Moses Stern

Aus Gelsenkirchener Geschichten Wiki
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Moses Stern (* 1. September 1853 in Hachen, Sundern, Kreis Arnsberg, † 1. Februar 1927 in Rüttenscheid, Essen[1]) war ein ehemaliger Gelsenkirchener Unternehmer.

Der Betrieb um 1920

Geschichte

Stern hatte 1879 in der Nähe des Hauptbahnhofs, in der damaligen Breitestraße 7 eine Schrotthandlung gegründet, aus der eine Metall Handelsgesellschaft entstand. 1899 erwarb er ein Grundstück am Hüttweg in Bismarck wo er einen Betrieb zur Schrottverarbeitung erbaute. Das Betriebsgelände hatte einen Zugang über die Straße Am Stäfflingshof direkt zu den Bahngleisen. Mit dem Anwachsen es Betriebes erfolgte 1915 die Verlagerung zur Christinenstraße.

Ein Schrott-Zerkleinerungswerk befand sich bereits 1927 an der Leopoldstraße 70.[2]

Haus Hüttweg 29

Zu Beginn des Jahres 1936 wurde das Unternehmen "durch das Hitlerregime aufgefordert" die Mehrheit seiner Anteile an die Stahlausbau GmbH zu verkaufen. Im September 1937 wurden die Gebäude der Moses Stern AG von der Gestapo sowie der Steuer- und Devisenbehörde besetzt. Der Betrieb musste verkauft werden und es ging daraus die Eisen und Metall AG hervor.

Moses Stern errichtete, nachdem er das Haus Theresienstraße 5 erworben hatte, im Jahre 1897 ein gemischtes Wohn- und Geschäftshaus an der Theresienstraße. Er selbst lebte zu dieser Zeit in Essen in der Herwarthstraße 60.[3]

Zitat aus "Was die Nationalsozialisten Arisierung nannten"

Die Moses Stern AG ist als typisch für ein Unternehmen aus dem Ruhrgebiet anzusehen. Die Firma war aufgrund ihrer Produktpalette ein einflussreiches Unternehmen auf einem für die Nationalsozialisten wichtigen Sektor ihrer Aufrüstungspolitik, dem Rohstoffsektor. Aufgrund der labilen wirtschaftlichen Lage zu Beginn des "Dritten Reiches" war es nicht möglich, und im Fall der Firma Stern auch nicht erwünscht, störend in den Geschäftsbetrieb der Firma Moses Stern einzugreifen. Das Unternehmen steigerte seine Umsätze trotz der für jüdische Unternehmen vorherrschenden repressiven Rahmenbedingen ständig und kam nach einigen wirtschaftlich schwierigen Jahren 1935 erstmals wieder in die Gewinnzone.

Insbesondere seit 1937 droht der Moses Stern AG eine Verkürzung der Lagerbestände sowie eine Erschwernis der Einkaufsmöglichkeiten, wurden doch jüdische Unternehmen des Rohstoffsektors genauestens überwacht und kontrolliert. Auch wenn diese Maßnahmen noch keine Gesetzeskraft hatten, war jedoch absehbar, dass ein normaler Geschäftsbetrieb alsbald nicht mehr möglich sein würde. Die antisemitischen Maßnahmen hatten schwerwiegende Folgen für die Geschäfte der Moses Stern AG. Zu Beginn des Jahres 1936 wurde das Unternehmen "durch das Hitlerregime aufgefordert" die Mehrheit seiner Anteile an die Stahlausbau GmbH zu verkaufen.

Der Druck auf die Familie Stern nahm in dieser Phase weiter zu. Im September 1937 wurden die Gebäude der Moses Stern AG von der Gestapo sowie der Steuer- und Devisenbehörde besetzt. Angeblich lagen Devisenvergehen des Unternehmens vor. Die Anschuldigungen konnten jedoch nicht bewiesen werden. Als die Besitzer noch unter dem Eindruck der Untersuchung standen, wurden sie durch einen leitenden Herrn von Mannesmann darüber unterrichtet, dass ihre persönliche Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann, wenn sie nicht bis Ende des Jahres ihre Aktien oder ihren Betrieb verkauften.

Zeitgenössische Beschreibung des Betriebs

Die Firma M. Stern ist eine der bedeutendsten Eisengroßhandlungen und besitzt Zweigunternehmungen in den ver­schiedenen Teilen Deutschlands, so in Bremen, Berlin, Mannheim u. Saarbrücken. Sie unterhält als besondere Spezialität den modernsten und umfangreichsten Schrottbetrieb. Als eine der ältesten Firmen — gegründet 1879 — hat sie die ersten Anfänge des S.-M.-Stahl-Verfahrens mit­erlebt und sich auf diese Weise den Eigenarten in der Versorgung der Stahl­werke mit Schrott anpassen können, sodass sie heute allen Anforderungen der Groß­industrie in weitestem Maße gewachsen ist. Durch diese langjährigen Erfahrungen, verbunden mit einer fachmännischen Leitung des Unternehmens begann sie 1915 mit dem Bau eines großzügigen, modernen Schrottbetriebes an der Eisenbahnstrecke der Emschertalbahn, der heute eine bebaute Fläche von etwa 125000 qm mit insgesamt etwa 4000 m Eisenbahn­gleis aufweist. Der Betrieb besitzt Lauf­kräne bis zu 60 Tonnen Tragkraft und 25 m Spannweite, große Fallwerke, Schrott­scheren zum Zerschneiden der aller­schwersten Stücke und eine eigene um­fangreiche Sauerstoffanlage, um nach dem neuesten Verfahren alle vorkommenden Schrottstücke zu zerlegen. Eigene Loko­motiven besorgen den Rangierdienst. Die gesamte Anlage ermöglicht die Bewälti­gung einer Tagesleistung bis zu 1000 Tonnen und kann auf diese Weise der moderne Betrieb die Schrottmengen in Bezug auf die mechanische Verarbeitung in bester Beschaffenheit den Stahlwerken zuführen.

Erinnerung

Das Wohnhaus von Moses Stern am Hüttweg 29 steht seit dem 26. November 1987 auf der Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen. Darüber hinaus erinnern Gedenktafeln am Hüttweg und am Ahlmannshof an den Betrieb von Moses Stern.

Quellen

  • Gedenktafel am Haus von Moses Stern, Hüttweg 29
  • Deutschlands Städtebau 1922; Herausgeber Stadtbaurat Max Arendt
  • Auszüge aus: Heinz Jürgen Priamus (Hg.): Was die Nationalsozialisten Arisierung nannten -Wirtschaftsverbrechen in Gelsenkirchen während des Dritten Reiches. S. 116-118 ff. Klartext, Essen 2007. ISBN 978-3-89861-843-4

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Familien-Stammbaum
  2. Adressbuch Gelsenkirchen 1927
  3. Adressbuch Gelsenkirchen 1927