann-Göring-Straße (heute Benrather Straße).
  • In Buer hieß die heutige Horster Straße zwischen Vinckestraße und Goldbergstraße Ludwig-Knickmann-Straße.
  • In Troisdorf wurde zwischen Kirchstraße und Kenntemich-Platz die Straße von 1933 bis 1945 Ludwig-Knickmann-Straße genannt.
  • In Bonn hieß der Lievelingsweg von 1935 bis 1945 Ludwig-Knickmann-Straße.
  • In Hilden wurde von 1939 bis 1945 die Schützenstraße in Knickmannstraße umbenannt.
  • In Duisburg hieß die Karl-Jarres-Straße zeitweise Ludwig-Knickmann-Straße
  • In Bottrop gab es eine Ludwig-Knickmann-Straße.
  • Die Gelsenkirchener NSDAP-Parteizentrale erhielt 1932 den Namen Ludwig-Knickmann-Haus.
  • Dort wo Knickmann in der Lippe ertrank, wurde am 13. Mai 1934 ein Ehrenmal eingeweiht.
  • Die SA-Standarte 137 in Westfalen erhielt am 1. Februar 1933 in Gelsenkirchen den Namen "Standarte Knickmann".
  • Das Reichsarbeitsdienstlager (RAD) 6/165 in Wulfen trug ebenso seinen Namen. Das Lager wurde an der heutigen B 58 zwischen Wulfen und Deuten für 300 Mann eingerichtet und schon im April 1934 feierlich eröffnet. Es hieß zuerst „Stammlager Wulfen des Arbeitsdienstes der NSDAP Ab. 201/6 Wulfen i. W.“ – später „Ludwig-Knickmann-Lager“.
  • In Marl gab es ihm zu Ehren ein Denkmal und eine nach ihm benannte Schule.
  • Die Reichsluftschutzbund (RLB) Landesgruppenluftschutzschule in Bad Godesberg erhielt den Namen Ludwig-Knickmann-Haus.

Einzelnachweise

  1. A. Winter, Der Ruhrkampf im Amtsbezirk Marl, in: Vestischer Kalender 1987
  2. Hans-Jürgen Priamus: Helden- und Totenfeiern - Normiertes Totengedenken als Feiertag In: Hans-Jürgen Priamus/Stefan Goch (Hrsg.): Macht der Propaganda oder Propaganda der Macht? Inszenierung nationalsozialistischer Politik im "Dritten Reich" am Beispiel der Stadt Gelsenkirchen. Essen 1993, S. 21-41, 26-29.

Weblinks

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