Paul Eichengrün

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Dr. Paul Eichengrün (* 5. September 1899 in Witten[1], † 1985 in den USA ) war ein jüdischer Zahnarzt und zeitweise 2. Vorsitzender des FC Schalke 04.

Leben

Paul Eichengrün stammte aus einer Kaufmannsfamilie in Witten, wo er die Volksschule und das Realgymnasium besuchte. Anschließend musste er zum Militärdienst, und war bei der Marine. Verheiratet war er mit Ilse Schloßstein (* 27. September 1904 in Krefeld), und aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Tochter Lore (später Laura) wurde am 16. Februar 1927 in Gelsenkirchen, und Sohn Werner am 12. Februar 1929 geboren.

Wohnhaus Gildenstraße 7

1919 nahm Eichengrün sein Medizinstudium in Heidelberg auf, und nach dessen Abschluss ließ er sich dann in Gelsenkirchen nieder. Seine Praxis befand sich in der Neustraße 5 (heute Gildenstraße)[2]. Seine Praxis befand sich im Erdgeschoss seines Wohnhauses, an der heutigen Ecke Gildenstraße/Sparkassenstraße, das direkt gegenüber der Synagoge lag.

Er war nicht nur ein angesehener Mediziner, sondern engagierte sich auch für den Sport: 1932 wählten ihn die Mitglieder zum zweiten Vorsitzenden des FC Schalke 04. Ein Jahr später führte der Verein im Zuge der nationalsozialistischen „Gleichschaltung" des Sports eine undemokratische Satzung ein. Da er Jude war, gab Eichengrün daraufhin schweren Herzens und unter der Devise "Alles für Schalke 04!" sein Amt auf. Seine Sportbegeisterung und sein Organisationstalent kamen danach dem jüdischen Sportbund Schild zugute, in dem sich die aus den anderen Vereinen ausgeschlossenen jüdischen Sportlerinnen und Sportler zusammenschlossen.

Die Familie litt unter der fortschreitenden Ausgrenzung. Eichengrüns Praxis ging aufgrund der zunehmenden Hetze gegen Juden immer schlechter. Dennoch konnten sich Eichengrün und seine Frau Ilse zunächst nicht durchringen, Deutschland gemeinsam mit den beiden Kindern Laura und Werner zu verlassen. Während der Novemberpogrome 1938 verwüsteten Nationalsozialisten das Wohnhaus der Eichengrüns und verhafteten den Vater. Seine Frau konnte Paul Eichengrün nur gegen eine hohe Kaution freikaufen. Nach diesen schrecklichen Erlebnissen schickten die Eltern ihre Kinder mit einem Kindertransport nach Großbritannien zu Pflegefamilien. Sie selbst konnten erst kurz vor Kriegsbeginn im Sommer 1939 folgen. Ein Jahr später gelangte die Familie in die USA. Das Dritte Reich entzog Dr. Eichengrün die Staatsbürgerschaft und erkannte ihm 1942 den Doktortitel ab. Unter dem neuen Namen Paul Oakes baute er sich eine neue Existenz als Zahntechniker auf.

Dr. Paul Eichengrün verstarb 1985, seine Ehefrau Ilse 1960. Laura Gabriel, geborene Eichengrün, starb am 12. Dezember 2009.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Detailinformationen
  2. Adressbuch Gelsenkirchen 1927